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Neues, Vorwort und Index
Was ist neu? (Chronologie)     Wieso? Weshalb? Warum? (Motivation)     Was? Wer? Wo? (Titel und Autoren)

Verfilmung von 1989: A Tale of two Cities von Charles Dickens Phiz: Darnays zweite Verhaftung Illustrierter Klassiker: Zwei Städte

Charles Dickens: Eine Geschichte aus zwei Städten

Französische Revolution in Film und Comic
Zu den wohl am häufigsten in Literatur, Comics und Filmen dargestellten historischen Ereignissen oder Abschnitten gehört zweifellos die Französische Revolution. Im Bereich der Comics ist die frankobelgische) Produktion dabei führend. Das hat sicherlich zum einen mit dem kulturellen Stellenwert und der Tradition dieses Mediums in Frankreich zu tun. Vor allem aber spiegelt es die groÿe Bedeutung dieses historischen Umbruchs für die französische Geschichte und das Selbstverständnis der Französinnen und Franzosen wider. Doch ist die Französische Revolution eine Phase von so einschneidender Bedeutung und von so weitreichenden Folgen, dass diese auch in der historischen und politischen Entwicklung der meisten westeuropäischen, namentlich auch der deutschen Staaten, Auswirkungen und prägende Konsequenzen hatte. Eine Ausnahme bildet dabei Groÿbritannien, und trotzdem hat die englische Literatur einen historischen Roman zum Thema hervorgebracht, der vermutlich zu einer der bekanntesten literarischen Darstellungen der Revolution wurde, außerordentlich populär bis heute zumindest in der angelsächsischen Welt, wovon nicht zuletzt die eindrucksvolle Zahl der Verfilmungen zeugt: "A Tale of Two Cities" von Charles Dickens. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Eine Geschichte aus zwei Städten herunterladen (Stand: 28.09.2023)

 
Robert Louis Stevenson: Kidnapped Mickyvision: Entführt Verfilmung von Rob Roy Illustrierter Klassiker über Rob Roy

Robert Louis Stevenson: Entführt und Catriona

Highlander, Lowlander, Schotten
Kidnapped (dt. "Entführt" bzw. "Entführt oder Die Abenteuer des David Balfour", erstmals in deutscher Übersetzung erschienen 1890 unter dem Titel "David Balfour oder die Seelenverkäufer") wurde, wie auch Stevensons Romane "Treasure Island" und "The Black Arrow", zunächst 1886 in Fortsetzungen in "Young Folks", einem Literaturmagazin für jüngere Leser(innen), abgedruckt und im gleichen Jahr in Großbritannien und den USA in Buchform veröffentlicht. Erneut schildert Stevenson die Abenteuer eines jungen Mannes an der Schwelle zum Erwachsenenalter vor historischem Hintergrund, diesmal dem seiner Heimat Schottland. Dabei lässt er seinen Protagonisten seine Geschichte selbst erzählen. Und erneut spielt ein Teil der Handlung auf hoher See. Vor allem aber die schottische Landschaft und Historie werden in Beschreibungen und Szenen lebendig, mit Sympathie und zuweilen Humor geschildert: die Schönheit, aber auch die dunklen Seiten der schottischen Natur sowie die Ambivalenz schottischer Charaktere. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Entführt und Catriona herunterladen (Stand: 13.08.2023)

 
Patrick Prugne: Pocahontas Rainer Gabriel: Billy Jenkins Day/Sorel: Macbeth Dufaux/Charles: Fox

Rezensionen

Pocahontas
When the legend becomes fact, print the legend – so die Begründung des Reporters, warum er die Wahrheit über den "Mann, der Liberty Valance erschoss" nicht drucken werde. Und das ist eine Maxime, die für viele – nicht nur, aber besonders in den USA – Geschichten aus der Geschichte gilt. Auch Patrick Prugne hat sich in seinem neuen Band über Pocahontas daran gehalten. Nach bereits mehreren Comicerzählungen über die Kolonialzeit in Nordamerika (17. und 18. Jahrhundert), Zusammenstöße und Zusammenleben von Weißen und Ureinwohnern unter besonderer Berücksichtigung der Lebensweise indigener Völker ist jetzt ein weiterer Band erschienen: "Pocahontas". Wer die bisherigen Bände "Irokesen", "Canoe Bay", "Tomahawk" kennt, dürfte ein wenig überrascht sein ob des Schwerpunkts, den Prugne für seine Erzählung gewählt hat: eben eine Nacherzählung der bekannten Legende...
>> Hier zu Pocahontas weiterlesen (hjk)
Weitere Rezensionen:
>> weiter zu Mr. Jenkins '45 – Billy auf der Flucht
>> weiter zu Macbeth – König von Schottland
>> weiter zu Fox
>> weiter zu Samsara
>> weiter zu Nottingham – Lösegeld für einen König
>> weiter zu Blackbeard 1 – Hängt sie höher!
>> weiter zu USS Constitution 1

 
Comicmuseum Pordenone im Parco Galvani Ständige Ausstellung in Schränken Ausstellung zu Animationsfilmen in Stop-Motion-Technik

Internationales Comicmuseum Pordenone

Comicgeschichtliches am Park im Schrank
Am Parco Galvani in Pordenone befindet sich seit 2018 in einer geräumigen venetischen Villa das PAFF! International Museum of Comic Art (Abb. links). Pordenone mit seinen gut 50.000 Einwohnern liegt in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien etwa 80 km nordöstlich von Venedig. Direktor des PAFF!-Palasts ist Giulio De Vita ("Lazarus Ledd", "James Healer", "Zehn Gebote" 2, "Quintett"). Absicht der Museumsgründer war, einen "kulturellen Container" zu bauen, bei dem der Comic eine Schlüsselfunktion einnimmt. Für die Wechselausstellungen gibt es reichlich Platz im Erdgeschoss und in einer tieferliegenden Etage. – In der einen nicht-ständigen Ausstellung werden derzeit unter der Überschrift "Träume und Wirklichkeiten bei den ersten Meistern des Comic" um die fünfzig Originale von Winsor McCay, Elzie Chrisler Segar, Floyd Gottfredson, Otto Soglow, Otto Messmer, Chester Gould, Al Capp, Rudolph Dirks, Lyonel Feininger, Milton Caniff, George Herriman u.a.m. gezeigt. Ein zugehöriger Katalog liegt im großen Format einer damaligen Sonntagszeitung vor. – Die andere Wechselausstellung ist Knetmasse-Trickfilmen aus den Aardman Studios gewidmet (Shaun das Schaf, Wallace & Gromit, Die Piraten!). Dazu wurden originale Aufbauten aus den Filmen (Abb. rechts), sogar ein haushohes Piratenschiff, in die Ausstellungsräume gebracht. Über die aktuell laufenden Ausstellungen gibt www.paff.it Auskunft. – In der Dauerausstellung stehen Schränke (Abb. Mitte), in denen man die Exponate durch Herausziehen von waagerechten und senkrechten Schubladen zu Gesicht bekommt. Ferner lassen sich Schranktüren öffnen, in denen der Neugierige weitere Türen findet. Die Beleuchtung der Exponate setzt erst durch das Öffnen der Türen ein. Diese ständige Ausstellung gliedert sich in zwanzig thematische Abschnitte, zum Beispiel den Sonntagsseiten, den italienischen Comicformaten, dem Manga, dem frankobelgischen Comic, der Graphic Novel usw. Große Displays und Audioguides halten nähere Erklärungen bereit. Im Vorraum zur ersten Etage befindet sich eine wandhohe Zeichnung von Davide Toffolo, mit der verdeutlicht wird, dass es Comic schon seit Urzeiten gibt, selbst als er noch nicht so hieß und anders gemacht wurde. Dabei legt man sich auf Rodolphe Töpffer ("Les Amours de Monsieur Vieux-Bois", 1827) als denjenigen fest, der zur Stärke der Wechselwirkung von Bild und Text 1837 erste Gedanken niederschrieb. (adi)

 
Der Schwarze Pfeil im Comic Robert Louis Stevenson: Der Schwarze Pfeil Verfilmung von Der Schwarze Pfeil

Der Schwarze Pfeil

Abenteuer zur Zeit der Rosenkriege
The Black Arrow – A Tale of the Two Roses (dt. "Der Schwarze Pfeil") gehört zu den für ein junges Lesepublikum geschriebenen historischen Abenteuerromanen Stevensons. Die Charakterisierung als nicht nur historischer Roman, sondern auch Abenteuerroman ist von Bedeutung, da das Hauptaugenmerk auf die Abenteuer der jugendlichen Protagonisten gerichtet ist, nicht auf die Vermittlung eines historisch korrekten Bildes. Diese Unterscheidung wird am deutlichsten im Fall des Romans "Treasure Island", während der historische Hintergrund in "The Black Arrow" oder auch in "Kidnapped" sowie dessen Fortsetzung "Catriona" eine durchaus größere Rolle spielt. In vorliegendem Falle befinden wir uns in England in der Zeit der sogenannten Rosenkriege im 15. Jahrhundert, also im ausgehenden Mittelalter. Der Protagonist des Romans ist Richard (Dick) Shelton, ein knapp 18jähriger Junge, aufgewachsen als Mündel des Ritters Sir Daniel Brackley, der nicht ahnt, dass dieser Sir Brackley seine Hände im Spiel hatte bei der Ermordung, von Richards Vater, Sir Harry Shelton. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Der Schwarze Pfeil herunterladen (Stand: 19.06.2023)

 
Independentverlagstische Bernd Kissel Franz Suess: Diebe und Laien Die vertrieben Kinder

Comicfestival München 2023

Comics im Ausweichquartier
Die Alte Kongresshalle stand nicht zur Verfügung, also wich das alle zwei Jahre stattfindende Münchner Comicfestival ins städtische Kulturzentrum Gasteig HP8 in Sendling aus. Das brachte den großen Vorteil mit sich, dass alle Besucher gratis am Festival teilnehmen konnten. Dass sich durch das neue Quartier die Messe räumlich in Verlagsmesse und Independentmesse aufteilen musste, ließ sich offenbar nicht vermeiden. Es hatte zur Folge, dass die Independentler ihre Tische schon um 17 Uhr geräumt haben mussten, um den Besuchern der Isarphilharmonie Platz zu machen, während die zehn Beschicker der Verlagsmesse den Comicfans noch etwa zwei Stunden länger ihre Bücher anbieten konnten. Das buntere Treiben um die Independenttische und Signierstände (s. Abb. 1. v. l.) hatte aber das Flair, das man sich von einer Comicveranstaltung erhofft. Es signierten unter anderen Hanco Kolk ("Gilles der Gauner", "Tulpen aus Istanbul") und Bernd Kissel ("Die Känguru-Comics") (s. Abb. 2. v. l.). – Bei der ICOM-Preisverleihung wurden Sascha Dörp ("Drinnen"), Franz Suess ("Diebe und Laien") (s. Abb. 3. v. l.) und Michael Mikolajczak (als Autor für "Tick Tock") besonders belobigt. Hocherfreut hielt Franz Suess, Urkunde und Preisgeld in die Kameras. Den Kontakt zum nicht anwesenden Sascha Dörp stellte Jurorin Sandra Nußer per Smartphone her, um das Publikum seinen herzlichen Dank mithören zu lassen. – Auf drei Etagen stellt das Amerikahaus Zeitungscomic alter und neuer Zeit aus (u.a. Kissel, Puck, Reiche). Weitere Comic-Ausstellungen bieten das Istituto Italiano (zu Manuele Fior), das Tschechische Zentrum (zu Jaromir 99), das Istituto Cervantes (zu Miki Montlló) und das Valentin-Karlstadt-Musäum (zu Seyfried) und andere mehr, die auch noch nach dem Festival zu besichtigen sind. – Im Saal "Projektor" des Gasteig, dem Vortragssaal des diesjährigen Comicfestivals, fand zum Beispiel die Vorstellung der Grafiknovelle "Die vertriebenen Kinder" von Marek Toman und und Jan Blažek statt (s. Abb. 4. v. l.). Die Lebenserinnerungen von aus der Tschechoslowakei vertriebenen, deutschen Kindern nach Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der tschechische Autor in aufrüttelnder Weise dar. – Den PENG-Preis des Festivals erhielt Gudrun Penndorf für ihre beachtlichen Leistungen als Comic-Übersetzerin. (adi)

 
Stadthalle Köln-Mülheim Christian Papazoglakis Händlertische Tänzerin, Jessica Kikisch

Intercomic Mai 2023

Comicmesse Köln mit Mangaextra
Gut besucht zeigte sich die Mai-Ausgabe der Comicmesse Köln. Eine halbe Stunde vor Einlass in die Stadthalle Köln-Mülheim bildete sich bei sonnigem Wetter bereits eine lange Warteschlange auf dem Parkplatz vor dem Eingang (s. Abb. ganz links). Die große Halle war im Unterschied zum Vorjahr dank eines neu hinzugekommenen Mangabereichs gut gefüllt. Über ein halbes Dutzend kleinerer Comicverlage stellten ihr Programm und ihre Neuerscheinungen vor, darunter prominent im Foyer die Salleck Publications, die den Belgier Christian Papazoglakis ("Ayrton Senna", "Alpine") zum Signieren an ihren Stand mitbrachten (s. Abb. 2. v. l.). An den Händlertischen mit ihren Comicstapeln, Merchandiseartikeln und Stöberkisten herrschte reger Betrieb (Abb. 3. v. l.), auch wenn deren Anzahl noch nicht wieder an die Zahl aus der Zeit vor der Seuche heranreicht. Sehr interessant war es, sich im Mangabereich umzusehen und umzuhören, wo junge ZeichnerInnen ihre Arbeiten in teils aufwendig dekorierten Ständen unter fantasievollen Namen vorstellten. Da konnte man zum Beispiel in der Präsentationsmappe von Jessica Kikisch blättern und von ihren Erfahrungen mit dem Inken (Tuschen) erfahren (s. Abb. ganz rechts und inktober.com ("improve your inking skills")). – Nachdem sich schon die Nachricht verbreitet hatte, dass diese Comicmesse nicht mehr stattfinden wird, kann man den Veranstaltern nun danken, diese wohl seit 1977 bestehende Veranstaltung (damals noch als "Kölner Comic-Tauschtage" im Kolpinghaus) am Leben zu halten. (adi)

 
Roman Quentin Durward Film Quentin Durward Comic Quentin Durward Sammelbild Carcassonne

Quentin Durward

Scotts historischer Roman, der in Frankreich spielt
Das eigentliche Interesse Walter Scotts – und das machen schon seine Ausführungen im ersten Kapitel, vor Beginn der Handlung, deutlich – ist die Darstellung zweier historischer Persönlichkeiten, des französischen Königs Ludwigs XI. und Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund. Die geschilderten Abenteuer, vor allem aber die Liebesgeschichte zweier junger Menschen, Quentin Durwards und der Gräfin Isabelle de Croye, werden in Adaptionen, auf die wir im Comic- und im Filmteil kommen werden, im Mittelpunkt stehen, im Roman sind sie jedoch nur ein Handlungsstrang von mehreren. Handlungszeit des Romans ist das 15. Jahrhundert, der sogenannte Herbst des Mittelalters, den wir – auch und gerade in der Kunst – in erster Linie mit Frankreich und ganz besonders mit Burgund assoziieren. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Quentin Durward herunterladen (Stand: 13.04.2023)

 
TV Sonderband: Ivanhoe Walter Scott: Ivanhoe (Buchausgabe) François Walthéry: Ivanhoe Richard und Elizabeth Taylor: Ivanhoe

Walter Scott: Ivanhoe

Ein Klassiker des historischen Romans
Sir Walter Scott, der Verfasser des Romans "Ivanhoe", wurde 1771 geboren. Seine Romane machten ihn zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und brachten ihm die Bewunderung von Dichtern und Schriftstellern in ganz Europa, gerade in Frankreich und den deutschsprachigen Ländern, ein. Vor allem gilt er (neben Alexandre Dumas (père) in Frankreich) als einer der Erfinder des historischen Romans. So galt der Untertitel seines ersten Romans für lange Zeit als Kriterium für die Definition eines "historischen" Romans: ein Abstand zwischen der Gegenwart des Autors und dem behandelten Thema von mindestens sechzig Jahren. Dazu kommen die Konstruktion eines sogenannten "mittleren Helden" als Protagonist und Vermittler des Geschehens zum Leser/zur Leserin und die bei Scott durchgängig erkennbare Intention, das Wissen um die Vergangenheit als wichtigen Aspekt im Gegenwartsbewusstsein, im kulturellen Gedächtnis zu verankern. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Ivanhoe herunterladen (Stand: 28.03.2023)

 
Les Chroniques du Bestiaire Discord Frontend Comicbeispiel Midjourney 2 Comicbeispiel Midjourney 3

Comics machen mit KI

Midjourney malt Comicpanels
Steve Coulson sorgt mit einem Comic für Aufmerksamkeit, den er von einem KI-Programm hat zeichnen lassen: "The Bestiary Chronicles" bzw. "Les Chroniques du Bestiaire" (Abb. ganz links) ist der Titel der Dystopien, deren Bilder er vom Programm Midjourney erzeugen ließ. Darin geht es um Sichten in eine zukünftige Welt, die wegen einer Wasserstoffbombenexplosion von monströsen Mutantenreptiloiden angegriffen wird. Monster und Drachen und Echsen kann Midjourney gut. – Seit März 2023 läuft die Version 5 von Midjourney, mit der man zum Beispiel beliebige Seitenverhältnisse für seine Bilder festlegen kann. Über das Bedienprogramm Discord (Abb. 2. v. l.) wird Midjourney mit Bildwünschen gefüttert, die man auch in Deutsch formulieren kann (zum Beispiel: "/imagine Zwei Ritter reiten auf ihren Pferden zu einer Burg in den Bergen, die an einem See liegt"). Die Ergebnisse überraschen. Innerhalb von zwei Tagen hat man genug gelernt und ausreichend Material für einige Comicseiten zusammen (siehe Download unten und Abb. 3. v. l.). – Sehr bald werden aber auch die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen offensichtlich auch Coulson zu kämpfen hatte. Die Texte zu dem Szenario, das einem vorschwebt, muss man oft den KI-Resultaten anpassen und selbst in die Panels lettern. Das Aussehen von Figuren, Hintergründen und Gegenständen verändert sich trotz gleicher Befehle wegen der systemimmanenten Zufallsprozesse der KI von Panel zu Panel. Zum Beispiel sieht die Gräfin im u.a. Beispiel-Comic auf Seite 1 und Seite 4 verschieden aus. Den Rittern werden jedes Mal andere Helme, Ausrüstungen und Pferde zugewürfelt. Diese Anschlussfehler muss man geschickt zu vermeiden suchen oder durch Retuschen ausmerzen. Manche Figuren sehen aus, als wären sie leicht abgewandelt von Vorlagen natürlicher Zeichner übernommen worden, was den Vorwurf begründet, hier werde plagiiert (Abb. oben rechts). Doch ohne Zugriff auf eine Datenbank mit von Naturintelligenzen gemachten Bildern (hier in Abb. oben rechts von ganzen Comicseiten!) würde diese KI nicht funktionieren und der Spaß wäre vorbei. (adi)
>> Beispiel für einen Hauruck-Midjourney-Comic hier herunterladen (Stand: 22.03.2023)
>> Beispiel für eine in anderem Stil generierte Midjourney-Comicseite herunterladen (Stand: 23.03.2023)

 
Woyzeck von Andreas Eikenroth Skizze von Georg Büchner durch Alexis Muston um 1835 Skizze Georges Danton Andreas Eikenroth: Dantons Tod, Edition 52 2023

Büchner-Zyklus von Eikenroth

Woyzeck, Lenz und Dantons Tod
Als dritter Band von Büchner-Literaturadaptionen ist nun "Dantons Tod" in der Edition 52 erschienen. Im Abstand von je zwei Jahren brachte Andreas Eikenroth seine grafischen Inszenierungen von "Woyzeck", dann "Lenz" und jetzt "Dantons Tod" heraus. Diese drei Werke Georg Büchners (1823-1837) dürften neben "Leonce und Lena" so manchem noch aus dem Deutschunterricht bekannt sein, wenn es um die Literatur des Vormärz ging, also der Zeit von etwa 1830 bis 1848, als revolutionäre Bestrebungen mehr Freiheiten für das Volk forderten. Nachdem Büchner auf dem Flugblatt "Der hessische Landbote" 1834 seine berühmte Formel "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!" druckte, musste er in die Schweiz fliehen, wo ihm nur noch wenig Lebenszeit blieb. – Eikenroth setzte in seiner besonderen, mit Simultandarstellungen arbeitenden, gut lesbaren grafischen Art Büchners Arbeiten werkgetreu um. Das Drama "Dantons Tod" um die Vorgänge bis hin zur Hinrichtung Georges Dantons führt hinter die Kulissen der Auseinandersetzung mit den Ansichten Robespierres während der zweiten Phase der französischen Revolution. – Die Besonderheiten von Eikenroths Adaptionen zeigen die hier angebotenen Vortrags-Folien auf. (Abb. v.l.n.r. Woyzeck (AE 2019), Georg Büchner (Alexis Muston, um 1835), Georges Danton (Pierre-Alexandre Wille zugeschr., 1794), "Dantons Tod" (AE 2023))
Das Büchnerhaus in Riedstadt-Goddelau zeigt eine Ausstellung mit Eikenroths Arbeiten. (adi)
>> Vortrags-Folien hier herunterladen (Stand: 15.06.2023)
Hier weiterlesen zu:
>> Stadtbibliothek Wuppertal: Woyzeck und Lenz adaptiert

 
Achim Greser, Johannes Janssen, Heribert Lenz Ausstellung Günter Mattei Greser & Lenz Aufsteller Dialog

Alles erlaubt?

Greser & Lenz im Wilhelm-Busch-Museum
Was darf Satire? Dieser Fragestellung geht eine Ausstellung am Beispiel der Karikaturen von Greser & Lenz im Museum Wilhelm Busch in Hannover ab März bis Juni 2023 nach. Das interessiert auch beim Comic, wenn man etwa an Joe Saccos Satire "BUMF" oder Walter Moers' "Es ist ein Arschloch, Maria" denkt. – Am ersten Tag der Werkschau standen die beiden Zeichner (linkes Foto, Achim Greser 1. v. l., Heribert Lenz 3. v. l.) zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Dr. Hiram Kümper, und dem Leiter der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Dr. Johannes Janssen (linkes Foto, 2. v. l.), Rede und Antwort. Dank der Sponsoren konnte das Museum 84 Arbeiten von Greser & Lenz ankaufen. Janssen stellte fest, dass Satire alles erlaubt sein müsse. Man unterstütze Ausstellungen wie diese auch gerade deswegen, weil sie nicht bloß "eine Verlängerung bürgerlichen Amüsements" seien. Kümper kritisierte, dass sich an die Aussage "Was darf die Satire?   Alles." von Kurt Tucholsky (man lese bei Wiki nach) oft ein "aber" anschlösse. Nachdrücklich betonten Kümper und Greser, dass Satire nicht eingeschränkt werden dürfe, sonst bliebe sie eine solche ihrem Wesen nach nicht. Greser beschrieb einen möglichen Eingriff in die Freiheit der Satire bildhaft wie eine "Faust auf Schmetterling". Lenz erwähnte Grenzbereiche der Satire im Hinblick auf Beleidígungen, die justiziabel sind (siehe Böhmermann-Affäre, Satire vs. verbotener Schmähkritik). Man wolle als Satiriker den gesellschaftlichen Fortgang "nicht nur Moralwärtern" überlassen, wozu Greser auf die "bubenhafte Lümmeligkeit" von Max und Moritz hinwies, die sich ebenfalls gegen das wandten, was ihnen nicht passte. – Bei der F.A.Z. fühlen sich die beiden Zeichner gut aufgehoben, da diese als Stiftung den "freien Geist" böte, der ihnen auch ihre Mohammed-Karikaturen abzudrucken erlaubte. Dass der Staatsschutz anschließend ihr Atelier untersuchte, diente nicht dem Aufdecken eines Vergehens, sondern dem Schutz der beiden vor etwaigen Anschlägen. Ihre damalige, bewachte Ausstellung wurde dann zur "sichersten Witzbildschau". – Das Besondere an der jetzt im WBM beginnenden Ausstellung von Greser&Lenz-Karikaturen sind die zugehörigen Leserbriefe, die neben den Exponaten angebracht sind. Die Reaktionen der Leserbriefschreiber sind teils amüsierend, teils erschreckend. Greser & Lenz stehen zum Dialog bereit (rechtes Foto). – Im oberen Ausstellungsraum werden ebenfalls bis Juni 2023 beeindruckende Zeichnungen von Günter Mattei gezeigt (Foto in der Mitte), auch die mit Banane. (adi)
Hier weiterlesen zu:
>> Das Wilhelm-Busch-Museum hat eine neue Leiterin

 
Lederstrumpf Band 2, All 2021 Maid Marian, Tiberius 2023 Johanna von Orleans, ILC 2021

Neues von den legendären Helden

Auf dem Laufenden bleiben
Robin Hood, Klaus Störtebeker, die drei Musketiere, Lederstrumpf, Jim Hawkins und John Silver oder König Artus – sie alle leben fort in Büchern, Comics und Filmen. Und diese Unsterblichkeit bedeutet eben auch, dass es immer mal wieder Neues von ihnen zu berichten gibt, ob es nun aktuelle mediale Auftritte sind oder andere Anlässe, sich ihrer einmal wieder zu erinnern – oder auch neue (und vielleicht überraschende) Fundstücke, Ergänzungen, Übersehenes (bedauerlich, aber auch das soll vorkommen) oder die Korrektur von Fehlern in den bisherigen Ausführungen. Für solche Nachträge soll hier nun ein erstes Mal der Platz sein, und zwar in – sofern betroffen – historisch-chronologischer Reihenfolge. Mit kurzen Anmerkungen werden zudem die Ausarbeitungen zu den Heiligenlegenden, Surcouf und Slatin Pascha ergänzt.
>> Hier die Neuigkeiten zu den legendären Helden herunterladen (hjk)

 
Sandman-Heft Nummer 1 Sandman 1, Panini 2007 New York World's Fair Comics Nummer 1 Netflix-Serie Sandman

Sandman

Gaimans großes Götterepos
Das Erscheinen der ersten Staffel einer erfreulichen Verfilmung der Grafiknovelle "The Sandman" bei Netflix, ist nicht nur Anlass, den ersten Sandman-Band "Präludien & Notturni" nochmals zu lesen. Vielmehr interessiert auch der Vergleich der Filmepisoden mit der Comic-Vorlage. Was lässt man im Film aus, was fügt man hinzu? Auf welche Details und Anspielungen muss verzichtet werden, weil der Comicleser mehr Zeit zum Lesen und Hin- und Herblättern hat? Welche Einfälle fügt man im Film hinzu, um die Erzählung unmittelbar verständlich zu machen? Der Autor von "The Sandman", Neil Gaiman, behielt die Kontrolle über die Filmadaption und arbeitete als einer der Produktionsleiter an deren Verwirklichung. – Die 75 Sandman-Hefte erschienen von 1989 bis 1996. Bereits etwa 1996 verbreitete sich im Netz die Sammlung "The Annotated Sandman" von Greg Morrow, die auch heute noch hilfreiche Anmerkungen zu allen Sandman-Heften der Hauptserie liefert. Diese Sammlung an Hinweisen wurde später von Ralf Hildebrandt betreut und angeboten, bis dessen Server etwa 2021 ins digitale Nirvana verschwand. Die jeweils passenden "Annotations" sind den folgenden DIN-A3-Plakaten angefügt und ergänzt worden, darunter Hinweise auf Wesley Dodds, dem ersten Sandman von 1939. (adi)
Hier Plakate herunterladen zu:
>> Sandman 1: Der Schlaf der Gerechten (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 2: Gastgeber mit kleinen Fehlern (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 3: Träum einen Traum von mir (Stand: 20.1.23) und
>> Sandman 4: Hoffnung in der Hölle (Stand: 17.1.23) und
>> Sandman 5: Passagiere (Stand: 20.1.23).
 
>> Hier die Sandman-Annotations herunterladen (ZIP-Datei, Stand: etwa 2007?).

 
Plakat Ritter der Tafelrunde mit Robert Taylor und Ava Gardner Programmheft Prinz Eisenherz Die Schlümpfe und die Zauberflöte Filmprogrammheft Unter schwarzem Visier

König Artus

Die Ritter der Tafelrunde
In Comic und Film sind König Artus mit seinem Hof in Camelot und seinen Rittern Lancelot, Parzival, Gawain, Iwein, Erec usf. in einem Ausmaß präsent, das einem besonders deutlich wird, wenn man sich die Mühe macht, einige Monate lang alles zusammenzutragen und anzusehen, was bei uns zum Thema Artus und seiner Tafelrunde in den Regalen liegt oder bei den Händlern erhältlich ist. Allein der Comicstapel erreicht eine Höhe von nahezu zwei Metern. Die Sichtung aller Filme dauerte Monate. Wegen dieses großen Umfangs, veröffentlichen wir den Artikel zu König Artus in zwei Teilen. Der erste Teil stellt die Artus-Comics, der zweite die Artus-Filme vor. Beide Dokumente sind recht lang (109 und 103 Seiten) und das Herunterladen wird daher eventuell einige Zeit dauern.
>> Hier den Artikel zu den Artus-Comics herunterladen und
>> hier den Artikel zu den Artus-Filmen herunterladen. (hjk)

 
Ukraine: Taras Bulba Ukraine: Panzerkreuzer Potemkin Treppe Ukraine: Mit Feuer und Schwert Ukraine: Holodomor - Bittere Ernte

Ukrainische Geschichte in Film und Comic

Gegen die Fremdherrschaft
Mit der Kiewer Rus, gegründet von nach Südosten vordringenden Wikingern, stellt ein wesentlicher Teil der heutigen Ukraine die Keimzelle des späteren russischen Reiches dar, nahm aber dennoch in der Folgezeit eine eigenständige Entwicklung, die über lange Phasen der Fremdherrschaft und dadurch bedingte Teilungen – von der Goldenen Horde über Litauen und Polen bis zum Zarenreich und der Sowjetunion – zur Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert führte. In dieser langen Zeit sind die russische und die ukrainische Geschichte in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Eine Reihe von Filmen und Comics liefern uns dazu Denkanstöße. (hjk)
Artikel Ukraine Film und Comic herunterladen

 
Dorian Gray Knesebeck Dorian Gray Alan Ford Dorian Gray Film 1945

Das Bildnis des Dorian Gray

Ewige Jugend, dauerhafte Schönheit
Ein Porträt, das die Spuren des Alters und des Lebenswandels übernimmt, während der Porträtierte auf ewig jung und schön erscheint, dieses Motiv regte viele Comic- und Film-Autoren an, sich an eine Adaption des Romans von Oscar Wilde zu setzen, mal in ernsthafter, mal in scherzhafter Weise. Die seitenstarke Comic-Adaption von Amálie Kovárová und Petr S’rédl, die 2021 erschien, ist Anlass, auf immerhin zwei Dutzend Comics einzugehen, die sich in den letzten Jahrzehnten ab 1956 mit dem lasterhaften Leben des Londoner Lebemannes beschäftigten. Auch über Verfilmungen wird einiges angemerkt, eine Liste der Filme gibt es gleich hier. (adi)
Artikel Das Bildnis des Dorian Gray herunterladen

 
Schatzinsel Petzi Schatzinsel Long John Silver Schatzinsel Arena

Die Schatzinsel

Mit Long John Silver zur fast verlassenen Insel
Natürlich ist Die Schatzinsel nicht in erster Linie ein Film, sondern ein Roman, die literarische Vorlage für eine ganze Reihe von Verfilmungen, aber auch von Comic-Adaptionen und Übertragungen in andere Medien. Als Roman ist Die Schatzinsel ein klassisches Beispiel jener Bücher, mit denen man die längst zum Klischee gewordene Erinnerung verbindet, sie nächtens im Licht einer Schattenlampe unter der Bettdecke gelesen zu haben (als ob nicht schon die Eltern das gemacht hätten und deshalb im Bilde waren). Der Originaltitel des Romans lautet Treasure Island und ist schon fast eine eingetragene Marke. (hjk) Artikel Die Schatzinsel herunterladen

 
Sammelbild Störtebeker-Album Störtebeker Ralswiek 1997 Störtebekers Schädel

Klaus Störtebeker

Zwölf Meter kopflos
In erster Linie ist in unserer Wahrnehmung die Karibik des 16. bis 18. Jahrhunderts die Region, in der die Piraten ihr Unwesen trieben. Und die berühmten Piraten, Korsaren und Seeräuber waren demnach allesamt Engländer, ein paar Spanier oder Franzosen, vielleicht mal ein Holländer. Aber die Geschichte der Piraterie ist sehr viel älter, die Schauplätze finden sich in fast allen Ecken der Welt(meere). Einer dieser Schauplätze war im späten Mittelalter die norddeutsche Küste. Und genau hier finden wir den einzigen Deutschen, der als Pirat unsterblich wurde: Klaus Störtebeker. (hjk) Artikel Störtebeker herunterladen

 
Slatin Pascha Wüstenkrieger Slatin Pascha im Comic Slatin Pascha im Film

Slatin Pascha

Der Aufstand des Mahdi
Der Sudan heute – das ist nach wie vor ein Land andauernder Bürgerkriege, ein geteiltes Land, das nicht zur Ruhe kommt und wo es den beiden jetzt dort existierenden zwei Staaten nicht gelingt, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, Probleme, die ihren Ursprung in den Tagen des Imperialismus und Kolonialismus haben, als europäische Staaten Afrika rücksichtslos unter sich aufteilten. Europäer im Sudan des 19. Jahrhunderts? Da fallen dem einen oder anderen vielleicht auch deutsche Namen ein: zuallerest vermutlich Karl May (1842–1912) und dann Eduard Karl Oskar Theodor Schnitzer (1840–1892), Emin Pascha, und Rudolf Slatin (1857–1932), Slatin Pascha. (hjk) Artikel Slatin Pascha herunterladen

 
Eiserne Maske Vier Musketiere La femme mousquetaire

Die drei Musketiere

Einer für alle, alle gegen Milady
Mögen auch längst nicht mehr so viele den dicken Wälzer mit den Abenteuern der drei (genaugenommen sind es ja vier) Musketiere, den verwegenen Helden aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts, oder gar die beiden weiteren Romane der Trilogie wirklich lesen. Dennoch gehören die in ihnen vorgestellten Motive dank gekürzter Fassungen, unzähliger Verfilmungen, Comics oder auch Bühnenstücken und sogar Musicals zu unserem gedanklichen Gemeingut. (hjk) Artikel Drei Musketiere herunterladen

 
Mutter Theresa Johanna von Orleans Sankt Ursula

Heilige

Heilig, heilig, heilig
Heilige als legendäre Helden? Nun, legendär sind viele von ihnen – nicht zuletzt, da ihre Taten, ja sogar ihr Leben in nicht wenigen Fällen gar nicht eindeutig belegt sind, vielleicht nur Legende sind. Und manche von ihnen, Männer wie Frauen, waren auch Helden und Heldinnen – oft nicht so sehr im herkömmlichen Sinn, sondern eher unter moralischen Aspekten. (hjk)
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Chingachkoog Der letzte Mohikaner Lederstrumpf im Film

Lederstrumpf

Politisch korrekte Indianer
Deerslayer, La Longue Carabine, Hawkeye, Pathfinder, Leatherstocking – all das sind die Namen, unter denen wir Nathaniel Bumppo kennen, eine mythische Figur der frühen amerikanischen Geschichte, eine literarische Schöpfung des Schriftstellers James Fenimore Cooper, der in ihm jenen Pionieren der frühen Siedlungsgeschichte ein unsterbliches Denkmal setzte. (hjk)
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Robert Surcouf Surcouf im Film Surcouf im Comic

Surcouf

Pirat für Napoleon
In Frankreich ist Robert Surcouf, als Kaperkapitän – sowohl Pirat wie Freibeuter – in den Napoleonischen Kriegen zu Ruhm gelangt, bis heute ein Held, von Legenden umwoben. Er hat vielfältige Spuren hinterlassen, in der erzählenden Literatur, im Comic und im Film. Überraschenderweise wurde ihm auch in Deutschland ein Kranz geflochten von dem eigentlich durch andere Schauplätze berühmt gewordenen Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May. (hjk)
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Marco Polo Comic Marco Polos Buch der Wunder Max & Luzie bei Marco Polo

Marco Polo

Übers Meer, durch die Wüste, bis weit nach China
Das "Buch der Wunder", in dem von den Reisen von Marco Polo berichtet wird, ist ein Beispiel dafür, wie eine Erzählung aus einer mittelalterlichen Handschrift bis in unsere Zeit herübergerettet wird und immer noch Verbreitung findet. Waren es im Mittelalter des 14. Jahrhunderts buchmalerische Ausschmückungen, so sind es in heutiger Zeit Werbecomics oder Zeichentrickfilme, die auf unsere Bilderwelt zu Marco Polo einwirken. (adi)
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Don Quijote gegen die Windmühlenflügel Don Quijote bei Clever & Smart Don Quijote bei flix

Don Quijote

Gegen Windmühlenflügel
Beim Kampf gegen die Windmühlenflügel wird es besonders deutlich: Sein Knappe Sancho Panza bemerkt, dass Don Quijote die Wirklichkeit nicht so wahrnimmt, wie sie ist. Durch das Lesen zu vieler Ritterromane gerät Don Quijote in eine eingebildete Welt und reitet nun als "Ritter von der traurigen Gestalt" durch die Lande. Das hört sich nach einer Steilvorlage für einen Vergleich mit heutigen "Querdenkern" an. (adi)
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Robin Hood Robin Hood als frühe Illustration Robin Hood im Film

Robin Hood

Mit Pfeil und Bogen grün und gerecht
Obwohl heute jedes Kind seine Geschichte – und auch den historischen Hintergrund – kennt, ist es doch sehr zweifelhaft, ob es sich bei ihm um eine historische Gestalt handelt. In der Geschichts- und Literaturforschung ist das zumindest immer noch umstritten. Sehr wahrscheinlich aber dürfte die Existenz historischer Bezüge für die literarische Überlieferung sein. (hjk)
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Ergänzende Liste: Wer spielt wen? in den Robin-Hood-Filmen (Stand: 26.1.2023)

 
Zorro im italienischen Comic Zorro im Film Fuchsis Zorro

Zorro

Hundert Jahre Z
Man erfuhr es beim Münchner Comicfestival 2019, in Fachzeitschriften und im Fernsehen: Der für Gerechtigkeit streitende Degenfechter reitet seit hundert Jahren durch das spanische Kalifornien. Passend zum Geburtstag entstehen neue Zorro–Comics jenseits der von Disney gewohnten Art, darunter "Lady Zorro" oder sogar eine Begegnung mit Dracula. (adi)
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Zeittafeln


Zeittafel 1965 Zeittafel 1965 (adi)
In Vietnamkrieg lässt US-Präsident Lyndon B. Johnson erstmals Nordvietnam direkt bombardieren, Charles de Gaulle bleibt französischer Staatspräsident, Ludwig Erhard wird wieder zum Bundeskanzler gewählt. Extreme Starkregenfälle führen mitten in Deutschland zur Heinrichsflut mit 16 Toten. Alexej Archipowitsch Leonow schwebt 12 Minuten an der Leine durchs Weltall. Ein französischer Satelliot wird nach Astérix benannt. Fritz the Cat von Robert Crumb taucht erstmals auf, Goofy wird durch Erdnüsse zu Supergoof und damit Disneys erster Superheld. Jidéhem arbeitet an "Sophie", der ersten Spirou-Serie mit einer weiblichen Hauptfigur, in Italien startet das "Linus"-Magazin unter anderem mit "Valentina" von Guido Crepax. In Großbritannien kommt "Trigan" von Don Lawrence und Mike Butterworth in die Läden. In Deutschland beginnen die "tollsten Geschichten von Donald Duck", die bis heute erscheinen. Und Bessy und Andy werden zwei Jahrzehnte lang in nahezu tausend Westernabenteuer verwickelt. Zeittafel 1965 herunterladen

 
Zeittafel 1964 Zeittafel 1964 (adi)
Der US-Präsident Johnson darf mit dem Vietnam-Krieg beginnen, Brasilien wird eine Militärdiktatur, Nelson Mandela kommt ins Gefängnis. DDR-Rentner dürfen Verwandte im Westen besuchen, Willy Brandt wird SPD-Vorsitzender, Fußgänger erhalten auf dem Zebrastreifen Vorrang vor den Autos. "Laurel und Hardy" heißen noch nicht "Dick und Doof", in "Lupo" erscheinen Asterix und Obelix als Siggi und Babarras, Robin Hood rettet Lady Janet. General Jack D. Ripper will den Atomkrieg, Professor Higgins setzt sich für eine gesittete Sprache ein und den Kinobesucher erwarten gleich vier Karl-May-Filme. In den US-Comics tauchen Daredevil und Dussel Duck erstmals auf. "MAD" beginnt mit seinen zusammenfaltbaren Backcovern. In Italien erscheint die erste Ausgabe von "Satanik", gezeichnet von Magnus, geschrieben von Max Bunker. Morris nennt in einem Artikel in "Spirou" die Kunst des Comic die "Neunte Kunst". Zeittafel 1964 herunterladen

 
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Zeittafel 1947 Zeittafel 1947 (adi)
Der Winter ist ungewöhnlich kalt, der Sommer sehr heiß in Deutschland. Die Versorgungslage der Bevölkerung ist angespannt. Dennoch erscheinen einige Comics, darunter erstmals auch Hefte französischen Ursprungs. Im Kino sorgt Hildegard Knef für die Aufklärung eines angeblichen Schmuckdiebstahls, Zorros Sohn sorgt für Gerechtigkeit und der kriminelle Hans Albers läutert sich. Der Transistor funktioniert, die Kon-Tiki sticht in See und Maggi fusioniert. Buck Danny fliegt erstmals durch "Spirou". Steve Canyon von Milton Caniff gibt sein Debut zur gleichen Zeit in 168 US-Zeitungen auf einmal. Zeittafel 1947 herunterladen

 
Zeittafel 1945-46 Zeittafel 1945-46 (adi)
Als erster Nachkriegscomic in Deutschland erscheint im Dezember 1945 ein Heft, von Konstantin Kusnezow gezeichnet, dessen Sprechblasentexte in Englisch und Deutsch nebeneinander stehen. Aus der Schweiz kommen Globi-Bücher, in Österreich konkurrieren gleich zwei Kinderzeitschriften um den jungen (Comic-) Leser. Comics werden noch nicht Comics genannt. Im Kino gibt es die ersten Trümmer- und Übergangsfilme. Hildegard Knef verhindert Selbstjustiz, Peter Voss eine Bankpleite, die Presse den Bikini. Morris bringt die erste Geschichte von "Lucky Luke" auf den Weg und Carl Barks zeichnet mit The Riddle of the Red Hat seine einzige Micky-Maus-Erzählung. Zeittafel 1945-46 herunterladen

 
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Bastien Vivès: Letztes Wochenende im Januar Letztes Wochenende im Januar (Bastien Vivès, Schreiber & Leser 2023, 184 S., HC, schwarzweißgrau)
Eine weitere Comic-Neuerscheinung neben derjenigen zum Comic-Syndrom nimmt Bezug auf das Internationale Comic-Festival (FIBD) in Angoulême. Bastien Vivès ("Nationalfeiertag", "Die Bluse", "Die große Odaliske") beschreibt in ausdrucksvollen, in Grautönen gefärbten und treffsicheren Zeichnungen die Erlebnisse eines Zeichners namens Denis Choupin, der für Signierstunden am Stand seines Verlags und zu einer Podiusmdiskussion nach Angoulême reist. Es sieht alles nach tristem "business as usual" aus. Er möchte auch schon Samstagabend statt Sonntag wieder abreisen. Er ist allein, sein Szenarist Thierry Cleri hat sich wegen eines Hexenschusses abgemeldet. Doch dann steht plötzlich Vanessa vor seinem Signiertisch, die sich für ihren Mann Marc Letexier eine Widmung in Denis' Comic "Opération Hitler" zeichnen lassen möchte. Es beginnt eine sich behutsam entwickelnde Beziehung zwischen Vanessa und Denis, deren Wechselfälle durch Vivès in stimmungsvolle, gut lesbare Bilder umgesetzt werden, und bei denen Marc die beiden nicht stört. Als begeisterter Comic-Fan hat Marc nur Augen und Ohren für das Festivalgeschehen. Das gibt den beiden einige ersehnte Momente der Freiheit. (adi)

 
Jul/Libon: Spirou und Fantasio Spezial 41: Spirou und das Comic-Syndrom Spirou und Fantasio Spezial 41: Spirou und das Comic-Syndrom (Jul/Libon, Carlsen 2023, 56 S., SC, farbig)
Das Jerusalem-Syndrom, über das Spirou von Professor Herquin-Frangé in einer Klinik in Angoulême aufgeklärt wird, gibt es wirklich. Auch für Paris und Florenz sind diese hoffentlich vorübergehenden psychotischen Störungen beschrieben worden, durch die man sich für eine andere Person hält. Warum sollte also nicht auch das alljährlich Ende Januar in Angoulême beim internationalen Comic-Festival stattfindende Spektakel bei einigen Personen zu einer Reizüberflutung und also einem ähnlich gearteten Syndrom führen? Der Professor ist sich jedenfalls sicher, dass es Fantasio erwischt hat. Er hält ihn in seiner weitläufigen Fachklinik fest, in der es sogar eigene Häuser für Manga- und Superhelden-Patienten gibt. Als besonders schwere Fälle gelten diejenigen, die ihre Wahnvorstellung in die Rolle von Figuren aus Fanzines und Independent-Comics treibt. Als Spirou endlich zu Fantasio vorgelassen wird, benimmt sich dieser wie Kapitän Haddock: "Hunderttausend Höllenhunde! [...] Seegurke! Strolch! Brontosaurier!" Um seinem Freund in der Klinik beistehen zu können, beschließt Spirou, sich ebenfalls als vom Comic-Syndrom betroffen einweisen zu lassen. Damit nimmt eine sehr vergnügliche Erzählung mit vielen Zitaten und ungewohnter Grafik einen psychotropen Verlauf. (adi)

 
Joe Quesada/Danny Miki: Marvel Must-Have 79: Daredevil - Father Marvel Must-Have 79: Daredevil - Father (Joe Quesada/Danny Miki, Panini 2023, 204 S., HC, farbig)
Eigentlich geht es in dieser klassischen Story von 2004 nicht nur um einen Vater, sondern gleich um drei. Im Vordergrund steht die Beziehung von Daredevil (d.i. der Rechtsanwalt Matt Murdock) zu seinem strengen Vater Battlin' Jack Murdock, der sich im Boxring durchschlug und als Geldeintreiber verdingte. Der zweite Vater ist derjenige von Daredevils vermeintlichem Gegenspieler, dem schwerreichen Unternehmer Nestor "NeRo" Rodriguez, der erleben musste, dass sein Vater Hector von Untergrundganoven erschossen wurde. NeRo engagiert sich daher mit seinen gewaltfreudigen Santerians in der privat geführten Verbrechensbekämpfung. Und dann ist da noch ein dritter Vater, um den es in dieser Erzählung geht, mit dem es Vater Murdock in Daredevils Jugend zu tun bekam. Zwei der Väter wurden ermordet, einer schwer verletzt. Ihre Nachfahren sind nun in eine Serie mysteriöser Mordfälle verwickelt, bei denen den Opfern die Augen genommen werden, wie weiland beim Sandmann von E.T.A. Hoffmann. Zu diesen Zutaten einer spannenden Geschichte, in der nur eine unpassende, länglich ausgedehnte Superheldenprügelei stört, kommt für Matt Murdock als Anwalt der Fall von Maggie Farrell, die wegen ihrer Krebserkrankung Anklage gegen einen Energieversorger führen will. Maggie macht es aufregend. (adi)

 
Jan Novák/Jaromír 99: Časlavska Čáslavská (Jan Novák/Jaromír 99, Salleck 2023, 176 S., HC, farbig)
"Okkupation bleibt Okkupation" wiederholt Věra Čáslavská standhaft. Man bedrängt sie, ihre Unterschrift unter das "Manifest der 2000 Worte" zu widerrufen, das im Juni 1968 zu weiteren Reformen in der ČSSR im Rahmen des Prager Frühlings aufruft. Das Manifest ist ein Anlass für den Einmarsch sowjetischer Truppen im August 1968 in die Tschechoslowakei. Anders als zum Beispiel der Langläufer Emil Zátopek macht Čáslavská keinen Rückzieher. Die sich daraus ergebenden Repressalien nimmt sie in Kauf. Sie hält sich an eine Verpflichtung, an die sie sich durch die Annahme eines Samurai-Schwerts in Japan gebunden fühlt. Nach ihren Olympia-Siegen als Kunstturnerin in Tokyo 1964 wurde sie dort als Tschasrawska-san verehrt. "Wenn ich das nicht unterschrieben hätte, müsste ich das Samuraischwert zurückgeben", begründet sie ihren Mut. – Kompromisslos wie sie, ohne laue Zwischentöne, ist diese Biographie grellbunt gefärbt und beschreibt damit neben ihrer politischen Haltung immer auch die Ereignisse ihres Privatlebens. Eine Liaison mit ihrem (verheirateten) Trainer Vladimír Prorok wird bald beendet. Nach ihren Olympiasiegen in Mexiko 1968 heiratet sie dort den Leichtathleten Josef Odložil. Es beginnt damit eine Zeit, in der ihr der durch den Wettkampfsport vertraute Durchhaltewillen helfen wird. (adi)

 
Aike Arndt: Der Mensch und Gott Der Mensch und Gott (Aike Arndt, Zwerchfell 2023, 80 S., SC, farbig)
Als Gott ankündigt, der Menschheit seine wahre Identität enthüllen zu wollen, halten alle die Luft an. Umgehend sind wir an die erstaunte und wütende Reaktion des Jokers erinnert, als Batman vor aller Augen die Maske vom Gesicht gerissen wird. Doch wie sieht es im bedeutungsvollen Unterschied zum Dunklen Ritter im Innern eines unendlichen, göttlichen Wesens aus, von dem also alle Hälften gleich dem Ganzen sind? Aike Arndt lässt uns Überraschendes erkennen. Aber die erfahrene Leserschaft wird wohl noch mehr von seinem Bericht überrascht sein, demzufolge der Verlag, für den er zeichnet, seine finanziellen Rücklagen in einem Speicher dagobertschen Ausmaßes lagert. Hier wäre der richtige Moment, eine Fallunterscheidung zu machen. Entweder nimmt uns der Autor auf den Arm, wie es seinem Stand als Humorist natürlich und gerne zukommt, oder der Verlag hat ihm die finanzielle Lage tatsächlich so geschildert, um ihn mit der Aussicht auf kommende Reichtümer zu ausdauernder Arbeit anzuhalten. Beleg für den am Profit orientierten, zweiten Fall ist zweifelsohne, dass der Verlag den Zeichner bereits komplett einscannen ließ. (adi)

 
Matz/Jörg Mailliet/Olivier Guez: Das Verschwinden des Josef Mengele Das Verschwinden des Josef Mengele (Matz/Jörg Mailliet/Olivier Guez, Knesebeck 2023, 192 S., HC, farbig)
Dem Kriegsverbrecher Josef Mengele, der als SS-Lagerarzt im KZ Auschwitz-Birkenau leitend an der Auswahl von Todeskandidaten, der Selektion, an der Überwachung der Vergasungen und an grausamen medizinischen Experimenten beteiligt war, gelingt 1949 die Flucht nach Buenos Aires. Eine nachdrückliche Suche nach ihm bleibt aus. Den Nazi-Seilschaften gelingt es, ihn unter dem Namen Helmut Gregor zu verstecken. Seine Familie in Günzburg unterstützt ihn über einen Mittelsmann, Hans Sedlmeier, einem alten Schulfreund, der das Netzwerk um den Fluchthelfer Hans-Ulrich Rudel für Mengele einzuspannen weiß. Mengele trifft in Buenos Aires auch Adolf Eichmann, der die Ermordung von etwa sechs Millionen Menschen mitzuverantworten hat. Als Eichmann 1960 geschnappt, später verurteilt und hingerichtet wird, versucht Mengele mit gefälschtem Pass als Peter Hochbichler in Brasilien unterzutauchen. – Für den Fall, dass LeserInnen unwillkürlich Mitleid mit dem verfolgten Menschen entwickeln könnten, stellt der Autor dieser Biographie im Epilog, in Rückblenden und in einem abgebildeten Disput zwischen Mengele und seinem Sohn Rolf 1977 in São Paulo deutlich genug heraus, welches Scheusal dieser Josef Mengele war. (adi)

 
Jamie Delano/Tom Peyer/John McCrea/Andrew Chiu: Cruel and Unusual Cruel and Unusual (Jamie Delano/Tom Peyer/John McCrea/Andrew Chiu, Dantes 2023, 108 S., SC, farbig)
Mit der Fernsehserie "Jesus in America" hat die Produzentin Bobbie Flint dem vorgeblich christlichen Sender "Salvation Channel" Erfolg gebracht. Doch nun wird sie von ihrem primitiven, grobschlächtigen Chef Marion Meach, der mit seinen Millionen dem ebenso hinterhältigen Benny Guevara den Gouverneursposten Floridas verschafft hat, gezwungen zu gehen und in der Folge aus seinem privaten Hochsicherheitsgefängnis ein einträgliches Geschäft zu machen. Bobbies Tochter Chloe will Geld von ihr und hält ihr vor, abgetrieben zu haben. Bobbie nimmt also den brutalen Job als Knast-Direktorin auf sich, der sie kurz darauf mit dem "Rattengrill", einem defekten elektrischen Stuhl bekannt macht. Sie kommt auf die kranke Idee, zur Aufdeckung der schrecklichen Zustände in Meaches Knast im "Jail TV" eine Hinrichtung mit diesem Stuhl zu übertragen. – Diese Erzählung aus einer brutalen Gefängniswelt, zu der Gewalt, sexuelle Erniedrigung, sprachliche und moralische Verrottung gehört, richtet sich an eine erwachsene Leserschaft, die sich neben den Horroreindrücken wohl auch Gründe für die Ablehnung eines privaten Strafvollzugs und der Todesstrafe mitnehmen. (adi)

 
Rudolph Perez: Commander Cork 5: Die Ferien des Commanders Commander Cork 5: Die Ferien des Commanders (Rudolph Perez, Gringo 2023, 68 S., SC, schwarzweiß)
Wie einst Major Grubert steigt hier Commander Cork aus einer Luke zu uns herüber in die erhoffte Wirklichkeit (siehe Titelbild). Moebius schickte den Major in eine reale Zufallswelt, Rudolph Perez schickt Commander Cork in eine virtuelle Urlaubswelt. Der Major musste sich damals mühsam eine Pforte ins Hier und Jetzt suchen, bei Commander Cork muss dazu lediglich der Strom ausfallen. In den vom feinsinnigen Perez'schen Humor begleiteten Urlaubsanstrengungen des Commander Cork, Administrationsadlatus in der Zentralverwaltung von Meta-Pengo, erkennen wir die Fallstricke, die eine Reise in einem günstigen, gebraucht erworbenen Urlaubsgenerator mit sich bringt. Es geht schon damit los, dass für Corks Assistentin Reena kein Platz im Generator ist und dass man umgehend Probleme mit der generierenden Software bekommt. Die Benutzerführung nervt und gefährlich ist es manchmal auch noch ("Das ist eine Schnittstelle zur Realität. Bitte nicht zu weit hinauslehnen!"). In einer Abfolge von Strips und Onepagern gewinnen die LeserInnen eine Fülle an Einsichten wie etwa, dass alle Mathelehrer unberechenbar wären oder dass man Digitalisate nicht ansprechen sollte oder dass feuchtwarme Luft lokalitätsimmanent sei. Übrigens: Ein Urlaubsspaß hört auf, wenn die Erwartung aus zu vielen Details besteht. (adi)

 
Hugo Pratt: Fort Wheeling - Erster Teil Fort Wheeling - Erster Teil (Hugo Pratt, Schreiber & Leser 2023, 136 S., HC, farbig)
Die prächtig eingefärbten Zeichnungen waren in der Hugo-Pratt-Ausstellung 2016 in Angoulême der große Hingucker. In der nun erschienenen neuen Farbausgabe von "Fort Wheeling" bilden einige davon zusammen mit erläuterndem Text die schöne und notwendige Einleitung in die Hintergründe des blutigen Geschehens in Wheeling, Ohio, im Rahmen des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs. Die Beschreibung der Auseinandersetzung zwischen Siedlern, Shawnee, Lenni Lenape, Mingo und amerikanischen und britischen Soldaten fußt auf historischen Begebenheiten, nämlich den Belagerungen rund um Fort Henry 1777 und 1782, die Comichandlung setzt 1774 ein, dem Jahr des Yellow-Creek-Massakers. Der Comic gehört zu den frühen langen Arbeiten Hugo Pratts. Die Erzählung von den beiden 17-jährigen Soldaten Criss Kenton und Patrick Fitzgerald, der eine für die Unabhängigkeit von den Briten, der andere königstreu, kam zuerst 1962 in einem argentinischen Comicmagazin heraus, also noch bevor 1967 das erste Corto-Maltese-Abenteuer veröffentlicht wurde. Während am Schicksal dieser beiden jungen Männer der Irrsinn der Kriege verdeutlicht wird, liefert die Hinzunahme weiterer historischer Figuren wie dem Mingo-Häuptling Logan, dem Shawnee-Anführer Cornstalk, dem weißen Indianer Simon Girty (dessen Konterfei an Pratt erinnert), dem Pionier Ebenezer Zane, der überaus mutigen Elizabeth "Betty" Zane, dem Jäger Daniel Boone das authentisch wirkende Ambiente, in dem den beiden jungen Soldaten auch Platz für eine Liebe zur schönen Mohena eingeräumt wird. (adi)

 
Collin Kelly/Jackson Lanzing/Xermánico: Batman - One Bad Day 7: Clayface Batman - One Bad Day 7: Clayface (Collin Kelly/Jackson Lanzing/Xermánico, Panini 2023, 56 S., HC, farbig)
Diesen Monat sorgt der lehmige Gestaltwandler Clayface (d.i. Basil Karlo) für die grafisch überzeugende und eingängige Superschurkenlektüre. Das Titelbild liefert mit seiner rötlich und ockerfarbenen, lehmigen Gestaltung die stimmige Atmosphäre. Schon der Batman-Schöpfer Bill Finger führte Clayface laut der Batman Wiki vor über 80 Jahren als einen "abgehalfterten" Filmstar ein, der sich an die Ermordung der Mitglieder einer Filmcrew macht, als sich diese an seinem größten Erfolg vergreifen will. Clayface zeigte nicht zuletzt in der Harley-Quinn-Fernsehserie seine große Zuneigung zum Schauspielberuf. Darum geht nun auch hier. Er übt für ein Vorsprechen zu einem Film. Er hat sich das Aussehehen eines blonden Jünglings zugelegt und versucht sich in einer tragischen Szene. Aber ihm schlägt beim Casting Ablehnung entgegen. Seine Korrekturen am Skript will man nicht. Und was Clays Blut, beziehungsweise Schlamm, besonders zum Kochen bringt, ist, dass sein dunkelhaariger Kumpel Corey, ein Komödiant, die Rolle erhält. Als Gestaltwandler, der weitaus mehr an sich verändern kann als Ethan Hunt, überkommt ihn seine Superschurkennatur. Clay räumt alle Hindernisse auf seinem Weg zu einer erhofften großen Rolle im Film aus dem Weg. Damit folgt er der todbringenden Charakterschwäche, die ihm Bill Finger 1940 auf den Leib schrieb. (adi)

 
Junji Ito: Tomb Town - Der steinerne TodJunji Ito: Frankenstein - Storys zwischen Wahn & Wirklichkeit Tomb Town - Der steinerne Tod (Junji Itō, Carlsen 2023, 418 S., HC, schwarzweiß)
Frankenstein - Storys zwischen Wahn & Wirklichkeit (Junji Itō, Carlsen 2023, 418 S., HC, schwarzweiß)
Die Buchreihe aus dunkel eingebundenen Bänden voller Horrorgeschichten vom Gruselmeister Junji Itō, zu der unter anderen auch "Remina" gehört, besteht in diesen beiden Fällen aus Sammelbänden mit je elf Geschichten verschiedenen Umfangs. Das könnte einen auf den Gedanken bringen, es handele sich um Geschichten wie aus den Gruselheften, die ab Mitte der 1970er Jahre mit jeweils vier bis fünf Beiträgen pro Heft am Kiosk lagen ("Seltsam? Aber so steht es geschrieben..."). Aber bei Itō läuft der Grusel deutlich anders. Zum einen erhalten wir hier schwarzweißen Manga, dessen einzelne Erzählungen weit mehr als die damals typischen vier bis acht Seiten lang sind und in denen oft SchülerInnen oder jungen Menschen die Hauptrolle zukommt, und zum anderen strebt Itō mit seinen Horrorberichten nicht immer einer Schlusspointe zu. Zwar drückt da wohl mal überraschend ein Hals den zugehörigen Kopf durchs Gemäuer, aber in der Regel bleibt das schauerliche Ende ohne Schlusseffekt als bleibender Eindruck im Kopf der LeserInnen stehen. – In der ersten, titelgebenden Story "Tomb Town" kommt ein junges Paar mit dem Auto in einen Ort, in dem den Verstorbenen ein Grabstein grundsätzlich genau an der Stelle gesetzt wird, wo sie verstarben. Das kann dann auch mal mitten auf der Straße sein. Zwar rammen die beiden keinen dieser Steine, aber leider Ayumi. Beeindruckend gerät im selben Band auch "Das Blut von Shirasunamura", eine medizinisch rätselhafte Geschichte, in der Dr. Furuhata als neuer Arzt in ein Dorf kommt, deren Bewohner in blutiger Verbindung mit dem dortigen Erdboden stehen. – Der Band "Frankenstein" beginnt mit mehreren Erzählungen zu den Parallelwelt-Erlebnissen des Schülers Oshikiri, bevor man dann bei einer über 80 Seiten langen Adaption des Frankstein-Buchs von Mary Shelley anlangt. Itō hält sich anfangs, von den Verfilmungen beeinflusst, recht eng an die Romanvorlage, bis seine Fantasie dann doch Oberwasser bekommt und er die Ereignisse um den Bau der Monsterfrau in ganz eigener Weise umdichtet. Doch beim Thema Frankenstein erwartet man so etwas ja auch. (adi)

 
Stephanie Phillips/Riley Rosmo: Harley Quinn 3: Harley, das UnschuldslammStephanie Phillips/Georges Duarte/Simone Buonfantino: Harley Quinn 4: Task Force XX Harley Quinn 3: Harley, das Unschuldslamm (Stephanie Phillips/Riley Rosmo, Panini 2023, 132 S., SC, farbig)
Harley Quinn 4: Task Force XX (Stephanie Phillips/Georges Duarte/Simone Buonfantino, Panini 2023, 156 S., SC, farbig)
Zunächst landet Harley Quinn vermutlich ganz unschuldig in der Strafanstalt Blackgate, aus dem sie von Kate Kane als Batwoman (nicht zu verwechseln mit Catwoman) herausgeholt wird, weil diese von Harleys Unschuld überzeugt ist. Die Harley vorgeworfenen gruseligen Morde ordnet Batwoman ihr auch charakterlich nicht zu. Gezeichnet mit dem wunderbar ausufernden Stil von Riley Rossmo, der das exaltierte Verhalten der clownesken Psychiaterin widerspiegelt, werden die LeserInnen Zeuge einer Rehabilitierung, an deren Verlauf Harleys fürsorglicher Freund Kevin und dessen Freundin Samantha Payne auf unterschiedlichen Seiten beteiligt sind. Die anfangs argwöhnische, junge Polizistin Jaylin Shaw komplettiert das rein weibliche Aufklärungsteam, mit dem man einer Rächerin auf die Spur kommt, welche von Harley Verdict getauft wird. – Und ausgerechnet auf diese Verdict stößt Harley, als sie von Luke Fox (ehemals Batwing) für viel Geld zur Mitarbeit in einem schlagkräftigen Team angeheuert wird (obwohl sie Gruppenarbeit eigentlich hasst). Mit Killer Frost (d.i. Caitlin Snow), Bronze Tiger (d.i. Ben Turner), Verdict und vier anderen soll sie gemeinsam in die JLA-Station auf dem Mond fliegen, um das gefährlich werdende Element-X zu vernichten. Doch Harley interessiert sich erst einmal nur für Knoblauch-Grisinis und wundert sich im lunaren JLA-Gebäude über fehlende Toiletten und Generatoren. Aber als das Assimilieren beginnt, fällt ihr nur noch eines ein: "Lauft!" (adi)

 
Olaf Brill/Michael Vogt: Der kleine Perry 1 Der kleine Perry 1: Das Geheimnis des Wanderplaneten (Olaf Brill/Michael Vogt, Carlsen 2023, 96 S., HC, farbig)
Gerne erinnert man sich an den Flug der Stardust zum Mond. Das geschah 1971. An Bord waren Perry Rhodan, Reginald "Bully" Bull und auch Dr. Eric Manoli, der später den Arkoniden Crest gegen Leukämie zu behandeln wusste. Die fruchtbare arkonidisch-terranische Zusammenarbeit begann. Nur Thora blieb zunächst skeptisch. – Auch wenn sich die nun vorliegende neue Perry Rhodan-Reihe an ein junges Publikum richtet und die originale Geschichte in dieser Absicht gut angemessen umgeschrieben wurde, so ist auch für die ältere Leserschaft die Lektüre reizvoll, sei es durch das Wiedererkennen der Figuren und Motive, sei es durch die Neugier darauf, wie der Autor die originale Handlung übertragen und erweitert hat. Perry und Thora treffen nämlich als Kinder aufeinander, mit dem Mausbiber Gucky an Perrys Seite. Crest ist Thoras Onkel und Perrys Mutter ist die Konstrukteurin der Stardust. Es geht es hier auch nicht um die politische Lage, die in den Romanen zur Einrichtung von Rhodans Dritter Macht führte, sondern man stellt schließlich den Zwergplaneten Ceres in den Mittelpunkt der Handlung, der schon im Titel als "Wanderplanet" angekündigt wird (im Original Wanderer). Und zum Schluss bringt ihnen die Superintelligenz ES keinen Zellaktivator, aber so ähnlich. (adi)

 
Matthew Rosenberg/Carmine Di Giandomenico/Francesco Franvacilla: Der Joker - Der Mann, der nicht mehr lacht 1 Der Joker - Der Mann, der nicht mehr lacht 1: Ein Joker zu viel! (Matthew Rosenberg/Carmine Di Giandomenico/Francesco Franvacilla, Panini 2023, 180 S., SC, farbig)
Der echte Joker überlebt. Er hat eine Kugel im Kopf und ist wie gewohnt übelst kriminell, aber er lacht dabei nun nicht mehr. Denn ein anderer Superschurke hat seine Identität angenommen. Dieser Fake-Joker beginnt in seinem Namen, die Szene zu beherrschen und die Macht sogar über Gotham City hinaus anzustreben. Two-Face (d.i. Harvey Dent), Riddler (d.i. Edward Nygma), Black Mask (d.i. Roman Sionis) begrüßen zwar, dass dieser Joker in der Unterwelt aufräumt, aber so richtig froh ist man nicht. Es sind ein bis zwei Joker zu viel. Derweil treibt Red Hood II (d.i. Jason Todd) seine gnadenlos blutige Detektivarbeit in der sich wandelnden Schurkenszene. Um mitzumischen muss der Joker erst einmal die Kugel aus seinem Kopf herausholen lassen. Er landet nach einer Menge Prügel auf Harley Quinns "Jacht" und einem Sturz von Bord sowieso im Krankenhaus. – Nach der ersten Erzählung des Buches wechselt die Grafik und Stimmung hin zu einer Folge von fünf humorvollen Kurzgeschichten. Da kann der Joker aber auch nicht mehr lachen, zum Beispiel als er nach einem einseitig liebestollen Zusammentreffen mit Zatanna schwanger wird. (adi)

 
Colin Lorimer: Daisy Daisy (Colin Lorimer, Cross Cult 2023, 128 S., HC, farbig)
Die Ex-Polizistin Lindsay Taylor sucht ihren seit fünf Jahren verschwundenen Sohn Conor. Die Suche führt sie in den kleinen Ort Brimount, wo der Sheriff von ihr darüber informiert wird, warum sie ihre Suche ausgerechnet in Brimount fortsetzt. Sie bekam von dort einen Anruf, der zu einem Telefonanschluss von Mark Phillips führt. Ein Blick in die Augen des Sheriffs lässt schon ahnen, dass da nun etwas Unheimliches passieren wird, auch wenn er die Familie Phillips als "gute Leute" beschreibt. Mark Phillips' gebrechliche Tochter Daisy ist über zwei Meter hoch. Sie ist gerade von Kindern umgeben, die mit ihr in der Bibelstunde aus einem Henochbuch lesen, einer apokryphen Schrift, die unter anderem von der Nachkommenschaft der Verbindung von Engeln und Menschen handelt. Die damals gezeugten Kinder, die Nephilim, wurden Riesen mit enormem Nahrungsbedarf, was in einem blutigen Desaster endete. Da zieht der Sheriff die Pistole und schießt... – Die apokalyptischen Zustände, die das Henochbuch beschreibt, auf das sich diese Erzählung bezieht, bilden eine Steilvorlage für einen Horrorcomic, der auf Vorstellungen vom göttlichem Jenseits und irdischem Diesseits, auf Auferstehung und Entrückung, auf Kannibalismus und Zombiegetier zugreift. Und es geht um eine verloren gegangene Sprache, die "allem Leben einhaucht", womit auf die henochische Sprache angespielt wird (siehe auch Conors henochische Tattoos), durch die die Engel laut ihrem Erfinder John Dee (1527-1608) mit Gott kommunizieren. Daisy kann das auch. (adi)

 
Cy.: Radium Girls Radium Girls (Cy., Carlsen 2022, 136 S., HC, farbig)
"Lip - Dip - Paint" heißt es 1918 in Orange, New Jersey, für die Ziffernblattmalerinnen, die mit Undark, einer radiumhaltigen Leuchtfarbe, Ziffern und Zeiger von Uhren zu bestreichen haben. Grace Fryer erklärt ihrer neuen Kollegin Edna Bolz, wie das gemacht werden soll. Um die Pinselhaare zu einer feinen Spitze zu formen, nehmen die Arbeiterinnen die Kamelhaarpinsel zwischen die Lippen, obwohl noch Radiumfarbe an ihnen klebt. Die Folgen sind verheerend, wie die Autorin Cy (d.i. Cyrielle Evrard) in dieser Graphic Novel beschreibt. Radium-226 ist ein Alphastrahler und man mag zwar aus dem Physikunterricht wissen, dass schon eine Pappscheibe Alphateilchen großteils aufhalten kann, von außen kommen die Teilchen also kaum durch unsere Haut, aber wenn alphastrahlendes Material eingeatmet oder wie hier durch den Mund aufgenommen wird, dann schädigen die abgestrahlten Teilchen die umgebenden lebenden Zellen stark. Viele Radium Girls sterben. – Mit Grace Fryer wählt Cy für ihren Comic eine Protagonistin, die damals vor Gericht gegen ihren Arbeitgeber vorgegangen ist. Dieser wird von der Gefährlichkeit des Radiums wohl gewusst haben. – Cy zeichnete diese Graphic Novel mit lediglich acht Buntstiften, in mehreren Schichten übereinander, wie sie im Anhang des Buches vermerkt. Das gibt der bedrückenden Geschichte ein Aussehen, das an die Zeit der eher unbeschwerten Zwanzigerjahre erinnert. (adi)

 
Grant Morrison/Andy Kubert/Jesse Delperdang: Batmans Sohn Batmans Sohn (Grant Morrison/Andy Kubert/Jesse Delperdang, Panini 2023, 212 S., SC, farbig)
Der fürsorgliche Alfred Pennyworth unterstützt die Idee von Commissioner Gordon, Batman solle Gotham öfter einmal hinter sich lassen und entspannen. Alfred und auch Adoptivsohn Tim Drake (d.i. Robin) raten Batman, als Bruce Wayne wieder einmal unter die feinen Leute und Ladys zu gehen und den Milliardär und Playboy raushängen zu lassen. Bruce willigt ein, an der karikativen Veranstaltung "Aktion für Afrika" in London teilzunehmen. Dort trifft er auf das Ex-Supermodel Jezebel Jet, die nun als Staatschefin von Mtamba Spenden sammelt. Ein Hingucker sind die Roy-Lichtenstein-Bilder an den Wänden des Festraums. Doch damit ist es mit dem Vergnüglichen auch schon vorbei. Erst taucht eine große Anzahl von Ninja-Man-Bats auf und dann auch noch Talia al Ghul, die ihm ihren und seinen Sohn Damian vorstellt. Batman hat nun also einen leiblichen Sohn, von dem er bisher nichts wusste. Und an dem kann man sich Hände und Füße wärmen. – Dieses Buch enthält außer der eigentlichen Geschichte von Batmans Sohn noch drei weitere Beiträge von Grant Morrison. Die illustrierte Erzählung "Der Clown um Mitternacht" lässt sich überspringen, es sei denn man hat an geschwurbelten Phrasen wie 'Gotham City, wo der schmierige Elektromagnetismus menschlicher Bedürfnisse Hoffnung und Furcht in eine neue Januarnacht strahlt' seine (un)heimliche Freude. In den anderen Stories geht es dann wiederum um Batmans Söhne, der eine eifersüchtig, der andere in künstlicher Gebärmutter. (adi)

 
Joshua Williamson/Howard Porter/Tomeu Morey: Batman One Bad Day 6: Bane Batman - One Bad Day 6: Bane (Joshua Williamson/Howard Porter/Tomeu Morey, Panini 2023, 76 S., HC, farbig)
Bane nimmt unter den Gegnern Batmans eine Sonderstellung ein. Als "The Man who Broke the Bat" konnte er einen historischen Zweikampf gewinnen und Batman tatsächlich außer Gefecht setzen. Das hässliche Geräusch, als Batmans Rücken brach, hören wir noch heute, KRAKT. Das ist Jahre her. Mit Schaukämpfen, die seinen Sieg nachstellen, verdient Bane nun sein Geld. Doch dann taucht Venom wieder auf. Das ist hier natürlich nicht Spider-Man-Erzfeind Eddie Brock, sondern das gleichnamige Super-Steroid, erschaffen von Dr. Randolph Porter, das die physischen Kräfte der Anwender dieser gefährlichen Droge vervielfacht. Als Bane erfährt, wo wieder Venom in Umlauf gebracht wird, bricht er sofort auf, um das fortzusetzen, was er einst mit Batman zusammen energisch vorangetrieben hat: diese Droge muss überall vernichtet werden. – Die gut erzählte Geschichte weist auch grafisch einige Besonderheiten auf. Beispielsweise bringt Howard Porter auf einer Doppelseite 32 Panel so unter, dass sich gleichende Abläufe aus Erinnerung und Gegenwart gegenüberstehen. Ein anderes Mal beschreiben Folgen von kleinen bis winzigen Panels wie ein Kampf zwischen Randolph Porter und Bane abläuft, als sei es gar nicht nötig, das in großen Bildern wiederzugeben, da man das schon oft genug gesehen hat. Gut, das stimmt. (adi)

 
Lisa Frühbeis: Der Zeitraum Der Zeitraum (Lisa Frühbeis, Carlsen 2023, 144 S., HC, schwarzweiß und farbig)
Ihr Onkel hat ihr sein Ferien-Tiny-House zur Verfügung gestellt. Es steht in aller Abgeschiedenheit auf einer Insel. Dort hofft sie, einige Zeit mit ihren beiden Kindern unterzukommen und gleichzeitig Zeit für die Komposition eines wichtigen musikalischen Wettbewerbsbeitrags zu finden. Ihr kleiner Junge hat jedoch immer wieder anstrengende Einfälle und kommt auch noch nicht alleine mit dem Klo klar. Ihre ältere Tochter pubertiert und hilft ihr also eher widerwillig. Der Vater ihrer Kinder kümmert sich nur um seine neue Familie, unterstützt sie nicht, verlangt von ihr aber die Herausgabe einer Nichtigkeit. Auch ihre Mutter ruft nur an, um Erwartungen an sie bezüglich Kindern und Beruf zu äußern. Es ist für sie zum In-die-Luft-Gehen. – Lisa Frühbeis beschreibt die Situation alleinerziehender Elternteile, die sich außer für ihre Kinder einzusetzen auch noch auf ein eigenes berufliches Ziel hinarbeiten. Der übermächtige Wunsch nach einem Raum, in dem man die gewünschte Zeit und Ruhe findet, verwirklicht sich hier durch ein traumhaftes Gebilde, einem erholsamen Zwischenreich, das man durch einen Spalt betritt und inspiriert wieder verlässt. Ob ihr ein solcher Zeitraum helfen kann, ob es sie inmitten all der Anforderungen und Wünsche zerreißt, das lässt die Autorin in ihren Bildern klar erkennen. (adi)

 
Sean Todd/Dan Adkins/Jack Abel et al.: Frankenstein Frankenstein (Sean Todd/Dan Adkins/Jack Abel et al., ilovecomics 2023, 64 S., SC, schwarzweiß)
Sean Todd (1937-2002) textete und zeichnete 1971/72 unter der Überschrift "Frankenstein, Book II" vier Episoden für "Psycho" (Skywald Publishing 1971), die in diesem Album ins Deutsche übersetzt zu finden sind. Es schließen sich zwei Fortsetzungen der Story von anderen Autoren an, die damals in "Nightmare" #13 und "Scream" #6 erschienen. Da der deutsche Verlag Informationen zur Herkunft der Comics und zu den Autoren schuldig bleibt, was einer solchen Sammlerausgabe eigentlich gut zu Gesicht stünde, wird man sich in der Grand Comic Database (GCD) selbst nach den Quellen und Zeichnern umsehen müssen. Dabei ist nützlich zu wissen, dass 'Sean Todd' einer mehrerer Künstlernamen von Tom Sutton ist. – Inhaltlich schließen diese sechs Beiträge über das Schicksal von Frankensteins Monster an den Schluss der Erzählung von Mary Shelley an. Dort verschwand das Monster in den Weiten der Arktis, nachdem es an dessen Totenbett Abschied von Victor Frankenstein, seinem Schöpfer, genommen hatte. Hier nun in dieser Fortsetzung entdeckt das Monster den tiefgefrorenen Victor und lässt ihn ein ähnliches Schicksal als elektrisch Belebter zukommen, wie er es selbst im Umgang mit den erschreckenden Mitmenschen durchstehen musste. (adi)

 
Gene Luen Yang: American Born Chinese American Born Chinese (Gene Luen Yang, Cross Cult 2023, 240 S., HC, farbig)
Anfangs laufen in diesem Comic drei Erzählungen wie von ungefähr nebeneinander her. Aber dabei bleibt es (natürlich) nicht. Zum einen bezieht sich der Autor auf die alte chinesische Legende vom Affenkönig Sun Wukong, jemand der mehr zu sein vorgibt und beansprucht als er ist ("Sie mögen ja ein König sein... vielleicht sogar eine Gottheit. Aber Sie bleiben dennoch ein Affe"). Zum anderen wird von Ching-Ki erzählt, einer Figur, die alle gängigen Chinesen-Klischees bedient ("Konfuzius sagt: 'Faulel Hund gibt guten Eintopf' "). Ching-Ki glänzt in der amerikanischen Schule mit seinem Wissen. (Dass er dabei die Ungleichung R² > 6R mit "L ≤ 0 odel L ≥ 6" nicht korrekt löst, selbst bei L = R, bleibt wohl unbemerkt.) Das Verhalten von Ching-Ki ist seinem Cousin Danny sehr peinlich, der seine Chancen bei Melanie durch den chinesischen Verwandten schwinden sieht. Der dritte Erzählweg führt zu den Erlebnissen und Eindrücken von Jin Wang ("Ich... wäre gern ein... Transformer!"), der sich in das US-amerikanische Schulleben einfinden muss. – Das handlich quadratische Format dieses zu Recht preisgekrönten Buches wird der Arbeit von Gene Yang deutlich besser gerecht, als es das unangemessene Hochkantformat der englischen Taschenbuchausgabe leistet. (adi)

 
Doug Moench/Chuck Dixon/Alan Grant/Klaus Janson: Batman/Spawn: Dämonenfluch Batman/Spawn: Dämonenfluch (Doug Moench/Chuck Dixon/Alan Grant/Klaus Janson, Panini 2023, 60 S., HC, farbig)
Es erschien 1994 neben Frank Millers Nacht über Manhattan noch eine zweite Story, in der sich Batman und Spawn begegnen. Dass diese nicht von Todd McFarlane sondern von Klaus Janson gezeichnet wurde, erkennt man sofort: an die Stelle der feinen, spielerischen Striche tritt die dicke, kantige Kontur. Das muss nicht heißen, dass dieserart grafischer Gestaltung nicht zum Sujet passt. Als Erzählgrund haben sich hier die Autoren eine nordamerikanische Legende zur Vorlage genommen. Derzufolge wurde 1587 in der Kolonie Roanoke Island das erste englische Kind auf amerikanischem Boden geboren, Virginia Dare. Diese Kolonie und damit auch das Mädchen gingen durch ungeklärte Ursache "verloren". 1590 fand man von den gut hundert Siedlern keine Spur mehr, nur die rätselhafte Inschrift CROATOAN. – Unter genau der gleichen Inschrift liegt der tote Virgil Dare im Keller des Gotham Towers. Dieses Gebäude wurde vom ermordeten Simon Vesper geschaffen. Batman sucht seit sechs Jahren nach dem Mörder, wozu ihm Spawn (d.i. Al Simmons) ganz sicher etwas sagen könnte. Spawn glaubt zunächst in Batman einen Dämon vor sich zu haben, aber das klärt sich schnell und schon bald ziehen beide an einem Strang, um Gotham vor der Hölle zu retten. Diese Spawn/Batman-Story reicht in ihrem erzählerischen Tiefgang an diejenige von Frank Miller bei Weitem nicht heran. (adi)

 
David Mack/Jimmy Palmiotti/Joe Quesada: Marvel Must-Have 77: Daredevil & Echo Marvel Must-Have 77: Daredevil & Echo (David Mack/Jimmy Palmiotti/Joe Quesada, Panini 2023, 188 S., HC, farbig)
Wir befinden uns an der Stelle der 1998 begonnenen Daredevil-Erzählung, an der der blinde Anwalt Matt Murdock (d.i. Daredevil) mit seinem Freund und Anwaltskollegen Franklin "Foggy" Nelson eine eigene Anwaltskanzlei gründet, nachdem sie diejenige von Foggys Mutter verlassen haben. Das nötige Geld für diesen Schritt zahlt die Lebensversicherung von Karen Page, Matts Ex-Freundin, die in Heft 5 im Kampf mit Bullseye in einer Kirche den Tod fand. Derjenige, der dabei als ewiger Gegener von Daredevil im Hintergrund die Strippen zog, Wilson Fisk (d.i. Kingpin), setzt nun die gehörlose Maya Lopez (d.i. Echo) auf Daredevil an. Ihr wird glauben gemacht, dass Daredevil ihren Vater William Lincoln (d.i. Crazy Horse) erschossen habe. Ganz ohne Kirchenräume und ohne Zauberei von Doc Strange geschieht in diesem Buch eine Auseinandersetzung mit Kingpin, bei dem sich Echo und Daredevil in mehrerlei Hinsicht nah kommen. – Schon die Textspirale und die ersten Seiten der Einführung in die Story oder die als Puzzleteile gestalteten Panel zeigen beachtliche grafische Ideen und zeichnerisches Können, die das Label "Must-Have" im Namen der Comicreihe rechtfertigen. Zudem scheint auf vielen Seiten die malerische Kunst des David Mack ("Kabuki") durch, auch wenn Mack im Vorwort berichtet, dass das alles Joe Quesada zu verdanken sei. Die Cover sind jedenfalls typisch Mack. (adi)

 
Julian Voloj/Erez Zadok: Bill Finger Bill Finger - Der wahre Schöpfer des Dunklen Ritters (Julian Voloj/Erez Zadok, Carlsen 2023, 136 S., HC, farbig)
Als Szenarist für biographischen Comic machte Julian Voloj schon bei den im letzten Jahr erschienenen Titeln zu Bobby Fischer und Marlene Dietrich von sich reden. Auch in dieser neuen Graphic Novel über den höchst kreativen Batman-Autoren Milton "Bill" Finger (1914-1974) kleidet er den biographischen Erzählgegenstand geschickt und immer verständlich bleibend in eine Rahmenhandlung ein. Dazu zieht er die Erlebnisse und Ergebnisse heran, welche auf Marc Tyler Nobleman bei seiner Recherche zu Fingers Vita und Verwandtschaft zukamen. Am Anfang und Ende des Buches geht es um Athena Finger, der Enkelin von Bill Finger, ihren Vater Frederic und um Bruce Wayne. Nobleman kommt der Verdienst zu, dass durch seine Beharrlichkeit die Leistungen von Finger für die Schaffung von "Batman" 1939 samt der Ursprungsgeschichte, der Bat-Höhle, dem Batmobil, Alfred Pennyworth, Jim Gordon und den vielen Superschurken (Joker, Catwoman, Two-Face, Pinguin, Riddler, Clayface usw.) nunmehr endlich gewürdigt werden. Athena Finger konnte dank Noblemans ausdauernder Recherche bei DC erreichen, dass nicht mehr nur Bob Kane als Schöpfer von "Batman", sondern auch ihr Großvater bei allen Batman-Veröffentlichungen genannt wird. Bob Kane hatte die Nennung des Namens seines Mitarbeiters immer vermieden. (adi)

 
Mac Smith: Scurry 1 Scurry 1: Die todgeweihte Kolonie (Mac Smith, Cross Cult 2023, 96 S., HC, farbig)
Die rote Maus Wix und ihr Rattenfreund Urf kundschaften verzweifelt die nähere Umgebung ihres Hauses auf der Suche nach Essbarem aus. Die Nahrungsreserven in ihrer Kolonie gehen nämlich dem Ende zu, nachdem die Menschen das Haus verlassen haben. Die Futterkundschafter haben Katzen, Mausefallen, Gift, Greifvögel und leider auch Verrat zu fürchten, denn nicht alle Mitbewohner der Kolonie sind der Ansicht, man solle weiter im Haus bleiben und auf eine Verbesserung der Versorgung hoffen. Der erfahrene Mäuserich Orim und seine junge Tochter Pict bemühen sich, die Kolonie zusammenzuhalten, um auch den Schwachen eine Überlebenschance zu erhalten. Man berät. Der unerschrockene Wix nimmt daraufhin einen neuen, gefährlichen Suchauftrag an. Es wird eng. Wix trifft nahe des Waldes auf eine weitere Bestie, die grollend die Zähne fletscht. – Dieser Comic entstand als Webcomic. Laut der zugehörigen Website scurrycomic.com ging es im Januar 2016 los. Zur Veröffentlichung in Papierform half Mac Smith ein Crowdfunding, bei dem laut Kickstarter-Site sechsstellige Dollarbeträge zusammenkamen. Die ersten drei Kapitel dieser langen Erzählung, die man als Parabel auf menschliches Zusammenleben in Krisenzeiten lesen kann, sind nun in diesem ersten Band versammelt. (adi)

 
Masaaki Ninomiya: Gannibal 1 Gannibal 1 (Masaaki Ninomiya, Carlsen 2023, 224 S., Tb., schwarzweiß)
Was für einen Horror muss der frisch eingetroffene Polizist Daigo Agawa mit seiner Familie durchstehen, als er in dem abgelegenen Dorf Kuge seinen Dienst antritt! Der Titel "Gannibal" dieser Mangaserie lässt erahnen, dass der Polizist es mit Kannibalen zu tun bekommt. Oder ist doch ein Bär am Tod von Großmutter Goto und am seltsamen Verschwinden seines Vorgängers, des Polizisten Osamu Kano, schuld? Immerhin entdeckt er im Magen des erlegten Bären eine Brille. Und er findet einen Finger. Und er sieht seltsame Bissspuren am Arm der getöteten Großmutter. Vielleicht sollte man die Aufforderung, die Osamu seinem Nachfolger eingeritzt in einem Pfosten hinterließ, doch ernst nehmen: "Lauf weg!" Daigo zögert. Unvermittelt taucht Sumire Kano auf, die Tochter von Osamu. Auch sie weist darauf hin, dass es bei der Familie Goto nicht mit rechten Dingen zugeht. – Dieser überaus spannende Thriller-Manga wird unter dem Label "Hayabusa" (d.i. Wanderfalke) verlegt, mit dem man sich seit dem Frühjahr 2021 an eine ältere Leserschaft richtet. Außer Boys-Love- und queere Geschichten erscheinen dort auch Titel wie "The Vote", die uns aus dem Alltag in eine bedrohliche Umgebung führen. So ziehen sich dann auch über Yuki und der kleinen Mashiro Agawa, der Familie des neuen Dorfpolizisten, schon bald dunkle Wolken zusammen. (adi)

 
Tee Franklin/Shae Beagle/Jon Mikel: Harley Quinn: Die Bat-Legion Harley Quinn: Die Bat-Legion (Tee Franklin/Shae Beagle/Jon Mikel, Panini 2023, 148 S., SC, farbig)
Die populäre (Ex-)Superschurkin Harley Quinn (d.i. Dr. Harleen Qunizel) nun in einer neuen Erscheinungsform: ein Teil der Entwicklung ihrer Liebe zu Poison Ivy (d.i. Pamela Isley) wird aus der Harley-Quinn-Cartoonserie in eine (abgeschlossene) Comic-Geschichte übertragen. Das zentrale Problem, um das sich die Geschichte dabei kümmert, ist ein wechselseitiges Verschweigen von verborgenem Tun. Die Pflanze Frank bringt das auf den Punkt: "Das wird ja immer besser. Ivy verheimlicht Harley etwas, Harley verheimlicht Ivy etwas. - Genau wie in den Soaps, die ich immer schaue". Ivy soll im Auftrag von Lex Luthor die Superschurkentruppe Legion of Doom neu bilden und führen. Nach Harleys lautstarker Feststellung "Männer sind Schweine!" kommt ihr die Idee einer "Ladies of Doom"-Truppe, wofür sie eine Reihe interessanter Personen rekrutiert. – Ivy soll nicht erfahren, dass Harley heimlich bei der Gegenseite trainiert, bei der Batman-Truppe um Nightwing (d.i. Dick Grayson) und Batgirl (d.i. Barbara Gordon). Batman selbst sitzt gerade im Knast und kann also in die Auseinandersetzung mit dem kriminellen Black Mask (d.i. Roman Sionis) nicht eingreifen, der die Kontrolle über Gotham City übernehmen will. – Der cartooneske Zeichenstil, der zu dieser Erzählung gut passt, wird bei dem Wechsel von Shae Beagle zu Jon Mikel aufgegeben. Dadurch verliert Harley äußerlich etwas an ihrer Verschrobenheit, aber natürlich nicht an ihrer Liebe zu Ivy. (adi)

 
Gary Whitta/Darick Robertson: Batman - Die Festung Batman - Die Festung (Gary Whitta/Darick Robertson, Panini 2023, 212 S., SC, farbig)
Der Strom fällt aus. Nicht nur in Gotham City, auch in London, Metropolis, Paris und vielen anderen Städten gehen nahezu gleichzeitig die Lichter aus. Batman vermutet einen Angriff auf den ganzen Planeten. Jim Gordon lässt zum Betrieb des Bat-Signals Autobatterien zusammentragen. Er ruft Batman, da wegen des fehlenden Stroms Superschurken aus dem Arkham Asylum ausbrechen konnten. Batman wundert sich, dass Superman in dieser katastrophalen Situation nicht eingreift. Der scheint wie vom Erdboden verschluckt. Auch Jessica Cruz (d.i. die Green Lantern im Sektor 2814) bleibt untätig, so dass Batman "nur" mit den übrigen KollegInnen von der Justice League gegen den mysteriösen Gegner antritt. Es endet schlimm. Den Cyborg Victor Stone zerlegt es sogar. Batman und der amerikanische Präsident Lex Luthor müssen sich einen anderen Weg einfallen lassen. Sie hoffen auf Hilfen aus Supermans Festung der Einsamkeit. Für ein Eindringen in diese Festung werden Aqualad (d.i. Jackson Hyde) und Red Arrow (d.i. Emiko Queen) rekrutiert. Auch D'ayl, der äußerlich an einen Mausbiber Gucky in Grün erinnert, unterstützt das Unternehmen. – Zur Lektüre dieser ereignisreichen Geschichte aus einem alternativen DC-Universum ist es nicht nötig, mit den auftauchenden Vornamen Diana, Arthur, Selina, Barry, J'onn, Carter den jeweiligen Superhelden verbinden zu können. Wissenswerter ist wohl, dass Batman immer Speck und Anti-Hai-Spray dabei hat, und dass er am außergewöhnlichen Schluss der Story noch ganz andere nützliche Dinge erhält. (adi)

 
Michael Mikolajczak/Sascha Dörp/Jacek Piotrowski et al.: Kult Geschichten 1: Tick Tock Kult Geschichten 1: Tick Tock (Michael Mikolajczak/Sascha Dörp/Jacek Piotrowski et al., Kult Comics 2023, 120 S., HC, farbig)
An den Gratis Comic Tagen 2018 und 2019 erschienen bereits zwei Hefte voller Kult Geschichten. Zwei daraus, die von Michael Mikolajczak getextet wurden, nämlich "S.C.U.M." (gezeichnet von Sascha Dörp) und "Königinnen" (gezeichnet von Holger Klein), sind nun zusammen mit sechs weiteren horrorgründigen Geschichten in der solide ausgestatteten Anthologie "Tick Tock" herausgekommen, die 2023 den ICOM-Preis für eine besondere Leistung oder Publikation erhielt. – Das erste Thema der Kurzgeschichtensammlung ist der unselige Einfall von Thomas Edison, sich gegen George Westinghouse durchzusetzen, indem er einen elektrischen Stuhl entwickeln ließ. Danach geht es um den "Klub 27", eine wütende Wespenkönigin, Kindesmissbrauch, Fledermausviren, die Wichtigkeit von Mimik und auch um die Ausrottung der Männer. Dazu geht Mikolajczak auf Valerie Solana ein, die in ihrem S.C.U.M. Manifesto fordert, "das männliche Geschlecht zu vernichten". 1968 schoss Solana auf Andy Warhol, der dieses Attentat knapp überlebte. Besondere Aufmerksamkeit verdient die grafische Arbeit von Jacek Piotrowski, dem schon für sein "Sandmann" reichlich Lorbeeren zustehen, und der hier nun die Geschichte einer alten Dame in besondere Bilder umsetzt (und auf das Titelbild bringt), die Angst davor hat, lebendig begraben zu werden. Sie landet daher im Museum und das "Tick Tock" ihrer Standuhr wird ihrem Arzt noch ewig nachhallen. (adi)

 
Warren Ellis/Raulo Cáceres: Captain Swing und die elektrischen Piraten von Cindery Island Captain Swing und die elektrischen Piraten von Cindery Island (Warren Ellis/Raulo Cáceres, Dantes Verlag 2019, 128 S., SC, farbig)
Da ist er wieder, der Spring-Heeled Jack, der hier umgehend verdächtigt wird, den Polizisten Fred ermordet zu haben. Wir wissen, dass er Morgan Le Fay und Merlin leibhaftig erschien und in Bedrängnis brachte. Aber Captain Swing (d.i. Dr. Jonathan Rheinhardt) hält ihn für ein "Polizeimärchen". Er selbst sei es jedenfalls nicht, erklärt er dem Konstabler Charlie Gravel, der ihm diesen Verdacht auf den Kopf zusagt. – Wir befinden uns im London des Jahres 1830. Gegen die Kriminalität sind auf den Straßen Bobbys unterwegs, nur mit steifem Hut, Schlagstock und Schnarre ausgestattet. Charlie ist einer von ihnen. Zudem gehen Bow Street Runners wie Brock als private Ermittler gegen Diebe vor. Charlie und Brock beobachten bei der Verhinderung eines Einbruchs am Himmel das seltsame Fluggerät der Piraten um Captain Swing, welches durch eigenartige elektrische Effekte in der Luft gehalten wird. – In einer wunderbaren Erzählung mit eingestreuten physikalischen Erklärungen, zu der sowohl die elektromagnetische Induktion als auch elektrostatische Phänomene (gemeint ist vermutlich die Influenz) herhalten muss, macht uns Warren Ellis auf die besondere Form der elektrischen Piraterie aufmerksam, die von den nächtlich-düsteren Bildern des Raulo Cáceres passend begleitet wird, in denen immer wieder Entladungsfunken aufblitzen. Ob es auch zwischen der Piratin Polly und Charlie funkt, bleibt noch offen. (adi)

 
Rodolphe/Patrice Le Sourd: Farm der Tiere Farm der Tiere (Rodolphe/Patrice Le Sourd, Knesebeck 2023, 48 S., HC, farbig)
"All animals are equal but some animals are more equal than others", an diesen Satz aus dem Englischunterricht zu George Owells "Animal Farm" wird sich mancher noch erinnern. Auf dieses einzig noch übrig gebliebene Gebot verringerte sich im Laufe der Geschichte die Liste an Geboten, die anfangs auf der Farm der Tiere im revolutionären Schwung aufgestellt wurden, nachdem die herrschende Klasse, das sind hier der Bauer und seine Knechte, vertrieben worden war. Die von Rodolphe (d.i. Rodolphe Daniel Jacquette) verfasste Comic-Adaption folgt der Vorlage überzeugend, lässt also trotz einiger Kürzungen den schrittweisen Übergang von einem anfangs begeisterten, gemeinsamen Anpacken zum Nutzen aller bis hin zur Herrschaft der Schweine, also der Rückkehr einer ausbeutenden Führungsschicht, mit dem die ein solches System kennzeichnenden Begleitmaßnahmen sehr deutlich werden, mit beispielsweise den Ängsten, die die Herrscher vor einer angeblichen Bedrohung von außen schüren, den "Säuberungen", den revolutionären Liedern, den Rückblicken auf große militärische Siege und den lachhaften Ordensverleihungen für "Helden". – George Orwell schrieb diese Parabel auf den Stalinismus 1943/44 in London. Da die Sowjetunion mit Großbritannien im Kampf gegen Hitler-Deutschland verbündet war, erfolgte die Veröffentlichung des Buches erst nach dem Krieg und nur im Westen. Es blieb noch bis zur Wende in der DDR verboten. Denkt man an politische Vorgänge in manch heutigen Ländern, bemerkt man, dass Orwells Buch noch immer wichtig ist. (adi)

 
Miguel Angel Ruiz/Joshua Metzger/Marcel Dupree: Le Fay 1 Le Fay 1 (Marcel Dupree/Joshua Metzger/Miguel Angel Ruiz, Dantes Verlag 2023, 160 S., SC, farbig)
Morgan Le Fay ist keine Fee mehr, schon gar keine gute. Sie ist Halbschwester König Artus'. Sie war Königin eines Elfenlands. Sie kämpfte nach Artus' Tod mit Merlin um den Thron. Merlin behielt die Oberhand und nahm ihr erbarmungslos sowohl ihre Flügel als auch ihre magischen Kräfte. Danach verbrachte sie 1500 Jahre im Schlaf, bevor sie von der dreifältigen Mondin geweckt wurde und nun für diese drei Damen (das sind Jenny Grünzahn, die schwarze Agnes und die Krötenhexe Tilly Baldrey) zusammen mit dem Kobold Billy Blynde Aufträge zu erledigen hat. Sie sollen den Mord an Tillys Großnichte und deren Ehemann aufklären. Sie kommen dabei dem mordlüsternen, krallenbewehrten Spring-Heeled Jack auf die Spur und stoßen auf ein Wesen, das die ganze Welt bedroht. – In der Artuslegende (siehe auch unseren Artus-Artikel) taucht Morgana als wichtige weibliche Figur auf, die schon in mittelalterlichen Texten erwähnt wird. Die Autoren dieses Comics passen ihre von kämpferischen Auseinandersetzungen geprägte Story in die überlieferten Erzählungen zur Artussage und die britische Legendenwelt ein. Das wird auch im sorgfältig zusammengestellten Anhang mit Anmerkungen von Jens R. Nielsen deutlich, der auf Einzelheiten der Bildinhalte und der Figuren- und Wortwahl bezüglich literarischer und kultureller Quellen verweist. Sogar ein weltberühmtes Gemälde von Picasso wird dabei entdeckt, das man in Merlins Büro nicht erwartet hätte. (adi)

 
Frank Miller/Todd McFarlane: Batman/Spawn: Nacht über Manhattan Batman/Spawn: Nacht über Manhattan (Frank Miller/Todd McFarlane, Panini 2023, 68 S., HC, farbig)
Der eine aus der Höhle, der andere aus der Hölle: Batman trifft auf Spawn. Bruce Wayne glaubt mit Al Simmons einen harten Gegner vor sich zu haben und verkennt die Situation gründlich und schmerzhaft. Doch die Cyborgs mit ihren menschlichen Köpfen, die in Gotham und Manhattan auftauchen, stellen eine Gefahr dar, die gar nicht von Spawn ausgeht. Dieser sieht im kampfwütigen Batman nicht jenen Helden, für den ihn alle halten, da Batman sich vor den Wagen von Nadia Vladova alias Dr. Margaret Love, Gründerin von Heal the World, spannen lässt: "Oh Batman... all meine Träume liegen nun in deinen Händen." – Schon auf den ersten Seiten erkennt man an der Form von Batmans gezacktem, flatterndem Umhang, dass hier Todd McFarlane zeichnet. Batman wird bei diesem Zusammentreffen nicht vornehmlich als kluger Stratege dargestellt, sondern als dunkler Ritter und Rächer, dem Verletzungen kaum etwas ausmachen, der Alfreds Kamillentee nicht trinken will, der nicht nur in Gotham, sondern auch in Manhattan mit den gefährlichen Robotern aufräumen will. – Dieser legendäre Crossover-Comic erschien in Deutsch erstmals 1997/98, damals in Heftform im Format 17 cm x 26 cm, jetzt mit 21 cm x 32 cm deutlich größer, stabiler und angesichts der Bedrohung durch ferngesteuerte Waffen immer noch aktuell. (adi)

 
José-Louis Bocquet/Jean-Luc Fromental/Antoine Aubin: Die Abenteuer von Blake und Mortimer 26: Acht Stunden in Berlin Die Abenteuer von Blake und Mortimer 26: Acht Stunden in Berlin (José-Louis Bocquet/Jean-Luc Fromental/Antoine Aubin, Carlsen 2023, 64 S., SC, farbig)
Bei archäologischen Ausgrabungen im Frühjahr 1963 werden im Ural sieben Leichen gefunden, an deren gesichtslosen Köpfen Professor Philip Mortimer seltsame Spuren entdeckt, die auf ungeheuerliche medizinische Experimente hindeuten. Mortimer erinnert sich an die Theorien des Elektrochirurgen Julius Kranz, der über Elektroden Einfluss auf den Hippocampus nehmen und damit Zugang zum Verhalten und Charakter der Versuchsperson erreichen will. Zur gleichen Zeit ist Hauptmann Francis Blake mit einem Spionagefall befasst, in welchem ein Agent des BND in Berlin bei der Flucht in den Westen angeschossen wird. Mit dem Wort "Doppelgänger" auf den Lippen stirbt er in den Armen seines BND-Chefs. – Blake in Berlin, Mortimer im Ural, werden die Wege der beiden wohl bei der Lösung der beiden Fälle zusammenfinden? Und wo ist diesmal eigentlich Olrik? – Der Zeichner Aubin zeigte sein großes Können, in der Weise von Edgar P. Jacobs zu zeichnen, schon in "Die Septimus-Welle" und im zweiten Teil von "Der Fluch der dreißig Silberlinge". Die beiden Szenaristen Bocquet und Fromental klügelten ein spannendes Senario aus, das die typischen Elemente einer Blake-und-Mortimer-Story enthält. Den Hauptteil der Handlung siedelten sie in Berlin zwei Jahre nach dem Mauerbau an, als John F. Kennedy acht Stunden lang Westberlin besuchte. (adi)

 
Chiara Lagani/Mara Cerri: Meine geniale Freundin Meine geniale Freundin (Chiara Lagani/Mara Cerri, Carlsen 2023, 256 S., HC, farbig)
Unter den LeserInnen aus Italien stammender Literatur sind die Bücher der sogenannten "Neapolitanischen Saga" von Elena Ferrante sehr beliebt, ein Romanzyklus, der aus den vier Teilen »Meine geniale Freundin«, »Die Geschichte eines neuen Namens«, »Die Geschichte der getrennten Wege« und »Die Geschichte des verlorenen Kindes« besteht. In ihnen werden die Lebensgeschichten zweier begabter Mädchen erzählt, derjenigen von Elena, Lenù genannt, und von Raffaella, von Elena Lila gerufen. Die jetzt vorliegende Graphic Novel adaptiert das erste Buch und damit die Kapitel zu ihrer Kindheit und der frühen Jugend. – Im Stadtviertel von Lenù und Lila ist der Camorra-Clan unter Don Achille gefürchtet. Ausgerechnet in dessen Keller fallen die Puppen der Mädchen. Obwohl von vielen Ängsten geplagt, überwinden die beiden Mädchen zusammen ihre Furcht und klingeln bei Don Achille, um die Herausgabe ihrer Puppen zu erreichen. Damit beginnt ihre Freundschaft. – Die oft unfertig wirkenden, mit dem Unklaren spielenden Zeichnungen verfehlen ihre Wirkung dennoch nicht und geben die Atmosphäre der 1950er Jahre und die Stimmungen der Mädchen einfühlsam wieder. Dass das soziale Umfeld zu ganz unterschiedlichen Lebenswegen führen kann, mag nicht verwundern. Dass jedoch der hochbegabten Lila, der genialen Freundin, bedingt durch ihr Elternhaus, zu geringer Anerkennung und Förderung ihrer Fertigkeiten und durch die unglücklichen Beziehungen zu Männern ein überaus enttäuschendes Schicksal bevorstehen soll, möchte man einfach nicht wahrhaben. (adi)

 
Wilfried Lupano/Ohazar: Wikinger im Nebel 1 Wikinger im Nebel 1 (Wilfried Lupano/Ohazar, Carlsen 2023, 64 S., SC, farbig)
Der Sohn des Wikingerchefs Reidolf soll das Handwerk vom Vater lernen. Der Chef gibt sich als wahrer Haudrauf, der betont wie wichtig es ist, einen Helm zu tragen. Dass sein Sohn Arnulf die Runenknöchel des Wahrsagers mit auf seine erste Fahrt nimmt, passt nicht so recht zu seinen Vorstellungen vom Wikingismus, vom Plündern, Brandschatzen und Massakrieren. Immerhin achtet der Chef den Wunsch seiner Frau, keine Kirchen mehr anzuzünden. Dabei ist ihm völlig schleierhaft, dass deren Gott so schwach ist, dass er gekreuzigt werden kann und eine Dornenkrone trägt. Er hält es vielmehr mit den mächtigen nordischen Göttern Odin und Thor, die ihm bei lautstarken Beschwerden sogar helfen, seinen Helm wiederzufinden. Doch diesen altehrwürdigen Helm nutzte Arnulf bei starkem Seegang zum Erbrechen, um das Meer nicht zu verschmutzen. Der Chef hat also einiges auszuhalten. Und dann ist es auch noch neblig und sein Schiff kracht gegen einen Felsen. Der Überfall wird zum Reinfall. – In halbseitigen Funnystrips erfährt man viele Einzelheiten aus dem wilden Leben eines sehr speziellen Wikingerstamms. Wiederkehrende Gags wie zum Beispiel der Angriff einer aggressiven Ente (oder war es eine Gans?) tragen zum überaus vergnüglichen Lesen bei. (adi)

 
Pierre Christin/Virginie Augustin: Valerian und Veronique Spezial 3: Wo die Geschichten entstehen Valerian und Veronique Spezial 3: Wo die Geschichten entstehen (Pierre Christin/Virginie Augustin, Carlsen 2023, 56 S., HC, farbig)
Das Titelbild zeigt uns einen Pferdekarren, der unter einem von Pflanzen überwucherten Raumschiff durch eine kaukasische Landschaft mit ihren Wehrtürmen gezogen wird. Auf dem Karren sitzen Monsieur Albert und zwei Schulkinder. Es überrascht, dass die beiden Kinder Valerian und Veronique sind, für die Albert im 21. Jahrhundert die Vormundschaft übernommen hat. Sie erhalten von Galaxity den Auftrag, einen Handel mit dem sehr seltenen Boroflium, das aus Metalloidknötchen aus einer fast vergessenen Mine im Kaukasus gewonnen wird, gerecht unter Dach und Fach zu bringen. Sehr an der Substanz interessiert sind Meisterin Nazultra aus dem 28. Jahrhundert mit ihrem Schnarf und Mrs Richbaugh, die Chefin eines Start-Ups im 21. Jahrhundert. Ohne Boroflium droht nämlich den Delphen die Fantasie auszugehen, mit denen sie der Unterhaltungsindustrie ihre Seifenopern schreiben, zum Beispiel die Staffeln von "Die Liebschaften von Kardok dem Dreifüßler und Siilfil dem Arachnoiden". – In der Reihe an Valerian-und-Veronique-Spezialausgaben kommen Autoren und Zeichner zum Zug, die eine besondere Geschichte über die beiden Raumzeitagenten erzählen wollen. Mit dem nun vorliegenden Band möchten Pierre Christin und Virginie Augustin auch an den 2022 verstorbenen Zeichner Jean-Claude Mézières erinnern. Er winkt uns in einem der Panel von Bord der Lady Polaris II zu. (adi)

 
Junji Ito: Remina Remina (Junji Itō, Carlsen 2023, 256 S., HC, schwarzweiß)
Junji Itō ("Uzumaki", "Tomie", "Frankenstein") ist für Horror-Manga bekannt. Der aktuell erschienene Band handelt von einem höchst seltsamen Himmelskörper, den Professor Oguro entdeckt hat. Der Nachweis eines Wurmlochs, aus dem dieses Objekt in unser Universum übertrat, brachte ihm einen Nobelpreis ein. Ohne zu ahnen, wie viel Leid seine Tochter dadurch zu ertragen haben wird, benennt er den auf ungewöhnlichen Bahnen dahinrasenden Himmelskörper nach ihr, nach der 16-jährigen Remina. Der Rummel um ihre plötzliche Bekanntheit ist Remina unangenehm, aber er bringt ihr auch Werbeverträge, den engagierten Manager Yasumi Mitsumura und einen Fanclub ein. Deren Präsident Naoya Goda zeigt sich besonders vernarrt in das scheue Mädchen. Doch dann fliegt das mysteriöse Himmelsobjekt plötzlich planetenfressend auf die Erde zu. Der blindwütige Mob glaubt nun, angestachelt durch fanatische Kapuzenträger mit ihrer verqueren Logik, dass Remina und ihr Vater am Kreuz geopfert werden müssen, um den Untergang der Erde zu verhindern. – Die horrenden Szenen, in denen das gänzlich unschuldige Mädchen von irregeleiteten Menschenmengen verfolgt und gefoltert wird, lassen hoffen, dass diese Geschichte vor den Hetzern und Falschmeldern warnen soll, die in unseren Tagen ihr Unwesen in den Medien treiben. (adi)

 
Tom King/Greg Smallwood: Human Target 2 Human Target, Band 2 (Tom King/Greg Smallwood, Panini 2023, 236 S., SC, farbig)
Nur zwölf Tage bleiben Christopher Chance (d. i. Human Target) nach seiner Vergiftung, wie uns der erste Human-Target-Band dieser neuen Comicreihe von 2022 erzählt. Nun geht es im zweiten Band darum, wie Chance den Mord an sich selbst aufzuklären versucht, dem eigentlich Lex Luthor zum Opfer fallen sollte. Bei seinen Nachforschungen folgt er diversen Fährten, die zu Green Lantern 2b (d.i. Guy Gardner), Fire (d.i. Beatriz da Costa) und Ice (d.i. Tora Olafsdotter) führen. Bevor in diesem Sammelband die wunderbar gezeichneten Hefte mit der Schilderung seiner Mördersuche und die Beschreibung seiner Liebe zu Ice beginnen, werden in einem vorweg abgedruckten Sonderheft im Rückblick die außerordentlichen Fertigkeiten der Human Target an drei Beispielen deutlich gemacht. Für die spaßigen Sprüche sorgt darin Booster Gold, der großtuerisch verkündet: "Menschen sterben, wenn man seine Zeit mit Lesen vergeudet". Christopher Chance und die ihm zur Seite stehende Ice kommen recht bald zur Erkenntnis, dass man in den Reihen der Justice League International nach der Herkunft des Gifts und des Täters suchen muss. – Auch wenn man von Superheldencomics gewohnt ist, dass Tote dann doch wieder auferstehen, so sieht es für Christopher Chance ganz so aus, als hätte er durch seinen Einsatz für Lex Luthor das allerletzte Mal eine Zielscheibe abgegeben. (adi)

 
John Ridley/Christian Duce: Ich bin Batman 3: Mitternachtsdetektive Ich bin Batman 3: Mitternachtsdetektive (John Ridley/Christian Duce, Panini 2023, 212 S., SC, farbig)
Im vorigen Sammelband dieser Comicreihe aus einer alternativen Batmanwelt, wurde erzählt, wie Jace Fox als neuer Batman von Gotham nach New York City wechselte. Er ist hinter dem Mörder von Anarky (d.i. Lonnie Machin) her. Wegen der seinerzeit durch Manrays Mord frei gewordenen Stelle des Police Commissioners reist Renee Montoya, erfahrene Polizistin aus Gotham, zu einem Bewerbungsgespräch ebenfalls nach New York. Und auch Detective Adriana Chubb kommt aus Gotham und hat sich im Polizeidienst gegen unangenehme New Yorker Kollegen durchzusetzen. – Eine Gruppe von Aktivisten demonstrierte mit Danny Chan als Sprecher gegen sozioökonomische Ungerechtigkeiten. Chan überlebte sein Engagement nicht. Anarky wollte dieses Verbrechen aufklären und kam dabei ebenfalls um. Der Jace-Batman, seine Schwester Tiffany Fox und eine weitere Mitstreiterin namens Question suchen innerhalb der Polizei und der ganzen Stadt nach den Tätern. – Formal fällt angenehm auf, dass es unten rechts auf den Seiten des Öfteren eine kleine Textbox gibt, ein kleiner Teaser für den Inhalt der Folgeseite oder ein zusammenfassender Kommentar für die LeserInnen. Dieser Abschlussband setzt sich aus immerhin acht Heften zusammen, die am Ende noch ein Familiendetail enthüllen, das Jace sehr nahe geht. (adi)

 
Alecos Papadatos/Tassos Apostolidis: Aristoteles Aristoteles (Alecos Papadatos/Tassos Apostolidis, Carlsen 2023, 220 S., HC, farbig)
Als ein ausnehmend guter Sachcomic, der sich sowohl ausreichend Platz für die Lebensgeschichte Aristoteles' als auch für die von ihm entwickelten Lehren nimmt, liegt nun ein Buch in den Läden, dem sich viel abgewinnen lässt. Da wären zum einen die Einblicke in die griechische Geschichte der Zeit Alexanders des Großen, den Rivalitäten zwischen Athen, Sparta und Makedonien. Zum anderen werden die Erkenntnisse Aristoteles' oft in mehrerlei Weise verdeutlicht, wenn zum Beispiel von der Mesotes (der Stellung der Tugend zwischen zwei entgegengesetzten Lastern), der Entelechie (der Tendenz der Wesen, das Ziel zu erreichen, für das sie geschaffen wurden) oder intellektueller Aktivität die Rede ist, die den Menschen zum Glück führt, "dem höchsten Ziel des Lebens". Aristoteles mag etwas von diesem Glück gefunden haben, zusammen mit seiner ersten Frau, der Biologin Pythias, und seiner späteren Frau Herpyllis, auch wenn er in seinem Leben oft umziehen musste. Freunde wie Theophrastos, der der Erzähler in diesem Comic ist, standen ihm dabei stets zur Seite. Von seinen Weisheiten bleiben solche im Gedächtnis, die auch heute noch Betrachtung verdienen (zumindest bei Lehrern): "Denn im richtigen Gebrauch der Sprache drückt sich das Funktionieren des Denkens aus, und das richtige Funktionieren des Denkens enthüllt Elemente der Struktur der Welt" oder "Die Wurzeln der Bildung sind bitter, doch ihre Früchte sind süß." Ita est. (adi)

 
Jen Wang: Der Prinz und die Schneiderin Der Prinz und die Schneiderin (Jen Wang, Carlsen 2023, 288 S., HC, farbig)
Als "romantischstes Märchen des Jahres" ist der Inhalt dieses handlichen Buchs angekündigt, womit man gleich eine Ahnung davon bekommt, was sich zwischen Schneiderin und Prinz wohl zutragen wird. Doch es geht hier nicht um eine Variante von "Aschenputtel", in der der Prinz nach seiner weggelaufenen Auserwählten sucht, sondern die Zeichnerin Jen Wang hat sich einen ganz eigenen Prinzen geschaffen: Kronprinz Sebastian von Belgonien gefällt es sehr, Frauenkleider zu tragen. Seine Schneiderin Frances entwirft und näht ihm Kleider, mit denen er als Lady Chrystallia Erfolge feiert. Aber seine Familie und die Öffentlichkeit sollen von seiner zu wenig tolerierten Vorliebe nichts wissen, was auch Frances in Schwierigkeiten bringt, die nicht im Verborgenen arbeiten will, sondern nach beruflicher Erfüllung strebt. – Die gut aufgeteilten Seiten, die sich durch die Darstellung der einfallsreichen Kleider, des stimmigen Dekors und der ausdrucksstarken Mimik der Figuren auszeichnen, machen das Märchen auch für eine jüngere Leserschaft gut lesbar. Für diese umfangreiche Arbeit erhielt Jen Wang 2019 Eisner Awards als "Best Publication for Teens" und als "Best Writer/Artist". (adi)

 
Jose Luis Munuera/Béka: Rostige Herzen 1: Debry, Cyrano und ich Rostige Herzen 1: Debry, Cyrano und ich (Jose Luis Munuera/Béka, Carlsen 2023, 72 S., HC, farbig)
Ob die rostigen Herzen, von denen im Titel dieser Comicserie die Rede ist, womöglich etwas mit rostig werdenden Robotern zu tun haben, von denen es hier viele gibt? Das erschließt sich den LeserInnen erst gegen Ende der Geschichte über Isea, ihrem Hausmädchenroboter Debry und ihrer Internetbekanntschaft Tal. Auch klärt sich schon bald, was es mit dem blonden Mädchen Tal auf sich hat und warum diese Internetfreundin der Schülerin Isea ausgerechnet eine Verfilmung des Versdramas "Cyrano de Bergerac" empfiehlt. – Die Autoren zeigen uns eine Steampunk-Welt, in der es Roboter für die täglichen Arbeiten gibt, selbst für die Kinderbetreuung, in der die Menschen aber andererseits mit Pferdekutsche, Dampflokomotive, Dampfboot und Doppeldecker-Flugzeug unterwegs sind. In diese Welt gehört auch der Roboterspürhund Cdt-130g, den Isea von ihrer kaltherzig wirkenden Mutter auf die Fersen geheftet bekommt. So erfährt die in sich abgeschlossene Geschichte am Ende eine spannende Zuspitzung, wobei Blech birst und Kugeln fliegen, die Asimovschen Robotergesetze aber nicht verletzt werden. Doch die unbedingte Liebe zu einem Roboter bietet natürlich Grund für Nachdenklichkeit. (adi)

 
Pierre-Henry Gomont: Die neuen Russen 1: Nach dem Fall Die neuen Russen 1: Nach dem Fall (Pierre-Henry Gomont, Schreiber & Leser 2023, 112 S., HC, farbig)
In der Jelzin-Ära wurde Russland zum "Fraß der schlimmsten kapitalistischen Heuschrecken", wie es der Autor in seinem Vorwort zu diesem ersten Band beschreibt. Dimitri Lawrin hält viel vom Unternehmertum und begeistert sich für Oligarchen, die sich ganze Industrieanlagen für 'nen Appel und 'n Ei unter den Nagel reißen. Mit einigem Geschick mischt Lawrin dabei mit, sich an den Hinterlassenschaften der Sowjetunion zu bereichern. Er plündert zusammen mit dem Künstler Slava Segalow verlassene Sowjetruinen und erklärt dem lernwilligen Slava, dass das Schöne am Kapitalismus "verkaufen statt kaufen" sei. Doch diese Zeit des Wildwuchses wird für Slava und Lawrin gefährlich. Bei einem Überfall werden sie von Nina gerettet, die mit ihrem Vater Wolodia in einem verlassenen Thermalbad lebt. Sofort denkt Lawrin daran, was man von dessen Inventar verkaufen könnte. – Mit lockerem Strich und einer Bildgebung wie in einem abenteuerlichen Semi-Funny gelingt es Gomont, eine Zeit zu beschreiben, in der eine geordnete Gesellschaft in einen Kampf jeder gegen jeden überzugehen beginnt. Gomont lässt Slava dazu aus dem "Leviathan" von Thomas Hobbes zitieren. Gomont schafft für seine Schilderung eine authentisch wirkende Atmosphäre, auch unterstützt durch die in kyrillischen Buchstaben notierten Pengwörter, die uns die Entstehung der Oligarchenwelt auf leichte Weise verstehen lassen. (adi)

 
Sascha Dörp: Drinnen Drinnen (Sascha Dörp, Kult Comics 2023, 256 S., HC, farbig)
"Greif dir doch deine Kamera und fotografier ein bisschen! Oder freunde dich mit den Kindern aus dem Haus an..." wird Oliver "Oli" Jansen von seiner Mutter aufgefordert, weil dieser nicht weiß, was er am schulfreien Tag allein in der neuen Umgebung machen soll. Seine Mutter ist mit ihm vor Kurzem in ein heruntergekommenes Hochhaus gezogen. Der Tod des Vaters zwang sie finanziell zu diesem Umzug. Beim Herumlaufen durch die zugemüllten Gänge des Plattenbaus trifft er auf drei ältere Jungs, den "Amoks", die erst einer Katze und dann ihm ans Leder wollen. Oli rennt weg. Das Mädchen mit der gebrochenen Nase, Marillo, rettet ihn. Sie verrät ihm das Passwort, mit dem man in die Wohnung von Dominik gelassen wird, wo sich die Kids der "Schwarzen Krake" treffen. Einer von ihnen, Marcel, hat sich die Schallplatte "Debil" von den Ärzten geliehen, deren teils gruselige Texte man sich gemeinsam anhört. Marillos Bruder, Tobi, meint, das Monster gesehen zu haben, von dem da gesungen wird. – Wir befinden uns mitten in den 1980er Jahren. Der Autor und Horror-Fan Sascha Dörp legte die seitenstarke Erzählung so an, dass man sich anfangs in einer glaubhaften Schülergeschichte jener Zeit fühlt, die dann zunehmend mit spukhaften Einschüben angefüllt wird, deren Ursachen erst der furiose Schluss aufdeckt. Dafür erhielt das Buch den ICOM-Preis 2023 als bester Independent-Comic in der Kategorie Selbstveröffentlichung. (adi)

 
Miles Hyman/Jean-Luc Fromental: Die Profumo-Affäre Die Profumo-Affäre (Miles Hyman/Jean-Luc Fromental, Schreiber & Leser 2023, 104 S., HC, farbig)
Alle Vorwürfe abstreiten, bis einem die Beweise keinen Ausweg mehr lassen, das gibt es bei Politikern immer wieder. Im britischen Parlament kam jüngst Boris Johnson in eine solche Lage, für die die Profumo-Affäre als Blaupause gelten könnte. Der Kriegsminister John Profumo stritt erst einmal ab, dass er 1961/62 eine "anstößige" Liaison mit Christine Keeler unterhalten habe. Da diese Frau auch mit dem sowjetischen Militär-Attaché Jewgeni Iwanow ins Bett ging, witterte man eine mögliche Spionagetätigkeit, die in jenen Tagen von Berlin- und Kubakrisen als besonders heikel einzuschätzen gewesen wäre. Letztlich wurde Profumo der Lüge überführt und trat zurück. – Dieser dokumentarische Comic schildert die Affäre im Einzelnen aus der Sicht von Stephen Ward, der als gefragter Osteopath Zugang zu den höheren gesellschaftlichen Kreisen hatte. Ward führte die Pole-Tänzerin Christine Keeler und andere junge Frauen in diese Kreise so ein, dass man ihm später vorwarf, er habe sich durch die Vermittlung der Frauen an die hohen Herren bereichert. Als weitere Anklagepunkte werden seine "verwerflichen Sitten" und seine "moralische Verkommenheit" vorgetragen. Das klingt nach iranischer Justiz. Der Autor Jean-Luc Fromental begründet am Schluss des Buches überzeugend, warum die Profumo-Affäre für uns auch noch sechzig Jahre nach ihrem Entstehen bedeutsam ist. (adi)

 
Yves Sente/Grzegorz Rosinski: Skarbek (Gesamtausgabe) Skarbek (Gesamtausgabe) – Hände aus Gold - Herz aus Bronze (Yves Sente/Grzegorz Rosinski, Schreiber & Leser 2023, 128 S., HC, farbig)
Die vom meisterhaften Rosinski ("Thorgal") großartig in Bilder gesetzte Erzählung über Piraten, Frauen und einen beidhändigen Maler wird in dieser Gesamtausgabe um ein "Skizzenbuch von Louis Paulus und Grzegorz Rosinski" ergänzt, in welchem die Hauptfiguren der vor einem Gericht ausgetragenen Rache nochmals in ihrer grafischen Entstehung abgebildet sind: da ist der vorgebliche Graf Mieszko Skarbek mit seinem halbverbrannten Gesicht, die fechtkundige Violetta als Skarbeks Begleiterin, die überaus begehrte Magdalena, der hinterlistige Kunsthändler Daniel Northbrook und da sind die Kunstsammler, die für die Werke von Louis Paulus offenbar jeden Preis zu zahlen bereit sind. Nach seiner Ankunft in Paris bemüht sich Skarbek sehr bald, Magdalena zu finden, die dem hochgeschätzten Maler Louis Paulus bis zu dessen angeblichen Tod Modell stand. Violetta findet Magdalena und lädt sie zu Skarbek ein, um nun diesem Modell zu stehen. An seinem Malstil erkennt Magdalena, dass Skarbek jener Louis Paulus sein muss, allerdings um viele Jahre gealtert. Sie lässt sich auf Skarbeks Plan ein, seine alten Widersacher vor Gericht bloßzustellen. So beginnt eine Geschichte mit mehreren unerwarteten Wendungen, die den Richter und die LeserInnen überraschen werden. (adi)

 
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