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Vorwort und Index

Wieso? Weshalb? Warum?     Was? Wer? Wo?

Artikel


Stadthalle Köln-Mülheim Christian Papazoglakis Händlertische Tänzerin, Jessica Kikisch

Intercomic Mai 2023

Comicmesse Köln mit Mangaextra
Gut besucht zeigte sich die Mai-Ausgabe der Comicmesse Köln. Eine halbe Stunde vor Einlass in die Stadthalle Köln-Mülheim bildete sich bei sonnigem Wetter bereits eine lange Warteschlange auf dem Parkplatz vor dem Eingang (s. Abb. ganz links). Die große Halle war im Unterschied zum Vorjahr dank eines neu hinzugekommenen Mangabereichs gut gefüllt. Über ein halbes Dutzend kleinerer Comicverlage stellten ihr Programm und ihre Neuerscheinungen vor, darunter prominent im Foyer die Salleck Publications, die den Belgier Christian Papazoglakis ("Ayrton Senna", "Alpine") zum Signieren an ihren Stand mitbrachten (s. Abb. 2. v. l.). An den Händlertischen mit ihren Comicstapeln, Merchandiseartikeln und Stöberkisten herrschte reger Betrieb (Abb. 3. v. l.), auch wenn deren Anzahl noch nicht wieder an die Zahl aus der Zeit vor der Seuche heranreicht. Sehr interessant war es, sich im Mangabereich umzusehen und umzuhören, wo junge ZeichnerInnen ihre Arbeiten in teils aufwendig dekorierten Ständen unter fantasievollen Namen vorstellten. Da konnte man zum Beispiel in der Präsentationsmappe von Jessica Kikisch blättern und von ihren Erfahrungen mit dem Inken (Tuschen) erfahren (s. Abb. ganz rechts und inktober.com ("improve your inking skills")). – Nachdem sich schon die Nachricht verbreitet hatte, dass diese Comicmesse nicht mehr stattfinden wird, kann man den Veranstaltern nun danken, diese wohl seit 1977 bestehende Veranstaltung (damals noch als "Kölner Comic-Tauschtage" im Kolpinghaus) am Leben zu halten. (adi)

 
Roman Quentin Durward Film Quentin Durward Comic Quentin Durward Sammelbild Carcassonne

Quentin Durward

Scotts historischer Roman, der in Frankreich spielt
Das eigentliche Interesse Walter Scotts – und das machen schon seine Ausführungen im ersten Kapitel, vor Beginn der Handlung, deutlich – ist die Darstellung zweier historischer Persönlichkeiten, des französischen Königs Ludwigs XI. und Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund. Die geschilderten Abenteuer, vor allem aber die Liebesgeschichte zweier junger Menschen, Quentin Durwards und der Gräfin Isabelle de Croye, werden in Adaptionen, auf die wir im Comic- und im Filmteil kommen werden, im Mittelpunkt stehen, im Roman sind sie jedoch nur ein Handlungsstrang von mehreren. Handlungszeit des Romans ist das 15. Jahrhundert, der sogenannte Herbst des Mittelalters, den wir – auch und gerade in der Kunst – in erster Linie mit Frankreich und ganz besonders mit Burgund assoziieren. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Quentin Durward herunterladen (Stand: 13.04.2023)

 
TV Sonderband: Ivanhoe Walter Scott: Ivanhoe (Buchausgabe) François Walthéry: Ivanhoe Richard und Elizabeth Taylor: Ivanhoe

Walter Scott: Ivanhoe

Ein Klassiker des historischen Romans
Sir Walter Scott, der Verfasser des Romans "Ivanhoe", wurde 1771 geboren. Seine Romane machten ihn zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und brachten ihm die Bewunderung von Dichtern und Schriftstellern in ganz Europa, gerade in Frankreich und den deutschsprachigen Ländern, ein. Vor allem gilt er (neben Alexandre Dumas (père) in Frankreich) als einer der Erfinder des historischen Romans. So galt der Untertitel seines ersten Romans für lange Zeit als Kriterium für die Definition eines "historischen" Romans: ein Abstand zwischen der Gegenwart des Autors und dem behandelten Thema von mindestens sechzig Jahren. Dazu kommen die Konstruktion eines sogenannten "mittleren Helden" als Protagonist und Vermittler des Geschehens zum Leser/zur Leserin und die bei Scott durchgängig erkennbare Intention, das Wissen um die Vergangenheit als wichtigen Aspekt im Gegenwartsbewusstsein, im kulturellen Gedächtnis zu verankern. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Ivanhoe herunterladen (Stand: 28.03.2023)

 
Les Chroniques du Bestiaire Discord Frontend Comicbeispiel Midjourney 2 Comicbeispiel Midjourney 3

Comics machen mit KI

Midjourney malt Comicpanels
Steve Coulson sorgt mit einem Comic für Aufmerksamkeit, den er von einem KI-Programm hat zeichnen lassen: "The Bestiary Chronicles" bzw. "Les Chroniques du Bestiaire" (Abb. ganz links) ist der Titel der Dystopien, deren Bilder er vom Programm Midjourney erzeugen ließ. Darin geht es um Sichten in eine zukünftige Welt, die wegen einer Wasserstoffbombenexplosion von monströsen Mutantenreptiloiden angegriffen wird. Monster und Drachen und Echsen kann Midjourney gut. – Seit März 2023 läuft die Version 5 von Midjourney, mit der man zum Beispiel beliebige Seitenverhältnisse für seine Bilder festlegen kann. Über das Bedienprogramm Discord (Abb. 2. v. l.) wird Midjourney mit Bildwünschen gefüttert, die man auch in Deutsch formulieren kann (zum Beispiel: "/imagine Zwei Ritter reiten auf ihren Pferden zu einer Burg in den Bergen, die an einem See liegt"). Die Ergebnisse überraschen. Innerhalb von zwei Tagen hat man genug gelernt und ausreichend Material für einige Comicseiten zusammen (siehe Download unten und Abb. 3. v. l.). – Sehr bald werden aber auch die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen offensichtlich auch Coulson zu kämpfen hatte. Die Texte zu dem Szenario, das einem vorschwebt, muss man oft den KI-Resultaten anpassen und selbst in die Panels lettern. Das Aussehen von Figuren, Hintergründen und Gegenständen verändert sich trotz gleicher Befehle wegen der systemimmanenten Zufallsprozesse der KI von Panel zu Panel. Zum Beispiel sieht die Gräfin im u.a. Beispiel-Comic auf Seite 1 und Seite 4 verschieden aus. Den Rittern werden jedes Mal andere Helme, Ausrüstungen und Pferde zugewürfelt. Diese Anschlussfehler muss man geschickt zu vermeiden suchen oder durch Retuschen ausmerzen. Manche Figuren sehen aus, als wären sie leicht abgewandelt von Vorlagen natürlicher Zeichner übernommen worden, was den Vorwurf begründet, hier werde plagiiert (Abb. oben rechts). Doch ohne Zugriff auf eine Datenbank mit von Naturintelligenzen gemachten Bildern (hier in Abb. oben rechts von ganzen Comicseiten!) würde diese KI nicht funktionieren und der Spaß wäre vorbei. (adi)
>> Beispiel für einen Hauruck-Midjourney-Comic hier herunterladen (Stand: 22.03.2023)
>> Beispiel für eine in anderem Stil generierte Midjourney-Comicseite herunterladen (Stand: 23.03.2023)

 
Woyzeck von Andreas Eikenroth Skizze von Georg Büchner durch Alexis Muston um 1835 Skizze Georges Danton Andreas Eikenroth: Dantons Tod, Edition 52 2023

Büchner-Zyklus von Eikenroth

Woyzeck, Lenz und Dantons Tod
Als dritter Band von Büchner-Literaturadaptionen ist nun "Dantons Tod" in der Edition 52 erschienen. Im Abstand von je zwei Jahren brachte Andreas Eikenroth seine grafischen Inszenierungen von "Woyzeck", dann "Lenz" und jetzt "Dantons Tod" heraus. Diese drei Werke Georg Büchners (1823-1837) dürften neben "Leonce und Lena" so manchem noch aus dem Deutschunterricht bekannt sein, wenn es um die Literatur des Vormärz ging, also der Zeit von etwa 1830 bis 1848, als revolutionäre Bestrebungen mehr Freiheiten für das Volk forderten. Nachdem Büchner auf dem Flugblatt "Der hessische Landbote" 1834 seine berühmte Formel "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!" druckte, musste er in die Schweiz fliehen, wo ihm nur noch wenig Lebenszeit blieb. – Eikenroth setzte in seiner besonderen, mit Simultandarstellungen arbeitenden, gut lesbaren grafischen Art Büchners Arbeiten werkgetreu um. Das Drama "Dantons Tod" um die Vorgänge bis hin zur Hinrichtung Georges Dantons führt hinter die Kulissen der Auseinandersetzung mit den Ansichten Robespierres während der zweiten Phase der französischen Revolution. – Die Besonderheiten von Eikenroths Adaptionen zeigen die hier angebotenen Vortrags-Folien auf. (Abb. v.l.n.r. Woyzeck (AE 2019), Georg Büchner (Alexis Muston, um 1835), Georges Danton (Pierre-Alexandre Wille zugeschr., 1794), "Dantons Tod" (AE 2023))
Die VHS Aachen zeigt im März und April 2023 eine große Vitrine mit Eikenroths Arbeiten. (adi)
>> Vortrags-Folien hier herunterladen (Stand: 12.03.2023)
Hier weiterlesen zu:
>> Stadtbibliothek Wuppertal: Woyzeck und Lenz adaptiert

 
Achim Greser, Johannes Janssen, Heribert Lenz Ausstellung Günter Mattei Greser & Lenz Aufsteller Dialog

Alles erlaubt?

Greser & Lenz im Wilhelm-Busch-Museum
Was darf Satire? Dieser Fragestellung geht eine Ausstellung am Beispiel der Karikaturen von Greser & Lenz im Museum Wilhelm Busch in Hannover ab März bis Juni 2023 nach. Das interessiert auch beim Comic, wenn man etwa an Joe Saccos Satire "BUMF" oder Walter Moers' "Es ist ein Arschloch, Maria" denkt. – Am ersten Tag der Werkschau standen die beiden Zeichner (linkes Foto, Achim Greser 1. v. l., Heribert Lenz 3. v. l.) zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Dr. Hiram Kümper, und dem Leiter der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Dr. Johannes Janssen (linkes Foto, 2. v. l.), Rede und Antwort. Dank der Sponsoren konnte das Museum 84 Arbeiten von Greser & Lenz ankaufen. Janssen stellte fest, dass Satire alles erlaubt sein müsse. Man unterstütze Ausstellungen wie diese auch gerade deswegen, weil sie nicht bloß "eine Verlängerung bürgerlichen Amüsements" seien. Kümper kritisierte, dass sich an die Aussage "Was darf die Satire?   Alles." von Kurt Tucholsky (man lese bei Wiki nach) oft ein "aber" anschlösse. Nachdrücklich betonten Kümper und Greser, dass Satire nicht eingeschränkt werden dürfe, sonst bliebe sie eine solche ihrem Wesen nach nicht. Greser beschrieb einen möglichen Eingriff in die Freiheit der Satire bildhaft wie eine "Faust auf Schmetterling". Lenz erwähnte Grenzbereiche der Satire im Hinblick auf Beleidígungen, die justiziabel sind (siehe Böhmermann-Affäre, Satire vs. verbotener Schmähkritik). Man wolle als Satiriker den gesellschaftlichen Fortgang "nicht nur Moralwärtern" überlassen, wozu Greser auf die "bubenhafte Lümmeligkeit" von Max und Moritz hinwies, die sich ebenfalls gegen das wandten, was ihnen nicht passte. – Bei der F.A.Z. fühlen sich die beiden Zeichner gut aufgehoben, da diese als Stiftung den "freien Geist" böte, der ihnen auch ihre Mohammed-Karikaturen abzudrucken erlaubte. Dass der Staatsschutz anschließend ihr Atelier untersuchte, diente nicht dem Aufdecken eines Vergehens, sondern dem Schutz der beiden vor etwaigen Anschlägen. Ihre damalige, bewachte Ausstellung wurde dann zur "sichersten Witzbildschau". – Das Besondere an der jetzt im WBM beginnenden Ausstellung von Greser&Lenz-Karikaturen sind die zugehörigen Leserbriefe, die neben den Exponaten angebracht sind. Die Reaktionen der Leserbriefschreiber sind teils amüsierend, teils erschreckend. Greser & Lenz stehen zum Dialog bereit (rechtes Foto). – Im oberen Ausstellungsraum werden ebenfalls bis Juni 2023 beeindruckende Zeichnungen von Günter Mattei gezeigt (Foto in der Mitte), auch die mit Banane. (adi)
Hier weiterlesen zu:
>> Das Wilhelm-Busch-Museum hat eine neue Leiterin

 
Lederstrumpf Band 2, All 2021 Maid Marian, Tiberius 2023 Johanna von Orleans, ILC 2021

Neues von den legendären Helden

Auf dem Laufenden bleiben
Robin Hood, Klaus Störtebeker, die drei Musketiere, Lederstrumpf, Jim Hawkins und John Silver oder König Artus – sie alle leben fort in Büchern, Comics und Filmen. Und diese Unsterblichkeit bedeutet eben auch, dass es immer mal wieder Neues von ihnen zu berichten gibt, ob es nun aktuelle mediale Auftritte sind oder andere Anlässe, sich ihrer einmal wieder zu erinnern – oder auch neue (und vielleicht überraschende) Fundstücke, Ergänzungen, Übersehenes (bedauerlich, aber auch das soll vorkommen) oder die Korrektur von Fehlern in den bisherigen Ausführungen. Für solche Nachträge soll hier nun ein erstes Mal der Platz sein, und zwar in – sofern betroffen – historisch-chronologischer Reihenfolge. Mit kurzen Anmerkungen werden zudem die Ausarbeitungen zu den Heiligenlegenden, Surcouf und Slatin Pascha ergänzt.
>> Hier die Neuigkeiten zu den legendären Helden herunterladen (hjk)

 
Sandman-Heft Nummer 1 Sandman 1, Panini 2007 New York World's Fair Comics Nummer 1 Netflix-Serie Sandman

Sandman

Gaimans große Grafiknovelle
Das Erscheinen der ersten Staffel einer erfreulichen Verfilmung der Grafiknovelle "The Sandman" bei Netflix, ist nicht nur Anlass, den ersten Sandman-Band "Präludien & Notturni" nochmals zu lesen. Vielmehr interessiert auch der Vergleich der Filmepisoden mit der Comic-Vorlage. Was lässt man im Film aus, was fügt man hinzu? Auf welche Details und Anspielungen muss verzichtet werden, weil der Comicleser mehr Zeit zum Lesen und Hin- und Herblättern hat? Welche Einfälle fügt man im Film hinzu, um die Erzählung unmittelbar verständlich zu machen? Der Autor von "The Sandman", Neil Gaiman, behielt die Kontrolle über die Filmadaption und arbeitete als einer der Produktionsleiter an deren Verwirklichung. – Die 75 Sandman-Hefte erschienen von 1989 bis 1996. Bereits etwa 1996 verbreitete sich im Netz die Sammlung "The Annotated Sandman" von Greg Morrow, die auch heute noch hilfreiche Anmerkungen zu allen Sandman-Heften der Hauptserie liefert. Diese Sammlung an Hinweisen wurde später von Ralf Hildebrandt betreut und angeboten, bis dessen Server etwa 2021 ins digitale Nirvana verschwand. Die jeweils passenden "Annotations" sind den folgenden DIN-A3-Plakaten angefügt und ergänzt worden, darunter Hinweise auf Wesley Dodds, dem ersten Sandman von 1939. (adi)
Hier Plakate herunterladen zu:
>> Sandman 1: Der Schlaf der Gerechten (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 2: Gastgeber mit kleinen Fehlern (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 3: Träum einen Traum von mir (Stand: 20.1.23) und
>> Sandman 4: Hoffnung in der Hölle (Stand: 17.1.23) und
>> Sandman 5: Passagiere (Stand: 20.1.23).
 
>> Hier die Sandman-Annotations herunterladen (ZIP-Datei, Stand: etwa 2007?).

 
Plakat Ritter der Tafelrunde mit Robert Taylor und Ava Gardner Programmheft Prinz Eisenherz Die Schlümpfe und die Zauberflöte Filmprogrammheft Unter schwarzem Visier

König Artus

Die Ritter der Tafelrunde
In Comic und Film sind König Artus mit seinem Hof in Camelot und seinen Rittern Lancelot, Parzival, Gawain, Iwein, Erec usf. in einem Ausmaß präsent, das einem besonders deutlich wird, wenn man sich die Mühe macht, einige Monate lang alles zusammenzutragen und anzusehen, was bei uns zum Thema Artus und seiner Tafelrunde in den Regalen liegt oder bei den Händlern erhältlich ist. Allein der Comicstapel erreicht eine Höhe von nahezu zwei Metern. Die Sichtung aller Filme dauerte Monate. Wegen dieses großen Umfangs, veröffentlichen wir den Artikel zu König Artus in zwei Teilen. Der erste Teil stellt die Artus-Comics, der zweite die Artus-Filme vor. Beide Dokumente sind recht lang (109 und 103 Seiten) und das Herunterladen wird daher eventuell einige Zeit dauern.
>> Hier den Artikel zu den Artus-Comics herunterladen und
>> hier den Artikel zu den Artus-Filmen herunterladen. (hjk)

 
Billy Jenkins als Cowboy Stützen der Weimarer Republik Billy Jenkins im Kugelhagel

Billy Jenkins

Hommage an einen Zirkusartisten und Romanhelden
Billy Jenkins – sein Ruhm ist mittlerweile ein wenig verblasst, an seine Person erinnern sich vermutlich nur noch wenige Menschen, aber sein Name ist unvergessen, ist untrennbar verbunden mit den Wildwest-Groschenheften der 50er Jahre, ein Synonym geradezu dafür (auch wenn es natürlich weitere Helden dieser trivialen Geschichten gab). Sein Name steht für Abenteuer im Westen Amerikas, im 19. Jahrhundert, im frühen 20. Jahrhundert, für Abenteuer, die ihr Protagonist – ganz wie einst Karl May – nie wirklich erlebt hat. Ihm hat Rainer Gabriel als Autor und Zeichner jetzt eine Hommage gewidmet, eine ebenso kompetente wie liebevolle Arbeit, die das Leben des Zirkusartisten Otto 'Billy Jenkins' Rosenthal nachzeichnet. Bei einer Tournee mit dem Circus Busch durch das besetzte Polen erlitt Rosenthal 1940 durch einen Angriff von Partisanen schwere Verluste und Verletzungen. Trotzdem kam er wieder auf die Beine und zog später mit einer eigenen Wild-West-Show durchs Land.
Hier zu Billy Jenkins weiterlesen (hjk)

 
Erlangen Comic-Salon Messebesucher Halle B Erlangen Comic-Salon Angebot Comichändler Halle A Erlangen Comic-Salon Podium Fachmagazine

Comic-Salon Erlangen 2022

Messezelthallen und Fachgespräche
Der Veranstalter des Comic-Salons zeigt sich sehr zufrieden. Rund 30.000 BesucherInnen seien an den vier Tagen gekommen, was zu den Rückmeldungen der Verlage passt, die von "leicht höheren Umsätze" (Carlsen) bis zu "mehr verkauft als jemals zuvor" (avant) reichen. Das Angebot an die Besucher der drei Messehallen ist enorm. Von kleinauflagigen Liebhaberstücken bis zur Massenzeichenware und zu Merchandise-Artikeln, von antiquarischen Alben bis zu voluminösen Sammelbänden lässt sich vieles finden und – vor allem – vor dem Kauf ansehen oder auch von den KünstlerInnen signieren. Die Warteschlange vor dem Carlsen-Signiertisch von Émile Bravo ("Spirou und Fantasio Spezial") in Halle A ist reichlich lang, bei anderen Verlagen in dieser Halle sieht es ebenso aus. In Halle B steht eine lange Schlange vor dem Schreiber & Leser-Tisch bei André Taymans ("Caroline Baldwin"). Nicht einmal die Hälfte der Messebesucher tragen eine FFP2-Maske, man verlässt sich wohl auf seinen Impfschutz und sein Glück. Der Veranstalter kämpft unterdessen mit so vielen coronabedingten Ausfällen bei seinem Personal, dass es eng wird, vor allem beim kommenden Abbau der Zelte. In einigen Räumen wie in der Orangerie oder den Räumen der Universität wird auf FFP2-Maske bestanden. Das scheint auch kein Problem zu sein, wie man zum Beispiel in der Orangerie bei der Diskussion über den Stand der Comic-Fachmagazine bemerkt (Foto rechts). Alex Jakubowski befragt Gerhard Förster von der "Sprechblase", Matthias Hofmann von "Alfonz" und Volker Hamann von der "Reddition" nach den Charakteristika ihrer Publikationen. Jede richte sich an eine besondere Leserschaft, die die angebotenen Fachartikel in Papierform erwarten. Ein entsprechendes, papierloses Angebot im Internet ließe sich vielleicht mit einer Bezahlschranke oder durch Werbung finanzieren. Man frage sich, wie die Situation in zehn Jahren aussehen wird, wenn die "haptisch" Lesenden, wie Gerhard Förster die Papierleser nennt, weniger werden. Einen besonderen Beifall erhält der anwesende Heiner Jahncke für seine Expertise und jahrelange Mitarbeit bei den Fachartikeln. (adi)
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>> Erlangen 2022: Einrichtung der Zelthallen
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Ukraine: Taras Bulba Ukraine: Panzerkreuzer Potemkin Treppe Ukraine: Mit Feuer und Schwert Ukraine: Holodomor - Bittere Ernte

Ukrainische Geschichte in Film und Comic

Gegen die Fremdherrschaft
Mit der Kiewer Rus, gegründet von nach Südosten vordringenden Wikingern, stellt ein wesentlicher Teil der heutigen Ukraine die Keimzelle des späteren russischen Reiches dar, nahm aber dennoch in der Folgezeit eine eigenständige Entwicklung, die über lange Phasen der Fremdherrschaft und dadurch bedingte Teilungen – von der Goldenen Horde über Litauen und Polen bis zum Zarenreich und der Sowjetunion – zur Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert führte. In dieser langen Zeit sind die russische und die ukrainische Geschichte in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Eine Reihe von Filmen und Comics liefern uns dazu Denkanstöße. (hjk)
Artikel Ukraine Film und Comic herunterladen

 
Dorian Gray Knesebeck Dorian Gray Alan Ford Dorian Gray Film 1945

Das Bildnis des Dorian Gray

Ewige Jugend, dauerhafte Schönheit
Ein Porträt, das die Spuren des Alters und des Lebenswandels übernimmt, während der Porträtierte auf ewig jung und schön erscheint, dieses Motiv regte viele Comic- und Film-Autoren an, sich an eine Adaption des Romans von Oscar Wilde zu setzen, mal in ernsthafter, mal in scherzhafter Weise. Die seitenstarke Comic-Adaption von Amálie Kovárová und Petr S’rédl, die 2021 erschien, ist Anlass, auf immerhin zwei Dutzend Comics einzugehen, die sich in den letzten Jahrzehnten ab 1956 mit dem lasterhaften Leben des Londoner Lebemannes beschäftigten. Auch über Verfilmungen wird einiges angemerkt, eine Liste der Filme gibt es gleich hier. (adi)
Artikel Das Bildnis des Dorian Gray herunterladen

 
Schatzinsel Petzi Schatzinsel Long John Silver Schatzinsel Arena

Die Schatzinsel

Mit Long John Silver zur fast verlassenen Insel
Natürlich ist Die Schatzinsel nicht in erster Linie ein Film, sondern ein Roman, die literarische Vorlage für eine ganze Reihe von Verfilmungen, aber auch von Comic-Adaptionen und Übertragungen in andere Medien. Als Roman ist Die Schatzinsel ein klassisches Beispiel jener Bücher, mit denen man die längst zum Klischee gewordene Erinnerung verbindet, sie nächtens im Licht einer Schattenlampe unter der Bettdecke gelesen zu haben (als ob nicht schon die Eltern das gemacht hätten und deshalb im Bilde waren). Der Originaltitel des Romans lautet Treasure Island und ist schon fast eine eingetragene Marke. (hjk) Artikel Die Schatzinsel herunterladen

 
Sammelbild Störtebeker-Album Störtebeker Ralswiek 1997 Störtebekers Schädel

Klaus Störtebeker

Zwölf Meter kopflos
In erster Linie ist in unserer Wahrnehmung die Karibik des 16. bis 18. Jahrhunderts die Region, in der die Piraten ihr Unwesen trieben. Und die berühmten Piraten, Korsaren und Seeräuber waren demnach allesamt Engländer, ein paar Spanier oder Franzosen, vielleicht mal ein Holländer. Aber die Geschichte der Piraterie ist sehr viel älter, die Schauplätze finden sich in fast allen Ecken der Welt(meere). Einer dieser Schauplätze war im späten Mittelalter die norddeutsche Küste. Und genau hier finden wir den einzigen Deutschen, der als Pirat unsterblich wurde: Klaus Störtebeker. (hjk) Artikel Störtebeker herunterladen

 
Slatin Pascha Wüstenkrieger Slatin Pascha im Comic Slatin Pascha im Film

Slatin Pascha

Der Aufstand des Mahdi
Der Sudan heute – das ist nach wie vor ein Land andauernder Bürgerkriege, ein geteiltes Land, das nicht zur Ruhe kommt und wo es den beiden jetzt dort existierenden zwei Staaten nicht gelingt, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, Probleme, die ihren Ursprung in den Tagen des Imperialismus und Kolonialismus haben, als europäische Staaten Afrika rücksichtslos unter sich aufteilten. Europäer im Sudan des 19. Jahrhunderts? Da fallen dem einen oder anderen vielleicht auch deutsche Namen ein: zuallerest vermutlich Karl May (1842–1912) und dann Eduard Karl Oskar Theodor Schnitzer (1840–1892), Emin Pascha, und Rudolf Slatin (1857–1932), Slatin Pascha. (hjk) Artikel Slatin Pascha herunterladen

 
Eiserne Maske Vier Musketiere La femme mousquetaire

Die drei Musketiere

Einer für alle, alle gegen Milady
Mögen auch längst nicht mehr so viele den dicken Wälzer mit den Abenteuern der drei (genaugenommen sind es ja vier) Musketiere, den verwegenen Helden aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts, oder gar die beiden weiteren Romane der Trilogie wirklich lesen. Dennoch gehören die in ihnen vorgestellten Motive dank gekürzter Fassungen, unzähliger Verfilmungen, Comics oder auch Bühnenstücken und sogar Musicals zu unserem gedanklichen Gemeingut. (hjk) Artikel Drei Musketiere herunterladen

 
Mutter Theresa Johanna von Orleans Sankt Ursula

Heilige

Heilig, heilig, heilig
Heilige als legendäre Helden? Nun, legendär sind viele von ihnen – nicht zuletzt, da ihre Taten, ja sogar ihr Leben in nicht wenigen Fällen gar nicht eindeutig belegt sind, vielleicht nur Legende sind. Und manche von ihnen, Männer wie Frauen, waren auch Helden und Heldinnen – oft nicht so sehr im herkömmlichen Sinn, sondern eher unter moralischen Aspekten. (hjk)
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Chingachkoog Der letzte Mohikaner Lederstrumpf im Film

Lederstrumpf

Politisch korrekte Indianer
Deerslayer, La Longue Carabine, Hawkeye, Pathfinder, Leatherstocking – all das sind die Namen, unter denen wir Nathaniel Bumppo kennen, eine mythische Figur der frühen amerikanischen Geschichte, eine literarische Schöpfung des Schriftstellers James Fenimore Cooper, der in ihm jenen Pionieren der frühen Siedlungsgeschichte ein unsterbliches Denkmal setzte. (hjk)
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Robert Surcouf Surcouf im Film Surcouf im Comic

Surcouf

Pirat für Napoleon
In Frankreich ist Robert Surcouf, als Kaperkapitän – sowohl Pirat wie Freibeuter – in den Napoleonischen Kriegen zu Ruhm gelangt, bis heute ein Held, von Legenden umwoben. Er hat vielfältige Spuren hinterlassen, in der erzählenden Literatur, im Comic und im Film. Überraschenderweise wurde ihm auch in Deutschland ein Kranz geflochten von dem eigentlich durch andere Schauplätze berühmt gewordenen Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May. (hjk)
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Marco Polo Comic Marco Polos Buch der Wunder Max & Luzie bei Marco Polo

Marco Polo

Übers Meer, durch die Wüste, bis weit nach China
Das "Buch der Wunder", in dem von den Reisen von Marco Polo berichtet wird, ist ein Beispiel dafür, wie eine Erzählung aus einer mittelalterlichen Handschrift bis in unsere Zeit herübergerettet wird und immer noch Verbreitung findet. Waren es im Mittelalter des 14. Jahrhunderts buchmalerische Ausschmückungen, so sind es in heutiger Zeit Werbecomics oder Zeichentrickfilme, die auf unsere Bilderwelt zu Marco Polo einwirken. (adi)
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Don Quijote gegen die Windmühlenflügel Don Quijote bei Clever & Smart Don Quijote bei flix

Don Quijote

Gegen Windmühlenflügel
Beim Kampf gegen die Windmühlenflügel wird es besonders deutlich: Sein Knappe Sancho Panza bemerkt, dass Don Quijote die Wirklichkeit nicht so wahrnimmt, wie sie ist. Durch das Lesen zu vieler Ritterromane gerät Don Quijote in eine eingebildete Welt und reitet nun als "Ritter von der traurigen Gestalt" durch die Lande. Das hört sich nach einer Steilvorlage für einen Vergleich mit heutigen "Querdenkern" an. (adi)
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Robin Hood Robin Hood als frühe Illustration Robin Hood im Film

Robin Hood

Mit Pfeil und Bogen grün und gerecht
Obwohl heute jedes Kind seine Geschichte – und auch den historischen Hintergrund – kennt, ist es doch sehr zweifelhaft, ob es sich bei ihm um eine historische Gestalt handelt. In der Geschichts- und Literaturforschung ist das zumindest immer noch umstritten. Sehr wahrscheinlich aber dürfte die Existenz historischer Bezüge für die literarische Überlieferung sein. (hjk)
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Ergänzende Liste: Wer spielt wen? in den Robin-Hood-Filmen (Stand: 26.1.2023)

 
Zorro im italienischen Comic Zorro im Film Fuchsis Zorro

Zorro

Hundert Jahre Z
Man erfuhr es beim Münchner Comicfestival 2019, in Fachzeitschriften und im Fernsehen: Der für Gerechtigkeit streitende Degenfechter reitet seit hundert Jahren durch das spanische Kalifornien. Passend zum Geburtstag entstehen neue Zorro–Comics jenseits der von Disney gewohnten Art, darunter "Lady Zorro" oder sogar eine Begegnung mit Dracula. (adi)
Vortragsfolien Zorro herunterladen

 
Rücksprung zum Anfang

Zeittafeln


Zeittafel 1965 Zeittafel 1965 (adi)
In Vietnamkrieg lässt US-Präsident Lyndon B. Johnson erstmals Nordvietnam direkt bombardieren, Charles de Gaulle bleibt französischer Staatspräsident, Ludwig Erhard wird wieder zum Bundeskanzler gewählt. Extreme Starkregenfälle führen mitten in Deutschland zur Heinrichsflut mit 16 Toten. Alexej Archipowitsch Leonow schwebt 12 Minuten an der Leine durchs Weltall. Ein französischer Satelliot wird nach Astérix benannt. Fritz the Cat von Robert Crumb taucht erstmals auf, Goofy wird durch Erdnüsse zu Supergoof und damit Disneys erster Superheld. Jidéhem arbeitet an "Sophie", der ersten Spirou-Serie mit einer weiblichen Hauptfigur, in Italien startet das "Linus"-Magazin unter anderem mit "Valentina" von Guido Crepax. In Großbritannien kommt "Trigan" von Don Lawrence und Mike Butterworth in die Läden. In Deutschland beginnen die "tollsten Geschichten von Donald Duck", die bis heute erscheinen. Und Bessy und Andy werden zwei Jahrzehnte lang in nahezu tausend Westernabenteuer verwickelt. Zeittafel 1965 herunterladen

 
Zeittafel 1964 Zeittafel 1964 (adi)
Der US-Präsident Johnson darf mit dem Vietnam-Krieg beginnen, Brasilien wird eine Militärdiktatur, Nelson Mandela kommt ins Gefängnis. DDR-Rentner dürfen Verwandte im Westen besuchen, Willy Brandt wird SPD-Vorsitzender, Fußgänger erhalten auf dem Zebrastreifen Vorrang vor den Autos. "Laurel und Hardy" heißen noch nicht "Dick und Doof", in "Lupo" erscheinen Asterix und Obelix als Siggi und Babarras, Robin Hood rettet Lady Janet. General Jack D. Ripper will den Atomkrieg, Professor Higgins setzt sich für eine gesittete Sprache ein und den Kinobesucher erwarten gleich vier Karl-May-Filme. In den US-Comics tauchen Daredevil und Dussel Duck erstmals auf. "MAD" beginnt mit seinen zusammenfaltbaren Backcovern. In Italien erscheint die erste Ausgabe von "Satanik", gezeichnet von Magnus, geschrieben von Max Bunker. Morris nennt in einem Artikel in "Spirou" die Kunst des Comic die "Neunte Kunst". Zeittafel 1964 herunterladen

 
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Zeittafel 1948 Zeittafel 1948 (adi)
Jeder Westdeutsche erhält 40 DM. Westberlin wird über eine Luftbrücke versorgt. Der neue Berliner Flughafen Tegel wird in 85 Tagen gebaut. Die neuen in Deutsch erscheinenden Comics des Jahres 1948 erhalten meistens gereimte Texte, aber Konstantin Kusnezows "Jagd auf das Atomgeheinis" zeigt Text in Sprechblasen ohne Verskunst. Auf den deutschen Leinwänden geht es um den Holocaust, einen Justizskandal und den Weiterbau der Welt mit Petrus oder Lucifer. Bei McDonald startet das Fastfood seinen Siegeszug. Suske und Wiske von Willi Vandersteen und Alix von Jacques Martin haben ihren ersten Auftritt im belgischen Comicmagazin Tintin. Zeittafel 1948 herunterladen

 
Zeittafel 1947 Zeittafel 1947 (adi)
Der Winter ist ungewöhnlich kalt, der Sommer sehr heiß in Deutschland. Die Versorgungslage der Bevölkerung ist angespannt. Dennoch erscheinen einige Comics, darunter erstmals auch Hefte französischen Ursprungs. Im Kino sorgt Hildegard Knef für die Aufklärung eines angeblichen Schmuckdiebstahls, Zorros Sohn sorgt für Gerechtigkeit und der kriminelle Hans Albers läutert sich. Der Transistor funktioniert, die Kon-Tiki sticht in See und Maggi fusioniert. Buck Danny fliegt erstmals durch "Spirou". Steve Canyon von Milton Caniff gibt sein Debut zur gleichen Zeit in 168 US-Zeitungen auf einmal. Zeittafel 1947 herunterladen

 
Zeittafel 1945-46 Zeittafel 1945-46 (adi)
Als erster Nachkriegscomic in Deutschland erscheint im Dezember 1945 ein Heft, von Konstantin Kusnezow gezeichnet, dessen Sprechblasentexte in Englisch und Deutsch nebeneinander stehen. Aus der Schweiz kommen Globi-Bücher, in Österreich konkurrieren gleich zwei Kinderzeitschriften um den jungen (Comic-) Leser. Comics werden noch nicht Comics genannt. Im Kino gibt es die ersten Trümmer- und Übergangsfilme. Hildegard Knef verhindert Selbstjustiz, Peter Voss eine Bankpleite, die Presse den Bikini. Morris bringt die erste Geschichte von "Lucky Luke" auf den Weg und Carl Barks zeichnet mit The Riddle of the Red Hat seine einzige Micky-Maus-Erzählung. Zeittafel 1945-46 herunterladen

 
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Grant Morrison/Mark Millar et al.: Flash Flash von Grant Morrison und Mark Millar (Grant Morrison/Mark Millar/Paul Ryan/John Nyberg et al., Panini 2023, 348 S., SC, farbig)
Nachdem gemessen wurde, dass die spukhafte Fernwirkung mindestens zehntausend Mal schneller als Licht im Vakuum sei, stellt sich unmittelbar die Frage, wie schnell eigentlich Flash ist. Und gibt es da Unterschiede zwischen Flash I (Jay Garrick, mit Flügelhelm), Flash II (Barry Allen), Flash III (Wally West, mit Ohrenflügeln) und Flash IV (Bart Allen aka Impuls)? Man weiß, Barry Allen kann Lichtgeschwindigkeit erreichen. Über Wally West liest man in diesem seitenstarken Comic einerseits dasselbe (7 Sekunden pro Erdumrundung), andererseits schafft er mit gebrochenen Beinen und dem Mirror Master im Schlepptau sogar Überlichtgeschwindigkeit. Seine Fähigkeit, eine Zeitschleife zu bilden, lässt darauf schließen, dass er mit ungeheuren Massen umgehen kann, ohne dass es ihn zerreißt, was jedem Physikstudierenden Ehrfurcht abverlangt. Kein Wunder, dass selbst Sheldon Cooper vom roten Blitz beeindruckt ist. Was PhysiklehrerInnen erschaudern lässt, wenn der lichtschnelle Flash zum Beispiel durch ein Prisma in genau sieben Farb-Flashes zerlegt wird oder er sich durch eine Wand vibriert, ist für diejenige eine Feier, die schon immer an die Speed Force glaubten und Gefallen an der Wiederkehr alter Superhelden und Superschurken finden. (adi)

 
Hanco Kolk/Peter de Wit: Gilles der Gauner 1 - Der Wahnsinn beginnt! Gilles der Gauner 1: Der Wahnsinn beginnt! (Hanco Kolk/Peter de Wit, Panini 2023, 168 S., HC, farbig)
Erst vor Kurzem kam von Hanco Kolk mit der Erzählung "Tulpen aus Istanbul" eine albenlange Spirou-und-Fantasio-Geschichte in die Läden. Da passt es zum Ausweis der Entwicklung und Vielseitigkeit dieses Zeichners gut, dass nun ein Band mit seinen frühen Arbeiten aus den 1980er Jahren vorliegt. Als Hauptfigur wird der Wegelagerer Gilles zu Beginn in kurzen Gag-Episoden einführt. Diesen etwas tölpelhaft handelnden Gauner des ersten Teils des Buches als "niederländischen Asterix" zu bezeichnen, wäre ein schiefer Vergleich, aber im hinteren Teil des Buches wird mit den beiden längeren Episoden "Sturm über Dubbeldam" und "Die Schwestertürme" von 1987 erkennbar, warum der Werbetexter des Backcovers eine Asterix-Parallele sieht. Die zunächst meist wenig erfolgreichen Raubzüge von Gilles und sein im Gegensatz dazu späterer, heldenmutiger Einsatz für die niederländischen Seestreitkräfte spielen sich vor einem wahren historischen Hintergrund ab, der spanischen Besatzung der Niederlande im 16./17. Jahrhundert. Auf die politische Situation dieser Zeit geht man im Vorwort des Buches ein. So wie sich Asterix und sein Dorf gegen die römischen Eroberer auflehnen, so gehen Gilles, der muskelbepackte Leo und der schusselige Admiral von Lumeij gegen die spanischen Truppen des Herzogs von Alba vor. Und das gelingt ihnen sogar ohne Zaubertrank. (adi)

 
Guillem March: Laura und andere Geschichten Laura und andere Geschichten (Guillem March, Cross Cult 2023, 104 S., HC, farbig)
Laura versucht das Scheitern ihres Wunsches nach einer Beziehung zu Marcos zu überwinden. Sie lässt sich hängen. Ihre Freundin Elena bemüht sich, Laura aus ihrer Passivität und Niedergeschlagenheit herauszuholen. Sie nimmt Laura mit zu einer Party, wo Laura auf Luis trifft. Damit beginnt der nächste komplizierte Abschnitt in Lauras Liebesleben. Ihr fällt ein, ein neues Leben als geheimnisvolle Blondine mit großer Sonnenbrille zu beginnen. – Dass Guillem March eine Vorliebe für Geschichten mit weiblichen Hauptfiguren hat, wurde bereits in seinem Buch "Karmen" oder seinem Beitrag zu "DC Celebration: Harley Quinn" klar. Im Zusatzmaterial dieses Bands, der außer "Laura" auch die Erzählungen "Irene" und "Muse" enthält, lässt March dafür als Grund in einem fiktiven Dialog mit Hayao Miyazaki erklären, dass er mangels anderer interessanter Inhalte sein Leben "zu insgeheim autobiographische Geschichten" verarbeite, aber sich dabei zur Täuschung der LeserInnen als weiblichen Charakter zeichne. Ob man dem mallorquinischen Zeichner, der auch für den spanischen "Playboy" arbeitete, diese kuriose Begründung abnimmt, liegt im Auge des Betrachters. (adi)

 
Jens Harder: BETA ...civilisations II BETA ...civilisations II (Jens Harder, Carlsen 2023, 368 S., HC, zweifarbig)
Jens Harder setzt die lange Bilderreise vom Urknall bis in die Neuzeit mit dem dritten Band seiner "großen Erzählung" unermüdlich fort, deren derzeit um die tausend Seiten er 2009 zu veröffentlichen begann. In einem Fernsehinterview der ARD anlässlich seiner Ausstellung "The Story of Planet A" in der Völklinger Hütte erwähnt Harder bereits einen geplanten vierten Band mit dem Titel "Gamma", der dann wohl unsere Zukunft zum Thema haben wird. Mit seinem "Bilderstrom" wolle er zeichnerisch ausbreiten und bündeln, was uns Menschen ausmacht. Seine Bildzusammenstellungen lassen sich zwar nicht wie ein Comic im engeren Sinne lesen (auch wenn die Reihe eine "Comic"-Trilogie genannt wird), aber sie regen mit Hilfe unseres kollektiven Bildgedächtnisses zu einer Gesamtschau der Erd- und Menschheitsgeschichte an, die in dieser Zeit des Anthropozäns immer bedeutsamer wird. Viele Bildseiten rufen in Erinnerung, wie grausam sich Menschen wegen ihres Glaubens oder ihrer Herrscher verhalten haben, wie sie aber durch Anpassungs- und Kommunikationsbereitschaft und durch ihre Neugier auch zu nutzbringenden Einsichten gelangten. Geschickt vermeidet es Harder, ein allzu nüchternes Geschichtsbuch entstehen zu lassen, indem er in Darstellungen aus der Vorzeit immer wieder Bildzitate aus dem Hier und Jetzt einfügt. Dadurch ist in seiner Bildergeschichte die Erwartung angelegt, dass die LeserInnen die Inhalte mit dem Heute in Verbindung bringen und ihre Schlüsse ziehen können. (adi)

 
Hanco Kolk: Spirou und Fantasio Spezial 40: Tulpen aus Istanbul Spirou und Fantasio Spezial 40: Tulpen aus Istanbul (Hanco Kolk, Carlsen 2023, 64 S., SC, farbig)
In einer Kutsche will der Ingenieur Lucas Trappist im Jahr 1960 eine Tulpenzwiebel von Istanbul zur Gartenbauausstellung "Floriade" nach Rotterdam bringen. Damit soll die vierhundert Jahre zuvor vom Diplomaten Ogier Ghislain de Busbecq durchgeführte Reise geehrt werden, mit der die erste Tulpenzwiebel nach Holland kam, ein Geschenk vom Sultan Süleyman. Doch was soll daran zu einem Abenteuer für Spirou und Fantasio taugen? Nun weiß man, spätestens seitdem Mawil seinen Lucky Luke mit dem Fahrrad den Wilden Westen durchqueren ließ, dass kuriose Fahrten, die nicht in die Zeit passen, für einen Abenteuerfunny sehr gut sein können. Und so ist es auch hier. Der Spionagetrubel, der sich um die Tulpen-Kutschfahrt herum abspielt, gehört dank vieler witziger Einfälle zu den sehr kurzweiligen Comics dieser Reihe an Spirou-und-Fantasio-Spezialalben. Den Ausdruck, den der Autor Hanco Kolk den allseits bekannten Figuren durch seinen Zeichenstil gibt, ist ungewöhnlich, was sich unter anderem in den Augenpartien zeigt. Einer der Agenten, Ljew Ljow vom KGB, kann seine Augenwirkung der jeweiligen Situation sogar sehr überzeugend anpassen. Q vom MI6 wäre erstaunt. (adi)

 
John Ridley/Giuseppe Camuncoli/Cam Smith: Batman - One Bad Day: Pinguin Batman - One Bad Day: Pinguin (John Ridley/Giuseppe Camuncoli/Cam Smith, Panini 2023, 76 S., HC, farbig)
Im dritten Band dieser Superschurkenreihe, die kürzlich Vertiefendes zum zwiespältigen Two-Face lieferte, steht dieses Mal ein Drama zu dem für gewöhnlich mit Schirm, Monokel und Zylinder agierenden Pinguin (d.i. Oswald Cobblepot) auf dem Spielplan. Aber in dieser Erzählung hat er außer seinem Monokel eingangs erst einmal gar nichts mehr. Alles ging an den brutalen Umbrella Man verloren. Doch mit einer Pistole, einer Patrone und der durchsetzungsfähigen Lili an seiner Seite glaubt er fest an den Wiederaufstieg in die Riege der wohlgelittenen Superschurken, denen selbst Batman einen gewissen kriminalpolitischen Nutzen abgewinnen könnte. Beim Rückkampf an die Spitze der Gothamer Schurkenszene beweist Oswald erstaunliche Nehmer- und Geberqualitäten (Zitat Umbrella Man: "uUuLLL... GGULLLHHH..."). Die kurzweilige Geschichte macht klar, dass selbst der Pinguin noch auf Freunde zählen kann, die ihn in der Not nicht im Stich lassen, wenngleich da auch ein möglicher Eigennutz oder Rache ihre Rolle spielen könnten. Sehr bezeichnend für den Pinguin ist seine Darstellung auf dem im Anhang abgedruckten Variantcover von Jim Lee. Der Pinguin gibt nicht einfach auf, sondern krempelt die Ärmel hoch. (adi)

 
Stéphane Marchetti/Cyrille Pomès: 9.603 Kilometer - Zwei Kinder auf der Flucht 9.603 Kilometer - Zwei Kinder auf der Flucht (Stéphane Marchetti/Cyrille Pomès, Cross Cult 2023, 128 S., HC, farbig)
An jeder Grenze wartet auf sie ein Spießrutenlaufen. Die Landesgrenze zwischen Afghanistan und Iran überqueren der 12-jährige Adil und sein 14-jähriger Cousin Shafi nach langer Kletterei durchs Gebirge im Kugelhagel der Grenzpolizei. An der türkischen Grenze warten sie tagelang auf Schleuser, an der griechisch-mazedonischen Grenze werden nur Familien mit Kindern durchgelassen. Trotzdem schaffen sie es weiter durch Serbien und Ungarn, bis die beiden Jungen nacheinander im Herbst 2015 endlich im "Dschungel von Calais" ankommen, der Zeltstadt für Flüchtlinge, wo sie darauf hoffen, von England aufgenommen zu werden, weil dort Mohammed, Shafis Bruder, bereits wohnt und arbeitet. – Den zigtausend Kilometer langen Leidensweg der beiden Kinder, von dem diese Grafiknovelle erzählt, stellte der Autor aus den Erlebnissen zusammen, die er in Gesprächen mit jungen Flüchtlingen erfuhr und die Ergebnis seiner eingehenden Recherche sind. Selbstverständlich wird nicht nur die Flucht selbst beschrieben, sondern es werden auch die Gründe verdeutlicht, die diese Kinder von ihren Eltern weg ins ferne Europa treiben. Die Fundamentalisten hatten Adil schon in den Klauen. Jetzt fürchtet die ganze Familie das Schlimmste. (adi)

 
Emilia Clarke/Marguerite Bennett/Leila Leiz: Mother of Madness Mother of Madness (Emilia Clarke/Marguerite Bennett/Leila Leiz, Carlsen 2023, 160 S., HC, farbig)
Zwar erinnert die Autorin Emilia Clarke im Vorwort an ihre Rolle als Daenerys Targaryen in "Game of Thrones", aber in diesem Comic geht es weder um dieses Fantasy-Epos, noch um die Figur, die sie darin verkörpert. Vielmehr schlägt sie als Feministin eine ganz andere Richtung ein. Nicht Erlebnisse mit Drachenkindern und wilden Kriegerfürsten treiben sie als Comicautorin an, sondern Erlebnisse mit toxischer Männlichkeit in unserem (Büro-)Alltag, der sie etwas entgegensetzen möchte. Auf die Idee, einen Comic zu machen, sei sie auf einer ComicCon gekommen, wo sie begonnen habe, sich für Superhelden aus Comicverfilmungen zu interessieren ("Ich bin ein Superhelden-Fangirl.") Mit einem rein weiblichen Team entstand dann dieser Comic, in dem sie ihre Auffassung von Superheldentum einer Mutter deutlich werden lässt, von Maya, die ihren Sohn Billy alleine aufzieht, weil der Vater Harvey sich verkrümelt hat. Ihre Superkräfte sind an ihre Periode gekoppelt. Gegen Ende des unruhigen Text- und Bildspektakels dieses Buches hat sie diese Kräfte dann bei einem finalen Fight gegen eine böse Biochemikerin und "Möchtegern-M.O.M.-Fuckerin" samt ihrer Sicherheitsroboter bitter nötig. Denn merke: "Die perfekte Frau ist ein Schreckgespenst." (adi)

 
Stjepan Šejic: Fineprint 1 - Achte auf das Kleingedruckte Fineprint 1 - Achte auf das Kleingedruckte (Stjepan Šejic, Panini 2023, 176 S., HC, farbig)
Sie hat abgebissen. Lauren Thomas hält auf dem Titelbild den goldenen Apfel noch in der Hand, mit dem sie durch einen Biss hinein für Aufregung in der Götterwelt gesorgt hat. Sie beantragt damit einen Goldenen Vertrag, der bedeutet, dass sie ihre Liebe aufgibt und gegen Begehren eintauscht. Sie erwartet für sich einen ihr dienenden Gott der Begierde. Wie man auf dem Cover sieht, stehen dazu seltsamerweise gleich zwei Wesen bereit. Wie bei ihren unglücklichen Lieben zu Mathew und Sam scheint da schon wieder etwas nicht recht zu klappen. Hoffentlich hat Lauren wenigstens das Kleingedruckte ihres Vertrags gelesen. – Dass dieser Erotikcomic von Stjepan Šejic gezeichnet wurde, erkennt man gleich, wenn man sich an das Buch "Harleen" oder an seinen Beitrag zu "DC Celebration: Harley Quinn" erinnert. Šejics Zeichnungen von Frauen- und Männerfiguren lassen sich nicht so einfach vergessen. Šejic bedient sich in seiner Erzählung über Liebe und Begierde am Volksglauben über die verführerischen Fertigkeiten von Succubus- und Incubus-Dämonen und setzt Gestalten aus der griechischen und römischen Mythologie ein (Hades, Alekto, Hekate, Cupido, Hermes). Für einen Erotiktitel mag dabei nicht ungewöhnlich sein, dass sich auch der Höllenfürst die Moralpredigt einer Ex-Rachegöttin gar nicht zu Herzen nimmt. (adi)

 
Brenna Thummler: Sheets - Am Ende bleibt uns nur ein Bettlaken Sheets - Am Ende bleibt uns nur ein Bettlaken (Brenna Thummler, CroCu 2022, 240 S., SC, farbig)
Der höchst unsympathische Mr. Saubertuck gibt sich als "vermögender und respektierter" Geschäftsmann aus. Er will das Haus mit dem Waschsalon der Familie Glatt in ein Yoga-Quartier umwandeln. Er macht dazu der Familie ein unlauteres Übernahmeangebot. Marjorie Glatt, die dreizehnjährige Tochter der Familie, hält seit dem Tod der Mutter auf sich allein gestellt den Waschsalon am Laufen. Ihr antriebsloser, untätiger Vater und ihr kleiner Bruder Owen können ihr nicht helfen. In Erinnerung an ihre Mutter, der der Waschsalon viel bedeutete, lehnt sie Saubertucks Angebot ab. Der greift infolgedessen zu sehr unsauberen Mitteln, um sich das Haus anzueignen. – Zur gleichen Zeit lebt der Geist Wendell in seinem Gesprächskreis toter Kinder seine kindliche Fantasie aus. Das Bettlaken, welches ihn umhüllt, könnte eine Wäsche mit Geisterklar vertragen, einer Art Geistershampoo, das Flecken entfernt. "Laken sind nicht wie Haut", wird ihm verdeutlicht, und die LeserInnen dieser geistreichen Geschichte erfahren das in einigen kuriosen Situationen der Erzählung des Öfteren. – Die Autorin bringt die Welten der nie lächelnden Marjorie und des neugierigen Wendell in einer Weise zusammen, dass sich der Ernst der Lage der Familie Glatt nicht wie eine Tragödie anfühlt, sondern sich mit gespenstischen Mitteln wegzuwaschen beginnt. (adi)

 
Chip Zdarsky/Carmine Di Giandomenico: Batman - Die Reise 2 Batman - Die Reise 2 (Chip Zdarsky/Carmine Di Giandomenico, Panini 2023, 164 S., SC, farbig)
Die Reise, die Bruce Wayne bereits nach Frankreich, Nordkorea und Russland führte (siehe "Batman - Reise 1"), bringt ihn nun bis in die Wälder Kanadas. Dort im Norden geht es um ein Schießtraining bei Luka Jungo, dem besten Schützen der Welt. Anton schließt sich diesem Ausbildungsgang an, was Bruce Wayne ohne Argwohn akzeptiert, da sich Anton bisher als guter Freund gezeigt hat. Das wird Bruce noch bereuen. Seine Reise setzt er jedoch wie geplant fort. In New York geht er beim Magier Giovanni Zatara in die Lehre und spürt dabei gewisse Grenzen auf, die er sich vorsichtshalber auferlegt. Um sich mentale Stärke anzutrainieren, bittet Bruce den überaus selbstsicheren Dr. Daniel Captio, aus ihm einen Dunklen Ritter zu machen. Der Aufenthalt bei Captio endet mit einer heftigen Auseinandersetzung, in deren Folge Bruce Ra's Al Ghul aufsucht, um bei jenem "Weltverbesserer" in der Wüste bei Dubai seine Ausbildung zu vervollkommnen und zudem außergewöhnliche Selbstheilungskräfte zu entwickeln. Natürlich trifft Bruce dabei auch auf dessen Tochter Talia. Wer nun aber eine große Romanze erwartet, wird stattdessen mit einem großen Knall an den eigentlichen Zweck der Reise des werdenden Batmans erinnert. Gut, dass die Geschichte Überraschungsmomente bereithält. (adi)

 
Michael Mikolajczak: Irrlicht Irrlicht (Michael Mikolajczak, Kult Comics 2023, 120 S., HC, schwarzweiß)
"Ich hab ein Recht darauf, mich an Anna zu erinnern! [...] Ich soll neu anfangen? Anna vergessen? Du meinst, ich habe die Wahl? [...] Der Mensch hat keinen freien Willen." In einem langen Dialog, der nur durch fotographische Bilder zur Eingeschränktheit und Tristesse seiner Innenwelt begleitet wird, durchlebt der Erzähler wieder und wieder ein offenbar gewaltsames Ende seiner Beziehung zu seiner Anna. Zwar lässt sich seinen irrlichternden Gedanken nicht verlässlich entnehmen, was wirklich geschehen ist, aber den LeserInnen wird von den gedanklichen und wohl auch halluzinatorischen Vorstellungen der Hauptfigur ein bleibender Eindruck vermittelt. Er gibt an, bis zu seiner Suspendierung Polizist gewesen zu sein, weswegen Anna Zugriff auf seine Dienstwaffe hatte. Da er bezweifelt, einen freien Willen zu haben, sind für ihn die folgenden Taten also etwas Zwangsläufiges, ob sie nun wirklich passiert sind oder nicht. – Der Text-Bild-Wechsel dieses Buches erinnert entfernt an durchgehend illustrierte Romane oder an Fotogeschichten, sind jedenfalls keiner üblichen Gestalt von Grafiknovellen zuzuordnen. Dieses Mal hat sich Mikolajczak ohne Zeichner an die Umsetzung einer seiner psychologisch fesselnden Geschichten gemacht (siehe auch "Der Vampir von Düsseldorf" oder "Der Sandmann"). (adi)

 
Zidrou/Jordi Lafebre: Wundervolle Sommer 4: Die Zuflucht des KriegersZidrou/Jordi Lafebre: Wundervolle Sommer 5: Der Ausreißer Wundervolle Sommer 4: Die Zuflucht des Kriegers - 1980 (Zidrou/Jordi Lafebre, Salleck 2023, 56 S., HC, farbig)
Wundervolle Sommer 5: Der Ausreißer - 1979 (Zidrou/Jordi Lafebre, Salleck 2023, 56 S., HC, farbig)
In gleich zwei Bänden finden die mit viel Humor gemachten, angenehm anrührenden Erzählungen über die Urlaubsreisen der Familie von Madeleine und Pierre Faldérault ihre Fortsetzungen. Schon bei den ersten drei Bänden gingen die Autoren in der zeitlichen Anordnung der Geschehnisse "rückwärts" vor, erzählten erst von der Familie und vom Urlaub 1973, dann von 1969 und schließlich von 1962. Damit einem der damit einhergehende besondere Reiz dieser geschickten erzählerischen Anreihung nicht entgeht, wäre es gut, jetzt auch erst Band 4 (1980) und danach Band 5 (1979) zu lesen. In ausdrucksstarken Zeichnungen erfährt man auf diese Weise zunächst von der Fahrt mit dem alten roten R4 zum "schlüsselfertigen" Sommerhaus im sonnigen Süden. Zu Urlaubsbeginn muss Pierre (wie immer) zu Hause noch einige Tage bleiben, um als professioneller Comiczeichner einen Auftrag zu erledigen. Tochter Julie übernimmt das Steuer. Im folgenden Band geht es ein Jahr zurück, ein Jahr, in dem Pierre die Übernahme der offenbar üblen Comicserie "Zagor" angeboten wird und Madeleine ihren Job im Schuhladen so richtig satt hat. Auch wenn der Serientitel wundervolle Sommerurlaube verspricht, so treibt es die Familie in dieser Zeit im Winter in den Süden. Doch sie haben die Rechnung ohne ihren Sohn Louis gemacht, der viel lieber zu einem Pink-Floyd-Konzert nach London fahren möchte. Ob es wohl auch diesmal zu einem versöhnlichen Ende mit Monsieur Mayo an der Pommesbude kommt? (adi)

 
G. Willow Wilson/Dani/Marcio Takara et al.: Poison Ivy - Metamorphose 1 Poison Ivy - Metamorphose 1 (G. Willow Wilson/Dani/Marcio Takara et al., Panini 2023, 96 S., SC, farbig)
Im Grunde leidet Poison Ivy (d.i. Dr. Pamela Lillian Isley) an zwei Dingen. Zum einen geht ihr die Trennung von Harley Quinn sehr nah, zum anderen empfindet sie das Ergebnis der in ihr abgelaufenen Zusammenführung zweier Ivy-Identitäten als Verlust, die Verschmelzung ihrer Inkarnationen einer herrischen und einer naiven Ivy-Seite. Auch wenn das in einer der vorangegangenen Episoden die Rettung war, so wirft sie ihrer Ex-Freundin Dr. Bella Garten nun vor, dadurch ihre Fähigkeiten verringert zu haben. Sie bäumt sich auf. Sie will erreichen, dass sich die untergehende Natur doch noch gegen die Menschheit durchsetzen kann, wozu sie Ophiocordyceps lamia einsetzt, ein Pilz, keine Pflanze, hinsichtlich der öko-terroristischen Absichten von Poison Ivy ein sehr geeignetes Mittel. Ihre eigene körperliche Natur kann sich gegen den Pilz zwar (noch) durchsetzen, aber die nächste Rinderherde und einige vorbeikommende Leute werden mitleidlos vergammeln. – Angesichts ihrer grausigen Taten fragt man sich einmal mehr, ob und warum man eigentlich irgendwelche Sympathien mit einer solchen Superschurkin entwickeln kann. Motivation für den Lesenden könnte die Lust sein, ihren unweigerlich folgenden Untergang mitzuerleben. Vielleicht hilft bei der Suche nach der Antwort auch, was Poison Ivy selbst dazu aufgeschrieben hat: "Aber man muss wirklich gut sein, um so böse zu sein." (adi)

 
Bettina Schary: Die zweite Entdeckung der Welt: Alexander von Humboldts Expedition nach Südamerika Die zweite Entdeckung der Welt - Alexander von Humboldts Expedition nach Südamerika (Bettina Schary, Knesebeck 2023, 96 S., HC, schwarzweiß und farbig)
Seine Erkenntnisse bezüglich der Wechselwirkungsvorgänge in der Natur und andere Ergebnisse seiner Südamerika-Expedition von 1799 bis 1804 sind für uns bis heute bedeutsam. Alexander von Humboldts Wesenszüge, seinen unerschütterlicher Forscherdrang und seine Akribie vermittelt uns die Autorin Bettina Schary nicht mit allzu nüchternem Ernst, sondern sie bettet die auf seinen Aufzeichnungen beruhenden Szenen in eine mit Späßen aufgelockerte Darstellung ein, wie schon das Titelbild verrät. Da liegen Sextant und Kompass neben Laptop und Smartphone. Im Umfeld von Alexander von Humboldt und seinem Freund Aimé Bonpland gibt es unverhofft WLAN, Twitter und Talkshows. Dass sich Humboldt und Bonpland dann aber in Ecuador auf einer Bahre über die Berge tragen lassen, sollte man nicht missverstehen. Sie schaffen es trotz gefährlicher Klettertouren doch sehr lebendig noch bis zu Thomas Jefferson in die Vereinigten Staaten und zurück nach Paris. – Zeichnerisch bedient sich Schary in diesem Buch eines Stils zwischen Illustration und Karikatur, sparsam in der Gestaltung von Hintergründen, mit Farben gelegentlich Akzente setzend, dem Sujet stets angemessen. (adi)

 
Christian Godard/Julia Ribera: Der Vagabund der Unendlichkeit 1: Zum unmöglichen Stern Der Vagabund der Unendlichkeit 1: Zum unmöglichen Stern (Christian Godard/Julio Ribera, Kult Comics 2023, 232 S., HC, farbig)
Endlich bekommt Axle Munshine den Auftritt, den der einem Traum nachjagende Ex-Chefdiplomat von Xylos verdient. Nach der verworrenen Veröffentlichungsgeschichte, die diese SciFi-Serie in Deutschland erlebte und die am Beginn dieses ersten Sammelbands im Einzelnen beschrieben wird, beginnt nun eine zeitlich geordnete (Wieder-)Veröffentlichung aller Alben mit der Übersetzung durch Klaus Jöken. Der wird an den Fachbegriffen in den 6- bis 8-seitigen Fantasie-Dossiers, mit denen die Bände eingeleitet werden, seine Freude gehabt haben, in denen es Progerulatoren, Verhütungsabsauger, den Killer von Biläfeld gibt und in denen die Horch Fogh gegen die Unkleubigen aufkreuzt, die Freifrau Bellegug von Baudrock im katachflixen Koma liegt und der Münch Gärst'n Khorn in andere Welten wechselt. – Wie die Raum-Zeit-Agenten Valerian und Veronique in fernen Ecken des Universums auf uns ungewöhnlich erscheinende Wesen treffen, so geht es Axle nicht viel anders. Zur Unterscheidung von der Serie von Christin/Mézières sind für die Inhalte der Alben von Godard/Ribera mehrere Einfälle kennzeichnend: Axle Munshine wird von den Regierungstruppen gejagt, weil er gegen das Gebot verstieß, nicht in die Traumwelt einzudringen. Dahin möchte die Titelfigur aber unbedingt, weil er dort Shimere zu finden hofft. Diese Traumfrau könnte eine Chimäre sein, aber Axle geht davon aus, dass die Traumwelt wirklich existiert und man im Schlaf von dort Bilder zugesandt bekommt. Das erinnert an jemanden, der im Metaversum Realitäten zu erkennen glaubt. Erschafft schon diese ergiebige Erzählidee den roten Faden durch eine Vielfalt fantastischer Abenteuer, so bildet der Einsatz der Figur des/der Musky einen weiteren Pluspunkt der Serie. Musky ist EternautIn, die/der zurzeit im Körper eines 13-jährigen Jungen steckt. EternautInnen können ihre körperliche Entwicklung verzögern und sich erst dann für ein Geschlecht entscheiden, wenn sie die Zeit für gekommen halten. Da bahnt sich für Axle wohl in naher Zukunft eine Überraschung an. (adi)

 
Neil Gaiman/Fábio Moon/Gabriel Bá: Wie man auf Partys Mädels ansprichtNeil Gaiman/P. Craig Russell/Scott Hampton/Paul Chadwick: Das Susan-Problem und andere Geschichten Wie man auf Partys Mädels anspricht (Neil Gaiman/Fábio Moon/Gabriel Bá, Dantes Verlag 2022, 68 S., HC, farbig)
Das Susan-Problem und andere Geschichten (Neil Gaiman/P. Craig Russell/Scott Hampton/Paul Chadwick, Dantes Verlag 2021, 84 S., HC, farbig)
Diese Reihe an Comic-Adaptionen von Geschichten aus der Feder des hochgelobten Autoren Neil Gaiman ist mittlerweile beim fünften Band angekommen. Von den Gaiman'schen Erzählwelten ist man gewohnt, dass er sie mit ungewöhnlichen oder für uns auch rätselhaften Figuren füllt. Im vierten Band begegnet man (schon auf dem Titelbild) dem Löwen und der Weißen Hexe aus "Der König von Narnia" von C. S. Lewis. Gaiman verknüpft Motive aus dessen Fantasy-Romanen mit Schilderungen traumatischer Erlebnisse aus der Kindheit einer Professorin. Doch wie geläufig sind dem Lesenden dazu die Figuren aus diesem Narnia? Sehr hilfreich sind daher zur Ausdeutung der Geschichten die Anmerkungen, die Jens R. Nielsen in den Anhängen der Bücher jeweils ins Einzelne gehend zusammenstellt. Im neuesten Band begleitet er uns durch ein London, in dem die Jugendlichen Vic und Enn zu einer Party gehen, um dort Mädchen kennenzulernen. Vic findet gleich Kontakt zur bezaubernden Stella, während der zurückhaltende Enn erst mehrere Anläufe nehmen muss, bis er mit einer der seltsamen jungen Frauen ins Gespräch kommt. Immerhin muss er nicht die ganze Zeit in der Küche verbringen und mit einer Mutter reden. Aber irgendetwas stimmt nicht mit den Mädchen, mit denen er ins Gespräch zu kommen versucht. Sie klingen wie Cousinen von Olympia aus Hoffmanns Erzählungen. Aber Enn fällt's nicht auf. Er findet alle faszinierend. (adi)

 
Timothé Le Boucher: Jene Tage, die verschwinden Jene Tage, die verschwinden (Timothé Le Boucher, Cross Cult 2023, 192 S., HC, farbig)
Dass man gelegentlich einen Aussetzer hat und sich an die letzte Nacht nicht mehr erinnert, das allein mag noch nicht beunruhigend sein. Doch Lubin Maréchal muss feststellen, dass er nur noch jeden zweiten Tag bewusst wahrnimmt. Von den Erlebnissen der jeweiligen Vortage befindet sich in seinem Gedächtnis keine Spur. Die Tage verschwinden. Seine Freunde vermuten eine Nachwirkung von einem Sturz, der ihm bei einer akrobatischen Übung passierte. Aber das erklärt es nicht. Schon bald bemerkt Lubin, dass in diesen Zwischentagen ein anderes Ich seinen Körper übernimmt. Als er mit seinem Vortages-Ich per Laptop zu kommunizieren beginnt, nimmt seine Identitätsspaltung skurrile Züge an. Wenn beispielsweise die beiden Ichs am Morgen jeweils neben der Freundin des anderen Ichs aufwachen, dann werden die Beziehungen zwischen allen Beteiligten anstrengend. Hier schafft es der Autor, sich ein ungewöhnliches Verhältnis insbesondere zur rothaarigen Tamara stimmig entwickeln zu lassen, das durch immer längere Absenzen des wahren Lubin einiges auszuhalten hat. Die gut gebaute Erzählung gewinnt an Spannung nicht nur durch die Auseinandersetzungen zwischen Lubin und seinem gegensätzlichen, ehrgeizigen anderen Ich, sondern auch durch die Entwicklung der Beziehung zu seiner Familie und seinen Freunden. Diese stellen sich auf ihn ein. Nur sein Chef schmeißt ihn sogleich raus. (adi)

 
P. Craig Russell/Patrick Mason: Der Ring des Nibelungen Richard Wagners Der Ring des Nibelungen (P. Craig Russell/Patrick Mason, Cross Cult 2023, 448 S., HC, farbig)
Eine überzeugende Adaption der von Richard Wagner in vier Opern erzählten Version der Nibelungensage ist P. Craig Russell gelungen. Sehr erfreulich, dass man diese Heldensage nun in der Gestalt eines Fantasycomics lesen kann, der sowohl zeichnerisch als auch textlich der vierbändigen Adaption von Numa Sadoul und France Renoncé aus den 1980er Jahren haushoch überlegen ist. Gekonnt weiß Russell durch seine Bildsprache die LeserInnen an die Handlung zu fesseln und Andeutungen zu geben, die herausfordernd die Erzählgegenstände betonen. Die Texte zeigen Respekt vor dem Original ("Heil dir, Brünnhilde, herrlicher Stern!"), sind aber auf die nötigen Kurzfassungen gebracht, um die Bilder nicht zu ertränken. So findet man sich in einer lebendig erzählten, langen und fesselnden Geschichte wieder. Und all das ohne Gesänge vom Heldentenor, ohne Walkürengetöse, ohne wehtriefende Arien mit Bombastmusik und ohne das endlose Sprachgeschwurbel der von Liebespein zerrissenen Hauptfiguren. Es ist angenehm still, Bilder sagen mehr als tausend Töne. Übrigens klärt sich weiter hinten im seitenstarken Comic auch die anfangs gezeigte Szene auf, in der der junge Wotan für einen Ast der Weltenesche mit einem Auge bezahlt. Am Ende fügen sich alle Erzählfäden schlüssig zusammen, was zumindest die Rheintöchter freut. (adi)

 
Willi Blöss: Comic-Biografie 40: Yayoi Kusama - DottyWilli Blöss: Comic-Biografie 41: Caspar David Friedrich - Allein Comic-Biografie 40: Yayoi Kusama - Dotty (Willi Blöss 2022, 32 S., Heft, farbig)
Comic-Biografie 41: Caspar David Friedrich - Allein (Willi Blöss 2023, 32 S., Heft, farbig)
Nach einem halluzinatorischen Erlebnis wegen ihrer streitenden Eltern "überzog die 10-Jährige ihr Porträt der Mutter mit einem Punktmuster. Als wollte sie sie auflösen." Der Punkt spielt im künstlerischen Schaffen von Yayoi Kusama eine bedeutende Rolle, weil sie damit das jeweilige Objekt mit seiner Umgebung verschmelzen kann. "Yayois Punkte, mit denen sie Menschen und Tiere dekorierte, wurden 'Polka dots' genannt" und ihr Spitzname sei also "Dotty" gewesen, daher der Untertitel dieser neuen Comic-Biografie aus der Aachener Biografienschmiede. Ihr Einsatz von Punkten unterscheidet sich somit konzeptionell von den Rasterpunkten eines Roy Lichtenstein ("Oh, Jeff… I love you too…") und hat mit dem Pointillismus schon gar nichts zu tun. Yayoi zeigt eine ganz eigene Welt an Kunst. – Über Caspar David Friedrich gab es zwar schon in einer früheren Comic-Biografie unter der Überschrift "Romantik" zu lesen und zu sehen, doch nun ist ihm ein ganzes Heft gewidmet. Mit den beiden Zeilen "Um die Menschen nicht zu hassen, muss ich den Umgang unterlassen." eines kurzen Gedichts von Friedrich wird treffend in das eher von Nachdenklichkeit und Tristesse zeugende Werk eines großartigen Malers kompetent eingeführt. Das Motiv der Rückenfigur in "Der Wanderer über dem Nebelmeer" macht auch in der Comiclandschaft die Runde, zum Beispiel in einem Gemälde der Duckomenta oder im erweitertern Sinne im 1951 entstandenen "Der Käse von Kirkebö" von Carl Barks. (adi)

 
Sylvain Runberg/Gabriel Germain: Watchdogs Legion Watchdogs - Legion (Sylvain Runberg/Gabriel Germain, Cross Cult 2023, 128 S., HC, farbig)
Mit einer schlüssig aufgebauten, spannenden Erzählung über die Absichten sehr gegensätzlich operierender Organisationen in einer zukünftigen Welt setzen die Autoren ein bekanntes Action-Adventure gleichen Titels in einen Comic um. Nicht wie im Computerspiel nach Chicago, sondern in ein Lager von Abschiebehäftlingen, dem Kennington Oval Camp, nach London führt der beeindruckend gezeichnete Comic. Dort arbeitet eine NGO namens Help for Deportees und versorgt die Eingesperrten mit Kleidung und Essen. Vorbildlich lernt man im Einführungsteil der Geschichte deren Hauptfiguren kennen, ohne dass etwas vorweggenommen wird, das an einen späteren, einen besseren Platz gehört. Mit dem DJ Adam Logan, dem zwielichtigen Kris, mit Louise, der australischen Aktivistin, und Jess, der Softwareentwicklerin, lernt man zunächst vier der Hauptfiguren kennen, die sich später in einer Gruppe von sieben recht verschieden motivierten Leuten (siehe Titelbild) für die Widerstandsbewegung DedSec einsetzen. Mächtige und verbrecherische Gruppen verfolgen mit den Menschen des Lagers eigene Pläne. DedSec wird mit seinen IT-Ressourcen und den Insekten-, Spinnen- und anderen Drohnen hoffentlich dagegenhalten können. (adi)

 
Mariko Tamaki/Javier Fernandez: Batman - One Bad Day: Two-Face Batman - One Bad Day: Two-Face (Mariko Tamaki/Javier Fernandez, Panini 2023, 76 S., HC, farbig)
"Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust", klagte seinerzeit Faust im Vers 1112. Geradezu als Symbol für einen seelischen und körperlichen Zwiespalt steht Harvey Dent, der in seinen guten Tagen für das ehrwürdige Amt eines Bezirksstaatsanwalts in Gotham City arbeitet, der in bösen Tagen als zwiegesichtiger Two-Face einen rücksichtslosen Superschurken verkörpert, für den ein Menschenleben keinen großen Wert besitzt. Dass Batman selbstredend und seinem edlen Charakter folgend fest an das Gute im Menschen glaubt, erklärt, warum er sich bereit findet, Harvey Dent zu helfen, als dessen 88-jähriger Vater mit dem Tode bedroht wird. Doch Stephanie Brown, eines der an diesem Fall beteiligten Batgirls, seufzt: "Ich hasse es, wenn Schurken nicht nur Schurken sind." Was soll man auch machen, wenn jemand gleichzeitig Freund und Feind ist? Eine Münze werfen? – Wie im ersten Band über den Riddler in dieser Superschurkenreihe erhalten die LeserInnen eine ganz eigenständige Erzählung aus dem Batman-Universum, die weniger den dunklen Ritter, als vielmehr die schurkischen Figuren in den Mittelpunkt stellt. Auf der Geburtstagsparty seines Vaters muss Harvey Dent nun sein wahres Gesicht zeigen. (adi)

 
Étienne Davodeau: Das Recht der Erde Das Recht der Erde - Eine Erzählung über den Boden, der uns trägt (Étienne Davodeau, Carlsen 2023, 216 S., HC, schwarzweiß)
Der Autor spannt in diesem Bericht über seine Wanderung von der Höhle Pech Merle in Okzitanien nach Bure in Lothringen einen weiten Bogen von der steinzeitlichen Zeichnung eines Mammuts bis hin zum geplanten Atommülllager in Bure. Der dazwischen liegende zeitliche Abstand lädt zu einem Vergleich der Hinterlassenschaften der Steinzeitmenschen mit denen der heutigen Menschen ein, die ihren radioaktiven Müll "unter den Teppich kehren" beziehungweise "alles in Löcher werfen", wie es der Nuklearwissenschaftler Bernard Laponche in diesem Reportagecomic ausdrückt: In einem Lagerraum in 500 m Tiefe werden die Nuklearabfälle hunderttausende Jahre lang gefährlich strahlen. Gut zu überwachende Belüftungsschächte sollen Gase ins Freie führen, damit nichts explodiert, wie Laponche erklärt. Den deutschen Ausstieg aus der Atomenergie findet er richtig. – Die 800 Kilometer lange Wanderung, die Étienne Davodeau aufgezeichnet hat, dient ihm einerseits dazu, den Inhalt seiner zu verschiedenen Aspekten geführten Gespräche mit Fachleuten und Aktivisten wiederzugeben, was an die Vorgänge rund um Gorleben erinnert, aber auch deutlich zu machen, was wir an Wertvollem an unserer Erde, ihrem Boden und ihrer Natur haben. (adi)

 
Cliff Chiang: Catwoman: Lonely City 2 Catwoman: Lonely City 2 (Cliff Chiang, Panini 2023, 108 S., HC, farbig)
Die ungewöhnliche Catwoman-Erzählung, die bereits im ersten Band viele Wandlungen der älter gewordenen Selina Kyle (Catwoman) und ihres Umfelds aufzeigte, setzt sich zur Freude der womöglich ebenfalls älter gewordenen LeserInnen wie zu erwarten fort. Das heißt, dass Selina mit Killer Croc, Poison Ivy, dem Riddler und dessen Tochter Edie und mit dem Computerexperten Winston ihre Bemühungen fortsetzt, der letzten Aufforderung nachzukommen, die sie vom sterbenden Batman erhielt. Sie sollte in die Bat-Höhle zu "Orpheus". Was es damit auf sich haben könnte, ist selbst dem Riddler (d.i. Edward "Eddie" Nigma) ein Rätsel. Zwischenzeitlich bemüht sich Barbara Gordon ihre Chancen auf die Wahl zur Bürgermeisterin von Gotham City gegen Harvey Dent zu verbessern. Dent setzt auf Polizeigewalt, um den Einwohnern der Stadt ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Dazu wäre es ihm ganz recht, wenn er Selina als Leiche oder wieder im Gefängnis hätte. Es kommt zum Gefecht. Es gibt Verluste. Gegen die geballte Macht der Ordnungstruppen des Rathauses kommen selbst ausgefuchste SuperschurkInnen nicht ohne spezialbegabte Mitstreiter an. (adi)

 
Stéphen Desberg/Luigi Critone: Der Skorpion 14: Das Grab eines Gottes Der Skorpion 14: Das Grab eines Gottes (Stéphen Desberg/Luigi Critone, Carlsen 2023, 48 S., SC, farbig)
Angeschossen von seiner Ex-Geliebten Ansea Latal, hatte sich der Skorpion (d.i. Armando Trebaldi) auf ein Schiff retten können, das ihn von Italien nach Kleinasien brachte. Nachdem sein Sohn, den er mit Marie-Ange de Sarlat hatte, getötet worden war, begann er in Konstantinopel die Suche nach seinem anderen Kind, das aus einer Liebschaft mit der Giftmischerin Mejai hervorging. Mejai mordet mittlerweile für El-Kabar, einen mächtigen Kaufmann aus Kairo. Der Skorpion trifft in Konstantinopel auf eine faszinierende Frau, eine Sabbatianerin, die seine Fähigkeiten als Archäologe benötigt, da sie in Luxor nach einer wichtigen Inschrift in einer verborgenen Grabkammer des Pharaos Echnaton sucht. Der Skorpion kommt ihrem Wunsch nach und hofft, in der Grabkammer so viele Schätze zu finden, dass er damit sein Kind befreien kann. Doch andere Menschen haben ebenfalls ein Interesse am Inhalt der Grabkammer, unter anderem Ivrahim Golam, der alle Spuren vernichten will, die dem Gründungsmythos seiner Glaubensgemeinschaft widersprechen. – Wie in einer spannenden Mischung aus den Abenteuern eines Indiana Jones', eines d'Artagnans und Casanovas sucht der Skorpion im Widerstreit vieler Absichten einen Ausweg aus einer sehr verzwickten Lage. (adi)

 
Paul Dini/Jimmy Palmiotti/Stephanie Philipps/Guillem March et al.: DC Celebration: Harley Quinn DC Celebration: Harley Quinn (Paul Dini/Jimmy Palmiotti/Stephanie Philipps/Guillem March et al., Panini 2023, 116 S., HC, farbig)
In der abwechslungsreich zusammengestellten Buchreihe um Figuren aus dem DC-Universum, wird dieses Mal Harley Quinn gewürdigt und gefeiert. Zur ehemals als Joker-Psychotherapeutin tätigen Dr. Harleen Quinzel sind in letzter Zeit auffällig viele besondere Comics herausgekommen, zum Beispiel "Harleen" von Stjepan Šejić oder "Harley Quinn: schwarz, weiß und rot" von Paul Dini, Amanda Conner u.a. Diese AutorInnen und ZeichnerInnen sind auch hier dabei, wenn es um ein Panorama zu Leben und Werk der schlagkräftigen Ex-Joker-Geliebten geht. Offensichtlich ist also die schelmische Harlekin-Frau bei Comic-LeserInnen beliebt. Auch dieses Mal spielt sie ihre Streiche: Dem braven und altgedienten Batman-Hausangestellten Alfred Pennyworth bleibt fast das Herz stehen, als er sie neben sich im Bett liegend vorfindet. Bei der von ihr organisierten, ausufernden Einweihungsparty für die neue gemeinsame Wohnung mit Poison Ivy (d.i. Pamela Lillian Isley) und Catwoman (d.i. Selina Kyle) springt eine fiese, kleine Überraschung aus der Torte. Der Pinguin (d.i. Oswald Chesterfield Cobblepot) muss darunter leiden, dass ihre Mitbewohnerinnnen etwas gegen Harleys Unterwürfigkeit dem Joker gegenüber unternehmen. – Die brillanten Fertigkeiten vieler Harley-ZeichnerInnen werden auch an den beeindruckenden Cover-Illustrationen im Anhang des Buches deutlich. (adi)

 
Marjorie Liu/Sana Takeda: Monstress 7: Verschlinger Monstress 7: Verschlinger (Marjorie Liu/Sana Takeda, Cross Cult 2023, 160 S., SC, farbig)
Ausgerechnet die geliebte Tuya bohrte einen giftigen Stachel in Maika Halbwolf. Damit mussten sich die LeserInnen am Ende von Band "Monstress 6" ungläubig abfinden. Ausgerechnet zu einer Zeit, in der Maika durch ihre Verwandlung Oberwasser zu erhalten schien, wird sie an machthungriges Gesindel verraten. Im verwirrenden Ränkespiel der verschiedenen Höfe und Kriegsparteien führt dieser Schachzug zum Transport von Maika mitsamt ihrer GefährtInnen zum Hof der Abenddämmerung, wo sich Krom, eine Schlange mit langen, spitzen Zähnen, in die Halbwölfin verbeißen will. Das Fuchsmädchen Kippa setzt sich ausdauernd und so gut sie es vermag für Maika ein. Der Krähenmann Corvin bleibt ebenfalls nicht untätig. – Die Zeichnerin dieses Fantasy-Spektakels erhielt für ihre Arbeit an "Monstress" zweimal, 2018 und 2022, den Eisner-Award als "Best Painter/Digital Artist". In gleich drei aufeinanderfolgenden Jahren ging der Hugo-Award "Best Graphic Story" an die ersten drei Bände von "Monstress" (2017, 2018 und 2019). Die Erzählung mit ihren zahlreichen und ungewöhnlichen Figuren ist bereits über tausend Seiten lang, deren Lektüre noch kein gutes Ende für Maika erkennen lässt. Sie sieht tatsächlich wie am Boden zerstört aus. (adi)

 
Abitan/Guerrive/Schwartz: Spirou und Fantasio 54: Der Tod von Spirou Spirou und Fantasio 54: Der Tod von Spirou (Benjamin Abitan/Sophie Guérrive/Olivier Schwartz, Carlsen 2023, 56 S., SC, farbig)
Über sechs lange Jahre musste man auf die Fortsetzung von "Spirou und Fantasio" warten und dann ein Paukenschlag: Das neue Album titelt mit dem Tod von Spirou, dem braven Helden unseres comicabenteuerlichen Lebens, dem tapferen Burschen im Kampf gegen Diktatoren und Ganoven, dem ehrbaren Hotelpagen mit Eichhörnchen und roter Kappe, der unermüdlich schon seit 1938 im Dienste der guten Sache steht. Obwohl, dann ist er ja auch bereits weit über 80 Jahre alt, und schließlich starb selbst Superman 1993 im Kampf gegen Doomsday und auch Batman streckte 2009 gegen Darkseid der Heldentod nieder. Im Anhang des Albums erzählt Volker Hamann, dass laut der französischen "Spirou"-Ausgabe No. 4402 als Nachfolgerin für Spirou nun Steffani an der Seite von Fantasio tätig werden wird. Von Spirou sehen wir weiterhin nur seine Uniform durchs Wasser schweben (s. Titelbild), niemand weiß, wo er in der Unterwasserwelt rund um Korallion 2.0 geblieben ist. Fantasio konnte auf der Flucht aus dem vermeintlichen Unterwasser-Urlaubsparadies nur Pips retten. – Das neue Autorenteam nimmt die LeserInnen mit in eine Welt von heute, in der einige zyklotropische Erfindungen Einzug gehalten haben. (adi)

 
Baru: Bella Ciao (due) Bella Ciao (due) (Baru, Edition 52 2022, 136 S., HC, farbig)
Baru setzt seine Schilderungen des Lebens der italienischen Einwanderer in Frankreich fort, die er in "Bella Ciao (uno)" begonnen hat. Er beginnt mit einer Erinnerung an das Jahr 1914, als die Generalmobilmachung ausgerufen wurde und sich unter Führung eines Enkels von Giuseppe Garibaldi, Ricciotti Garibaldi jr, eine Legion italienischer Freiwilliger den französischen Truppen anschloss. Der Großvater des Erzählers, Domenico, überlebte das Gemetzel und trug sein rotes Hemd (la "camicia rossa") mit Stolz, das ihn als Garibaldi-Anhänger auswies. Mit der Kirche hatte er nichts am Hut, aber für seinen Garten tat er alles. Zur Beschreibung des Alltags der italienischen Immigranten in fünf Episoden aus authentischen Familiengeschichten gehört auch die Auseinandersetzung der Anhänger des Duce und der Nazis mit denen, die sich für die Seite der Partisanen einsetzten. Das führt zu einer Tragödie. – Wie zu hoffen, bringt Baru zudem die Sehnsucht der Arbeitsimmigranten eindrücklich zu Papier, irgendwann in ihre Heimat zurückkehren zu können. Zuletzt wechselt der Autor und Zeichner in eine schwarzweiße Darstellung seiner Überlegungen zur Gestaltung des Schlussteils seines Buchs. Seine Freundin Élise holt ihn dabei zum Glück auf den Boden der Tatsachen zurück. (adi)

 
Michel Rabagliati: Paul zu Hause Paul zu Hause (Michel Rabagliati, Edition 52 2022, 208 S., SC, schwarzweiß)
Mit dem Titel "Paul zu Hause" gibt der Autor schon die Richtung vor, in der die Erzählungen dieser Grafiknovelle deuten sollen, nämlich Einblicke in das Zuhause des 51-jährigen Protagonisten zu geben. Wir erfahren vom Verhältnis der Hauptfigur, Paul Rifiorati, zu seiner Mutter, seiner Tochter, seinen Nachbarn, seinem Beruf und zu seinem Haus, seinem Arbeits- und Lebensmittelpunkt, den er allein in Ordnung zu halten bemüht ist. Unter die kurzweiligen, symbolischen oder berührenden Szenen dieses Buches, zum Beispiel den schmerzhaften Momenten beim Zahnarzt, der tristen Halbierung des alten Apfelbaums oder den Gesprächen mit der Mutter, mischt der Autor Informationen zu seinem Zeichenmaterial und seinem Beruf. Kurios wirkt dabei, dass er seine Abneigung gegen bestimmte Schriftypen zum Thema macht, wie sie auf Straßenschildern oder Verpackungen benutzt werden. (Im Anhang des Buches wird erklärt, dass Kanada tatsächlich mit einer Entscheidung zwischen den Schriftarten 'Highway Gothic' und 'Clearview' auf Wegweisern hadert.) Man könnte das als Atempause, als Ablenkung von den berichteten Einzelheiten verstehen, die Paul oder den Autoren dieser semi-autobiographischen Comics belasten. In Pauls Leben wechseln sich eher komische Vorfälle mit bitteren Erlebnissen ab. In der sehenswerten Verfilmung von "Paul à Québec" wird dieses Wechselspiel an Gefühlen auch auf der Leinwand deutlich. (adi)

 
Andreas Eikenroth: Dantons Tod Dantons Tod (Andreas Eikenroth, Edition 52 2023, 96 S., HC, farbig)
Der dritte Band des Büchner-Zyklus von Andreas Eikenroth gibt das Drama um den französischen Politiker Georges Danton als grafische Inszenierung wieder, in der Form, in der Eikenroth bereits "Woyzeck" und "Lenz" aufbereitete. Das heißt, es werden ganzseitige Simultandarstellungen genutzt, in denen sich die Figuren wie in einem Bühnenbild wiederfinden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen beim Lesen die grafischen Umsetzungen der im Büchnerschen Text gegebenen Reden, Monologe und Dialoge. Statt übervoller Sprechblasen bietet der Zeichner eine von Gestik und Mimik unterstützte, aufgelockerte Wiedergabe des originalen Textes von 1835 an. Dass er dabei einige Textteile auslässt, die bereits durch das Bild ausreichend zum Ausdruck gebracht wurden, versteht sich von selbst. Die von Büchner intendierten Charakterisierungen von Danton und Robespierre werden deutlich. Einerseits läuft ein grübelnder Robespierre wie ein Raubtier durch seinen Käfig, andererseits erscheint ein Danton, der sich offenbar zu sorglos oder selbstsicher den Anfeindungen stellt. – Im Alter von 34 Jahren starb Georges Danton unter der Guillotine und forderte seinen Henker als letzten Wunsch in Büchners Worten auf: "Und zeig den Leuten meinen Kopf. Er ist es wert, dass sie ihn sehen." Mit gut lesbaren, der Karikatur zuneigenden Zeichnungen lässt Eikenroth die LeserInnen an diesem schaurigen Kapitel der Französischen Revolution teilhaben. (adi)

 
Thomas von Steinaecker/David von Bassewitz: Stockhausen Stockhausen – Der Mann, der vom Sirius kam (Thomas von Steinaecker/David von Bassewitz, Carlsen 2023, 392 S., HC, farbig)
Der Autor Thomas von Steinaecker lässt durch autobiografische Erinnerungen die Biografie Karlheinz Stockhausens lebendig werden. Das ist geschickt gemacht, abwechslungsreich und nachvollziehbar, und wird durch die grafische Umsetzung von Bernd von Bassewitz mit treffenden, teils doppelseitigen Eindrücken unterstützt. Durch die Lektüre des seitenstarken Buchs erklärt sich uns Stockhausens Suche nach neuen Klängen, nach ganz anderer Musik als der herkömmlichen. Seine schrecklichen Kriegserlebnisse, der frühe Verlust der Eltern, seine musikalischen Erlebnisse münden in einen Lebensweg, der 1949 mit einem ersten Hören von Arnold Schönbergs Zwölftonmusik in der Schulmusikklasse der Musikhochschule Köln beginnt. Ihm ist das aber noch zu gefühlsduselig: "Wohin haben uns denn all die großen Emotionen geführt?" Er widerspricht seinem Professor in Paris, der verlangt, man solle nie den Pfad der Tonalität verlassen, weil sich der Mensch danach sehne. Stockhausen gibt Kontra. Orchester und Publikum sind davon überfordert. Er wendet sich daher zunächst von der Instrumentalmusik ab. Der Gesang der Jünglinge zeigt, wohin die Reise geht (Dank Internet ist es möglich, sich dieses Frühwerk kostenfrei anzuhören, was man tun sollte, um der Geschichte Stockhausens nachspüren zu können). Für wenige Minuten Musik klebte er monatelang Tonbandschnipsel zusammen. Die Ergebnisse lassen interessiert aufhorchen oder an eine Aufzeichnung atmosphärischer Störungen glauben ("Katzenmusik"). Stockhausen ließ sich von der Kritik nicht beirren, sondern setzte seinen Weg durch Klangerzeugung, -anordnung und -überraschung mit immer neuen Ideen fort. (adi)

 
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