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(adi) >> Vortrags-Folien hier herunterladen (Stand: 12.03.2023) Hier weiterlesen zu: >> Stadtbibliothek Wuppertal: Woyzeck und Lenz adaptiert ![]() ![]() ![]() Alles erlaubt?Greser & Lenz im Wilhelm-Busch-MuseumHier weiterlesen zu: >> Das Wilhelm-Busch-Museum hat eine neue Leiterin ![]() ![]() ![]() Neues von den legendären HeldenAuf dem Laufenden bleiben>> Hier die Neuigkeiten zu den legendären Helden herunterladen (hjk) ![]() ![]() ![]() ![]() SandmanGaimans große GrafiknovelleHier Plakate herunterladen zu: >> Sandman 1: Der Schlaf der Gerechten (Stand: 10.12.22) und >> Sandman 2: Gastgeber mit kleinen Fehlern (Stand: 10.12.22) und >> Sandman 3: Träum einen Traum von mir (Stand: 20.1.23) und >> Sandman 4: Hoffnung in der Hölle (Stand: 17.1.23) und >> Sandman 5: Passagiere (Stand: 20.1.23). >> Hier die Sandman-Annotations herunterladen (ZIP-Datei, Stand: etwa 2007?). ![]() ![]() ![]() ![]() König ArtusDie Ritter der Tafelrunde>> Hier den Artikel zu den Artus-Comics herunterladen und >> hier den Artikel zu den Artus-Filmen herunterladen. 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Johnson erstmals Nordvietnam direkt bombardieren, Charles de Gaulle bleibt französischer Staatspräsident, Ludwig Erhard wird wieder zum Bundeskanzler gewählt. Extreme Starkregenfälle führen mitten in Deutschland zur Heinrichsflut mit 16 Toten. Alexej Archipowitsch Leonow schwebt 12 Minuten an der Leine durchs Weltall. Ein französischer Satelliot wird nach Astérix benannt. Fritz the Cat von Robert Crumb taucht erstmals auf, Goofy wird durch Erdnüsse zu Supergoof und damit Disneys erster Superheld. Jidéhem arbeitet an "Sophie", der ersten Spirou-Serie mit einer weiblichen Hauptfigur, in Italien startet das "Linus"-Magazin unter anderem mit "Valentina" von Guido Crepax. In Großbritannien kommt "Trigan" von Don Lawrence und Mike Butterworth in die Läden. In Deutschland beginnen die "tollsten Geschichten von Donald Duck", die bis heute erscheinen. Und Bessy und Andy werden zwei Jahrzehnte lang in nahezu tausend Westernabenteuer verwickelt. Zeittafel 1965 herunterladen ![]() Der US-Präsident Johnson darf mit dem Vietnam-Krieg beginnen, Brasilien wird eine Militärdiktatur, Nelson Mandela kommt ins Gefängnis. DDR-Rentner dürfen Verwandte im Westen besuchen, Willy Brandt wird SPD-Vorsitzender, Fußgänger erhalten auf dem Zebrastreifen Vorrang vor den Autos. "Laurel und Hardy" heißen noch nicht "Dick und Doof", in "Lupo" erscheinen Asterix und Obelix als Siggi und Babarras, Robin Hood rettet Lady Janet. General Jack D. Ripper will den Atomkrieg, Professor Higgins setzt sich für eine gesittete Sprache ein und den Kinobesucher erwarten gleich vier Karl-May-Filme. In den US-Comics tauchen Daredevil und Dussel Duck erstmals auf. "MAD" beginnt mit seinen zusammenfaltbaren Backcovern. In Italien erscheint die erste Ausgabe von "Satanik", gezeichnet von Magnus, geschrieben von Max Bunker. Morris nennt in einem Artikel in "Spirou" die Kunst des Comic die "Neunte Kunst". Zeittafel 1964 herunterladen >> weiter mit der Zeittafel von 1963 >> weiter mit der Zeittafel von 1962 >> weiter mit der Zeittafel von 1961 >> weiter mit der Zeittafel von 1960 >> weiter mit der Zeittafel von 1959 >> weiter mit der Zeittafel von 1958 >> weiter mit der Zeittafel von 1957 >> weiter mit der Zeittafel von 1956 >> weiter mit der Zeittafel von 1955 >> weiter mit der Zeittafel von 1954 >> weiter mit der Zeittafel von 1953 >> weiter mit der Zeittafel von 1952 >> weiter mit der Zeittafel von 1951 >> weiter mit der Zeittafel von 1950 >> weiter mit der Zeittafel von 1949 ![]() Jeder Westdeutsche erhält 40 DM. Westberlin wird über eine Luftbrücke versorgt. Der neue Berliner Flughafen Tegel wird in 85 Tagen gebaut. Die neuen in Deutsch erscheinenden Comics des Jahres 1948 erhalten meistens gereimte Texte, aber Konstantin Kusnezows "Jagd auf das Atomgeheinis" zeigt Text in Sprechblasen ohne Verskunst. Auf den deutschen Leinwänden geht es um den Holocaust, einen Justizskandal und den Weiterbau der Welt mit Petrus oder Lucifer. Bei McDonald startet das Fastfood seinen Siegeszug. Suske und Wiske von Willi Vandersteen und Alix von Jacques Martin haben ihren ersten Auftritt im belgischen Comicmagazin Tintin. Zeittafel 1948 herunterladen ![]() Der Winter ist ungewöhnlich kalt, der Sommer sehr heiß in Deutschland. Die Versorgungslage der Bevölkerung ist angespannt. Dennoch erscheinen einige Comics, darunter erstmals auch Hefte französischen Ursprungs. Im Kino sorgt Hildegard Knef für die Aufklärung eines angeblichen Schmuckdiebstahls, Zorros Sohn sorgt für Gerechtigkeit und der kriminelle Hans Albers läutert sich. Der Transistor funktioniert, die Kon-Tiki sticht in See und Maggi fusioniert. Buck Danny fliegt erstmals durch "Spirou". Steve Canyon von Milton Caniff gibt sein Debut zur gleichen Zeit in 168 US-Zeitungen auf einmal. Zeittafel 1947 herunterladen ![]() Als erster Nachkriegscomic in Deutschland erscheint im Dezember 1945 ein Heft, von Konstantin Kusnezow gezeichnet, dessen Sprechblasentexte in Englisch und Deutsch nebeneinander stehen. Aus der Schweiz kommen Globi-Bücher, in Österreich konkurrieren gleich zwei Kinderzeitschriften um den jungen (Comic-) Leser. Comics werden noch nicht Comics genannt. Im Kino gibt es die ersten Trümmer- und Übergangsfilme. Hildegard Knef verhindert Selbstjustiz, Peter Voss eine Bankpleite, die Presse den Bikini. Morris bringt die erste Geschichte von "Lucky Luke" auf den Weg und Carl Barks zeichnet mit The Riddle of the Red Hat seine einzige Micky-Maus-Erzählung. Zeittafel 1945-46 herunterladen Hier klicken für mehr Zeittafeln oder zurück an den Anfang! ![]() ![]() |
Lektüre![]() Nachdem gemessen wurde, dass die spukhafte Fernwirkung mindestens zehntausend Mal schneller als Licht im Vakuum sei, stellt sich unmittelbar die Frage, wie schnell eigentlich Flash ist. Und gibt es da Unterschiede zwischen Flash I (Jay Garrick, mit Flügelhelm), Flash II (Barry Allen), Flash III (Wally West, mit Ohrenflügeln) und Flash IV (Bart Allen aka Impuls)? Man weiß, Barry Allen kann Lichtgeschwindigkeit erreichen. Über Wally West liest man in diesem seitenstarken Comic einerseits dasselbe (7 Sekunden pro Erdumrundung), andererseits schafft er mit gebrochenen Beinen und dem Mirror Master im Schlepptau sogar Überlichtgeschwindigkeit. Seine Fähigkeit, eine Zeitschleife zu bilden, lässt darauf schließen, dass er mit ungeheuren Massen umgehen kann, ohne dass es ihn zerreißt, was jedem Physikstudierenden Ehrfurcht abverlangt. Kein Wunder, dass selbst Sheldon Cooper vom roten Blitz beeindruckt ist. Was PhysiklehrerInnen erschaudern lässt, wenn der lichtschnelle Flash zum Beispiel durch ein Prisma in genau sieben Farb-Flashes zerlegt wird oder er sich durch eine Wand vibriert, ist für diejenige eine Feier, die schon immer an die Speed Force glaubten und Gefallen an der Wiederkehr alter Superhelden und Superschurken finden. (adi) ![]() Erst vor Kurzem kam von Hanco Kolk mit der Erzählung "Tulpen aus Istanbul" eine albenlange Spirou-und-Fantasio-Geschichte in die Läden. Da passt es zum Ausweis der Entwicklung und Vielseitigkeit dieses Zeichners gut, dass nun ein Band mit seinen frühen Arbeiten aus den 1980er Jahren vorliegt. Als Hauptfigur wird der Wegelagerer Gilles zu Beginn in kurzen Gag-Episoden einführt. Diesen etwas tölpelhaft handelnden Gauner des ersten Teils des Buches als "niederländischen Asterix" zu bezeichnen, wäre ein schiefer Vergleich, aber im hinteren Teil des Buches wird mit den beiden längeren Episoden "Sturm über Dubbeldam" und "Die Schwestertürme" von 1987 erkennbar, warum der Werbetexter des Backcovers eine Asterix-Parallele sieht. Die zunächst meist wenig erfolgreichen Raubzüge von Gilles und sein im Gegensatz dazu späterer, heldenmutiger Einsatz für die niederländischen Seestreitkräfte spielen sich vor einem wahren historischen Hintergrund ab, der spanischen Besatzung der Niederlande im 16./17. Jahrhundert. Auf die politische Situation dieser Zeit geht man im Vorwort des Buches ein. So wie sich Asterix und sein Dorf gegen die römischen Eroberer auflehnen, so gehen Gilles, der muskelbepackte Leo und der schusselige Admiral von Lumeij gegen die spanischen Truppen des Herzogs von Alba vor. Und das gelingt ihnen sogar ohne Zaubertrank. (adi) ![]() Laura versucht das Scheitern ihres Wunsches nach einer Beziehung zu Marcos zu überwinden. Sie lässt sich hängen. Ihre Freundin Elena bemüht sich, Laura aus ihrer Passivität und Niedergeschlagenheit herauszuholen. Sie nimmt Laura mit zu einer Party, wo Laura auf Luis trifft. Damit beginnt der nächste komplizierte Abschnitt in Lauras Liebesleben. Ihr fällt ein, ein neues Leben als geheimnisvolle Blondine mit großer Sonnenbrille zu beginnen. – Dass Guillem March eine Vorliebe für Geschichten mit weiblichen Hauptfiguren hat, wurde bereits in seinem Buch "Karmen" oder seinem Beitrag zu "DC Celebration: Harley Quinn" klar. Im Zusatzmaterial dieses Bands, der außer "Laura" auch die Erzählungen "Irene" und "Muse" enthält, lässt March dafür als Grund in einem fiktiven Dialog mit Hayao Miyazaki erklären, dass er mangels anderer interessanter Inhalte sein Leben "zu insgeheim autobiographische Geschichten" verarbeite, aber sich dabei zur Täuschung der LeserInnen als weiblichen Charakter zeichne. Ob man dem mallorquinischen Zeichner, der auch für den spanischen "Playboy" arbeitete, diese kuriose Begründung abnimmt, liegt im Auge des Betrachters. (adi) ![]() Jens Harder setzt die lange Bilderreise vom Urknall bis in die Neuzeit mit dem dritten Band seiner "großen Erzählung" unermüdlich fort, deren derzeit um die tausend Seiten er 2009 zu veröffentlichen begann. In einem Fernsehinterview der ARD anlässlich seiner Ausstellung "The Story of Planet A" in der Völklinger Hütte erwähnt Harder bereits einen geplanten vierten Band mit dem Titel "Gamma", der dann wohl unsere Zukunft zum Thema haben wird. Mit seinem "Bilderstrom" wolle er zeichnerisch ausbreiten und bündeln, was uns Menschen ausmacht. Seine Bildzusammenstellungen lassen sich zwar nicht wie ein Comic im engeren Sinne lesen (auch wenn die Reihe eine "Comic"-Trilogie genannt wird), aber sie regen mit Hilfe unseres kollektiven Bildgedächtnisses zu einer Gesamtschau der Erd- und Menschheitsgeschichte an, die in dieser Zeit des Anthropozäns immer bedeutsamer wird. Viele Bildseiten rufen in Erinnerung, wie grausam sich Menschen wegen ihres Glaubens oder ihrer Herrscher verhalten haben, wie sie aber durch Anpassungs- und Kommunikationsbereitschaft und durch ihre Neugier auch zu nutzbringenden Einsichten gelangten. Geschickt vermeidet es Harder, ein allzu nüchternes Geschichtsbuch entstehen zu lassen, indem er in Darstellungen aus der Vorzeit immer wieder Bildzitate aus dem Hier und Jetzt einfügt. Dadurch ist in seiner Bildergeschichte die Erwartung angelegt, dass die LeserInnen die Inhalte mit dem Heute in Verbindung bringen und ihre Schlüsse ziehen können. (adi) ![]() In einer Kutsche will der Ingenieur Lucas Trappist im Jahr 1960 eine Tulpenzwiebel von Istanbul zur Gartenbauausstellung "Floriade" nach Rotterdam bringen. Damit soll die vierhundert Jahre zuvor vom Diplomaten Ogier Ghislain de Busbecq durchgeführte Reise geehrt werden, mit der die erste Tulpenzwiebel nach Holland kam, ein Geschenk vom Sultan Süleyman. Doch was soll daran zu einem Abenteuer für Spirou und Fantasio taugen? Nun weiß man, spätestens seitdem Mawil seinen Lucky Luke mit dem Fahrrad den Wilden Westen durchqueren ließ, dass kuriose Fahrten, die nicht in die Zeit passen, für einen Abenteuerfunny sehr gut sein können. Und so ist es auch hier. Der Spionagetrubel, der sich um die Tulpen-Kutschfahrt herum abspielt, gehört dank vieler witziger Einfälle zu den sehr kurzweiligen Comics dieser Reihe an Spirou-und-Fantasio-Spezialalben. Den Ausdruck, den der Autor Hanco Kolk den allseits bekannten Figuren durch seinen Zeichenstil gibt, ist ungewöhnlich, was sich unter anderem in den Augenpartien zeigt. Einer der Agenten, Ljew Ljow vom KGB, kann seine Augenwirkung der jeweiligen Situation sogar sehr überzeugend anpassen. Q vom MI6 wäre erstaunt. (adi) ![]() Im dritten Band dieser Superschurkenreihe, die kürzlich Vertiefendes zum zwiespältigen Two-Face lieferte, steht dieses Mal ein Drama zu dem für gewöhnlich mit Schirm, Monokel und Zylinder agierenden Pinguin (d.i. Oswald Cobblepot) auf dem Spielplan. Aber in dieser Erzählung hat er außer seinem Monokel eingangs erst einmal gar nichts mehr. Alles ging an den brutalen Umbrella Man verloren. Doch mit einer Pistole, einer Patrone und der durchsetzungsfähigen Lili an seiner Seite glaubt er fest an den Wiederaufstieg in die Riege der wohlgelittenen Superschurken, denen selbst Batman einen gewissen kriminalpolitischen Nutzen abgewinnen könnte. Beim Rückkampf an die Spitze der Gothamer Schurkenszene beweist Oswald erstaunliche Nehmer- und Geberqualitäten (Zitat Umbrella Man: "uUuLLL... GGULLLHHH..."). Die kurzweilige Geschichte macht klar, dass selbst der Pinguin noch auf Freunde zählen kann, die ihn in der Not nicht im Stich lassen, wenngleich da auch ein möglicher Eigennutz oder Rache ihre Rolle spielen könnten. Sehr bezeichnend für den Pinguin ist seine Darstellung auf dem im Anhang abgedruckten Variantcover von Jim Lee. Der Pinguin gibt nicht einfach auf, sondern krempelt die Ärmel hoch. (adi) ![]() An jeder Grenze wartet auf sie ein Spießrutenlaufen. Die Landesgrenze zwischen Afghanistan und Iran überqueren der 12-jährige Adil und sein 14-jähriger Cousin Shafi nach langer Kletterei durchs Gebirge im Kugelhagel der Grenzpolizei. An der türkischen Grenze warten sie tagelang auf Schleuser, an der griechisch-mazedonischen Grenze werden nur Familien mit Kindern durchgelassen. Trotzdem schaffen sie es weiter durch Serbien und Ungarn, bis die beiden Jungen nacheinander im Herbst 2015 endlich im "Dschungel von Calais" ankommen, der Zeltstadt für Flüchtlinge, wo sie darauf hoffen, von England aufgenommen zu werden, weil dort Mohammed, Shafis Bruder, bereits wohnt und arbeitet. – Den zigtausend Kilometer langen Leidensweg der beiden Kinder, von dem diese Grafiknovelle erzählt, stellte der Autor aus den Erlebnissen zusammen, die er in Gesprächen mit jungen Flüchtlingen erfuhr und die Ergebnis seiner eingehenden Recherche sind. Selbstverständlich wird nicht nur die Flucht selbst beschrieben, sondern es werden auch die Gründe verdeutlicht, die diese Kinder von ihren Eltern weg ins ferne Europa treiben. Die Fundamentalisten hatten Adil schon in den Klauen. Jetzt fürchtet die ganze Familie das Schlimmste. (adi) ![]() Zwar erinnert die Autorin Emilia Clarke im Vorwort an ihre Rolle als Daenerys Targaryen in "Game of Thrones", aber in diesem Comic geht es weder um dieses Fantasy-Epos, noch um die Figur, die sie darin verkörpert. Vielmehr schlägt sie als Feministin eine ganz andere Richtung ein. Nicht Erlebnisse mit Drachenkindern und wilden Kriegerfürsten treiben sie als Comicautorin an, sondern Erlebnisse mit toxischer Männlichkeit in unserem (Büro-)Alltag, der sie etwas entgegensetzen möchte. Auf die Idee, einen Comic zu machen, sei sie auf einer ComicCon gekommen, wo sie begonnen habe, sich für Superhelden aus Comicverfilmungen zu interessieren ("Ich bin ein Superhelden-Fangirl.") Mit einem rein weiblichen Team entstand dann dieser Comic, in dem sie ihre Auffassung von Superheldentum einer Mutter deutlich werden lässt, von Maya, die ihren Sohn Billy alleine aufzieht, weil der Vater Harvey sich verkrümelt hat. Ihre Superkräfte sind an ihre Periode gekoppelt. Gegen Ende des unruhigen Text- und Bildspektakels dieses Buches hat sie diese Kräfte dann bei einem finalen Fight gegen eine böse Biochemikerin und "Möchtegern-M.O.M.-Fuckerin" samt ihrer Sicherheitsroboter bitter nötig. Denn merke: "Die perfekte Frau ist ein Schreckgespenst." (adi) ![]() Sie hat abgebissen. Lauren Thomas hält auf dem Titelbild den goldenen Apfel noch in der Hand, mit dem sie durch einen Biss hinein für Aufregung in der Götterwelt gesorgt hat. Sie beantragt damit einen Goldenen Vertrag, der bedeutet, dass sie ihre Liebe aufgibt und gegen Begehren eintauscht. Sie erwartet für sich einen ihr dienenden Gott der Begierde. Wie man auf dem Cover sieht, stehen dazu seltsamerweise gleich zwei Wesen bereit. Wie bei ihren unglücklichen Lieben zu Mathew und Sam scheint da schon wieder etwas nicht recht zu klappen. Hoffentlich hat Lauren wenigstens das Kleingedruckte ihres Vertrags gelesen. – Dass dieser Erotikcomic von Stjepan Šejic gezeichnet wurde, erkennt man gleich, wenn man sich an das Buch "Harleen" oder an seinen Beitrag zu "DC Celebration: Harley Quinn" erinnert. Šejics Zeichnungen von Frauen- und Männerfiguren lassen sich nicht so einfach vergessen. Šejic bedient sich in seiner Erzählung über Liebe und Begierde am Volksglauben über die verführerischen Fertigkeiten von Succubus- und Incubus-Dämonen und setzt Gestalten aus der griechischen und römischen Mythologie ein (Hades, Alekto, Hekate, Cupido, Hermes). Für einen Erotiktitel mag dabei nicht ungewöhnlich sein, dass sich auch der Höllenfürst die Moralpredigt einer Ex-Rachegöttin gar nicht zu Herzen nimmt. (adi) ![]() Der höchst unsympathische Mr. Saubertuck gibt sich als "vermögender und respektierter" Geschäftsmann aus. Er will das Haus mit dem Waschsalon der Familie Glatt in ein Yoga-Quartier umwandeln. Er macht dazu der Familie ein unlauteres Übernahmeangebot. Marjorie Glatt, die dreizehnjährige Tochter der Familie, hält seit dem Tod der Mutter auf sich allein gestellt den Waschsalon am Laufen. Ihr antriebsloser, untätiger Vater und ihr kleiner Bruder Owen können ihr nicht helfen. In Erinnerung an ihre Mutter, der der Waschsalon viel bedeutete, lehnt sie Saubertucks Angebot ab. Der greift infolgedessen zu sehr unsauberen Mitteln, um sich das Haus anzueignen. – Zur gleichen Zeit lebt der Geist Wendell in seinem Gesprächskreis toter Kinder seine kindliche Fantasie aus. Das Bettlaken, welches ihn umhüllt, könnte eine Wäsche mit Geisterklar vertragen, einer Art Geistershampoo, das Flecken entfernt. "Laken sind nicht wie Haut", wird ihm verdeutlicht, und die LeserInnen dieser geistreichen Geschichte erfahren das in einigen kuriosen Situationen der Erzählung des Öfteren. – Die Autorin bringt die Welten der nie lächelnden Marjorie und des neugierigen Wendell in einer Weise zusammen, dass sich der Ernst der Lage der Familie Glatt nicht wie eine Tragödie anfühlt, sondern sich mit gespenstischen Mitteln wegzuwaschen beginnt. (adi) ![]() Die Reise, die Bruce Wayne bereits nach Frankreich, Nordkorea und Russland führte (siehe "Batman - Reise 1"), bringt ihn nun bis in die Wälder Kanadas. Dort im Norden geht es um ein Schießtraining bei Luka Jungo, dem besten Schützen der Welt. Anton schließt sich diesem Ausbildungsgang an, was Bruce Wayne ohne Argwohn akzeptiert, da sich Anton bisher als guter Freund gezeigt hat. Das wird Bruce noch bereuen. Seine Reise setzt er jedoch wie geplant fort. In New York geht er beim Magier Giovanni Zatara in die Lehre und spürt dabei gewisse Grenzen auf, die er sich vorsichtshalber auferlegt. Um sich mentale Stärke anzutrainieren, bittet Bruce den überaus selbstsicheren Dr. Daniel Captio, aus ihm einen Dunklen Ritter zu machen. Der Aufenthalt bei Captio endet mit einer heftigen Auseinandersetzung, in deren Folge Bruce Ra's Al Ghul aufsucht, um bei jenem "Weltverbesserer" in der Wüste bei Dubai seine Ausbildung zu vervollkommnen und zudem außergewöhnliche Selbstheilungskräfte zu entwickeln. Natürlich trifft Bruce dabei auch auf dessen Tochter Talia. Wer nun aber eine große Romanze erwartet, wird stattdessen mit einem großen Knall an den eigentlichen Zweck der Reise des werdenden Batmans erinnert. Gut, dass die Geschichte Überraschungsmomente bereithält. (adi) ![]() "Ich hab ein Recht darauf, mich an Anna zu erinnern! [...] Ich soll neu anfangen? Anna vergessen? Du meinst, ich habe die Wahl? [...] Der Mensch hat keinen freien Willen." In einem langen Dialog, der nur durch fotographische Bilder zur Eingeschränktheit und Tristesse seiner Innenwelt begleitet wird, durchlebt der Erzähler wieder und wieder ein offenbar gewaltsames Ende seiner Beziehung zu seiner Anna. Zwar lässt sich seinen irrlichternden Gedanken nicht verlässlich entnehmen, was wirklich geschehen ist, aber den LeserInnen wird von den gedanklichen und wohl auch halluzinatorischen Vorstellungen der Hauptfigur ein bleibender Eindruck vermittelt. Er gibt an, bis zu seiner Suspendierung Polizist gewesen zu sein, weswegen Anna Zugriff auf seine Dienstwaffe hatte. Da er bezweifelt, einen freien Willen zu haben, sind für ihn die folgenden Taten also etwas Zwangsläufiges, ob sie nun wirklich passiert sind oder nicht. – Der Text-Bild-Wechsel dieses Buches erinnert entfernt an durchgehend illustrierte Romane oder an Fotogeschichten, sind jedenfalls keiner üblichen Gestalt von Grafiknovellen zuzuordnen. Dieses Mal hat sich Mikolajczak ohne Zeichner an die Umsetzung einer seiner psychologisch fesselnden Geschichten gemacht (siehe auch "Der Vampir von Düsseldorf" oder "Der Sandmann"). (adi) ![]() ![]() Wundervolle Sommer 5: Der Ausreißer - 1979 (Zidrou/Jordi Lafebre, Salleck 2023, 56 S., HC, farbig) In gleich zwei Bänden finden die mit viel Humor gemachten, angenehm anrührenden Erzählungen über die Urlaubsreisen der Familie von Madeleine und Pierre Faldérault ihre Fortsetzungen. Schon bei den ersten drei Bänden gingen die Autoren in der zeitlichen Anordnung der Geschehnisse "rückwärts" vor, erzählten erst von der Familie und vom Urlaub 1973, dann von 1969 und schließlich von 1962. Damit einem der damit einhergehende besondere Reiz dieser geschickten erzählerischen Anreihung nicht entgeht, wäre es gut, jetzt auch erst Band 4 (1980) und danach Band 5 (1979) zu lesen. In ausdrucksstarken Zeichnungen erfährt man auf diese Weise zunächst von der Fahrt mit dem alten roten R4 zum "schlüsselfertigen" Sommerhaus im sonnigen Süden. Zu Urlaubsbeginn muss Pierre (wie immer) zu Hause noch einige Tage bleiben, um als professioneller Comiczeichner einen Auftrag zu erledigen. Tochter Julie übernimmt das Steuer. Im folgenden Band geht es ein Jahr zurück, ein Jahr, in dem Pierre die Übernahme der offenbar üblen Comicserie "Zagor" angeboten wird und Madeleine ihren Job im Schuhladen so richtig satt hat. Auch wenn der Serientitel wundervolle Sommerurlaube verspricht, so treibt es die Familie in dieser Zeit im Winter in den Süden. Doch sie haben die Rechnung ohne ihren Sohn Louis gemacht, der viel lieber zu einem Pink-Floyd-Konzert nach London fahren möchte. Ob es wohl auch diesmal zu einem versöhnlichen Ende mit Monsieur Mayo an der Pommesbude kommt? (adi) ![]() Im Grunde leidet Poison Ivy (d.i. Dr. Pamela Lillian Isley) an zwei Dingen. Zum einen geht ihr die Trennung von Harley Quinn sehr nah, zum anderen empfindet sie das Ergebnis der in ihr abgelaufenen Zusammenführung zweier Ivy-Identitäten als Verlust, die Verschmelzung ihrer Inkarnationen einer herrischen und einer naiven Ivy-Seite. Auch wenn das in einer der vorangegangenen Episoden die Rettung war, so wirft sie ihrer Ex-Freundin Dr. Bella Garten nun vor, dadurch ihre Fähigkeiten verringert zu haben. Sie bäumt sich auf. Sie will erreichen, dass sich die untergehende Natur doch noch gegen die Menschheit durchsetzen kann, wozu sie Ophiocordyceps lamia einsetzt, ein Pilz, keine Pflanze, hinsichtlich der öko-terroristischen Absichten von Poison Ivy ein sehr geeignetes Mittel. Ihre eigene körperliche Natur kann sich gegen den Pilz zwar (noch) durchsetzen, aber die nächste Rinderherde und einige vorbeikommende Leute werden mitleidlos vergammeln. – Angesichts ihrer grausigen Taten fragt man sich einmal mehr, ob und warum man eigentlich irgendwelche Sympathien mit einer solchen Superschurkin entwickeln kann. Motivation für den Lesenden könnte die Lust sein, ihren unweigerlich folgenden Untergang mitzuerleben. Vielleicht hilft bei der Suche nach der Antwort auch, was Poison Ivy selbst dazu aufgeschrieben hat: "Aber man muss wirklich gut sein, um so böse zu sein." (adi) ![]() Seine Erkenntnisse bezüglich der Wechselwirkungsvorgänge in der Natur und andere Ergebnisse seiner Südamerika-Expedition von 1799 bis 1804 sind für uns bis heute bedeutsam. Alexander von Humboldts Wesenszüge, seinen unerschütterlicher Forscherdrang und seine Akribie vermittelt uns die Autorin Bettina Schary nicht mit allzu nüchternem Ernst, sondern sie bettet die auf seinen Aufzeichnungen beruhenden Szenen in eine mit Späßen aufgelockerte Darstellung ein, wie schon das Titelbild verrät. Da liegen Sextant und Kompass neben Laptop und Smartphone. Im Umfeld von Alexander von Humboldt und seinem Freund Aimé Bonpland gibt es unverhofft WLAN, Twitter und Talkshows. Dass sich Humboldt und Bonpland dann aber in Ecuador auf einer Bahre über die Berge tragen lassen, sollte man nicht missverstehen. Sie schaffen es trotz gefährlicher Klettertouren doch sehr lebendig noch bis zu Thomas Jefferson in die Vereinigten Staaten und zurück nach Paris. – Zeichnerisch bedient sich Schary in diesem Buch eines Stils zwischen Illustration und Karikatur, sparsam in der Gestaltung von Hintergründen, mit Farben gelegentlich Akzente setzend, dem Sujet stets angemessen. (adi) ![]() Endlich bekommt Axle Munshine den Auftritt, den der einem Traum nachjagende Ex-Chefdiplomat von Xylos verdient. Nach der verworrenen Veröffentlichungsgeschichte, die diese SciFi-Serie in Deutschland erlebte und die am Beginn dieses ersten Sammelbands im Einzelnen beschrieben wird, beginnt nun eine zeitlich geordnete (Wieder-)Veröffentlichung aller Alben mit der Übersetzung durch Klaus Jöken. Der wird an den Fachbegriffen in den 6- bis 8-seitigen Fantasie-Dossiers, mit denen die Bände eingeleitet werden, seine Freude gehabt haben, in denen es Progerulatoren, Verhütungsabsauger, den Killer von Biläfeld gibt und in denen die Horch Fogh gegen die Unkleubigen aufkreuzt, die Freifrau Bellegug von Baudrock im katachflixen Koma liegt und der Münch Gärst'n Khorn in andere Welten wechselt. – Wie die Raum-Zeit-Agenten Valerian und Veronique in fernen Ecken des Universums auf uns ungewöhnlich erscheinende Wesen treffen, so geht es Axle nicht viel anders. Zur Unterscheidung von der Serie von Christin/Mézières sind für die Inhalte der Alben von Godard/Ribera mehrere Einfälle kennzeichnend: Axle Munshine wird von den Regierungstruppen gejagt, weil er gegen das Gebot verstieß, nicht in die Traumwelt einzudringen. Dahin möchte die Titelfigur aber unbedingt, weil er dort Shimere zu finden hofft. Diese Traumfrau könnte eine Chimäre sein, aber Axle geht davon aus, dass die Traumwelt wirklich existiert und man im Schlaf von dort Bilder zugesandt bekommt. Das erinnert an jemanden, der im Metaversum Realitäten zu erkennen glaubt. Erschafft schon diese ergiebige Erzählidee den roten Faden durch eine Vielfalt fantastischer Abenteuer, so bildet der Einsatz der Figur des/der Musky einen weiteren Pluspunkt der Serie. Musky ist EternautIn, die/der zurzeit im Körper eines 13-jährigen Jungen steckt. EternautInnen können ihre körperliche Entwicklung verzögern und sich erst dann für ein Geschlecht entscheiden, wenn sie die Zeit für gekommen halten. Da bahnt sich für Axle wohl in naher Zukunft eine Überraschung an. (adi) ![]() ![]() Das Susan-Problem und andere Geschichten (Neil Gaiman/P. Craig Russell/Scott Hampton/Paul Chadwick, Dantes Verlag 2021, 84 S., HC, farbig) Diese Reihe an Comic-Adaptionen von Geschichten aus der Feder des hochgelobten Autoren Neil Gaiman ist mittlerweile beim fünften Band angekommen. Von den Gaiman'schen Erzählwelten ist man gewohnt, dass er sie mit ungewöhnlichen oder für uns auch rätselhaften Figuren füllt. Im vierten Band begegnet man (schon auf dem Titelbild) dem Löwen und der Weißen Hexe aus "Der König von Narnia" von C. S. Lewis. Gaiman verknüpft Motive aus dessen Fantasy-Romanen mit Schilderungen traumatischer Erlebnisse aus der Kindheit einer Professorin. Doch wie geläufig sind dem Lesenden dazu die Figuren aus diesem Narnia? Sehr hilfreich sind daher zur Ausdeutung der Geschichten die Anmerkungen, die Jens R. Nielsen in den Anhängen der Bücher jeweils ins Einzelne gehend zusammenstellt. Im neuesten Band begleitet er uns durch ein London, in dem die Jugendlichen Vic und Enn zu einer Party gehen, um dort Mädchen kennenzulernen. Vic findet gleich Kontakt zur bezaubernden Stella, während der zurückhaltende Enn erst mehrere Anläufe nehmen muss, bis er mit einer der seltsamen jungen Frauen ins Gespräch kommt. Immerhin muss er nicht die ganze Zeit in der Küche verbringen und mit einer Mutter reden. Aber irgendetwas stimmt nicht mit den Mädchen, mit denen er ins Gespräch zu kommen versucht. Sie klingen wie Cousinen von Olympia aus Hoffmanns Erzählungen. Aber Enn fällt's nicht auf. Er findet alle faszinierend. (adi) ![]() Dass man gelegentlich einen Aussetzer hat und sich an die letzte Nacht nicht mehr erinnert, das allein mag noch nicht beunruhigend sein. Doch Lubin Maréchal muss feststellen, dass er nur noch jeden zweiten Tag bewusst wahrnimmt. Von den Erlebnissen der jeweiligen Vortage befindet sich in seinem Gedächtnis keine Spur. Die Tage verschwinden. Seine Freunde vermuten eine Nachwirkung von einem Sturz, der ihm bei einer akrobatischen Übung passierte. Aber das erklärt es nicht. Schon bald bemerkt Lubin, dass in diesen Zwischentagen ein anderes Ich seinen Körper übernimmt. Als er mit seinem Vortages-Ich per Laptop zu kommunizieren beginnt, nimmt seine Identitätsspaltung skurrile Züge an. Wenn beispielsweise die beiden Ichs am Morgen jeweils neben der Freundin des anderen Ichs aufwachen, dann werden die Beziehungen zwischen allen Beteiligten anstrengend. Hier schafft es der Autor, sich ein ungewöhnliches Verhältnis insbesondere zur rothaarigen Tamara stimmig entwickeln zu lassen, das durch immer längere Absenzen des wahren Lubin einiges auszuhalten hat. Die gut gebaute Erzählung gewinnt an Spannung nicht nur durch die Auseinandersetzungen zwischen Lubin und seinem gegensätzlichen, ehrgeizigen anderen Ich, sondern auch durch die Entwicklung der Beziehung zu seiner Familie und seinen Freunden. Diese stellen sich auf ihn ein. Nur sein Chef schmeißt ihn sogleich raus. (adi) ![]() Eine überzeugende Adaption der von Richard Wagner in vier Opern erzählten Version der Nibelungensage ist P. Craig Russell gelungen. Sehr erfreulich, dass man diese Heldensage nun in der Gestalt eines Fantasycomics lesen kann, der sowohl zeichnerisch als auch textlich der vierbändigen Adaption von Numa Sadoul und France Renoncé aus den 1980er Jahren haushoch überlegen ist. Gekonnt weiß Russell durch seine Bildsprache die LeserInnen an die Handlung zu fesseln und Andeutungen zu geben, die herausfordernd die Erzählgegenstände betonen. Die Texte zeigen Respekt vor dem Original ("Heil dir, Brünnhilde, herrlicher Stern!"), sind aber auf die nötigen Kurzfassungen gebracht, um die Bilder nicht zu ertränken. So findet man sich in einer lebendig erzählten, langen und fesselnden Geschichte wieder. Und all das ohne Gesänge vom Heldentenor, ohne Walkürengetöse, ohne wehtriefende Arien mit Bombastmusik und ohne das endlose Sprachgeschwurbel der von Liebespein zerrissenen Hauptfiguren. Es ist angenehm still, Bilder sagen mehr als tausend Töne. Übrigens klärt sich weiter hinten im seitenstarken Comic auch die anfangs gezeigte Szene auf, in der der junge Wotan für einen Ast der Weltenesche mit einem Auge bezahlt. Am Ende fügen sich alle Erzählfäden schlüssig zusammen, was zumindest die Rheintöchter freut. (adi) ![]() ![]() Comic-Biografie 41: Caspar David Friedrich - Allein (Willi Blöss 2023, 32 S., Heft, farbig) Nach einem halluzinatorischen Erlebnis wegen ihrer streitenden Eltern "überzog die 10-Jährige ihr Porträt der Mutter mit einem Punktmuster. Als wollte sie sie auflösen." Der Punkt spielt im künstlerischen Schaffen von Yayoi Kusama eine bedeutende Rolle, weil sie damit das jeweilige Objekt mit seiner Umgebung verschmelzen kann. "Yayois Punkte, mit denen sie Menschen und Tiere dekorierte, wurden 'Polka dots' genannt" und ihr Spitzname sei also "Dotty" gewesen, daher der Untertitel dieser neuen Comic-Biografie aus der Aachener Biografienschmiede. Ihr Einsatz von Punkten unterscheidet sich somit konzeptionell von den Rasterpunkten eines Roy Lichtenstein ("Oh, Jeff… I love you too…") und hat mit dem Pointillismus schon gar nichts zu tun. Yayoi zeigt eine ganz eigene Welt an Kunst. – Über Caspar David Friedrich gab es zwar schon in einer früheren Comic-Biografie unter der Überschrift "Romantik" zu lesen und zu sehen, doch nun ist ihm ein ganzes Heft gewidmet. Mit den beiden Zeilen "Um die Menschen nicht zu hassen, muss ich den Umgang unterlassen." eines kurzen Gedichts von Friedrich wird treffend in das eher von Nachdenklichkeit und Tristesse zeugende Werk eines großartigen Malers kompetent eingeführt. Das Motiv der Rückenfigur in "Der Wanderer über dem Nebelmeer" macht auch in der Comiclandschaft die Runde, zum Beispiel in einem Gemälde der Duckomenta oder im erweitertern Sinne im 1951 entstandenen "Der Käse von Kirkebö" von Carl Barks. (adi) ![]() Mit einer schlüssig aufgebauten, spannenden Erzählung über die Absichten sehr gegensätzlich operierender Organisationen in einer zukünftigen Welt setzen die Autoren ein bekanntes Action-Adventure gleichen Titels in einen Comic um. Nicht wie im Computerspiel nach Chicago, sondern in ein Lager von Abschiebehäftlingen, dem Kennington Oval Camp, nach London führt der beeindruckend gezeichnete Comic. Dort arbeitet eine NGO namens Help for Deportees und versorgt die Eingesperrten mit Kleidung und Essen. Vorbildlich lernt man im Einführungsteil der Geschichte deren Hauptfiguren kennen, ohne dass etwas vorweggenommen wird, das an einen späteren, einen besseren Platz gehört. Mit dem DJ Adam Logan, dem zwielichtigen Kris, mit Louise, der australischen Aktivistin, und Jess, der Softwareentwicklerin, lernt man zunächst vier der Hauptfiguren kennen, die sich später in einer Gruppe von sieben recht verschieden motivierten Leuten (siehe Titelbild) für die Widerstandsbewegung DedSec einsetzen. Mächtige und verbrecherische Gruppen verfolgen mit den Menschen des Lagers eigene Pläne. DedSec wird mit seinen IT-Ressourcen und den Insekten-, Spinnen- und anderen Drohnen hoffentlich dagegenhalten können. (adi) ![]() "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust", klagte seinerzeit Faust im Vers 1112. Geradezu als Symbol für einen seelischen und körperlichen Zwiespalt steht Harvey Dent, der in seinen guten Tagen für das ehrwürdige Amt eines Bezirksstaatsanwalts in Gotham City arbeitet, der in bösen Tagen als zwiegesichtiger Two-Face einen rücksichtslosen Superschurken verkörpert, für den ein Menschenleben keinen großen Wert besitzt. Dass Batman selbstredend und seinem edlen Charakter folgend fest an das Gute im Menschen glaubt, erklärt, warum er sich bereit findet, Harvey Dent zu helfen, als dessen 88-jähriger Vater mit dem Tode bedroht wird. Doch Stephanie Brown, eines der an diesem Fall beteiligten Batgirls, seufzt: "Ich hasse es, wenn Schurken nicht nur Schurken sind." Was soll man auch machen, wenn jemand gleichzeitig Freund und Feind ist? Eine Münze werfen? – Wie im ersten Band über den Riddler in dieser Superschurkenreihe erhalten die LeserInnen eine ganz eigenständige Erzählung aus dem Batman-Universum, die weniger den dunklen Ritter, als vielmehr die schurkischen Figuren in den Mittelpunkt stellt. Auf der Geburtstagsparty seines Vaters muss Harvey Dent nun sein wahres Gesicht zeigen. (adi) ![]() Der Autor spannt in diesem Bericht über seine Wanderung von der Höhle Pech Merle in Okzitanien nach Bure in Lothringen einen weiten Bogen von der steinzeitlichen Zeichnung eines Mammuts bis hin zum geplanten Atommülllager in Bure. Der dazwischen liegende zeitliche Abstand lädt zu einem Vergleich der Hinterlassenschaften der Steinzeitmenschen mit denen der heutigen Menschen ein, die ihren radioaktiven Müll "unter den Teppich kehren" beziehungweise "alles in Löcher werfen", wie es der Nuklearwissenschaftler Bernard Laponche in diesem Reportagecomic ausdrückt: In einem Lagerraum in 500 m Tiefe werden die Nuklearabfälle hunderttausende Jahre lang gefährlich strahlen. Gut zu überwachende Belüftungsschächte sollen Gase ins Freie führen, damit nichts explodiert, wie Laponche erklärt. Den deutschen Ausstieg aus der Atomenergie findet er richtig. – Die 800 Kilometer lange Wanderung, die Étienne Davodeau aufgezeichnet hat, dient ihm einerseits dazu, den Inhalt seiner zu verschiedenen Aspekten geführten Gespräche mit Fachleuten und Aktivisten wiederzugeben, was an die Vorgänge rund um Gorleben erinnert, aber auch deutlich zu machen, was wir an Wertvollem an unserer Erde, ihrem Boden und ihrer Natur haben. (adi) ![]() Die ungewöhnliche Catwoman-Erzählung, die bereits im ersten Band viele Wandlungen der älter gewordenen Selina Kyle (Catwoman) und ihres Umfelds aufzeigte, setzt sich zur Freude der womöglich ebenfalls älter gewordenen LeserInnen wie zu erwarten fort. Das heißt, dass Selina mit Killer Croc, Poison Ivy, dem Riddler und dessen Tochter Edie und mit dem Computerexperten Winston ihre Bemühungen fortsetzt, der letzten Aufforderung nachzukommen, die sie vom sterbenden Batman erhielt. Sie sollte in die Bat-Höhle zu "Orpheus". Was es damit auf sich haben könnte, ist selbst dem Riddler (d.i. Edward "Eddie" Nigma) ein Rätsel. Zwischenzeitlich bemüht sich Barbara Gordon ihre Chancen auf die Wahl zur Bürgermeisterin von Gotham City gegen Harvey Dent zu verbessern. Dent setzt auf Polizeigewalt, um den Einwohnern der Stadt ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Dazu wäre es ihm ganz recht, wenn er Selina als Leiche oder wieder im Gefängnis hätte. Es kommt zum Gefecht. Es gibt Verluste. Gegen die geballte Macht der Ordnungstruppen des Rathauses kommen selbst ausgefuchste SuperschurkInnen nicht ohne spezialbegabte Mitstreiter an. (adi) ![]() Angeschossen von seiner Ex-Geliebten Ansea Latal, hatte sich der Skorpion (d.i. Armando Trebaldi) auf ein Schiff retten können, das ihn von Italien nach Kleinasien brachte. Nachdem sein Sohn, den er mit Marie-Ange de Sarlat hatte, getötet worden war, begann er in Konstantinopel die Suche nach seinem anderen Kind, das aus einer Liebschaft mit der Giftmischerin Mejai hervorging. Mejai mordet mittlerweile für El-Kabar, einen mächtigen Kaufmann aus Kairo. Der Skorpion trifft in Konstantinopel auf eine faszinierende Frau, eine Sabbatianerin, die seine Fähigkeiten als Archäologe benötigt, da sie in Luxor nach einer wichtigen Inschrift in einer verborgenen Grabkammer des Pharaos Echnaton sucht. Der Skorpion kommt ihrem Wunsch nach und hofft, in der Grabkammer so viele Schätze zu finden, dass er damit sein Kind befreien kann. Doch andere Menschen haben ebenfalls ein Interesse am Inhalt der Grabkammer, unter anderem Ivrahim Golam, der alle Spuren vernichten will, die dem Gründungsmythos seiner Glaubensgemeinschaft widersprechen. – Wie in einer spannenden Mischung aus den Abenteuern eines Indiana Jones', eines d'Artagnans und Casanovas sucht der Skorpion im Widerstreit vieler Absichten einen Ausweg aus einer sehr verzwickten Lage. (adi) ![]() In der abwechslungsreich zusammengestellten Buchreihe um Figuren aus dem DC-Universum, wird dieses Mal Harley Quinn gewürdigt und gefeiert. Zur ehemals als Joker-Psychotherapeutin tätigen Dr. Harleen Quinzel sind in letzter Zeit auffällig viele besondere Comics herausgekommen, zum Beispiel "Harleen" von Stjepan Šejić oder "Harley Quinn: schwarz, weiß und rot" von Paul Dini, Amanda Conner u.a. Diese AutorInnen und ZeichnerInnen sind auch hier dabei, wenn es um ein Panorama zu Leben und Werk der schlagkräftigen Ex-Joker-Geliebten geht. Offensichtlich ist also die schelmische Harlekin-Frau bei Comic-LeserInnen beliebt. Auch dieses Mal spielt sie ihre Streiche: Dem braven und altgedienten Batman-Hausangestellten Alfred Pennyworth bleibt fast das Herz stehen, als er sie neben sich im Bett liegend vorfindet. Bei der von ihr organisierten, ausufernden Einweihungsparty für die neue gemeinsame Wohnung mit Poison Ivy (d.i. Pamela Lillian Isley) und Catwoman (d.i. Selina Kyle) springt eine fiese, kleine Überraschung aus der Torte. Der Pinguin (d.i. Oswald Chesterfield Cobblepot) muss darunter leiden, dass ihre Mitbewohnerinnnen etwas gegen Harleys Unterwürfigkeit dem Joker gegenüber unternehmen. – Die brillanten Fertigkeiten vieler Harley-ZeichnerInnen werden auch an den beeindruckenden Cover-Illustrationen im Anhang des Buches deutlich. (adi) ![]() Ausgerechnet die geliebte Tuya bohrte einen giftigen Stachel in Maika Halbwolf. Damit mussten sich die LeserInnen am Ende von Band "Monstress 6" ungläubig abfinden. Ausgerechnet zu einer Zeit, in der Maika durch ihre Verwandlung Oberwasser zu erhalten schien, wird sie an machthungriges Gesindel verraten. Im verwirrenden Ränkespiel der verschiedenen Höfe und Kriegsparteien führt dieser Schachzug zum Transport von Maika mitsamt ihrer GefährtInnen zum Hof der Abenddämmerung, wo sich Krom, eine Schlange mit langen, spitzen Zähnen, in die Halbwölfin verbeißen will. Das Fuchsmädchen Kippa setzt sich ausdauernd und so gut sie es vermag für Maika ein. Der Krähenmann Corvin bleibt ebenfalls nicht untätig. – Die Zeichnerin dieses Fantasy-Spektakels erhielt für ihre Arbeit an "Monstress" zweimal, 2018 und 2022, den Eisner-Award als "Best Painter/Digital Artist". In gleich drei aufeinanderfolgenden Jahren ging der Hugo-Award "Best Graphic Story" an die ersten drei Bände von "Monstress" (2017, 2018 und 2019). Die Erzählung mit ihren zahlreichen und ungewöhnlichen Figuren ist bereits über tausend Seiten lang, deren Lektüre noch kein gutes Ende für Maika erkennen lässt. Sie sieht tatsächlich wie am Boden zerstört aus. (adi) ![]() Über sechs lange Jahre musste man auf die Fortsetzung von "Spirou und Fantasio" warten und dann ein Paukenschlag: Das neue Album titelt mit dem Tod von Spirou, dem braven Helden unseres comicabenteuerlichen Lebens, dem tapferen Burschen im Kampf gegen Diktatoren und Ganoven, dem ehrbaren Hotelpagen mit Eichhörnchen und roter Kappe, der unermüdlich schon seit 1938 im Dienste der guten Sache steht. Obwohl, dann ist er ja auch bereits weit über 80 Jahre alt, und schließlich starb selbst Superman 1993 im Kampf gegen Doomsday und auch Batman streckte 2009 gegen Darkseid der Heldentod nieder. Im Anhang des Albums erzählt Volker Hamann, dass laut der französischen "Spirou"-Ausgabe No. 4402 als Nachfolgerin für Spirou nun Steffani an der Seite von Fantasio tätig werden wird. Von Spirou sehen wir weiterhin nur seine Uniform durchs Wasser schweben (s. Titelbild), niemand weiß, wo er in der Unterwasserwelt rund um Korallion 2.0 geblieben ist. Fantasio konnte auf der Flucht aus dem vermeintlichen Unterwasser-Urlaubsparadies nur Pips retten. – Das neue Autorenteam nimmt die LeserInnen mit in eine Welt von heute, in der einige zyklotropische Erfindungen Einzug gehalten haben. (adi) ![]() Baru setzt seine Schilderungen des Lebens der italienischen Einwanderer in Frankreich fort, die er in "Bella Ciao (uno)" begonnen hat. Er beginnt mit einer Erinnerung an das Jahr 1914, als die Generalmobilmachung ausgerufen wurde und sich unter Führung eines Enkels von Giuseppe Garibaldi, Ricciotti Garibaldi jr, eine Legion italienischer Freiwilliger den französischen Truppen anschloss. Der Großvater des Erzählers, Domenico, überlebte das Gemetzel und trug sein rotes Hemd (la "camicia rossa") mit Stolz, das ihn als Garibaldi-Anhänger auswies. Mit der Kirche hatte er nichts am Hut, aber für seinen Garten tat er alles. Zur Beschreibung des Alltags der italienischen Immigranten in fünf Episoden aus authentischen Familiengeschichten gehört auch die Auseinandersetzung der Anhänger des Duce und der Nazis mit denen, die sich für die Seite der Partisanen einsetzten. Das führt zu einer Tragödie. – Wie zu hoffen, bringt Baru zudem die Sehnsucht der Arbeitsimmigranten eindrücklich zu Papier, irgendwann in ihre Heimat zurückkehren zu können. Zuletzt wechselt der Autor und Zeichner in eine schwarzweiße Darstellung seiner Überlegungen zur Gestaltung des Schlussteils seines Buchs. Seine Freundin Élise holt ihn dabei zum Glück auf den Boden der Tatsachen zurück. (adi) ![]() Mit dem Titel "Paul zu Hause" gibt der Autor schon die Richtung vor, in der die Erzählungen dieser Grafiknovelle deuten sollen, nämlich Einblicke in das Zuhause des 51-jährigen Protagonisten zu geben. Wir erfahren vom Verhältnis der Hauptfigur, Paul Rifiorati, zu seiner Mutter, seiner Tochter, seinen Nachbarn, seinem Beruf und zu seinem Haus, seinem Arbeits- und Lebensmittelpunkt, den er allein in Ordnung zu halten bemüht ist. Unter die kurzweiligen, symbolischen oder berührenden Szenen dieses Buches, zum Beispiel den schmerzhaften Momenten beim Zahnarzt, der tristen Halbierung des alten Apfelbaums oder den Gesprächen mit der Mutter, mischt der Autor Informationen zu seinem Zeichenmaterial und seinem Beruf. Kurios wirkt dabei, dass er seine Abneigung gegen bestimmte Schriftypen zum Thema macht, wie sie auf Straßenschildern oder Verpackungen benutzt werden. (Im Anhang des Buches wird erklärt, dass Kanada tatsächlich mit einer Entscheidung zwischen den Schriftarten 'Highway Gothic' und 'Clearview' auf Wegweisern hadert.) Man könnte das als Atempause, als Ablenkung von den berichteten Einzelheiten verstehen, die Paul oder den Autoren dieser semi-autobiographischen Comics belasten. In Pauls Leben wechseln sich eher komische Vorfälle mit bitteren Erlebnissen ab. In der sehenswerten Verfilmung von "Paul à Québec" wird dieses Wechselspiel an Gefühlen auch auf der Leinwand deutlich. (adi) ![]() Der dritte Band des Büchner-Zyklus von Andreas Eikenroth gibt das Drama um den französischen Politiker Georges Danton als grafische Inszenierung wieder, in der Form, in der Eikenroth bereits "Woyzeck" und "Lenz" aufbereitete. Das heißt, es werden ganzseitige Simultandarstellungen genutzt, in denen sich die Figuren wie in einem Bühnenbild wiederfinden. Besondere Aufmerksamkeit verdienen beim Lesen die grafischen Umsetzungen der im Büchnerschen Text gegebenen Reden, Monologe und Dialoge. Statt übervoller Sprechblasen bietet der Zeichner eine von Gestik und Mimik unterstützte, aufgelockerte Wiedergabe des originalen Textes von 1835 an. Dass er dabei einige Textteile auslässt, die bereits durch das Bild ausreichend zum Ausdruck gebracht wurden, versteht sich von selbst. Die von Büchner intendierten Charakterisierungen von Danton und Robespierre werden deutlich. Einerseits läuft ein grübelnder Robespierre wie ein Raubtier durch seinen Käfig, andererseits erscheint ein Danton, der sich offenbar zu sorglos oder selbstsicher den Anfeindungen stellt. – Im Alter von 34 Jahren starb Georges Danton unter der Guillotine und forderte seinen Henker als letzten Wunsch in Büchners Worten auf: "Und zeig den Leuten meinen Kopf. Er ist es wert, dass sie ihn sehen." Mit gut lesbaren, der Karikatur zuneigenden Zeichnungen lässt Eikenroth die LeserInnen an diesem schaurigen Kapitel der Französischen Revolution teilhaben. (adi) ![]() Der Autor Thomas von Steinaecker lässt durch autobiografische Erinnerungen die Biografie Karlheinz Stockhausens lebendig werden. Das ist geschickt gemacht, abwechslungsreich und nachvollziehbar, und wird durch die grafische Umsetzung von Bernd von Bassewitz mit treffenden, teils doppelseitigen Eindrücken unterstützt. Durch die Lektüre des seitenstarken Buchs erklärt sich uns Stockhausens Suche nach neuen Klängen, nach ganz anderer Musik als der herkömmlichen. Seine schrecklichen Kriegserlebnisse, der frühe Verlust der Eltern, seine musikalischen Erlebnisse münden in einen Lebensweg, der 1949 mit einem ersten Hören von Arnold Schönbergs Zwölftonmusik in der Schulmusikklasse der Musikhochschule Köln beginnt. Ihm ist das aber noch zu gefühlsduselig: "Wohin haben uns denn all die großen Emotionen geführt?" Er widerspricht seinem Professor in Paris, der verlangt, man solle nie den Pfad der Tonalität verlassen, weil sich der Mensch danach sehne. Stockhausen gibt Kontra. Orchester und Publikum sind davon überfordert. Er wendet sich daher zunächst von der Instrumentalmusik ab. Der Gesang der Jünglinge zeigt, wohin die Reise geht (Dank Internet ist es möglich, sich dieses Frühwerk kostenfrei anzuhören, was man tun sollte, um der Geschichte Stockhausens nachspüren zu können). Für wenige Minuten Musik klebte er monatelang Tonbandschnipsel zusammen. Die Ergebnisse lassen interessiert aufhorchen oder an eine Aufzeichnung atmosphärischer Störungen glauben ("Katzenmusik"). Stockhausen ließ sich von der Kritik nicht beirren, sondern setzte seinen Weg durch Klangerzeugung, -anordnung und -überraschung mit immer neuen Ideen fort. (adi) Hier klicken für mehr Lektüre oder zurück nach oben! ![]() ![]() |
(o) comicforscher.de, Hildesheim 2021, 2022 und 2023