Schlaglichter
Comicfestival München 2025
PENG!-Preise
Das Comic Festival München zeichnet besondere Leistungen aus dem
Comicbereich mit Peng!-Preisen aus. In einer Abendveranstaltung
des Festivals wurde Chris Scheuer (Foto 2.v.l.) der Peng!-Preis für
sein bisheriges Lebenswerk verliehen. Zu Scheuers Arbeiten zeigte
man in der Alten Kongresshalle eine Ausstellung, in der auch sein dreibändiges
Comeback "Reiche Ernte" (Abb. 1.v.l.) mit Adaptionen von gruseligen
Kurzgeschichten Matthias Bauers vorgestellt wurde.
·
Als bester Comic aus dem englischsprachigen Raum konnte der
zweite Band von "Am liebsten mag ich Monster" von Emil Ferris
einen PENG!-Preis entgegennehmen.
• Zum besten
deutschsprachigen Comic kürte die Peng!-Jury den Titel "Der verkehrte
Himmel" von Mikael Ross. Auch zu diesem Zeichner wurde in den
Räumen der Alten Kongresshalle ausgestellt, zum einen zum Siegertitel und zum
anderen zu "Der Umfall".
• Der Comic "Zwei weibliche Halbakte" von
Luz (d.i. Rénald Luzier) beschreibt den kommenden NS-Staat
anhand einer Erzählung mit dem gleichnamigen expressionistischen Gemälde.
Das Gemälde wurde von den Nazis als "entartete Kunst" eingestuft. Für
seinen besonderen Band wurde Luz der Peng!-Preis für den besten
europäischen Comic zugesprochen.
• Als beste Edition
eines Klassikers erhielt die Neuausgabe von André Franquins "Die Bravo
Brothers" ebenfalls einen der begehrten Peng!-Preise (Abb. 3.v.l.). Für den
besten Comic für Kinder ging der Preis an "Kleine Hexe Nebel 1: Das
Erwachen des Drachen" von Jérôme Pélissier und Carine
Hinder. Den Peng! für die beste
Sekundärliteratur erhielt der siegesgewohnte Alexander
Braun.
Comicfestival München 2025
Spühende Phantasie · Zebra · Liberati · Kommissar Fröhlich
In der Alten Kongresshalle ist im Obergeschoss Platz für die "Independents",
womit hier diejenigen Verlage und Initiativen bezeichnet sind, die man nicht zu
den gewinnmaximierenden Playern der Comicszene rechnet. Auch in den
Kammern der Garderobe findet der Festivalbesucher denjenigen Comic, der den
Charme der Fanszene, der Liebhaberei, der alten Hasen der Kompromisslosigkeit,
den Geist der Verfechter des Selbstbestimmten und der Heroen des
Selbstverlegten ausstrahlt.
• Mit der 30. Ausgabe im 40. Jahr feiert die
"Sprühende Phantasie", ein Fanzine bester Art, sein Jubiläum. Es geht darin um
die skurrilen Abenteuer von "Brett", dem tapferen Raumpiloten mit dem Brett
vor dem Kopf. Zu dessen Erlebnissen steuern hier neben vielen anderen auch
Holger Bommer, Haggi, Rudolph Perez, Peter Schaaff, Geier, Sascha Dörp und die
Dinters neue, erhellende Geschichten bei. So entsteht eine beachtliche
Sammlung von Ein- und Zweiseitern, denen allemal ein Ehrenplatz in der
deutschen Comichistorie zusteht.
• Mit einer Doppelnummer ist "Zebra"
erschienen, ein erstaunlich langlebiges Independent-Comic-Magazin voller
humoriger Beiträge zur Zeit- und Comicgeschichte, also insbesondere der eigenen
Comicgeschichte, die vielleicht von einem Team aus vier Zebra-Mitarbeitern
besteht, die alle die ihnen zugewiesene Rolle zu erfüllen haben. Weder dieses
Viererteam noch die Zebra-Lesenden werden je die Lust an diesen typischen,
schwarzweißen Einsichten verlieren, selbst wenn das Zebra auf dem Backcover
seinen Löffel abgeben möchte. Und Volker Reiche lässt für "Zebra"
den Raumgleiter »Pauls Pfötchen« durch den intergalaktischen Subraum fliegen,
wobei man es mit gefräßigen Kugelzebras zu tun bekommt.
• Nach
München haben auch italienische ZeichnerInnen gefunden, die sich und ihre
Arbeiten hier vorstellen, ihre Comics signieren und Kontakte suchen. Einer von
ihnen ist Vincenzo Turturro, der eine zweibändige Geschichte über
die Zeit um 1943 im Norden Italiens zu Papier brachte, in der das faschistische
Regime langsam zurückgedrängt wird, so langsam, dass die Bevölkerung im Hin
und Her der Kriegsgeschehnisse ums Überleben bangen muss. Da die beiden
Comics in Italienisch abgefasst sind, hat Turturro innen zwei QR-Codes
angebracht, über die man sich die zugehörigen englischen und deutschen Texte
herunterladen kann.
• Kommissar Fröhlich bekommt es im
zwanzigsten Band seiner Krimiserie mit einer verdächtig stark ansteigenden
Anzahl von Todesfällen in einem Altenheim zu tun. Da der übergewichtige
Kommissar selbst auch gesundheitlich angeschlagen auftritt, fällt es den
KollegInnen und dem Autoren Stephan Hagenow ein, ihn in einem
der nach einem angeblichen Selbstmord freigewordenen Zimmer des Heims "Zum
Seelenfrieden" unterzubringen. Hoffentlich findet er einen solchen, indem er den
Fall klärt.
Comicfestival München 2025
Florian Julino · 25 Jahre COMIC! Jahrbuch · Ukraine-Ausstellung · Die Sprechblase 250
• Ein Katalogbuch zum zeichnerischen Werk von Florian Julino
(1939-2023) begleitet die ihm gewidmete Ausstellung in einem der Räume der
Alten Kongresshalle. In dem sehens- und lesenswerten Buch werden originale
Titel- und Comicseiten aus "Fix und Foxi", Seiten mit "Diabolino" und "Pumuckl",
Arbeiten für die Werbung und viele Illustrationen wiedergegeben, die
ihresgleichen suchen. Zudem erinnert Mascha Kauka in einem hier
abgedruckten Interview an den Ausnahmezeichner Julino und an ihren Vater Rolf
Kauka.
• Zum 25. Mal erscheint ein COMIC! Jahrbuch. Der
ICOM achtet peinlich darauf, dass der 184-seitige Band erst nach der
Preisverleihung am Donnerstagabend verkauft wird, da darin die Preisträger des
Abends bereits vorgestellt werden. Das COMIC! Jahrbuch 2025 ist sogar einige
Euros günstiger als die Vorjahresausgaben und gibt einen Überblick über die
Entwicklung der Jahrbücher, über die Plattform toonsUp und über die
US- und NL-Szene. Interviews mit Peter Puck, André Sedlaczek und anderen
umrahmen die wie immer abbildungsreiche Vorstellung der ICOM-
Preisträger.
• Titus Ackermann, der Herausgeber der
"Moga Mobo" Nr. 117, spielt mit der Überschrift "Im Osten nichts
Neues" auf den erschütternden Roman von Erich Maria Remarque an (von dem es
übrigens eine Comic-Adaption gibt), in dem der Krieg an der Westfront des
Ersten Weltkriegs aus der Sicht eines jungen Soldaten beschrieben wird. Hier nun
setzt Moga Mobo mit einer Ausstellung und einer zweisprachig gehaltenen
Ukraine-Ausgabe ihrer Veröffentlichungsreihe an, die "dafür gemacht [ist], dass
Sie sehen und verstehen, wie es ist, wenn ein fremdes Land in Ihr Haus kommt
und versucht, Sie Ihres Zuhauses, Ihrer Lieben und Ihres persönlichen Glücks zu
berauben", wie Katerina Sergatskova im Vorwort schreibt. Es geht
um die Wiedergabe der Sicht der Betroffenen auf das Kriegsgeschehen betont
Ackermann. Das gelingt. (Eine Sicht durch Comic und Film auf die Ukraine liefert
der Beitrag Aus der Geschichte der Ukraine).
• Mit einer
Forumsveranstaltung nimmt Gerhard Förster beim Comic Festival
München 2025 Abschied von seiner Tätigkeit als Herausgeber der "Sprechblase".
Sein letztes Heft, die 250. Ausgabe der geschichtsträchtigen Szenezeitschrift,
titelt mit den Western von Arturo del Castillo (1925-1992) und
schafft Ordnung in der Veröffentlichungsgeschichte seiner Comicarbeiten. Einen
weiterer Schwerpunkt des Jubiläumshefts bietet ein Überblick zum Werk von
Enzo Chiomenti (1930-2024) ("Marco Polo").
Comicfestival München 2025
Dave Gibbons · Ausstellungen · Messe
• Das Comicfestival 2025 fährt eine Reihe von Ausstellungen
auf, die sich vornehmlich in den zahlreichen Zimmern eines Seitenflügel der Alten
Kongresshalle befinden. Hier sind Andreas Deja ("Hercules", "Mushka"), Chris
Scheuer ("Reiche Ernte"), Jan Reiser ("Lurchi"), Reinhard Kleist ("Low",
"Starman"), Luise Mirdita ("Ingrid und Paul"), Angelika Luise Stephan, Mikael
Ross ("Der Umfall") und Florian Julino ("Fix und Foxi", "Diabolino"; Foto Mitte) gut
kommentiert und ausgewählt vertreten. Besonders detailreich ist die Ausstellung
zu Florian Julino ausgestattet, deren Exponate zudem in einem
Katalogbuch von Salleck abgebildet sind. Im Bühnenraum der Alten
Kongresshalle haben die Ausstellungsmacher die famose Serie "Watchmen" in
den Fokus der Messebesucher gerückt, womit auch die Anwesenheit von
Dave Gibbons (Foto links) hervorgehoben wird, der dort am
Signiertisch sitzt. Im Obergeschoss der Halle finden die Messegänger eine
Zusammenstellung unter der Überschrift "Wie Mangaka hierzulande ihre Leser
fanden".
• Von den Ausstellungen im Stadtgebiet ist diejenige
hervorzuheben, die sich im "Showroom" der Stadtbibliothek
befindet. Hier haben etwa drei Dutzend uns wohlbekannte ComiczeichnerInnen
die Absicht "Demokratie verteidigen" treffend ins Bild gesetzt. Den Weg zur Rutu
Modan-Installation ins Jüdische Museum können sich die ComicleserInnen, die
den Comic "Das Erbe" schon kennen, hingegen sparen. Dort hängen lediglich
einige Comic-Fahnen von der Decke mit einem kurzen einführenden Text. Noch
sparsamer werden diejenigen behandelt, die im spanischen Instituto Cervantes
die "Clever & Smart"-Ausstellung sehen möchten und dort von einem Schild
vor dem Ausstellungssaal mit der Nachricht empfangen werden, der Saal sei
wegen einer "Veranstaltung" geschlossen. Immerhin hat man im Treppenaufgang
einige Seiten von Francisco Ibánez' Comics mit Erklärtafeln an die Wand
montiert.
• Am zweiten Veranstaltungstag ist der Besucherzulauf
spürbar größer. Vor den Ständen der Verlage und an den Signiertischen ist
reichlich Betrieb. Eine Besucherin lässt sich Signaturen auf ihr T-Shirt geben.
Barbara Yelin ("Emmie Arbel","Irmina") macht da gerne mit (Foto rechts).
Comicfestival München 2025
ICOM-Preise 2025 vergeben · Zurück im alten Haus · Comic-Biografien
• Nach den Wirrnissen der Corona-Zeit ist das Comicfestival München 2025
zurück an seinem vormaligen, vertrauten Veranstaltungsort. Die Alte
Kongresshalle bietet wieder den gewohnten Platz für Messe,
Ausstellungen und Veranstaltungen. In der U-Bahn unterhalten sich zwei
Messegänger bei der Heimfahrt darüber, dass sie zwar alles Gewünschte
gefunden hätten, dass aber leider Panini nicht gekommen sei. Und nicht nur
Panini glänzt unverhofft durch Abwesenheit, weil ihnen diese Veranstaltung PR-
mäßig zu wenig abwerfe, auch Egmont hat sein Kommen wegen
"Schwerpunktverlagerung" abgesagt. Blöd für die, die eigens wegen der
Ankündigungen dieser Verlage anreisen und Quartier nehmen. Aber Captain
Future ist da (Foto links), hoffentlich hilft er.
• Die ICOM-
Preise wurden dieses Jahr in vier Kategorien vergeben. Die Preise für
herausragenden digitalen Comic gewannen "Hirncomic" (Sarah
Weitnauer, Lea Hümbs und Mitwirkende, Foto rechts) und "Max & Luzie
– In der Antike" (Federico Frizzanti, Jan Suski). Der Sonderpreis für
eine besondere Leistung oder Publikation ging an "Embe". Den Preis für
die beste Independent-Verlagsveröffentlichung erhielt "Zeter und
Mordio" (Jens Cornils) und als beste Independent-
Selbstveröffentlichung wurde "Es geht auch ohne Ehrgeiz" (Max Julian
Otto) ausgezeichnet.
• Dass Willi Blöß (Foto Mitte) in
seine Reihe an Künstler-Comic-Biografien auch den Architekten
Frank Lloyd Wright aufnimmt ist eher überraschend, da man einen Schöpfer von
Bauwerken nicht zwischen den vornehmlich Bildenden Künstlern dieser
inzwischen 46 Biografien langen Serie erwartet hätte. Doch Blöß weiß gut zu
begründen und vorzutragen, dass dieser Kreative, der als Vorbild für Le Corbusier,
Walter Gropius und Mies van der Rohe gilt, und der das Haus "Fallingwater",
UNESCO-Welterbe, über einen Wasserfall baute, seinen Platz unter den großen
Künstlern verdient hat.
Vier auf einen Strich
Stiftung Niedersachsen vergibt Stipendien
"Vier Stipendiaten, vier Monate, vier Wochen", das ist die Formel mit der
Dr. Gesa Schönermark (Abb. 2, rechts) das Konzept der
Stiftung Niedersachsen beschreibt, dank dessen vier ZeichnerInnen
von Graphic Novels sich vier Monate lang unterstützt durch die
Stiftung auf ein Projekt konzentrieren können, das dann vier Wochen lang
ausgestellt wird. Dieses Jahr findet die Ausstellung der Arbeiten der Stipendiaten
im April 2025 in den Gästezimmern des Wilhelm-Busch-Museums statt. Eine mit
dem Thema Comic vertraute Jury wählte Joris Bas Backer,
Katia Fouquet, E. S. Glenn und Oliver
Grajewski in einem anonymisierten Verfahren aus den eingegangenen
dreizehn Bewerbungen für die sogenannten "SchreibZeit-Stipendien" 2024 aus.
Die Arbeiten der vier ZeichnerInnen unterscheiden sich deutlich. Während Oliver
Grajewski seine Panel an "Unorten" im Museum unterbringt, also dorthin, wo man
Exponate nicht erwartet, schafft Joris Bas Backer an zwei Wänden einen
Überblick zum Entstehungsprozess seiner Graphic Novel über eine "Nazi-Eiche".
E. S. Glenn verbrachte seine Stipendiaten-Zeit in einem einsamen Haus im
Wendland, um an ebendiesem Ort in Anspielung an klassischen frankobelgischen
Comic einen Mordfall in Szene zu setzen (Abb. 1). Katia Fouquet (Abb. 3) erklärt
im Gespräch mit Dr. Eva Jandl-Jörg (Abb. 2, links) wie sie durch ihre
Familie zu ihrem Anliegen kam, die Tätigkeit eines ihrer Großväter als Richter und
Ankläger in der NS-Justiz zum Gegenstand ihrer aktuellen Graphic Novel zu
machen. Man merkt der Zeichnerin an, wie nah ihr der dadurch entstandene
Leidensweg noch heute geht. – Gesa Schönermark hebt hervor, dass
Graphic Novels in der Lage sind, alle Themen und Altersgruppen zu bedienen.
Dass dem so ist, zeigen die vier vorgestellten Projekte allemal. Eva Jandl-Jörg
kündigt die Planung der Einrichtung eines Comic-Leseraums im Wilhelm-Busch-
Museum an, womit man anstrebt, eine weitere neue Gruppe an Museumsgängern
ins Haus zu holen.
>> "Vier auf einen Strich" - Ausstellung der vier Stipendiaten der Stiftung Niedersachsen
Da ist was im BUSCH
Busch-Babys, Comic im Busch, Busch-Schubladen, Ruhe im Busch
Mit den Besucherzahlen zeigen sich die beiden Leiterinnen des Wilhelm-Busch-
Museums (WBM) in Hannover sehr zufrieden (Abb. Mitte: links Dr. Elisabeth
Reich, rechts: Dr. Eva Jandl-Jörg). Rund 20.000 Interessierte
kamen letztes Jahr zum "anPFIFF", der Fußballausstellung, und rund 18.000 zu
den "lieben Nachbarn", der Ausstellung über das deutsch-österreichische
Miteinander. Täglich kommen nun durchschnittlich 193 Besucher ins
Wallmodenpalais, dem Gebäude des deutschen Museums für Karikatur und
Zeichenkunst, in dessen Sammlung etwa 70.000 Blatt an Originalen verwahrt
werden. Um mehr davon zeigen zu können und sie dabei vor zu viel Licht zu
schützen, baut man dank der VHV-Stiftung an einem "Busch-
Kabinett", ein Raum, in dem die Exponate in einem Schubladenschrank liegen.
Der Besucher zieht die Schubladen eines solchen Planschranks heraus, um das
darinnen liegende Werk zu betrachten, bevor es wieder ins sichere Dunkel
zurückgeschoben wird. So etwas findet man auch im Comicmuseum in Pordenone in einigen Varianten. Es hat
neben der konservatorischen Wirkung zudem den Vorteil, dem
Ausstellungsgänger Freude am Entdecken zu bieten, ihn zum Mittäter am Erfolg
seines Museumsrundgangs zu machen.
Mit den Formaten "Busch Baby",
"Busch Mini" und "Busch Maxi" kommt das WBM ebenfalls der Absicht nach, einen
zu den verschiedenen Altersgruppen passenden, tätigen Besuch zu bieten, jetzt
sogar für Babys mit ihren Eltern. Für Besucher, die es still, langsam und frei von
störendem Drumherum lieben, entwickelte man ein neues Konzept, das mit "Ruhe
im Busch" überschrieben ist. Als im Januar hinzugekommener Kunstvermittler
setzt sich Christian Thomas für diese Neuerungen ein. "Wir haben
jetzt mehr Geld und viele Ideen", beschreibt Jandl-Jörg die aktuelle Situation.
Der Einfallsreichtum des WBM, die Einbindung in die Stadt, die guten
Besucherzahlen haben offenbar zur Folge, dass es finanziell nicht wie zunächst
befürchtet abwärts geht, sondern die Stadt Hannover sogar die Zuwendungen ans
WBM erhöhte, eine kulturpolitische Seltenheit in unseren Tagen. Davon profitiert
auch der Comic. Neben der ständigen Ausstellung zum Comic (s. Abb. rechts:
Originale von Töpffer und Busch), stellt zum einen die wohlbekannte
Katinka Kornacker in den "Comic Salons im Busch" die Arbeiten
zeitgenössischer Comic-ZeichnerInnen vor, zum anderen erhalten vier
Stipendiaten der Stiftung Niedersachsen Gelegenheit, ihre Arbeiten
zur Graphic Novel in den Gästezimmern des WBM auszustellen.
Über vierzig
Sondertermine stehen allein im Fabruar bis April 2025 auf dem Programmzettel des WBM, darunter solche zu Charlie
Hebdo, zum Weltfrauentag, zum Geburtstag von Wilhelm Busch. Zum Anlass des
160. Geburtstags von "Max und Moritz" wird es Ende des Jahres eine große
Ausstellung mit dem Titel "Böse?! Widerstand und Verbrechen" geben. Dazu
fordert man dazu auf, dem WBM alle Hinweise auf "Max und Moritz" im Alltag
mitzuteilen (s. Abb. links). Stets einen zeitgenössischen Blick in den kommenden
Ausstellungen unterzubringen, sich für Demokratie und Meinungsfreiheit
einzusetzen, dafür macht sich Jandl-Jörg stark. Wie der Silver
Surfer, der intergalaktische Herold, trägt sie zur Auseinandersetzung mit
dem Bösen bereits silberne Stiefel. (adi)
>> Wilhelm Busch Deutsches Museum für Karikatur & Zeichenkunst
Apachen im Comic
Geronimo, Winnetou, Mangas Coloradas und die Weißen
Angesichts des unüberschaubaren Angebots an Westerncomics (nicht nur in den USA, sondern
auch in Großbritannien und gerade im frankobelgischen Raum und in Italien) wird die folgende Vorstellung von Titeln keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. Schon bei der Suche nach Apachen im Film war festzustellen, dass die Apachen in den Filmen zumindest hinsichtlich ihrer Häufigkeit in besonderem Maße berücksichtigt wurden. Das wiederholt sich bei Durchsicht der Comics. – Das Wort "Apache", der Name des einstmals so sehr verfolgten und bekämpften Volks der Native Americans, ist heute im US-amerikanischen Alltag vielfältig präsent, als Verwaltungseinheit im Staat Arizona (Apache County), als Bestandteil einer Vielzahl von Orten und Städten, dann aber gerade auch im militärischen Bereich. Und die Ortsnamen sind es, die hier einen ersten Aufhänger für die Nennung eines Comics zum Thema bieten: nicht etwa der Ortsname Apache Wells, der in mehreren Western auftaucht, obwohl ein solcher Ort damals gar nicht existierte (heute übrigens sehr wohl: ein vorwiegend von Ruheständlern bewohnter Ortsteil von Mesa, einem Vorort von Phoenix im Maricopa County), aber doch Apache Junction. Unter diesem Titel erschien eine bisher dreibändige Serie, die die Apachen und ihre Motive sehr differenziert darstellt, begrüßenswert angemessen und nicht selbstverständlich. Eine Vielzahl weiterer Comics mit Apachen lohnt den Blick darauf, wie dieses Volk von den Zeichnern und Autoren gesehen und uns vermittelt wurde. (hjk)
>> Hier den Artikel über Apachen im Comic herunterladen (Stand: 07.07.2024)
Western-Legenden
Postkutschen, Pony Express, Singender Draht und Eisenbahnbau
Die ehemals englischen Kolonien in Nordamerika haben in einem Krieg von 1776 bis 1783 ihre Unabhängigkeit erkämpft und sich zu den United States of America, den Vereinigten Staaten von Amerika erklärt. Zwar werden sie sich in einem zweiten Unabhängigkeitskrieg (1812-1815) noch einmal gegen englische Ansprüche verteidigen müssen, aber bereits 1803 beginnen sie mit der Ausdehnung ihres Territoriums. Als Horace Greely, Herausgeber der New York Herald Tribune, 1850 schließlich die Losung ausgibt "Go west, young man, and grow up with your country", hat Texas bereits seine Unabhängigkeit von Mexiko erklärt, hat der siegreiche Amerikanisch-mexikanische Krieg 1846-1848 zur Annexion des Südwestens geführt und haben 1848/49 Goldfunde in Kalifornien und der Goldrausch in großer Zahl Abenteurer ins Land gebracht und Kalifornien zum Teil des US-Territoriums gemacht. In der Folge von Greelys Aufruf machen sich von St. Louis und von Omaha Heerscharen von Siedlern in Trecks auf den Weg in den goldenen Westen. (hjk)
>> Hier den Artikel zu den Western-Legenden herunterladen (Stand: 9.11.2023)
Büchner-Zyklus von Eikenroth
Woyzeck, Lenz und Dantons Tod
Als dritter Band von Büchner-Literaturadaptionen ist nun "Dantons Tod" in der Edition 52 erschienen. Im Abstand von je zwei Jahren brachte Andreas Eikenroth seine grafischen Inszenierungen von "Woyzeck", dann "Lenz" und jetzt "Dantons Tod" heraus. Diese drei Werke Georg Büchners (1823-1837) dürften neben "Leonce und Lena" so manchem noch aus dem Deutschunterricht bekannt sein, wenn es um die Literatur des Vormärz ging, also der Zeit von etwa 1830 bis 1848, als revolutionäre Bestrebungen mehr Freiheiten für das Volk forderten. Nachdem Büchner auf dem Flugblatt "Der hessische Landbote" 1834 seine berühmte Formel "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!" druckte, musste er in die Schweiz fliehen, wo ihm nur noch wenig Lebenszeit blieb. – Eikenroth setzte in seiner besonderen, mit Simultandarstellungen arbeitenden, gut lesbaren grafischen Art Büchners Arbeiten werkgetreu um. Das Drama "Dantons Tod" um die Vorgänge bis hin zur Hinrichtung Georges Dantons führt hinter die Kulissen der Auseinandersetzung mit den Ansichten Robespierres während der zweiten Phase der französischen Revolution. – Die Besonderheiten von Eikenroths Adaptionen zeigen die hier angebotenen Vortrags-Folien auf. (Abb. v.l.n.r. Woyzeck (AE 2019), Georg Büchner (Alexis Muston, um 1835), Georges Danton (Pierre-Alexandre Wille zugeschr., 1794), "Dantons Tod" (AE 2023))
>> Vortrags-Folien hier herunterladen (Stand: 15.06.2023)
Hier weiterlesen zu:
>> Stadtbibliothek Wuppertal: Woyzeck und Lenz adaptiert
Comics machen mit KI
Midjourney malt Comicpanels
Steve Coulson sorgt mit einem Comic für Aufmerksamkeit, den er von einem KI-Programm hat zeichnen lassen: "The Bestiary Chronicles" bzw. "Les Chroniques du Bestiaire" (Abb. ganz links) ist der Titel der Dystopien, deren Bilder er vom Programm Midjourney erzeugen ließ. Darin geht es um Sichten in eine zukünftige Welt, die wegen einer Wasserstoffbombenexplosion von monströsen Mutantenreptiloiden angegriffen wird. Monster und Drachen und Echsen kann Midjourney gut. – Seit März 2023 läuft die Version 5 von Midjourney, mit der man zum Beispiel beliebige Seitenverhältnisse für seine Bilder festlegen kann. Über das Bedienprogramm Discord (Abb. 2. v. l.) wird Midjourney mit Bildwünschen gefüttert, die man auch in Deutsch formulieren kann (zum Beispiel: "/imagine Zwei Ritter reiten auf ihren Pferden zu einer Burg in den Bergen, die an einem See liegt"). Die Ergebnisse überraschen. Innerhalb von zwei Tagen hat man genug gelernt und ausreichend Material für einige Comicseiten zusammen (siehe Download unten und Abb. 3. v. l.). – Sehr bald werden aber auch die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen offensichtlich auch Coulson zu kämpfen hatte. Die Texte zu dem Szenario, das einem vorschwebt, muss man oft den KI-Resultaten anpassen und selbst in die Panels lettern. Das Aussehen von Figuren, Hintergründen und Gegenständen verändert sich trotz gleicher Befehle wegen der systemimmanenten Zufallsprozesse der KI von Panel zu Panel. Zum Beispiel sieht die Gräfin im u.a. Beispiel-Comic auf Seite 1 und Seite 4 verschieden aus. Den Rittern werden jedes Mal andere Helme, Ausrüstungen und Pferde zugewürfelt. Diese Anschlussfehler muss man geschickt zu vermeiden suchen oder durch Retuschen ausmerzen. Manche Figuren sehen aus, als wären sie leicht abgewandelt von Vorlagen natürlicher Zeichner übernommen worden, was den Vorwurf begründet, hier werde plagiiert (Abb. oben rechts). Doch ohne Zugriff auf eine Datenbank mit von Naturintelligenzen gemachten Bildern (hier in Abb. oben rechts von ganzen Comicseiten!) würde diese KI nicht funktionieren und der Spaß wäre vorbei. (adi)
>> Beispiel für einen Hauruck-Midjourney-Comic hier herunterladen (Stand: 22.03.2023)
>> Beispiel für eine in anderem Stil generierte Midjourney-Comicseite herunterladen (Stand: 23.03.2023)
Sandman
Gaimans großes Götterepos
Das Erscheinen der ersten Staffel einer erfreulichen Verfilmung der Grafiknovelle "The Sandman" bei Netflix, ist nicht nur Anlass, den ersten Sandman-Band "Präludien & Notturni" nochmals zu lesen. Vielmehr interessiert auch der Vergleich der Filmepisoden mit der Comic-Vorlage. Was lässt man im Film aus, was fügt man hinzu? Auf welche Details und Anspielungen muss verzichtet werden, weil der Comicleser mehr Zeit zum Lesen und Hin- und Herblättern hat? Welche Einfälle fügt man im Film hinzu, um die Erzählung unmittelbar verständlich zu machen? Der Autor von "The Sandman", Neil Gaiman, behielt die Kontrolle über die Filmadaption und arbeitete als einer der Produktionsleiter an deren Verwirklichung. – Die 75 Sandman-Hefte erschienen von 1989 bis 1996. Bereits etwa 1996 verbreitete sich im Netz die Sammlung "The Annotated Sandman" von Greg Morrow, die auch heute noch hilfreiche Anmerkungen zu allen Sandman-Heften der Hauptserie liefert. Diese Sammlung an Hinweisen wurde später von Ralf Hildebrandt betreut und angeboten, bis dessen Server etwa 2021 ins digitale Nirvana verschwand. Die jeweils passenden "Annotations" sind den folgenden DIN-A3-Plakaten angefügt und ergänzt worden, darunter Hinweise auf Wesley Dodds, dem ersten Sandman von 1939. (adi)
Hier Plakate herunterladen zu:
>> Sandman 1: Der Schlaf der Gerechten (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 2: Gastgeber mit kleinen Fehlern (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 3: Träum einen Traum von mir (Stand: 20.1.23) und
>> Sandman 4: Hoffnung in der Hölle (Stand: 17.1.23) und
>> Sandman 5: Passagiere (Stand: 20.1.23).
>> Hier die Sandman-Annotations herunterladen (ZIP-Datei, Stand: etwa 2007).
Frankensteins Monster heute
Comics und Filme
Die "Horror"-Ausstellung im schauraum dortmund und der zugehörige Katalog zeigt die beeindruckende Laborszene aus "Frankenstein" (1983) von Bernie Wrightson. 2012 veröffentlichte er zusammen mit Steve Niles "Frankenstein Alive, Alive!". Für diese Hefte zeichnete er ebenfalls ungemein detailreiche Sichten in die Räume eines Forschers, mit dem es Frankensteins Monster zu tun bekommt. (adi)
>> Artikel Frankensteins Monster heute herunterladen (Stand: noch immer in Arbeit)
Ukrainische Geschichte in Film und Comic
Gegen die Fremdherrschaft
Mit der Kiewer Rus, gegründet von nach Südosten vordringenden Wikingern, stellt ein wesentlicher Teil der heutigen Ukraine die Keimzelle des späteren russischen Reiches dar, nahm aber dennoch in der Folgezeit eine eigenständige Entwicklung, die über lange Phasen der Fremdherrschaft und dadurch bedingte Teilungen – von der Goldenen Horde über Litauen und Polen bis zum Zarenreich und der Sowjetunion – zur Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert führte. In dieser langen Zeit sind die russische und die ukrainische Geschichte in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Eine Reihe von Filmen und Comics liefern uns dazu Denkanstöße. (hjk)
Artikel Ukraine Film und Comic herunterladen (Stand: 22.3.22)
Nscho-tschi und Sonseeahray
Native American Women
Der junge Landvermesser Karl (May), der zu diesem Zeitpunkt bereits den Kriegsnamen "Old Shatterhand" trägt, ist verwundet in die Gefangenschaft der Apachen geraten und erwacht nach längerem Genesungsschlaf in einem Raum des Pueblo. Die Schwester Winnetous, Nscho-tschi, pflegt ihn. Dass Old Shatterhand sehr schnell Zuneigung zu diesem schönen Indianermädchen fassen wird, ist sofort klar, und dieses Gefühl kann jeder jugendliche Leser auch sofort nachvollziehen. Spätestens dann doch, als sie uns in der Gestalt Marie Versinis auf der großen Leinwand begegnete... (hjk)
>> Hier den Artikel Nscho-tschi und Sonseeahray herunterladen (Stand: 5.12.21)
Der Sandmann
Augen zu und schlafen!
Dass abends das liebe Sandmännchen kommt, das weiß man von klein auf. Was aber den bösen, alten Sandmann angeht, der seine Kinder im Mond mit den Augen der wachbleibenden Kinder füttert, das will man lieber nicht wissen. E.T.A. Hoffmann hat es 1816 aufgeschrieben. Und Vitali Konstantinov, Michael Mikolajczak, Jacek Piotrowski und andere haben zu seiner Erzählung Comics gemacht, der einen unwillkürlich an den alten Kindergrusel erinnert. (adi)
>> Hier den Artikel zu Der Sandmann herunterladen (Stand: 27.06.2021)
Karl May im Film
persönlich
Gemeint sind an dieser Stelle nicht Verfilmungen seiner Bücher, sondern die filmische Darstellung des berühmten Autors selbst. Gewidmet wurden ihm immerhin drei Biografien als Kinofilm, Dokumentarspiel und Fernsehmehrteiler. Darüber hinaus hatte er seine "Auftritte" und war auch in anderer Form immer mal wieder präsent. (hjk)
>> Hier den Artikel Karl May im Film herunterladen (Stand: 14.06.2021)
Pierre Brice
im Comic
Verfilmungen von Comics gibt es viele, und die Zahl ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Pierre Brice (1929–2015), der französische Filmschauspieler, der als Winnetou zumindest in Deutschland berühmt wurde und dessen Name untrennbar mit seiner Rolle verknüpft bleiben wird, steht in diesem Schlaglichtartikel im Mittelpunkt. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Pierre Brice im Comic herunterladen (Stand: 04.06.2021)
Spotlights auf Comic und Film
(o) comicforscher.de, Hildesheim 2021 bis 2025