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Classics Illustrated: Esmeralda gibt Quasimodo zu trinken Verfilmung vom 'Glöckner von Notre-Dame' mit Gina Lollobrigida Die brennende Kathedrale Notre-Dame de Paris

Victor Hugo: Der Glöckner von Notre-Dame

Tragische Verbindung: Esmeralda und Quasimodo
Victor Hugo, geboren 1802, gestorben 1885, gilt als einer der größten Dichter und Schriftsteller Frankreichs im 19. Jahrhundert. Sein literarisches Werk umfaßt Gedichte, Dramen, Romane und auch politische Schriften. Unsterblichen Ruhm verdankt er vor allem zwei Romanen, dem 1831 erschienenen historischen Roman "Notre-Dame de Paris" und dem 1862 fertiggestellten (begonnen 1847) monumentalen Romanwerk "Les Misérables", einer ebenso melodramatisch wie realistisch ausgeschmückten Chronik Frankreichs von 1815 bis 1832. – Handlung und Figuren des Romans "Notre-Dame de Paris" stellen ein alle Schichten der Bevölkerung berücksichtigendes Panorama des spätmittelalterlichen Lebens in der Stadt Paris dar. Im Zentrum stehen einige Personen, deren Leben und Schicksal eng miteinander verknüpft sind. Einer von ihnen ist Quasimodo, der missgestaltete Glöckner von Notre-Dame, den oder dessen Beruf Übersetzungen des Buchtitels immer wieder ins Zentrum rücken, ihn zu einer scheinbaren Hauptfigur des Romans machen. So trägt der Roman in der deutschen Übersetzung in aller Regel den Titel "Der Glöckner von Notre-Dame", in der englischen "The Hunchback of Notre Dame", in der italienischen "Il gobbo di Notre-Dame". – Wie jeder andere auch ist Claude Frollo, der Erzdiakon von Notre-Dame, der Schönheit der jungen Straßenkünstlerin Esmeralda verfallen. Sein Ziehsohn Quasimodo soll ihm Esmeralda entführen. Die Entführung schlägt fehl, Esmeralda wird von Hauptmann Phoebus und seinen Gardisten gerettet, Quasimodo wird überwältigt. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Der Glöckner von Notre-Dame herunterladen (Stand: 03.03.2024)

 
Blick in den neuen Ausstellungsraum zur Geschichte des Comic Pressekonferenz WBM Rodolphe Toepffer: Monsieur Vieux-Bois

Comic-Historisches im Wilhelm-Busch-Museum

Neue Besen kehren gut
Das Team um die neue Direktorin Dr. Eva Jandl-Jörg, die vor 365 Tagen die Leitung des WBM in Hannover übernahm, setzt viel in Bewegung. Auf der Jahrespressekonferenz des Museums gab Jandl-Jörg unter der Überschrift "Jung und frisch" Rück- und Ausblick auf die Angebote des Hauses für ein möglichst breites Publikum. Dazu gehören dieses Jahr eine Ausstellung zum Fußball, die am 16. März beginnt, eine weitere zum Verhältnis von Österreichern zu Deutschen (ab dem 16. Juli) und eine zu "Hirameki" (jap.: Geistesblitz), eine Kunstform, in der zufällig vorgegebene Farbkleckse durch Zeichnung belebt werden (ab 30. November). In diesen drei großen Ausstellungen sollen Arbeiten von Bettina Bexte, Volker Ernsting, Rudi Hurzlmeier, Gerhard Haderer und vielen mehr zu sehen sein. Parallel dazu widmet man sich in eigenen Räumen zeitweise den Zeichnern Nicolas Mahler ("Thomas Bernhard"), Philip Waechter ("Sehr berühmt") und Ladislav Kondor. Zu den Themen Flucht und Migration werden Ergebnisse des Karikatur-Wettbewerbs "Ein Ort. Irgendwo" ausgestellt. Mit dieser Vielfalt an Angebot wird alt und jung angesprochen, für die ganz Kleinen liegen sogar Windeln bereit. Hinzu kommen musikalische Aktivitäten, Vorträge und Filme. Einzig ein Programmpunkt, in dem es um die Verköstigung mit Alkoholika geht, sprengt den Rahmen des kulturell Sinn- und Wertvollen. – Als eine angenehm überraschende Neuerung beginnt man gerade mit dem Einrichten eines ersten Raumes (s. Foto links), in dem schlaglichtartig die Geschichte des Comic aufgezeigt wird. Man könne theoretisch bei den Ägyptern anfangen, erklärt dazu Lisa Reich, doch fehle der Platz und man wolle sich auf die eigene Sammlung stützen. So werden Wilhelm Buschs "Honigdiebe" (1859) und "Max und Moritz" (1865) nach zwei originalen Zeichnungen von Rodolphe Töpffer eingeordnet (Streifen 6 und 9 aus "M. Vieux-Bois" von 1827, veröffentlicht 1837; s. Foto rechts; auf die Fotos klicken, um sie vergrößert angezeigt zu bekommen), bevor es bis zu Manfred Schmidt, Roland Kohlsaat, Ulli Lust und Josephine Mark weitergeht. In der Mitte des Raumes soll eine Vitrine u.a. einen Druckstock zu einer Arbeit von Wilhelm Busch zeigen, um auf die Techniken hinzuweisen, mittels derer Comics vervielfältigt wurden. (Foto Mitte v.l.n.r.: Luise Wick (Kunstvermittlung), Dr. Eva Jandl-Jörg, Dr. Catrin Kuhlmann (Presse); nicht im Bild: Dr. Elisabeth Reich (stv. Direktorin)) (adi)

 
Filmplakat Stagecoach Filmplakat Pony Express Bessy: Der singende Draht Chinaman: Die Rostfresser

Western-Legenden

Postkutschen, Pony Express, Singender Draht und Eisenbahnbau
Die ehemals englischen Kolonien in Nordamerika haben in einem Krieg von 1776 bis 1783 ihre Unabhängigkeit erkämpft und sich zu den United States of America, den Vereinigten Staaten von Amerika erklärt. Zwar werden sie sich in einem zweiten Unabhängigkeitskrieg (1812-1815) noch einmal gegen englische Ansprüche verteidigen müssen, aber bereits 1803 beginnen sie mit der Ausdehnung ihres Territoriums. Als Horace Greely, Herausgeber der New York Herald Tribune, 1850 schließlich die Losung ausgibt "Go west, young man, and grow up with your country", hat Texas bereits seine Unabhängigkeit von Mexiko erklärt, hat der siegreiche Amerikanisch-mexikanische Krieg 1846-1848 zur Annexion des Südwestens geführt und haben 1848/49 Goldfunde in Kalifornien und der Goldrausch in großer Zahl Abenteurer ins Land gebracht und Kalifornien zum Teil des US-Territoriums gemacht. In der Folge von Greelys Aufruf machen sich von St. Louis und von Omaha Heerscharen von Siedlern in Trecks auf den Weg in den goldenen Westen. (hjk)
>> Hier den Artikel zu den Western-Legenden herunterladen (Stand: 9.11.2023)

 
Ausstellungskatalog Staying West Blick in den 'schauraum' Dortmund Kachina-Figuren Mecky und kulturelle Aneignung

Staying West

Comics vom Wilden Westen
Der schauraum liegt gegenüber vom Dortmunder Hauptbahnhof nahe der Stadt- und Landesbibliothek am Max-von-der-Grün-Platz neben einer geräumigen Tiefgarage mit dem seltsamen Namen "Freistuhl". Der Eintritt in den schauraum ist auch tatsächlich frei. In den im schauraum präsentierten Ausstellungen zum Thema Comic werden Originale gezeigt. Das lockt Comicbegeisterte, Passanten, Bibliotheksgänger oder auch Bahnreisende während einer Fahrtunterbrechung. Noch bis zum 3. März 2024 soll die Ausstellung "Staying West - Comics vom Wilden Westen" laufen. In dem großen Raum hängen die einmaligen Exponate ringsum an (Zwischen-) Wänden oder liegen in Vitrinen (siehe 2. Abb. von links). Eine der Vitrinen zeigt Kachina-Figuren der Hopi oder Zuni aus der Zeit um 1950 (s. 3. Abb. v. l.). Ein Tisch samt Hockern bietet passend zu dieser Ausstellung einige Comics zum eingehenderen Lesen und Studieren an. Dort liegt auch das, wie vom Ausstellungsmacher und MuM-Preisträger Alexander Braun gewohnt, herausragend gestaltete, seitenstarke Katalogbuch aus, das man an Ort und Stelle einsehen und erwerben kann (s. 1. Abb. v. l.). Die umfassende, viele Einzelheiten erklärende Umschau durch den Westerncomic ergänzt sowohl die Ausstellung im schauraum durch viele Abbildungen von Originalen und eingängigen Erläuterungen, als auch den 2014 erschienenen Katalog "Going West" desselben Autors durch einen profunden Überblick zum argentinischen, italienischen und DDR-Westerncomic, zu "Bessy" und zu Westernfunnys. Thematisch greifen Ausstellung und Buch überzeugend auch den Umgang mit den Begriffen "Indianer" und "Kulturelle Aneignung" auf (zu Letzterem s. "Mecki" in 4. Abb. v. l.). Das Katalogbuch "Staying West" (272 Seiten, HC) erschien bei Salleck Publications. (adi)

 
Verfilmung von 1989: A Tale of two Cities von Charles Dickens Phiz: Darnays zweite Verhaftung Illustrierter Klassiker: Zwei Städte

Charles Dickens: Eine Geschichte aus zwei Städten

Französische Revolution in Film und Comic
Zu den wohl am häufigsten in Literatur, Comics und Filmen dargestellten historischen Ereignissen oder Abschnitten gehört zweifellos die Französische Revolution. Im Bereich der Comics ist die frankobelgische) Produktion dabei führend. Das hat sicherlich zum einen mit dem kulturellen Stellenwert und der Tradition dieses Mediums in Frankreich zu tun. Vor allem aber spiegelt es die große Bedeutung dieses historischen Umbruchs für die französische Geschichte und das Selbstverständnis der Französinnen und Franzosen wider. Doch ist die Französische Revolution eine Phase von so einschneidender Bedeutung und von so weitreichenden Folgen, dass diese auch in der historischen und politischen Entwicklung der meisten westeuropäischen, namentlich auch der deutschen Staaten, Auswirkungen und prägende Konsequenzen hatte. Eine Ausnahme bildet dabei Großbritannien, und trotzdem hat die englische Literatur einen historischen Roman zum Thema hervorgebracht, der vermutlich zu einer der bekanntesten literarischen Darstellungen der Revolution wurde, außerordentlich populär bis heute zumindest in der angelsächsischen Welt, wovon nicht zuletzt die eindrucksvolle Zahl der Verfilmungen zeugt: "A Tale of Two Cities" von Charles Dickens. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Eine Geschichte aus zwei Städten herunterladen (Stand: 28.09.2023)

 
Robert Louis Stevenson: Kidnapped Mickyvision: Entführt Verfilmung von Rob Roy Illustrierter Klassiker über Rob Roy

Robert Louis Stevenson: Entführt und Catriona

Highlander, Lowlander, Schotten
Kidnapped (dt. "Entführt" bzw. "Entführt oder Die Abenteuer des David Balfour", erstmals in deutscher Übersetzung erschienen 1890 unter dem Titel "David Balfour oder die Seelenverkäufer") wurde, wie auch Stevensons Romane "Treasure Island" und "The Black Arrow", zunächst 1886 in Fortsetzungen in "Young Folks", einem Literaturmagazin für jüngere Leser(innen), abgedruckt und im gleichen Jahr in Großbritannien und den USA in Buchform veröffentlicht. Erneut schildert Stevenson die Abenteuer eines jungen Mannes an der Schwelle zum Erwachsenenalter vor historischem Hintergrund, diesmal dem seiner Heimat Schottland. Dabei lässt er seinen Protagonisten seine Geschichte selbst erzählen. Und erneut spielt ein Teil der Handlung auf hoher See. Vor allem aber die schottische Landschaft und Historie werden in Beschreibungen und Szenen lebendig, mit Sympathie und zuweilen Humor geschildert: die Schönheit, aber auch die dunklen Seiten der schottischen Natur sowie die Ambivalenz schottischer Charaktere. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Entführt und Catriona herunterladen (Stand: 13.08.2023)

 
Patrick Prugne: Pocahontas Rainer Gabriel: Billy Jenkins Day/Sorel: Macbeth Dufaux/Charles: Fox

Rezensionen

Pocahontas
When the legend becomes fact, print the legend – so die Begründung des Reporters, warum er die Wahrheit über den "Mann, der Liberty Valance erschoss" nicht drucken werde. Und das ist eine Maxime, die für viele – nicht nur, aber besonders in den USA – Geschichten aus der Geschichte gilt. Auch Patrick Prugne hat sich in seinem neuen Band über Pocahontas daran gehalten. Nach bereits mehreren Comicerzählungen über die Kolonialzeit in Nordamerika (17. und 18. Jahrhundert), Zusammenstöße und Zusammenleben von Weißen und Ureinwohnern unter besonderer Berücksichtigung der Lebensweise indigener Völker ist jetzt ein weiterer Band erschienen: "Pocahontas". Wer die bisherigen Bände "Irokesen", "Canoe Bay", "Tomahawk" kennt, dürfte ein wenig überrascht sein ob des Schwerpunkts, den Prugne für seine Erzählung gewählt hat: eben eine Nacherzählung der bekannten Legende...
>> Hier zu Pocahontas weiterlesen (hjk)
Weitere Rezensionen:
>> weiter zu Mr. Jenkins '45 – Billy auf der Flucht
>> weiter zu Macbeth – König von Schottland
>> weiter zu Fox
>> weiter zu Samsara
>> weiter zu Nottingham – Lösegeld für einen König
>> weiter zu Blackbeard 1 – Hängt sie höher!
>> weiter zu USS Constitution 1

 
Comicmuseum Pordenone im Parco Galvani Ständige Ausstellung in Schränken Ausstellung zu Animationsfilmen in Stop-Motion-Technik

Internationales Comicmuseum Pordenone

Comicgeschichtliches am Park im Schrank
Am Parco Galvani in Pordenone befindet sich seit 2018 in einer geräumigen venetischen Villa das PAFF! International Museum of Comic Art (Abb. links). Pordenone mit seinen gut 50.000 Einwohnern liegt in der autonomen Region Friaul-Julisch Venetien etwa 80 km nordöstlich von Venedig. Direktor des PAFF!-Palasts ist Giulio De Vita ("Lazarus Ledd", "James Healer", "Zehn Gebote" 2, "Quintett"). Absicht der Museumsgründer war, einen "kulturellen Container" zu bauen, bei dem der Comic eine Schlüsselfunktion einnimmt. Für die Wechselausstellungen gibt es reichlich Platz im Erdgeschoss und in einer tieferliegenden Etage. – In der einen nicht-ständigen Ausstellung werden derzeit unter der Überschrift "Träume und Wirklichkeiten bei den ersten Meistern des Comic" um die fünfzig Originale von Winsor McCay, Elzie Chrisler Segar, Floyd Gottfredson, Otto Soglow, Otto Messmer, Chester Gould, Al Capp, Rudolph Dirks, Lyonel Feininger, Milton Caniff, George Herriman u.a.m. gezeigt. Ein zugehöriger Katalog liegt im großen Format einer damaligen Sonntagszeitung vor. – Die andere Wechselausstellung ist Knetmasse-Trickfilmen aus den Aardman Studios gewidmet (Shaun das Schaf, Wallace & Gromit, Die Piraten!). Dazu wurden originale Aufbauten aus den Filmen (Abb. rechts), sogar ein haushohes Piratenschiff, in die Ausstellungsräume gebracht. Über die aktuell laufenden Ausstellungen gibt www.paff.it Auskunft. – In der Dauerausstellung stehen Schränke (Abb. Mitte), in denen man die Exponate durch Herausziehen von waagerechten und senkrechten Schubladen zu Gesicht bekommt. Ferner lassen sich Schranktüren öffnen, in denen der Neugierige weitere Türen findet. Die Beleuchtung der Exponate setzt erst durch das Öffnen der Türen ein. Diese ständige Ausstellung gliedert sich in zwanzig thematische Abschnitte, zum Beispiel den Sonntagsseiten, den italienischen Comicformaten, dem Manga, dem frankobelgischen Comic, der Graphic Novel usw. Große Displays und Audioguides halten nähere Erklärungen bereit. Im Vorraum zur ersten Etage befindet sich eine wandhohe Zeichnung von Davide Toffolo, mit der verdeutlicht wird, dass es Comic schon seit Urzeiten gibt, selbst als er noch nicht so hieß und anders gemacht wurde. Dabei legt man sich auf Rodolphe Töpffer ("Les Amours de Monsieur Vieux-Bois", 1827) als denjenigen fest, der zur Stärke der Wechselwirkung von Bild und Text 1837 erste Gedanken niederschrieb. (adi)

 
Der Schwarze Pfeil im Comic Robert Louis Stevenson: Der Schwarze Pfeil Verfilmung von Der Schwarze Pfeil

Der Schwarze Pfeil

Abenteuer zur Zeit der Rosenkriege
The Black Arrow – A Tale of the Two Roses (dt. "Der Schwarze Pfeil") gehört zu den für ein junges Lesepublikum geschriebenen historischen Abenteuerromanen Stevensons. Die Charakterisierung als nicht nur historischer Roman, sondern auch Abenteuerroman ist von Bedeutung, da das Hauptaugenmerk auf die Abenteuer der jugendlichen Protagonisten gerichtet ist, nicht auf die Vermittlung eines historisch korrekten Bildes. Diese Unterscheidung wird am deutlichsten im Fall des Romans "Treasure Island", während der historische Hintergrund in "The Black Arrow" oder auch in "Kidnapped" sowie dessen Fortsetzung "Catriona" eine durchaus größere Rolle spielt. In vorliegendem Falle befinden wir uns in England in der Zeit der sogenannten Rosenkriege im 15. Jahrhundert, also im ausgehenden Mittelalter. Der Protagonist des Romans ist Richard (Dick) Shelton, ein knapp 18jähriger Junge, aufgewachsen als Mündel des Ritters Sir Daniel Brackley, der nicht ahnt, dass dieser Sir Brackley seine Hände im Spiel hatte bei der Ermordung, von Richards Vater, Sir Harry Shelton. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Der Schwarze Pfeil herunterladen (Stand: 19.06.2023)

 
Independentverlagstische Bernd Kissel Franz Suess: Diebe und Laien Die vertrieben Kinder

Comicfestival München 2023

Comics im Ausweichquartier
Die Alte Kongresshalle stand nicht zur Verfügung, also wich das alle zwei Jahre stattfindende Münchner Comicfestival ins städtische Kulturzentrum Gasteig HP8 in Sendling aus. Das brachte den großen Vorteil mit sich, dass alle Besucher gratis am Festival teilnehmen konnten. Dass sich durch das neue Quartier die Messe räumlich in Verlagsmesse und Independentmesse aufteilen musste, ließ sich offenbar nicht vermeiden. Es hatte zur Folge, dass die Independentler ihre Tische schon um 17 Uhr geräumt haben mussten, um den Besuchern der Isarphilharmonie Platz zu machen, während die zehn Beschicker der Verlagsmesse den Comicfans noch etwa zwei Stunden länger ihre Bücher anbieten konnten. Das buntere Treiben um die Independenttische und Signierstände (s. Abb. 1. v. l.) hatte aber das Flair, das man sich von einer Comicveranstaltung erhofft. Es signierten unter anderen Hanco Kolk ("Gilles der Gauner", "Tulpen aus Istanbul") und Bernd Kissel ("Die Känguru-Comics") (s. Abb. 2. v. l.). – Bei der ICOM-Preisverleihung wurden Sascha Dörp ("Drinnen"), Franz Suess ("Diebe und Laien") (s. Abb. 3. v. l.) und Michael Mikolajczak (als Autor für "Tick Tock") besonders belobigt. Hocherfreut hielt Franz Suess, Urkunde und Preisgeld in die Kameras. Den Kontakt zum nicht anwesenden Sascha Dörp stellte Jurorin Sandra Nußer per Smartphone her, um das Publikum seinen herzlichen Dank mithören zu lassen. – Auf drei Etagen stellt das Amerikahaus Zeitungscomic alter und neuer Zeit aus (u.a. Kissel, Puck, Reiche). Weitere Comic-Ausstellungen bieten das Istituto Italiano (zu Manuele Fior), das Tschechische Zentrum (zu Jaromir 99), das Istituto Cervantes (zu Miki Montlló) und das Valentin-Karlstadt-Musäum (zu Seyfried) und andere mehr, die auch noch nach dem Festival zu besichtigen sind. – Im Saal "Projektor" des Gasteig, dem Vortragssaal des diesjährigen Comicfestivals, fand zum Beispiel die Vorstellung der Grafiknovelle "Die vertriebenen Kinder" von Marek Toman und und Jan Blažek statt (s. Abb. 4. v. l.). Die Lebenserinnerungen von aus der Tschechoslowakei vertriebenen, deutschen Kindern nach Ende des Zweiten Weltkriegs stellte der tschechische Autor in aufrüttelnder Weise dar. – Den PENG-Preis des Festivals erhielt Gudrun Penndorf für ihre beachtlichen Leistungen als Comic-Übersetzerin. (adi)

 
Stadthalle Köln-Mülheim Christian Papazoglakis Händlertische Tänzerin, Jessica Kikisch

Intercomic Mai 2023

Comicmesse Köln mit Mangaextra
Gut besucht zeigte sich die Mai-Ausgabe der Comicmesse Köln. Eine halbe Stunde vor Einlass in die Stadthalle Köln-Mülheim bildete sich bei sonnigem Wetter bereits eine lange Warteschlange auf dem Parkplatz vor dem Eingang (s. Abb. ganz links). Die große Halle war im Unterschied zum Vorjahr dank eines neu hinzugekommenen Mangabereichs gut gefüllt. Über ein halbes Dutzend kleinerer Comicverlage stellten ihr Programm und ihre Neuerscheinungen vor, darunter prominent im Foyer die Salleck Publications, die den Belgier Christian Papazoglakis ("Ayrton Senna", "Alpine") zum Signieren an ihren Stand mitbrachten (s. Abb. 2. v. l.). An den Händlertischen mit ihren Comicstapeln, Merchandiseartikeln und Stöberkisten herrschte reger Betrieb (Abb. 3. v. l.), auch wenn deren Anzahl noch nicht wieder an die Zahl aus der Zeit vor der Seuche heranreicht. Sehr interessant war es, sich im Mangabereich umzusehen und umzuhören, wo junge ZeichnerInnen ihre Arbeiten in teils aufwendig dekorierten Ständen unter fantasievollen Namen vorstellten. Da konnte man zum Beispiel in der Präsentationsmappe von Jessica Kikisch blättern und von ihren Erfahrungen mit dem Inken (Tuschen) erfahren (s. Abb. ganz rechts und inktober.com ("improve your inking skills")). – Nachdem sich schon die Nachricht verbreitet hatte, dass diese Comicmesse nicht mehr stattfinden wird, kann man den Veranstaltern nun danken, diese wohl seit 1977 bestehende Veranstaltung (damals noch als "Kölner Comic-Tauschtage" im Kolpinghaus) am Leben zu halten. (adi)

 
Roman Quentin Durward Film Quentin Durward Comic Quentin Durward Sammelbild Carcassonne

Quentin Durward

Scotts historischer Roman, der in Frankreich spielt
Das eigentliche Interesse Walter Scotts – und das machen schon seine Ausführungen im ersten Kapitel, vor Beginn der Handlung, deutlich – ist die Darstellung zweier historischer Persönlichkeiten, des französischen Königs Ludwigs XI. und Karls des Kühnen, des Herzogs von Burgund. Die geschilderten Abenteuer, vor allem aber die Liebesgeschichte zweier junger Menschen, Quentin Durwards und der Gräfin Isabelle de Croye, werden in Adaptionen, auf die wir im Comic- und im Filmteil kommen werden, im Mittelpunkt stehen, im Roman sind sie jedoch nur ein Handlungsstrang von mehreren. Handlungszeit des Romans ist das 15. Jahrhundert, der sogenannte Herbst des Mittelalters, den wir – auch und gerade in der Kunst – in erster Linie mit Frankreich und ganz besonders mit Burgund assoziieren. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Quentin Durward herunterladen (Stand: 13.04.2023)

 
TV Sonderband: Ivanhoe Walter Scott: Ivanhoe (Buchausgabe) François Walthéry: Ivanhoe Richard und Elizabeth Taylor: Ivanhoe

Walter Scott: Ivanhoe

Ein Klassiker des historischen Romans
Sir Walter Scott, der Verfasser des Romans "Ivanhoe", wurde 1771 geboren. Seine Romane machten ihn zu einem der meistgelesenen Autoren seiner Zeit und brachten ihm die Bewunderung von Dichtern und Schriftstellern in ganz Europa, gerade in Frankreich und den deutschsprachigen Ländern, ein. Vor allem gilt er (neben Alexandre Dumas (père) in Frankreich) als einer der Erfinder des historischen Romans. So galt der Untertitel seines ersten Romans für lange Zeit als Kriterium für die Definition eines "historischen" Romans: ein Abstand zwischen der Gegenwart des Autors und dem behandelten Thema von mindestens sechzig Jahren. Dazu kommen die Konstruktion eines sogenannten "mittleren Helden" als Protagonist und Vermittler des Geschehens zum Leser/zur Leserin und die bei Scott durchgängig erkennbare Intention, das Wissen um die Vergangenheit als wichtigen Aspekt im Gegenwartsbewusstsein, im kulturellen Gedächtnis zu verankern. (hjk)
>> Hier den Artikel zu Ivanhoe herunterladen (Stand: 28.03.2023)

 
Les Chroniques du Bestiaire Discord Frontend Comicbeispiel Midjourney 2 Comicbeispiel Midjourney 3

Comics machen mit KI

Midjourney malt Comicpanels
Steve Coulson sorgt mit einem Comic für Aufmerksamkeit, den er von einem KI-Programm hat zeichnen lassen: "The Bestiary Chronicles" bzw. "Les Chroniques du Bestiaire" (Abb. ganz links) ist der Titel der Dystopien, deren Bilder er vom Programm Midjourney erzeugen ließ. Darin geht es um Sichten in eine zukünftige Welt, die wegen einer Wasserstoffbombenexplosion von monströsen Mutantenreptiloiden angegriffen wird. Monster und Drachen und Echsen kann Midjourney gut. – Seit März 2023 läuft die Version 5 von Midjourney, mit der man zum Beispiel beliebige Seitenverhältnisse für seine Bilder festlegen kann. Über das Bedienprogramm Discord (Abb. 2. v. l.) wird Midjourney mit Bildwünschen gefüttert, die man auch in Deutsch formulieren kann (zum Beispiel: "/imagine Zwei Ritter reiten auf ihren Pferden zu einer Burg in den Bergen, die an einem See liegt"). Die Ergebnisse überraschen. Innerhalb von zwei Tagen hat man genug gelernt und ausreichend Material für einige Comicseiten zusammen (siehe Download unten und Abb. 3. v. l.). – Sehr bald werden aber auch die Schwierigkeiten sichtbar, mit denen offensichtlich auch Coulson zu kämpfen hatte. Die Texte zu dem Szenario, das einem vorschwebt, muss man oft den KI-Resultaten anpassen und selbst in die Panels lettern. Das Aussehen von Figuren, Hintergründen und Gegenständen verändert sich trotz gleicher Befehle wegen der systemimmanenten Zufallsprozesse der KI von Panel zu Panel. Zum Beispiel sieht die Gräfin im u.a. Beispiel-Comic auf Seite 1 und Seite 4 verschieden aus. Den Rittern werden jedes Mal andere Helme, Ausrüstungen und Pferde zugewürfelt. Diese Anschlussfehler muss man geschickt zu vermeiden suchen oder durch Retuschen ausmerzen. Manche Figuren sehen aus, als wären sie leicht abgewandelt von Vorlagen natürlicher Zeichner übernommen worden, was den Vorwurf begründet, hier werde plagiiert (Abb. oben rechts). Doch ohne Zugriff auf eine Datenbank mit von Naturintelligenzen gemachten Bildern (hier in Abb. oben rechts von ganzen Comicseiten!) würde diese KI nicht funktionieren und der Spaß wäre vorbei. (adi)
>> Beispiel für einen Hauruck-Midjourney-Comic hier herunterladen (Stand: 22.03.2023)
>> Beispiel für eine in anderem Stil generierte Midjourney-Comicseite herunterladen (Stand: 23.03.2023)

 
Woyzeck von Andreas Eikenroth Skizze von Georg Büchner durch Alexis Muston um 1835 Skizze Georges Danton Andreas Eikenroth: Dantons Tod, Edition 52 2023

Büchner-Zyklus von Eikenroth

Woyzeck, Lenz und Dantons Tod
Als dritter Band von Büchner-Literaturadaptionen ist nun "Dantons Tod" in der Edition 52 erschienen. Im Abstand von je zwei Jahren brachte Andreas Eikenroth seine grafischen Inszenierungen von "Woyzeck", dann "Lenz" und jetzt "Dantons Tod" heraus. Diese drei Werke Georg Büchners (1823-1837) dürften neben "Leonce und Lena" so manchem noch aus dem Deutschunterricht bekannt sein, wenn es um die Literatur des Vormärz ging, also der Zeit von etwa 1830 bis 1848, als revolutionäre Bestrebungen mehr Freiheiten für das Volk forderten. Nachdem Büchner auf dem Flugblatt "Der hessische Landbote" 1834 seine berühmte Formel "Friede den Hütten, Krieg den Palästen!" druckte, musste er in die Schweiz fliehen, wo ihm nur noch wenig Lebenszeit blieb. – Eikenroth setzte in seiner besonderen, mit Simultandarstellungen arbeitenden, gut lesbaren grafischen Art Büchners Arbeiten werkgetreu um. Das Drama "Dantons Tod" um die Vorgänge bis hin zur Hinrichtung Georges Dantons führt hinter die Kulissen der Auseinandersetzung mit den Ansichten Robespierres während der zweiten Phase der französischen Revolution. – Die Besonderheiten von Eikenroths Adaptionen zeigen die hier angebotenen Vortrags-Folien auf. (Abb. v.l.n.r. Woyzeck (AE 2019), Georg Büchner (Alexis Muston, um 1835), Georges Danton (Pierre-Alexandre Wille zugeschr., 1794), "Dantons Tod" (AE 2023))
Das Büchnerhaus in Riedstadt-Goddelau zeigt eine Ausstellung mit Eikenroths Arbeiten. (adi)
>> Vortrags-Folien hier herunterladen (Stand: 15.06.2023)
Hier weiterlesen zu:
>> Stadtbibliothek Wuppertal: Woyzeck und Lenz adaptiert

 
Achim Greser, Johannes Janssen, Heribert Lenz Ausstellung Günter Mattei Greser & Lenz Aufsteller Dialog

Alles erlaubt?

Greser & Lenz im Wilhelm-Busch-Museum
Was darf Satire? Dieser Fragestellung geht eine Ausstellung am Beispiel der Karikaturen von Greser & Lenz im Museum Wilhelm Busch in Hannover ab März bis Juni 2023 nach. Das interessiert auch beim Comic, wenn man etwa an Joe Saccos Satire "BUMF" oder Walter Moers' "Es ist ein Arschloch, Maria" denkt. – Am ersten Tag der Werkschau standen die beiden Zeichner (linkes Foto, Achim Greser 1. v. l., Heribert Lenz 3. v. l.) zusammen mit dem Kurator der Ausstellung, Dr. Hiram Kümper, und dem Leiter der Niedersächsischen Sparkassenstiftung, Dr. Johannes Janssen (linkes Foto, 2. v. l.), Rede und Antwort. Dank der Sponsoren konnte das Museum 84 Arbeiten von Greser & Lenz ankaufen. Janssen stellte fest, dass Satire alles erlaubt sein müsse. Man unterstütze Ausstellungen wie diese auch gerade deswegen, weil sie nicht bloß "eine Verlängerung bürgerlichen Amüsements" seien. Kümper kritisierte, dass sich an die Aussage "Was darf die Satire?   Alles." von Kurt Tucholsky (man lese bei Wiki nach) oft ein "aber" anschlösse. Nachdrücklich betonten Kümper und Greser, dass Satire nicht eingeschränkt werden dürfe, sonst bliebe sie eine solche ihrem Wesen nach nicht. Greser beschrieb einen möglichen Eingriff in die Freiheit der Satire bildhaft wie eine "Faust auf Schmetterling". Lenz erwähnte Grenzbereiche der Satire im Hinblick auf Beleidígungen, die justiziabel sind (siehe Böhmermann-Affäre, Satire vs. verbotener Schmähkritik). Man wolle als Satiriker den gesellschaftlichen Fortgang "nicht nur Moralwärtern" überlassen, wozu Greser auf die "bubenhafte Lümmeligkeit" von Max und Moritz hinwies, die sich ebenfalls gegen das wandten, was ihnen nicht passte. – Bei der F.A.Z. fühlen sich die beiden Zeichner gut aufgehoben, da diese als Stiftung den "freien Geist" böte, der ihnen auch ihre Mohammed-Karikaturen abzudrucken erlaubte. Dass der Staatsschutz anschließend ihr Atelier untersuchte, diente nicht dem Aufdecken eines Vergehens, sondern dem Schutz der beiden vor etwaigen Anschlägen. Ihre damalige, bewachte Ausstellung wurde dann zur "sichersten Witzbildschau". – Das Besondere an der jetzt im WBM beginnenden Ausstellung von Greser&Lenz-Karikaturen sind die zugehörigen Leserbriefe, die neben den Exponaten angebracht sind. Die Reaktionen der Leserbriefschreiber sind teils amüsierend, teils erschreckend. Greser & Lenz stehen zum Dialog bereit (rechtes Foto). – Im oberen Ausstellungsraum werden ebenfalls bis Juni 2023 beeindruckende Zeichnungen von Günter Mattei gezeigt (Foto in der Mitte), auch die mit Banane. (adi)
Hier weiterlesen zu:
>> Das Wilhelm-Busch-Museum hat eine neue Leiterin

 
Lederstrumpf Band 2, All 2021 Maid Marian, Tiberius 2023 Johanna von Orleans, ILC 2021

Neues von den legendären Helden

Auf dem Laufenden bleiben
Robin Hood, Klaus Störtebeker, die drei Musketiere, Lederstrumpf, Jim Hawkins und John Silver oder König Artus – sie alle leben fort in Büchern, Comics und Filmen. Und diese Unsterblichkeit bedeutet eben auch, dass es immer mal wieder Neues von ihnen zu berichten gibt, ob es nun aktuelle mediale Auftritte sind oder andere Anlässe, sich ihrer einmal wieder zu erinnern – oder auch neue (und vielleicht überraschende) Fundstücke, Ergänzungen, Übersehenes (bedauerlich, aber auch das soll vorkommen) oder die Korrektur von Fehlern in den bisherigen Ausführungen. Für solche Nachträge soll hier nun ein erstes Mal der Platz sein, und zwar in – sofern betroffen – historisch-chronologischer Reihenfolge. Mit kurzen Anmerkungen werden zudem die Ausarbeitungen zu den Heiligenlegenden, Surcouf und Slatin Pascha ergänzt.
>> Hier die Neuigkeiten zu den legendären Helden herunterladen (hjk)

 
Sandman-Heft Nummer 1 Sandman 1, Panini 2007 New York World's Fair Comics Nummer 1 Netflix-Serie Sandman

Sandman

Gaimans großes Götterepos
Das Erscheinen der ersten Staffel einer erfreulichen Verfilmung der Grafiknovelle "The Sandman" bei Netflix, ist nicht nur Anlass, den ersten Sandman-Band "Präludien & Notturni" nochmals zu lesen. Vielmehr interessiert auch der Vergleich der Filmepisoden mit der Comic-Vorlage. Was lässt man im Film aus, was fügt man hinzu? Auf welche Details und Anspielungen muss verzichtet werden, weil der Comicleser mehr Zeit zum Lesen und Hin- und Herblättern hat? Welche Einfälle fügt man im Film hinzu, um die Erzählung unmittelbar verständlich zu machen? Der Autor von "The Sandman", Neil Gaiman, behielt die Kontrolle über die Filmadaption und arbeitete als einer der Produktionsleiter an deren Verwirklichung. – Die 75 Sandman-Hefte erschienen von 1989 bis 1996. Bereits etwa 1996 verbreitete sich im Netz die Sammlung "The Annotated Sandman" von Greg Morrow, die auch heute noch hilfreiche Anmerkungen zu allen Sandman-Heften der Hauptserie liefert. Diese Sammlung an Hinweisen wurde später von Ralf Hildebrandt betreut und angeboten, bis dessen Server etwa 2021 ins digitale Nirvana verschwand. Die jeweils passenden "Annotations" sind den folgenden DIN-A3-Plakaten angefügt und ergänzt worden, darunter Hinweise auf Wesley Dodds, dem ersten Sandman von 1939. (adi)
Hier Plakate herunterladen zu:
>> Sandman 1: Der Schlaf der Gerechten (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 2: Gastgeber mit kleinen Fehlern (Stand: 10.12.22) und
>> Sandman 3: Träum einen Traum von mir (Stand: 20.1.23) und
>> Sandman 4: Hoffnung in der Hölle (Stand: 17.1.23) und
>> Sandman 5: Passagiere (Stand: 20.1.23).
 
>> Hier die Sandman-Annotations herunterladen (ZIP-Datei, Stand: etwa 2007?).

 
Plakat Ritter der Tafelrunde mit Robert Taylor und Ava Gardner Programmheft Prinz Eisenherz Die Schlümpfe und die Zauberflöte Filmprogrammheft Unter schwarzem Visier

König Artus

Die Ritter der Tafelrunde
In Comic und Film sind König Artus mit seinem Hof in Camelot und seinen Rittern Lancelot, Parzival, Gawain, Iwein, Erec usf. in einem Ausmaß präsent, das einem besonders deutlich wird, wenn man sich die Mühe macht, einige Monate lang alles zusammenzutragen und anzusehen, was bei uns zum Thema Artus und seiner Tafelrunde in den Regalen liegt oder bei den Händlern erhältlich ist. Allein der Comicstapel erreicht eine Höhe von nahezu zwei Metern. Die Sichtung aller Filme dauerte Monate. Wegen dieses großen Umfangs, veröffentlichen wir den Artikel zu König Artus in zwei Teilen. Der erste Teil stellt die Artus-Comics, der zweite die Artus-Filme vor. Beide Dokumente sind recht lang (109 und 103 Seiten) und das Herunterladen wird daher eventuell einige Zeit dauern.
>> Hier den Artikel zu den Artus-Comics herunterladen und
>> hier den Artikel zu den Artus-Filmen herunterladen. (hjk)

 
Ukraine: Taras Bulba Ukraine: Panzerkreuzer Potemkin Treppe Ukraine: Mit Feuer und Schwert Ukraine: Holodomor - Bittere Ernte

Ukrainische Geschichte in Film und Comic

Gegen die Fremdherrschaft
Mit der Kiewer Rus, gegründet von nach Südosten vordringenden Wikingern, stellt ein wesentlicher Teil der heutigen Ukraine die Keimzelle des späteren russischen Reiches dar, nahm aber dennoch in der Folgezeit eine eigenständige Entwicklung, die über lange Phasen der Fremdherrschaft und dadurch bedingte Teilungen – von der Goldenen Horde über Litauen und Polen bis zum Zarenreich und der Sowjetunion – zur Herausbildung eines ukrainischen Nationalbewusstseins im 19. Jahrhundert führte. In dieser langen Zeit sind die russische und die ukrainische Geschichte in vielfacher Weise miteinander verknüpft. Eine Reihe von Filmen und Comics liefern uns dazu Denkanstöße. (hjk)
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Dorian Gray Knesebeck Dorian Gray Alan Ford Dorian Gray Film 1945

Das Bildnis des Dorian Gray

Ewige Jugend, dauerhafte Schönheit
Ein Porträt, das die Spuren des Alters und des Lebenswandels übernimmt, während der Porträtierte auf ewig jung und schön erscheint, dieses Motiv regte viele Comic- und Film-Autoren an, sich an eine Adaption des Romans von Oscar Wilde zu setzen, mal in ernsthafter, mal in scherzhafter Weise. Die seitenstarke Comic-Adaption von Amálie Kovárová und Petr S’rédl, die 2021 erschien, ist Anlass, auf immerhin zwei Dutzend Comics einzugehen, die sich in den letzten Jahrzehnten ab 1956 mit dem lasterhaften Leben des Londoner Lebemannes beschäftigten. Auch über Verfilmungen wird einiges angemerkt, eine Liste der Filme gibt es gleich hier. (adi)
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Schatzinsel Petzi Schatzinsel Long John Silver Schatzinsel Arena

Die Schatzinsel

Mit Long John Silver zur fast verlassenen Insel
Natürlich ist Die Schatzinsel nicht in erster Linie ein Film, sondern ein Roman, die literarische Vorlage für eine ganze Reihe von Verfilmungen, aber auch von Comic-Adaptionen und Übertragungen in andere Medien. Als Roman ist Die Schatzinsel ein klassisches Beispiel jener Bücher, mit denen man die längst zum Klischee gewordene Erinnerung verbindet, sie nächtens im Licht einer Schattenlampe unter der Bettdecke gelesen zu haben (als ob nicht schon die Eltern das gemacht hätten und deshalb im Bilde waren). Der Originaltitel des Romans lautet Treasure Island und ist schon fast eine eingetragene Marke. (hjk) Artikel Die Schatzinsel herunterladen

 
Sammelbild Störtebeker-Album Störtebeker Ralswiek 1997 Störtebekers Schädel

Klaus Störtebeker

Zwölf Meter kopflos
In erster Linie ist in unserer Wahrnehmung die Karibik des 16. bis 18. Jahrhunderts die Region, in der die Piraten ihr Unwesen trieben. Und die berühmten Piraten, Korsaren und Seeräuber waren demnach allesamt Engländer, ein paar Spanier oder Franzosen, vielleicht mal ein Holländer. Aber die Geschichte der Piraterie ist sehr viel älter, die Schauplätze finden sich in fast allen Ecken der Welt(meere). Einer dieser Schauplätze war im späten Mittelalter die norddeutsche Küste. Und genau hier finden wir den einzigen Deutschen, der als Pirat unsterblich wurde: Klaus Störtebeker. (hjk) Artikel Störtebeker herunterladen

 
Slatin Pascha Wüstenkrieger Slatin Pascha im Comic Slatin Pascha im Film

Slatin Pascha

Der Aufstand des Mahdi
Der Sudan heute – das ist nach wie vor ein Land andauernder Bürgerkriege, ein geteiltes Land, das nicht zur Ruhe kommt und wo es den beiden jetzt dort existierenden zwei Staaten nicht gelingt, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, Probleme, die ihren Ursprung in den Tagen des Imperialismus und Kolonialismus haben, als europäische Staaten Afrika rücksichtslos unter sich aufteilten. Europäer im Sudan des 19. Jahrhunderts? Da fallen dem einen oder anderen vielleicht auch deutsche Namen ein: zuallerest vermutlich Karl May (1842–1912) und dann Eduard Karl Oskar Theodor Schnitzer (1840–1892), Emin Pascha, und Rudolf Slatin (1857–1932), Slatin Pascha. (hjk) Artikel Slatin Pascha herunterladen

 
Eiserne Maske Vier Musketiere La femme mousquetaire

Die drei Musketiere

Einer für alle, alle gegen Milady
Mögen auch längst nicht mehr so viele den dicken Wälzer mit den Abenteuern der drei (genaugenommen sind es ja vier) Musketiere, den verwegenen Helden aus dem Frankreich des 17. Jahrhunderts, oder gar die beiden weiteren Romane der Trilogie wirklich lesen. Dennoch gehören die in ihnen vorgestellten Motive dank gekürzter Fassungen, unzähliger Verfilmungen, Comics oder auch Bühnenstücken und sogar Musicals zu unserem gedanklichen Gemeingut. (hjk) Artikel Drei Musketiere herunterladen

 
Mutter Theresa Johanna von Orleans Sankt Ursula

Heilige

Heilig, heilig, heilig
Heilige als legendäre Helden? Nun, legendär sind viele von ihnen – nicht zuletzt, da ihre Taten, ja sogar ihr Leben in nicht wenigen Fällen gar nicht eindeutig belegt sind, vielleicht nur Legende sind. Und manche von ihnen, Männer wie Frauen, waren auch Helden und Heldinnen – oft nicht so sehr im herkömmlichen Sinn, sondern eher unter moralischen Aspekten. (hjk)
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Chingachkoog Der letzte Mohikaner Lederstrumpf im Film

Lederstrumpf

Politisch korrekte Indianer
Deerslayer, La Longue Carabine, Hawkeye, Pathfinder, Leatherstocking – all das sind die Namen, unter denen wir Nathaniel Bumppo kennen, eine mythische Figur der frühen amerikanischen Geschichte, eine literarische Schöpfung des Schriftstellers James Fenimore Cooper, der in ihm jenen Pionieren der frühen Siedlungsgeschichte ein unsterbliches Denkmal setzte. (hjk)
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Robert Surcouf Surcouf im Film Surcouf im Comic

Surcouf

Pirat für Napoleon
In Frankreich ist Robert Surcouf, als Kaperkapitän – sowohl Pirat wie Freibeuter – in den Napoleonischen Kriegen zu Ruhm gelangt, bis heute ein Held, von Legenden umwoben. Er hat vielfältige Spuren hinterlassen, in der erzählenden Literatur, im Comic und im Film. Überraschenderweise wurde ihm auch in Deutschland ein Kranz geflochten von dem eigentlich durch andere Schauplätze berühmt gewordenen Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May. (hjk)
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Marco Polo Comic Marco Polos Buch der Wunder Max & Luzie bei Marco Polo

Marco Polo

Übers Meer, durch die Wüste, bis weit nach China
Das "Buch der Wunder", in dem von den Reisen von Marco Polo berichtet wird, ist ein Beispiel dafür, wie eine Erzählung aus einer mittelalterlichen Handschrift bis in unsere Zeit herübergerettet wird und immer noch Verbreitung findet. Waren es im Mittelalter des 14. Jahrhunderts buchmalerische Ausschmückungen, so sind es in heutiger Zeit Werbecomics oder Zeichentrickfilme, die auf unsere Bilderwelt zu Marco Polo einwirken. (adi)
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Don Quijote gegen die Windmühlenflügel Don Quijote bei Clever & Smart Don Quijote bei flix

Don Quijote

Gegen Windmühlenflügel
Beim Kampf gegen die Windmühlenflügel wird es besonders deutlich: Sein Knappe Sancho Panza bemerkt, dass Don Quijote die Wirklichkeit nicht so wahrnimmt, wie sie ist. Durch das Lesen zu vieler Ritterromane gerät Don Quijote in eine eingebildete Welt und reitet nun als "Ritter von der traurigen Gestalt" durch die Lande. Das hört sich nach einer Steilvorlage für einen Vergleich mit heutigen "Querdenkern" an. (adi)
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Robin Hood Robin Hood als frühe Illustration Robin Hood im Film

Robin Hood

Mit Pfeil und Bogen grün und gerecht
Obwohl heute jedes Kind seine Geschichte – und auch den historischen Hintergrund – kennt, ist es doch sehr zweifelhaft, ob es sich bei ihm um eine historische Gestalt handelt. In der Geschichts- und Literaturforschung ist das zumindest immer noch umstritten. Sehr wahrscheinlich aber dürfte die Existenz historischer Bezüge für die literarische Überlieferung sein. (hjk)
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Ergänzende Liste: Wer spielt wen? in den Robin-Hood-Filmen (Stand: 26.1.2023)

 
Zorro im italienischen Comic Zorro im Film Fuchsis Zorro

Zorro

Hundert Jahre Z
Man erfuhr es beim Münchner Comicfestival 2019, in Fachzeitschriften und im Fernsehen: Der für Gerechtigkeit streitende Degenfechter reitet seit hundert Jahren durch das spanische Kalifornien. Passend zum Geburtstag entstehen neue Zorro–Comics jenseits der von Disney gewohnten Art, darunter "Lady Zorro" oder sogar eine Begegnung mit Dracula. (adi)
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Zeittafeln


Zeittafel 1965 Zeittafel 1965 (adi)
In Vietnamkrieg lässt US-Präsident Lyndon B. Johnson erstmals Nordvietnam direkt bombardieren, Charles de Gaulle bleibt französischer Staatspräsident, Ludwig Erhard wird wieder zum Bundeskanzler gewählt. Extreme Starkregenfälle führen mitten in Deutschland zur Heinrichsflut mit 16 Toten. Alexej Archipowitsch Leonow schwebt 12 Minuten an der Leine durchs Weltall. Ein französischer Satelliot wird nach Astérix benannt. Fritz the Cat von Robert Crumb taucht erstmals auf, Goofy wird durch Erdnüsse zu Supergoof und damit Disneys erster Superheld. Jidéhem arbeitet an "Sophie", der ersten Spirou-Serie mit einer weiblichen Hauptfigur, in Italien startet das "Linus"-Magazin unter anderem mit "Valentina" von Guido Crepax. In Großbritannien kommt "Trigan" von Don Lawrence und Mike Butterworth in die Läden. In Deutschland beginnen die "tollsten Geschichten von Donald Duck", die bis heute erscheinen. Und Bessy und Andy werden zwei Jahrzehnte lang in nahezu tausend Westernabenteuer verwickelt. Zeittafel 1965 herunterladen

 
Zeittafel 1964 Zeittafel 1964 (adi)
Der US-Präsident Johnson darf mit dem Vietnam-Krieg beginnen, Brasilien wird eine Militärdiktatur, Nelson Mandela kommt ins Gefängnis. DDR-Rentner dürfen Verwandte im Westen besuchen, Willy Brandt wird SPD-Vorsitzender, Fußgänger erhalten auf dem Zebrastreifen Vorrang vor den Autos. "Laurel und Hardy" heißen noch nicht "Dick und Doof", in "Lupo" erscheinen Asterix und Obelix als Siggi und Babarras, Robin Hood rettet Lady Janet. General Jack D. Ripper will den Atomkrieg, Professor Higgins setzt sich für eine gesittete Sprache ein und den Kinobesucher erwarten gleich vier Karl-May-Filme. In den US-Comics tauchen Daredevil und Dussel Duck erstmals auf. "MAD" beginnt mit seinen zusammenfaltbaren Backcovern. In Italien erscheint die erste Ausgabe von "Satanik", gezeichnet von Magnus, geschrieben von Max Bunker. Morris nennt in einem Artikel in "Spirou" die Kunst des Comic die "Neunte Kunst". Zeittafel 1964 herunterladen

 
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Zeittafel 1947 Zeittafel 1947 (adi)
Der Winter ist ungewöhnlich kalt, der Sommer sehr heiß in Deutschland. Die Versorgungslage der Bevölkerung ist angespannt. Dennoch erscheinen einige Comics, darunter erstmals auch Hefte französischen Ursprungs. Im Kino sorgt Hildegard Knef für die Aufklärung eines angeblichen Schmuckdiebstahls, Zorros Sohn sorgt für Gerechtigkeit und der kriminelle Hans Albers läutert sich. Der Transistor funktioniert, die Kon-Tiki sticht in See und Maggi fusioniert. Buck Danny fliegt erstmals durch "Spirou". Steve Canyon von Milton Caniff gibt sein Debut zur gleichen Zeit in 168 US-Zeitungen auf einmal. Zeittafel 1947 herunterladen

 
Zeittafel 1945-46 Zeittafel 1945-46 (adi)
Als erster Nachkriegscomic in Deutschland erscheint im Dezember 1945 ein Heft, von Konstantin Kusnezow gezeichnet, dessen Sprechblasentexte in Englisch und Deutsch nebeneinander stehen. Aus der Schweiz kommen Globi-Bücher, in Österreich konkurrieren gleich zwei Kinderzeitschriften um den jungen (Comic-) Leser. Comics werden noch nicht Comics genannt. Im Kino gibt es die ersten Trümmer- und Übergangsfilme. Hildegard Knef verhindert Selbstjustiz, Peter Voss eine Bankpleite, die Presse den Bikini. Morris bringt die erste Geschichte von "Lucky Luke" auf den Weg und Carl Barks zeichnet mit The Riddle of the Red Hat seine einzige Micky-Maus-Erzählung. Zeittafel 1945-46 herunterladen

 
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Makoto Yukimura: Planetes 1 Planetes 1 (Makoto Yukimura, Carlsen 2024, 360 S., SC, schwarzweiß)
Der Weltraummüll nimmt zu. In der Erdumlaufbahn befinden sich tatsächlich mittlerweile viele zehntausend menschengemachte größere Objekte und Millionen kleinere, die in die technischen Einrichtungen dort oben einschlagen können. Der vorliegende Science-Fiction-Manga greift unter anderem dieses Problem auf. – Hachimaki Hoshino und Juri Mikhailov arbeiten auf dem Schrottsammler DS-12, der diesen besonderen Müll beseitigen hilft. Dabei sind sie auch selbst dem gefährlichen Anflug der vielen Kleinteile ausgesetzt. Sie verlassen sich auf ihre Kommandantin Fee, die sie mit der DS-12 um die 200 km über der Erde beim Einsammeln kaputter Satelliten und ähnlichem Abfall sicher anleitet. – Auf dem Mond sind Siedlungen gebaut worden. Geschützt vor dem Sonnenwind können sich die Raumfahrer dort aufhalten und in eigenen Räumen auch einmal eine rauchen gehen, was Fee sehr begrüßt. Hachimaki trifft in einer Mondsiedlung auf Nono, eine echte Lunarierin, die die Welt mit ganz anderen Augen sieht als er. – In acht Episoden geht dieser erste Band auf Aspekte der erdnahen Raumfahrt ein, die sich nach den letztjährigen Bemühungen von staatlichen Einrichtungen und privaten Firmen näher zu betrachten lohnen. Eine Gruppe gewaltbereiter Weltraumgegener machen die Erzählung zusätzlich spannend. (adi)

 
Delaf: Gaston 22 - Die Rückkehr eines Chaoten Gaston 22 - Die Rückkehr eines Chaoten (Delaf, Carlsen 2024, 48 S., HC, farbig)
Bowling-Kugel, Fiat 509, Möwe, Bruchmüller, Katze, Fräulein Trudel, Chemiebaukasten, Wachtmeister Knüsel, alle und alles sind zurückgekehrt: Gaston nimmt nach einem langen Urlaub in der Carlsen-Redaktion wieder seinen altbekannten Platz ein. Und statt brav die Post zu sortieren, geht wieder der Erfindergeist mit ihm durch, was die leidgeprüften Kollegen haltbar an die Decke gehen lässt. Demel, Fantasio, Krause, sie haben besondere Klebstoffe, spezielle Mobiltelefone und Zaubertinte zu erdulden. Zudem lassen die Machwerke eines von Gaston protegierten, jungen, aufstrebenden Comiczeichners, der unbedingt einmal bei Carlsen veröffentlichen will, den armen Redakteuren zum Schutz der Augen Sonnenbrillen aufsetzen. Als besonderen Clou fügt der Autor Delaf (d.i. Marc Delafontaine, "Les Nombrils") den typischen Gaston-Einseitern eine längere Erzählung an, in der Gaston lediglich die Filme einer von Franquin gezeichneten Episode zum Drucker zu bringen hat. Dass dabei dann doch alles schiefgehen wird, mag man ahnen, doch wie Delaf hier das Inventar aus den Einseitern zu einem witzigen Ganzen zusammenfügt, das ist ein Hauptspaß. (adi)

 
Ross Andru/Frank Miller/Klaus Janson/Garth Ennis/Becky Cloonan et al.: Punisher - Bestrafer und Vollstrecker Punisher - Bestrafer und Vollstrecker (Ross Andru/Frank Miller/Klaus Janson/Garth Ennis/Becky Cloonan et al., Panini 2024, 324 S., HC, farbig)
Ein Ex-Supersoldat, der das Recht in die eigenen Hände nimmt, ein Kämpfer der Selbstjustiz, das ist Frank Castle, der Punisher. Er ist also ein krimineller, für den Superheldenleser aber ein überaus gewohnter Charakter. Für das Verhalten solcher Figuren wird den Lesenden meist ein Grund angegeben, damit es leichter fällt, Verständnis und Zustimmung für sein Tun zu entwickeln. Bei Batman ist es der Mord an seinen Eltern, beim Punisher ist es der Mord an seiner Frau und seinen Kindern, wie in dieser seitenstarken Anthologie wiederholt nachzulesen ist. Dieses Buch ist keine beliebige Anreihung von Punisher-Erzählungen, sondern es zeigt an Beispielen die Entwicklung dieser Marvel-Figur und wie sich grafischer Stil und Erzählweise über die Jahrzehnte änderten. Das reicht von der eher schlichten ersten Story von 1974, als der grüne Schakal den Punisher auf Spider-Man hetzt, über einen Beitrag gezeichnet von Frank Miller 1981, bei dem im harten Fight der Protagonisten Schornsteine zerlegt werden, bis hin zur semirealistisch gezeichneten, brutal-kuriosen Geschichte von 2022, in der sich der Punisher als "König der Killer" unverhofft im Bett seiner Maria wiederfindet. Erklärende Texte zwischen den Teilen der Anthologie schaffen im Ganzen gute Übersicht. (adi)

 
Sean Murphy/Clay Cormack/Katana Collins/Mirka Andolfo: Batman - Der weiße Ritter: Generation Joker Batman - Der weiße Ritter: Generation Joker (Sean Murphy/Clay Cormack/Katana Collins/Mirka Andolfo, Panini 2024, 164 S., SC, farbig)
In dem nach ihm benannten Murphiversum löst der Autor Sean Murphy alte Gewissheiten der Batman-Welt auf. Dazu gehört, dass Bruce Wayne seine Geheimidentität preisgegeben hat und nun im Knast sitzt. Er ist mit Harley Quinn zusammen, die aus ihrer Zeit mit dem Joker ihre zwei Kinder, Bryce und Jackie, mit in diese Beziehung brachte. Vom Joker ist inzwischen nur noch eine KI-Version übrig, ein Hologramm von Jack Napier, der Personifizierung der guten Seite des Jokers. Dieses Joker-KI-Wesen will mit seinen Kindern einige Tage verbringen. Er schafft es dank der Energie eines Kobaltgasdrives von Powers Tech und eines tarnfähigen Batmobils tatsächlich in eine Art Urlaub mit den Kids aufzubrechen. Doch der Ausflug bringt sie alle in große Gefahr durch rachsüchtige Figuren aus alten Zeiten. Jackie und Bryce treten die Flucht in einem Fahrzeug an, für dessen Pedale ihre Beine noch nicht lang genug sind. Harley und auch der inzwischen weißhaarige Batman suchen nach Wegen, den Kindern zu Hilfe zu kommen. – Für die handlungsreiche, gut gezeichnete Geschichte, fahren die Autoren viel an Personal und Ausstattung auf, welches für das Batman-Universum kennzeichnend ist. Von alten Superschurken bis zu Harleys Hyänen, von Jokers BANG-Pistole bis zum Holzhammer findet man hier vieles in kurzweiligem, neuem Kontext wieder. Der alte Batman muss aber auch noch einmal ran. (adi)

 
Rafael Grampá/Matheus Lopes: Batman - Der Gargoyle von Gotham 2 Batman: Der Gargoyle von Gotham 2 (Rafael Grampá/Matheus Lopes, Panini 2024, 56 S., HC, farbig)
Im ersten Teil dieser eigenständigen Erzählung beschloss Batman, den Tod von Bruce Wayne zu inszenieren. Er will sich konzentrierter an die Bekämpfung besonderer Superschurken machen können und daher seine zivile Erscheinung aufgeben. – Bei der Suche nach einem Serienkiller und nach den Drahtziehern der geheimen TNT-Labore in Gotham entdeckt Detective Jim Gordon, dass es vor langer Zeit im Arkham Asylum auch eine Kinderstation gab, geleitet von Dr. Charles Quinton. In dessen Patientenakten findet Gordon die Namen aller Opfer des Serienkillers. Das ist eine heiße Spur. Doch in der Liste der kleinen Patienten steht auch der Name von Bruce Wayne, was Gordon zumindest rätselhaft ist. Leider lässt sich Dr. Quinton dazu nicht befragen, da er vor zwanzig Jahren spurlos verschwand. Zusätzlich machen Demonstranten Druck auf die Ermittlungsbehörden. Ihre Sprecherin Nia Grace fordert ihre MitbürgerInnen auf, sich gegen ihre Rolle als Benachteiligte und Opfer zu wehren. Opfer geheimnisvoller, finsterer Gestalten, das werden aber vielleicht schon bald auch Gordon und Batman. – Ursprünglich sollte diese Fortsetzung einer vierteiligen Batman-Serie schon letztes Jahr erscheinen, was wohl nicht zu schaffen war. Der dritte Teil ist für Juni 2024 angekündigt. (adi)

 
Clara Lodewick: Merel Merel (Clara Lodewick, Carlsen 2024, 160 S., HC, farbig)
Im dörflichen Mit- und Gegeneinander steht die alleinstehende Journalistin Merel ihr selbstbestimmtes Leben durch. Dazu gehören ihr liebevoller Einsatz für ihre Enten und deren Zucht und ihre beständige Teilnahme am Clubleben des örtlichen (männlichen) Fußballvereins. Zu deren Vorhaben und Ergebnissen schreibt sie Artikel, von denen natürlich erwartet wird, dass sie dem Verein gefallen. Merels Einbindung in die gesellige Runde der Fußballer erweckt Argwohn. Man fängt an, ihr übel nachzureden. Die Anfeindungen gehen von Suzie aus, deren Ehe mit Geert, einem der Fußballer, in die Brüche zu gehen droht. Ihr Sohn Finn durchlebt diese Zeit leidend und reagiert auf das Verlangen seiner Mutter, Merel zu meiden, indem er sich auf böse Streiche seiner Spielkameraden gegen Merel einlässt. Das führt für ihn und auch für Merel zu aufrüttelnden, krisenhaften Erlebnissen. – Der Autorin dieser Erzählung gelingt eine Beschreibung eines dörflichen Lebens, welches der Wirklichkeit abgeschaut sein könnte. Die Geschichte wirbt zugleich für Toleranz gegenüber einer freien Lebensweise. Dazu wird Merel als positive Figur hervorgehoben, die nicht nur als duldsam, sondern auch als sehr mitfühlend gezeigt wird, indem sie sich zum Beispiel für das Verhältnis von Marianne, der Besitzerin des Dorfladens, zu deren Mutter einsetzt. Einer Merel möchte und sollte man ihre Freiheiten zugestehen. (adi)

 
Charles Soule/Ryan Browne: Eight Billion Genies - Gib acht, was du dir wünschst Eight Billion Genies - Gib acht, was du dir wünschst (Charles Soule/Ryan Browne, Panini 2024, 284 S., SC, farbig)
Wenn die Weltbevölkerung auf 8 Milliarden Menschen angewachsen ist, taucht bei jedem ein Dschinn auf, der einem genau einen Wunsch erfällt. Was dann alles passieren könnte, haben sich die Autoren ausgemalt und aufgezeichnet. Nach acht Sekunden sehen sie eine Million Wünsche erfüllt und die Bevölkerungszahl dadurch um eine Million Menschen verkleinert, nach acht Stunden wird es laut ihrer pessimistischen Weltsicht wohl nur noch gut 7 Milliarden Menschen geben. Der egoistischen, menschlichen Natur, sich über andere zu erheben und gegen andere durchsetzen zu wollen, trauen sie diese drastische Folge zu. Auf den Straßen ist man seines Lebens nicht mehr sicher. Doch es gibt eine Gaststätte, in der der Wirt einen Wunsch geäußert hat, der diesen Ort und seine Gäste von den Auswirkungen aller Wünsche schützt. Der Wirt Will Williams der Gaststätte "The Lampwick Bar & Grill" hat sogar genug Vorräte gebunkert, um mit seinen Gästen die üblen Vorgänge außerhalb seines Hauses sicher zu überstehen. In der Lampwick Bar sind mehrere Personengruppen versammelt, deren Wünsche und Schicksale im Weiteren geschildert werden. Dabei versäumen die Autoren auch nicht, auf die Folgen widersprüchlicher, kindlicher oder lange Zeit aufgesparter Wünsche einzugehen. Was passiert, wenn nur noch zwei Wünsche übrig sind? (adi)

 
K. Perkins/Mellow Brown/Mike Johnson/Fernando Dagnino: Blade Runner Origins 1: Produkte Blade Runner Origins 1: Produkte (K. Perkins/Mellow Brown/Mike Johnson/Fernando Dagnino, Panini 2024, 112 S., SC, farbig)
Das Androidenmodell Nexus-5 der Tyrell Corporation ist gerade fertig entwickelt worden. Es ist zwar "nur" das Vorläufermodell des berühmten Nexus-6, gegen dessen Exemplare Harrison Ford 1982 in seiner Rolle als Rick Deckard anzutreten hatte, aber auch die Nexus-5-Replikanten sind bereits stärker und wendiger als ein Normalo und mit hoher Intelligenz ausgestattet, die ständig nach Optimierungen sucht. Die geniale Entwicklerin von Nexus-5 heißt Lydia Kine. Sie wird, kaum dass der erste Prototyp funktioniert, von ihrer engen Mitarbeiterin, der psychoemotionalen Programmiererin Effie Koropey, in ihrem Labor erhängt aufgefunden. Der Prototyp selbst scheint entflohen. Der Polizist Cal Moreaux soll den Fall aufklären. Er gerät bei seinen Ermittlungen in Schwierigkeiten, da die zur Aufklärung angebotene Kooperation mit der Tyrell Corporation mehr als nur zu wünschen übrig lässt. Zudem macht ihm seine Schwester Nia Sorgen, die regungslos im Krankenhaus liegt. Nachdem sich der Bruder der erhängten Forscherin, Marcus Kine, bei Cal einfindet, beginnen immer mehr Zweifel an der offiziellen Version von Lydias Tod aufzukommen. Sollte sie das Transferproblem gelöst haben, steckt sie nun vielleicht sonstwo. (adi)

 
James Tynion IV/Jorge Jiménez/Tomeu Morey: Batman Paperback 4: Das feige Pack Batman Paperback 4: Das feige Pack (James Tynion IV/Jorge Jiménez/Tomeu Morey, Panini 2024, 172 S., SC, farbig)
Harley Quinn bringt es auf den Punkt: "Diese Stadt ist völlig ⋆⋆⋆⋆⋆ in der Birne! Ich kann das offiziell beurteilen, weil ich Ärztin bin... und weil ich auch ein bisschen ⋆⋆⋆⋆⋆ in der Birne bin". Es ist natürlich von Gotham City die Rede, in der sich mehrere Gruppen mit ihren Interessen durchsetzen wollen. Da ist zum einen Simon Saint mit Saint Industries, der Bürgermeister Christopher Nakano seine Peacekeeper-Spezialpolizisten aufdrängen will, die es sogar mit Superhelden wie Batman aufnehmen können. Zum anderen hat sich ein Kollektiv des Klarsinns gebildet, angeführt durch Master Wyze, der mit Mad-Hatter-Technologie ganz Gotham "rebooten" will, damit man nochmals ganz unbelastet von vorne anfangen kann. Als dritte Partei scheint Scarecrow (d.i. Jonathan Crane) darauf aus, den Leuten Furcht einzuflößen, was nach einem Gasangriff auf das Arkham Asylum einfach umzusetzen ist. In dieser schwierigen Lage hat Batman das Glück, mit Harley Quinn, Oracle (d.i. Barbara Gordon) und Ghost-Maker (d.i. Minhkhoa Khan) engagierte Mitstreiter zu haben, die beim Aufräumen zwischen Gut und Böse in dieser irren Stadt helfen. In diesem Zusammenhang taucht mit Miracle Molly (d.i. Mary Kowalski) eine neue schillernde Figur auf, die unsere Körper technisch verbessern will. Etwas Cyborg gefällig? (adi)

 
Gabus/Reutimann: Der Hafen der Geheimnisse 4 Der Hafen der Geheimnisse 4 - Die rätselhaften Teufelswirbel (Pierre Gabus/Romuald Reutimann, Carlsen 2024, 48 S., SC, farbig)
Das Titelbild zeigt es sehr deutlich. Für das geheime Labor am Meeresboden vor New Cherbourg fällt alle weitere Forschung ins Wasser (siehe dazu auch Hafen der Geheimnisse 2). Der Gründler Naka rettet Criqueboeuf, den unterseeischen Kommandanten und Weinbastler, vor dem Ertrinken, nachdem die beiden beim Algensaugen versehentlich einen Suiden verletzt haben. Eines dieser wertvollen Meereswesens scheint aus seinem Rhythmus gekommen, was offenbar ungeahnte Folgen hat. – Derweil wird Julienne Collenot von der Geheimdienstleiterin in ein Trainingslager für geschliffenes Benehmen geschickt, um zu einer "ernst zu nehmenden Agentin" ausgebildet zu werden. Für die Spionageabwehr bleiben aber Emil und Émile Glacère am Ort, die als einsatzbereite und gelegentlich sehr harte Agenten eine Geiselnahme zu beenden haben. Die beiden fragen sich, welchem Umstand sie ihre besonderen Fähigkeiten verdanken sollten. Als eine Foto-Ausstellung von Juliennes Freund John Treburt eröffnet wird, bei der eine Fotografie eines Meereswirbels gezeigt wird, erinnern sie sich an eine Erzählung ihrer Mutter und geraten darüber in Streit. Sollten diese Teufelswirbel ihnen etwa eine Erklärung für ihre Härte liefern? Emil, Émile und die LeserInnen dürften gespannt sein. (adi)

 
Paul Jenkins/Paolo Rivera: Marvel Must-Have 89: Mythos Marvel Must-Have 89: Mythos (Paul Jenkins/Paolo Rivera, Panini 2024, 144 S., HC, farbig)
Sechs Herkunftsmythen neu erzählt und grafisch mit couleur directe von Paolo Rivera gemacht, das ist ein guter Grund, diese Serie von 2007/08 in einem Band der jetzigen "Must-Have"-Reihe aufzunehmen. So erfahren beispielsweise diejenigen, denen Spider-Man, die Fantastic Four, Captain America, Hulk, Ghost Rider und die X-Men bisher nur in Filmen bekannt wurden, wie diese zu ihren besonderen Fähigkeiten gekommen sind, sei es durch radioaktive Strahlung, durch Mutation, durch Sonnenwind, durch körperwandelnde Injektionen oder eine Spinne. Ein besonderes Schicksal durchsteht dabei Johnny Blaze, der vom Teufel betrogen wurde und nächtens also mit brennendem Schädel und Motorrad als Ghost Rider über den Asphalt jagt. Ebenfalls brennend wird Jonathan Storm als Fackel Mitglied des Fantastic-Four-Teams, nachdem er bei einem Außeneinsatz von seiner Raumstation einem Sonnenwind ungeahnter Stärke ausgesetzt ist. Auch auf seine drei KameradInnen hat die extreme Strahlungsexposition so heftige Auswirkungen, dass sich ein Untersuchungsausschuss um die Sicherheit des Landes sorgt. Angesichts von Das Ding (d.i. Ben Grimm) mit seinem steinernen Äußeren wird den unwissenden Normalos eben angst und bange. (adi)

 
René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt: Graphica 4 Graphica 4 (René Lehner/Timo Stoffregen/Bernd Natke/Andreas Alt/Matthias Schäfer, Wiele Verlag 2024, 32 S., Heft, farbig)
Don Caneloni kann im Club Tropicana mit seinen Blumen bei seiner Angebeteten Lilly Laola nicht landen, weil ihre Garderobe bereits voller Kakteen steht. Ihr mexikanischer Verehrer ist Don Caneloni zuvorgekommen. Der Sizilianer schäumt vor Wut. – Ganz verschieden von René Lehners feuriger Actionserie aus Little Italy geht es bei dem von Timo Stoffregen geschilderten, schläfrigen Büroalltag von "Detlef" zu, dem hier ein Licht sowohl auf-, als auch wieder ausgeht, brav geordnet in jeweils sechs quadratischen Panels pro Seite. Bernd Natke lässt derweil seinen Westernhelden MacRogers in ein Dorf einreiten, um nach deren Medizinmann zu fragen. Man reagiert auf diesen Wunsch sehr fröhlich und nichtssagend. – Das vierte Heft dieses neuen Comicmagazins setzt seinen Weg mit unverändertem Konzept und pünktlich fort, wozu die Mischung aus Funnys, Autobiografischem (von Andreas Alt) und neuerdings, auf der Schlusseite, auch aus einem spaßigen Einseiter über einen gewissen Captn Crazy gehört. (adi)

 
Michael Mikolajczak/Dom Valecillo: Red Cross Red Cross (Michael Mikolajczak/Dom Valecillo, Kult Comics 2023, 184 S., HC, farbig)
Sumi kommt ins "Red Cross Klinikum", um die Maschinen ausschalten zu lassen, die ihren Vater noch am Leben halten. Zur gleichen Zeit ist im Red Cross Sander wegen eines Hirntumors in Behandlung. Er nennt seinen Tumor Mr. T und spricht mit ihm wie mit einer anderen Person, die ihm ab und an ihren Willen und ihre Sichtweisen aufzwingt. Als dritte Hauptfigur fügt der Autor zu Sumi und Sander einen Priester hinzu, Pater Dominic, der dem dann einsetzenden Horror eine religiöse Begleitung liefert. Zum Entsetzen der Menschen in der Klinik fängt das Red Cross nämlich an, sich mit seinen technischen Mitteln gegen alle Personen im Haus zu richten. Es kommt zu tödlichen Gräueltaten. "Das Gebäude scheint von einer bösen Seele besessen", berichtet das Fernsehen, keiner kann hinein, keiner heraus. Die Lebensmittel gehen zur Neige, das Wasser geht aus. Beim künstlichen Wesen HAL aus "2001: Odyssee im Weltraum" konnte das KI-Problem durch Manipulationen an der Hardware gelöst werden. Aber dem Red-Cross-Wesen kommt man so einfach nicht bei. – Für diese fesselnde Erzählung nutzen die Autoren mehrere Spannungsfelder, die sich aus den Beziehungen zwischen Sander und Mr. T. und zwischen Sumi und ihrem Vater ergeben. Hinzu erfährt der Lesende eine gesunde Skepsis an KI-Häusern. (adi)

 
Patrick Mallet/Paul Marcel: Tutanchamuns Vermächtnis Tutanchamuns Vermächtnis - Im Reich der vergessenen Pharaonen (Patrick Mallet/Paul Marcel, Knesebeck 2024, 112 S., HC, farbig)
Die Totenmaske des Tutanchamuns ist sicherlich das berühmteste Fundstück, das Howard Carter und sein Grabungsteam 1922 aus dem Grab KV62 zu Tage brachte. Dank seiner Beharrlichkeit und der finanziellen Unterstützung von Lord Carnarvon hatte Carter im Tal der Könige den großen Erfolg, das noch nahezu unversehrte Pharaonengrab des Pharaos Tutanchamun, der von etwa 1332 bis 1323 v. Chr. regierte, entdecken, betreten und detailliert archäologisch untersuchen zu können. Der Presserummel muss damals erheblich und störend gewesen sein, so dass Carnarvon dagegen einschritt, wie es die vorliegende Graphic Novel schildert. Überhaupt stehen in diesem Buch und in dessen eindrucksvollen Zeichnungen die näheren Umstände der Entdeckung des Grabes und die Arbeit von Howard Carter im Mittelpunkt. Bemerkenswert ist die Beschreibung, wie man die Särge um Tutanchamuns Mumie voneinander trennte und öffnete. Ganze vier Tage brauchte man anschließend, um die Mumie Schicht für Schicht auszuwickeln, wobei man ihr über 140 Schmuckstücke und Schutzamulette entnahm. Grenzen für die ägyptologische Neugier gab es da nicht. (adi)

 
Doug Wagner/Daniel Hillyard/Laura Martin: Plastik Plastik (Doug Wagner/Daniel Hillyard/Laura Martin, Cross Cult 2024, 144 S., HC, farbig)
Seine Virginia geht ihm über alles. Für sie besorgt er Donuts, Erdöl-Gelee und eine weichere Bürste. Virginia ist aus Plastik. Sie ist Edwyns aufblasbare Sexpuppe. Er verlangt, dass man sie und ihre Ansichten respektiert. Mit brutaler Gewalt reagiert Edwyn (aka Viktor) auf ein ungehöriges, erniedrigendes Verhalten gegenüber seiner Plastikfreundin. Als er den Sohn von Thaddeus Belliveau, einem Provinzganoven, wegen Virginia ins Krankenhaus prügelt, wird es für ihn sehr unangenehm, denn dieser Kriminelle nimmt Virginia als Geisel, damit ihm Edwyn einen mörderischen Dienst erweist. Edwyn macht es, ihm ist Plastik wertvoller als Menschenleben. Er arbeitet nahezu geräuschlos. Es landen Köpfe in Gefrierbeuteln. Aber er rettet andererseits auch die Anhalterin Gwen vor einem Polizisten, die ihn anschließend verständnisvoll bei der Rettung von Virginia unterstützt. – Dass dieser Psychopath, dessen blutige Gewalttaten abstoßend gezeigt werden, dennoch einige Sympathiepunkte bei den LeserInnen sammelt, liegt wohl daran, dass er anderen üblen Figuren wegen ihrer Schandtaten ohne zu zögern das Licht auspustet. Hoffentlich bleibt ihm dabei Virginia immer gut aufgepustet. (adi)

 
Philippe Buchet: Sillage 22: Der Transfer Sillage 22: Der Transfer (Philippe Buchet, Carlsen 2024, 48 S., SC, farbig)
Dass Monde ihre Umlaufbahnen um einen Planeten aufgrund gravitationeller Einflüsse alle paar Jahre tauschen, sieht man bei den Saturnmonden Epimetheus und Janus. Dass das auch Planeten beim Umlauf um ihre Sterne passiert, erfährt man in diesem SciFi-Album. Mal ist es auf dem einen Planeten warm und dem andern eisig, mal ist es umgekehrt. Wer dort überleben will, muss rechtzeitig von dem einen auf den anderen Planeten wechseln, womit der Titel dieser Episode erklärt ist. Makké-Ji trifft das Urteil ihres Stammes daher hart, als sie wegen einer Tätlichkeit vom kommenden Transfer ausgeschlossen wird. Doch Makké-Ji ist zäh und gibt nicht so schnell auf. – Zur gleichen Zeit ist Nävis, die Agentin von Sillage, mit ihrem Ärger darüber beschäftigt, dass der von ihr festgenommene Jjiddodjaa-Tô vor Gericht freigesprochen wird, obwohl sie doch Augenzeugin seines Verbrechens war. Poukram! Zusammen mit der pandagesichtigen Juliette und dem einäugigen Weweh geht sie dem Fall beharrlich nach. Man stößt auf polymorphe Spione. Doch wie lassen sich diese Metamorphen aufhalten, bevor ihre Fähigkeit zur Gefahr wird? Diese spannenden Erzählideen setzt Philippe Buchet in diesem Band abwechslungsreich ins Bild. (adi)

 
Tony Sandoval: Die Leiche und das Sofa Die Leiche und das Sofa (Tony Sandoval, Cross Cult 2024, 96 S., HC, farbig)
Christians sterbliche Reste liegen verwesend im Gras. Der Junge war verschwunden, aber die Suche nach ihm blieb erfolglos. Jetzt stolpert Polo fast in die Leiche hinein, als er auf dem Heimweg von Sophie einen unüblichen Weg nimmt. Die Sophie begegnete ihm bei einem seiner Streifzüge durch die dörfliche Umgebung. Sie gibt dem schüchternen Jungen zu erkennen, dass sie ihn mag. Zwar scheint ihm ihr Interesse an Werwölfen merkwürdig, aber die beiden kommen sich immer näher. Sophie hatte ein Sofa am Wegrand gefunden. In einer Schlüsselszene der Erzählung stellen sie dieses Sofa vor Christians Leiche auf. Sie begleiten vom Sofa aus Christians Verwesungsprozess, was Polo mit der Vergänglichkeit seiner Beziehung zu Sophie gleichsetzt. Denn die schöne Freundin wird das Dorf nach den Sommerferien wieder verlassen. – Nach dieser Beschreibung des bizarren Verhaltens des Paares nimmt die Erzählung Fahrt auf. Mit klug eingestreuten Andeutungen bereitet der Autor die Lesenden auf die Hintergründe und Überraschungen vor, die sich im Umfeld der Frage nach dem Grund für Chistians Tod ergeben. Auf die Leiche und das Sofa kommen sonderbare Momente zu. (adi)

 
Ed Brubaker/Bryan Talbot/Steve Leialoha: Sandman - Dead Boy Detectives: Das Geheimnis der Unsterblichkeit Sandman - Dead Boy Detectives: Das Geheimnis der Unsterblichkeit (Ed Brubaker/Bryan Talbot/Steve Leialoha, Panini 2024, 108 S., SC, farbig)
Die ungewöhnlichen Fälle der beiden toten und für die meisten Menschen unsichtbaren Detektivjungen Charles Rowland und Edwin Paine sehen wir demnächst auch in Filmen, die der Anbieter mit "unkonventionell, ausgefallen, spannend" beschreibt. Als Comic liegt mit diesem Buch die Heftserie von 2001 in gedruckter Form vor. Darin möchte das Mädchen Marcia die beiden übernatürlichen Spezialisten mit der Aufklärung der Morde an Straßenkindern beauftragen, zögert aber, als sie das windige Baumhaus aufsucht, das Charles und Edwin als Büro dient. Sie geht wieder. Aber Charles und Edwin wollen diesen Fall lösen, in dem die Opfer wie ausgetrocknet aufgefunden werden. – In dieser Erzählung bekommen es die beiden, die sich geweigert haben Death zu folgen, mit dem rücksichtslosen Willen eines sehr alten Wesens zu tun, das von einem anderen dessen Unsterblichkeit stehlen will. Die Autoren führen dazu mysteriöse Figuren wie Mad Hettie, Chippy und einen hundertjährigen Geist in die Erzählung ein, die den beiden Detektiven verstehen helfen, warum da jemand Kindern die Lebensessenz aussaugt. Zum Glück kann das den toten Jungs prinzipiell nicht passieren, oder doch? (adi)

 
Willem Ristier/Minck Oosterveer: Nicky Saxx 1: Der Betrug ⋅ Die Vergebung Nicky Saxx 1: Der Betrug ⋅ Die Vergebung (Willem Ritstier/Minck Oosterveer, Kult Comics 2023, 52 S., HC, farbig)
Nicky Saxx soll beseitigt werden. Sie muss als gewiefte Detektivin eines Unternehmens namens "Room 666" jemandem gehörig auf die Füße getreten sein, der nun viel investiert, um sie nach Bolivien zu locken, wo man die schlagkräftige Frau unauffälliger verschwinden lassen kann als in Westeuropa. Rache ist teuer. Nicky ahnt noch nichts Böses und macht sich mit ihrer übersinnlich begabten Freundin Elja Steiner auf die Reise, um dem Verbleib von Harald Vanhaven nachzugehen, der in die Hände von Freiheitskämpfern gefallen sein soll. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen können sich Nicky und Elja den Nachstellungen durch einen Fremden nicht ganz entziehen. So beginnt ein Abenteuer in Südamerika, welches die (wohl wegen der Hitze) leichtbekleideten Damen mit Glück und Geschick zu bestehen haben. – Die zweite der beiden hier nun in Farbe abgedruckten Geschichten bringt Nicky und Elja nach Südengland. Es gilt, die Gründe für den Tod von Eljas Tante herauszufinden. Es heißt, es gäbe im Dorf einen Mann, der alte Frauen hasst. Doch mit ihren paranormalen Fähigkeiten spürt Elja, dass nicht dieser Mann, sondern ein Insekt für den Tod der Tante verantwortlich sein könnte: eine Biene! (adi)

 
André Franquin: Schwarze Gedanken - Gesamtausgabe Schwarze Gedanken - Gesamtausgabe (André Franquin, Carlsen 2024, 80 S., HC, schwarzweiß)
Finsteren Gedanken so nachzuhängen, dass man darüber lachen kann, dieses Kunststück brachte André Franquin von 1977 bis 1983 zu Papier. In seinem Vorwort zu dieser neuen Ausgabe bezeichnet Volker Hamann diese Arbeiten von Franquin sehr treffend als "schwarzhumorige Einseiter", in "denen die makabersten Scherze keine Grenzen kennen". Der Erfolg und die Zeitlosigkeit der bitterbösen Funnys lässt sich auch daran bemessen, dass der Verlag den Titel in diesem Jahrhundert nun schon zum dritten oder vierten Mal neu auflegt, ergänzt durch einen Anhang mit Skizzen und eine Zusammenstellung von Gesprächen mit dem famosen Zeichner. – In den Gesprächen, die Franquin bereitwillig mit Fanzinemachern führte, wird deutlich, dass nicht ausschließlich die eigenen Depressionen, unter denen Franquin litt ("Heute weiß ich, dass meine Depression Teil von mit ist. Angeboren."), zu diesen Schwarzen Gedanken führten, sondern es ihm auch "mächtig Spaß" machte, dass man ihm derartige Zeichnungen übel nahm. "Die Schwarzen Gedanken, das ist wie ein rußverschmierter Gaston", erklärte er. Und so mag man sich nun vorstellen, wie Franquin boshaft in sich hineingelacht hat, als er Tennisgegner zersiebt, Pelzmantelfrauen in den Weltraum entsorgt, Hubschrauberpiloten zerschnitzelt und Straftäter in ein Kugellabyrinth verbannt hat. (adi)

 
Rainbow Rowell/Luca Maresca/Takeshi Miyazawa: She-Hulk 2: Gamma-Herzen Rainbow Rowell/Andrés Genolet/Joe Quinones: She-Hulk 3: Mit harten Bandagen She-Hulk 2: Gamma-Herzen (Rainbow Rowell/Luca Maresca/Takeshi Miyazawa, Panini 2023, 112 S., SC, farbig)
She-Hulk 3: Mit harten Bandagen (Rainbow Rowell/Andrés Genolet/Joe Quinones, Panini 2024, 132 S., SC, farbig)
Die Chefin unserer gammastrahlenden Heldin zeigt sich erst ablehnend, als She-Hulk (d.i. die Anwältin Jennifer Walters) einen Auftrag von einem Superhelden-Kollegen an Land ziehen will. Doch als ihr klar wird, was ihnen das Supermenschenrecht für lukrative Aufträge einbringen kann, ändert sie umgehend ihre Meinung. Sogar Doombot wird von Jen erfolgreich vor Gericht verteidigt, da er doch nur eine mechanische Kopie von Dr. Doom ist (mit kleinen Programmierfehlern). Es läuft zeitweise gut für Jennifer, vor allem auch in Sachen Liebe mit Jack of Hearts (d.i. Jonathan Hart), der ihr gerade nicht mehr bei Berührung Energie absaugt. Doch dann kommen ihnen die Wissenschaftler April und Mark der Firma "Booth Cybernetics" in die Quere. Und das ändert einiges. – Alles Training im "Fight Club" mit Titania (d.i. Mary MacPherran), mit Das Ding (d.i. Ben Grimm) und den anderen Kraftprotzen hilft Jennifer nicht. Ein ertappter Dieb in einem geheimen Regierungslabor schafft es, die leibhaftige, jadegrüne She-Hulk aus dem (geschlossenen) Fenster zu werfen. Nicolás "Scoundrel" (d.i. Schurke)) nennt er sich, ist unverwundbarer und attraktiv. Bahnt sich da für Jennifer eine neue Romanze an? – Wie schon im ersten She-Hulk-Band bringt die Autorin auch hier spaßige Momente in der Erzählung unter, wenn sich zum Beispiel der quaderköpfige Robot Awesome Andy äußert oder eine Gästin im Buchclub stolz erklärt, sie sei jetzt "Veto", also jemand, der nur Fleisch von Tieren isst, die sich vegetarisch ernähren. (adi)

 
Akane Torikai: Saturn Return 1 Saturn Return 1 (Akane Torikai, Carlsen 2024, 240 S., Tb., schwarzweiß)
In ihre Ehe fügt sich die Bestsellerautorin Ritsuko Kaji als brave Hausfrau ein, obwohl sie die Beziehung zu ihrem Mann Noda Kazufumi nicht gerade glücklich macht. Die beiden lügen sich gegenseitig an, aber Kaji findet daran "nichts Schlimmes". – Kaji wurde vor vielen Jahren von ihrem verstorbenen Freund Nakajima aufgefordert, eine Geschichte zu schreiben, die von ihm handelt, ein Beleg für sein Dasein, dessen Ende er schon vor seinem dreißigsten Geburtstag erwartet. Seiner Aufforderung kam Kaji in ihrem überaus erfolgreichen Buch "Nap Land" nach. Nun bedrängt sie ihr neuer Redakteur Koide, eine Fortsetzung zu schreiben. Da Kaji ihm gegenüber behauptet, ihr Roman sei reine Fiktion, also auch ihre Romanfigur Aoi ohne reales Vorbild, versteht Koide nicht, dass das nicht möglich sein sollte. – In einer zentralen Szene dieses ersten Bandes wird Kaji von Nakajima erklärt, dass diejenigen fortwährend Verluste zu erleiden haben, die nicht spüren, ob "ihr Leben ihnen gehört oder nicht." Dieser Gedanke treibt Kaji um. Sie bricht mit Koide zu einer Reise auf, die die Hintergründe um Nakajimas Tod aufklären soll. Dabei gelingt Kaji auch eine Rückbesinnung auf ihr eigenes Leben, welches für Koide und die LeserInnen einige Überraschungen bereithält. – Der Titel "Saturn Returns" dieser Mangaserie liefert den astrologischen Hinweis, dass Kaji gezwungen werden wird, sich der Wirklichkeit zu stellen. Dem kann man doch nur zustimmen. (adi)

 
Jed MacKay/Amy Chu/Pasqual Ferry/Andy MacDonald et al.: Doctor Strange 1: Liebe, Magie und Finsternis Doctor Strange 1: Liebe, Magie und Finsternis (Jed MacKay/Amy Chu/Pasqual Ferry/Andy MacDonald et al., Panini 2023, 132 S., SC, farbig)
Mit magischen Titelbildern vom für seinen quasirealistischen Stil bewunderten Alex Ross sind die Geschichten um den Neurochirurgen und Obersten Zauberer Dr. Stephen Strange und seiner Partnerin, der "Warlord von Manhattan" Clea Strange erschienen. Die Stranges wohnen in ihrem Allerheiligsten, dem Sanctum Sanctorum in Greenwich Village, wo Stephen gut damit zu tun hat, seine Superheldenkollegen von dämonischen Attacken zu befreien. Clea und Stephen setzen sich für die Geschundenen ein, also für Vertriebene von Kalumesh, die in die violette Dimension zu Oberzauberer Aggamon abgeschoben werden, für ein Mädchen, dem die Astralgestalt genommen wurde, für Mr. Stone, bei dem es gilt, ihm seinen Glauben zu nehmen, und für eine Jugendliche, die den mächtigen Stab von One für sich behalten will. Zum Glück können sich die beiden Stranges auf die Unterstützung durch Pandora Peters und Wong verlassen, den Agenten vom Wizardry Alchemy Necromancy Department (W.A.N.D.), die noch Zuwachs vom ebenso kuriosen wie bunten Freaky Dr. Zee erhalten. Als Pandora vom Mord an Aggamon erfährt ("Sorry, Doc... Meine Kristallkugel klingelt."), ist man bei W.A.N.D. sehr besorgt, denn um eine frei werdende Oberzauberer-Stelle wird es erbitterte Kämpfe geben. (adi)

 
Rodolphe/Louis Alloing: Robert Sax 2: Verlorenes Paradies Robert Sax 2: Verlorenes Paradies (Rodolphe/Louis Alloing, Schreiber & Leser 2023, 48 S., HC, farbig)
Dieses Mal bringen uns der Zeichner und Robert Sax in ein verschneites Brüssel vom Ende der 1950er Jahre, in dem eine Sängerin abends auf der Straße erschossen wird. Roberts Sekretärin Peg, der in diesem Fall eine größere Rolle zukommt als im vorherigen Album, weist am kommenden Morgen Robert besorgt darauf hin, dass das Auto von einem Herrn Poolerke schon vor zwei Wochen hätte abgeholt werden sollen, aber immer noch störend in der Werkstatt im Weg steht. Doch Robert achtet nicht auf Peg, sondern nur auf die Zeitungsmeldung über den Tod der Sängerin. Er springt auf und läuft davon. Der Automechaniker Raul klärt die erstaunte Peg darüber auf, dass dieser Mord etwas mit dem Tod von Roberts Frau Alice zu tun haben könnte, weswegen Robert umgehend zu Inspektor André Martin gegangen sein wird, ein Polizist und der Bruder von Alice. – Der zweite Fall in der Robert-Sax-Reihe, die in Französisch bisher aus fünf Alben besteht, führt in abermals sehr authentisch erscheinendem, gut gezeichnetem Umfeld zu einer den Titelhelden persönlich betreffenden Kriminalgeschichte. Robert legt hier in seiner Werkstatt sogar einmal selbst Hand an, beim Auto von Herrn Poolerke. Das zeigt, er hat wieder einmal den richtigen Riecher. (adi)

 
Frank Miller/Geof Darrow: Big Guy and Rusty the Boy Rob Big Guy and Rusty the Boy Rob (Frank Miller/Geof Darrow, Cross Cult 2024, 112 S., HC, farbig)
In einer japanischen Forschungseinrichtung sollten nur die Vorgänge in einer Ursuppe nachvollzogen werden, aber man erzeugt aus dem Mix an Aminosäuren versehentlich ein riesiges, dinosaurierförmiges Untier, das wie einst Godzilla durch Tokio stampft und alles verwüstet, was ihm im Weg ist. Seine Absicht äußert das gigantische Vieh unzweideutig: "Schwitzendes, schwatzendes, schwammiges Ungeziefer! Ich bin euer Untergang!". Dann fängt das Monster auch noch an, harmlose Passanten zu "sabbernden, seelenlosen Satrapen seiner satanischen Sache" zu machen, Gehilfen seiner endlosen Mordlust. Das japanische Militär kann mit konventionellen Mitteln gegen diese Wiederkehr eines dickhäutigen Drachens nichts ausrichten. Als letztes Mittel aktiviert man Rusty the Boy Robot, ein flugfähiges Robotwesen wie Astro Boy, das sich dem Scheusal entgegenwirft. In seinem letzten Moment gelingt es dem Premierminister die US-amerikanischen Verbündeten um Hilfe zu bitten. Und tatsächlich: Der Big Guy wird in Marsch gesetzt. Der ist nun eine ganz erhebliche Nummer größer als Rusty. Lässt sich durch ihn der drohende Untergang aufhalten? – Was sich Frank Miller hier an Comic ausgedacht hat, wirkt als vergnüglicher Blick in die Welt von mächtigen Monstern, Robotern und ihren vorsorglichen Staaten, die in Moonsanto Bay den Boy Robot zum glücklichsten kleinen Roboter der Welt werden lassen. (adi)

 
Rodolphe/Louis Alloing: Robert Sax 1: Nucleon 58 Robert Sax 1: Nucleon 58 (Rodolphe/Louis Alloing, Schreiber & Leser 2023, 56 S., HC, farbig)
Der Titel verrät zwei wesentliche Aspekte dieses ersten Robert-Sax-Albums: Es geht um Atomkerne und um das Jahr 1958. Robert Sax findet mehr Gefallen an Detektivarbeit, als am Reparieren von Autos, wie man es von ihm als Betreiber einer Autowerkstatt eigentlich erwartet. Zum Glück halten sein langmütiger Mechaniker Raul und seine Sekretärin Peg den Laden am Laufen, während er sich spannenderen Aufgaben zuwendet, zum Beispiel einem sehr seltsamen Erlebnis des Buchhändlers Boon mit einem entführten Kunden auf den Grund zu gehen. Vielleicht lenkt ihn das vom Verlust seiner Frau Alice ab. Es entwickelt sich ein kurioser Spionagefall um einen Stift und ein angeblich atomar angetriebenes Auto. Während die Handlung recht klassisch und reichlich vom glücklichen Zufall bestimmt der Aufklärung des Falls entgegengeht, so sind es die Stadtansichten, die diesen Comic zu einem feinen Schaustück machen. Hier kann man Brüssel in der Kulisse von 1958 zur Zeit der Weltausstellung detailfreudig gut gezeichnet wiedererkennen (die Jahreszahl im ersten Panel passt dazu nicht), also samt dem Großen Platz, der Königinnengalerie Saint-Hubert, der Kathedrale St. Gudule und natürlich dem Atomium. Robert Sax achtet aber viel mehr auf den hübschen Major. (adi)

 
Becky Cloonan/Michael W. Conrad/Emanuela Lupacchino/Amancay Nahuelpan et al.: Wonder Woman 5: Der Zorn der Götter G. Willow Wilson/Becky Cloonan/Cian Torney/Amancay Nahuelpan et al.: Wonder Woman/Shazam!: Die Rache der Götter Wonder Woman 5: Der Zorn der Götter (Becky Cloonan/Michael W. Conrad/Emanuela Lupacchino/Amancay Nahuelpan et al., Panini 2023, 164 S., SC, farbig)
Wonder Woman/Shazam!: Die Rache der Götter (G. Willow Wilson/Becky Cloonan/Cian Torney/Amancay Nahuelpan et al., Panini 2023, 196 S., SC, farbig)
Die Menschheit soll dazu gebracht werden, wieder an die alten (griechischen) Götter zu glauben und sie zu fürchten. So jedenfalls ist es die Absicht von Hera, der Gattin und Schwester des Götterherrschers Zeus. Bei der Beschreibung ihres perfiden Vorgehens verzweigt an einer Stelle im Band "Wonder Woman 5" der Erzählfaden in den Band "Wonder Woman/Shazam", um letztlich zu ersterem zurückzukehren. Zunächst setzt sich diejenige Geschichte fort, in der die Menschen durch Milk X-Tra mit ihrer Beimischung aus Teufelsherzblüten manipuliert wurden (siehe Wonder Woman 4), hinzu kommt die Bedrohung der Bevölkerung durch das Lazarusserum aus der Erzählung vom Lazarus-Planeten (erkennbar am grünen Streifen oben auf dem Cover, siehe Batman vs. Robin), das nun als Lazarusregen niedergeht. – Nach einer Explosion in der X-Tra-Milchfabrik erfahren das Gepardenwesen Cheeta (d.i. Dr. Barbara Ann Minerva) und der nordische Held Siegfried von Heras Absichten. In der folgenden kämpferischen Auseinandersetzung mit den Gottheiten steht an der Seite von Wonder Woman (d.i. Diana von Themyscira) zudem das Wonder Girl Yara Flor samt fliegendem Pferd, während aus der Checkmate-Zentrale Unterstützung durch Etta Candy und Steve Trevor geleistet wird. Diese Supergruppe sollte selbst einen Titanen zu Fall bringen können. – Auch im zweitgenannten Band, in dem Hera auf die Hilfe des Zauberers Shazam baut, werden der Zugriff auf und die Kenntnisse der Autoren über die griechische Sagenwelt deutlich, zum Beispiel, wenn Wonder Woman wie Prometheus an einen Felsen gekettet wird (mit dem Lasso der Wahrheit) oder wenn ihr die dreigesichtige Hekate als Vermittlerin zwischen den Welten beisteht oder wenn Hades mit seinen Untoten in Themyscira auftaucht. Zum Glück steuern Mary Marvel (d.i. Mary Bromfield) und Billy Batson im Kampfgetümmel genügend Shazam zur Abwehr der göttlichen Attacke bei. (adi)

 
Jay Philip Ignacio/Alex Niño: Alandal 1 Alandal 1 (Jay Philip Ignacio/Alex Niño, Dantes Verlag 2023, 100 S., HC, schwarzweiß)
Mit einer sehr sehenswerten grafischen Gestaltung und in fernöstlicher Kulisse überzeugt eine Erzählung, die auf den Philippinen zu der Zeit spielt, als sich die spanische Kolonialmacht einerseits mit britischen Angriffen auf Manila, also im Norden des philippinischen Inselreichs, als auch mit Attacken der muslimischen Bevölkerung im Süden auseinanderzusetzen hat. Über diesen historischen Hintergrund des 18. Jahrhunderts informiert der vorbildliche Anhang des Buches, der zu vielen Seiten ergänzende oder erklärende Details beisteuert. – Anfangs sieht es so aus, als hätte Sevillano Rodriguez dank seiner Fechtkünste seine Tochter Sabina vor dem Zugriff Sultan Alis retten können. Rodriguez und seine Tochter finden eine Zuflucht auf der Insel Subuhon. Die Leute des Sultans bleiben ihnen auf den Fersen. Nach zwölf Jahren werden Rodriguez und Sabina auf Subuhon aufgespürt, nicht nur von den Handlangern des Sultans, sondern auch vom spanischen Gouverneur Simón de Anda, der mit Sevillano ebenfalls eine Rechnung offen hat. Sabina wird entführt und zu Sultan Ali gebracht. Dort erfährt sie von ihrem Onkel Ibrahim darüber, wer ihre Mutter Prinzessin Samira getötet hat, eine andere Geschichte, als diejenige, die ihr Rodriguez erzählte. Sabina wächst heran und zeigt im Fechten ebensolche Begabung wie ihr Vater. Während eines blutigen Attentatsversuch taucht bei der siegreichen Sabina ein Vermummter auf, der sich ihr gegenüber Alandal nennt. Ein abenteuerlicher Kampf um Macht und Geld, in den die spanischen Kirchenfürsten tief verstrickt sind, verlangt von Sabina höchsten Einsatz. Dem wird sie gerecht. Aber wer ist Alandal? Ibrahim findet es heraus. (adi)

 
Pornsak Pichetshote/Jeff Stokely/Javier Rodríguez et al.: Sandman - Dead Boy Detectives: Fremde Geister unerwünscht! Sandman - Dead Boy Detectives: Fremde Geister unerwünscht! (Pornsak Pichetshote/Jeff Stokely/Javier Rodríguez et al., Panini 2023, 164 S., SC, farbig)
Sie sind schon tot. Aber das hindert sie nicht daran, ein Detektivbüro zu führen. Die beiden Schüler Charles Rowland und Edwin Paine übernehmen einen kniffligen Fall, den ihnen der kleine Timmy überträgt. Da Kinder mehr bemerken als Erwachsene, ist also Timmy aufgefallen, dass das Nachbarsmädchen Jai Sirikul verschwunden ist. Als Bezahlung bietet er eine seltene "Magic"-Karte an. Die beiden toten Detektivjungen übernehmen den Fall und können von Timmy noch erfahren, dass Jai aus Thailand stamme, weswegen sie ihre Suche am Thai-Tempel in Los Angeles beginnen. Überraschend treffen sie dort gleich die Gesuchte in Begleitung von Melvin und Tanya an, aber die drei flüchten vor ihnen. Da Edwin und Charles jedoch swuschen können, eine Fähigkeit zum Teleportieren wie von Gucky dem Mausbiber, haben sie die Flüchtenden schnell gestellt und kommen hinter deren Geheimnisse: Jai ist ein Hohlrückengeist, in ihrem Rücken wimmelt es von Maden, Melvin ist ein Schlangengeist, der sich in eine solche wandeln kann, und Tanya ein Maenak-Geist, sie kann ihre Arme unglaublich verlängern. In Thailand wäre es nicht ungewöhnlich, dass die drei gestorbenen Jugendlichen zu eben diesen Geistern werden, aber in Los Angeles sollten sie regelgemäß eigentlich als westliche Geister wiederkehren. Charles und Edwin haben sich mit diesem Problem bald auch selbst auseinanderzusetzen, als ein Krasue auftaucht, ein Geist, "der bei Tag wie eine normale Frau lebt und nachts seinen Kopf abreißt". Ebenso wird eine anfangs wie eine normale Gespenstergeschichte daherkommende Erzählung zu einer verhexten Horrorstory. (adi)

 
Blutch/Juillard/Bertail/Kissel/Vogt et al.: Hommage an Valerian & Veronique Hommage an Valerian & Veronique (Blutch/Juillard/Bertail/Kissel/Vogt et al., Carlsen 2023, 96 S., HC, farbig)
Beiträge von vierzig AutorInnen sind in dieser Hommage an die beiden berühmten Raum-Zeit-Agenten aus Galaxity versammelt. Dabei wählte man aus der 2017 in Französisch erschienenen Pilote-Spezialausgabe "Spécial Valerian" zwei Dutzend der vornehmlich Zwei- und Vierseiter aus, die den Bezug der jeweiligen KünstlerInnen zu dieser Science-Fiction-Serie verdeutlichen und deren Eigenheiten betonen. Weitere Besonderheiten der Figurenwelt von "Valerian & Veronique" gehen aus den 2022 gezeichneten Beiträgen von deutschsprachigen Autoren hervor, die, sehr zu loben, diese Hommage um weitere, mehrseitige Einfälle und Wesen ergänzen. Dazu zählt eine Spezies, die von den Früchten der Zwietracht lebt, die sie unter den eigentlich friedlich lebenden Völkern der Galaxis sät. Bernd Kissel ("Die Känguru-Comics") stellt die Fieslinge vor, die im entscheidenden Moment grün werden. Ralf Marczinczik ("U-Comix") und Jan Thüring lassen eine Zeitbombe auf Valerian und Veronique los, haben die Rechnung aber ohne den Transmutator gemacht. Und durch den Vielzeichner Michael Vogt ("Cozmic", "Der kleine Perry") wird Valerian von seiner Veronique darüber aufgeklärt, dass man in der Bar zur vierten Dimension auf die Anzahl an Kanten der Eiswürfel in seinem Getränk achten muss. (adi)

 
Frank Tieri/Logan Faerber: Harley zerlegt das DC-Universum Harley zerlegt das DC-Universum (Frank Tieri/Logan Faerber, Panini 2023, 164 S., HC, farbig)
1996 hat Sergio Aragonés schon einmal versucht, das DC-Universum zu zerstören. Aber jetzt ist es immerhin die schlagkräftige Harley Quinn, die für die gesamte DC-Superheldenwelt zur Gefahr wird. Wenn ihr das gelingt, wird sich DC verlagsmäßig heftig umsortieren müssen, vielleicht nur noch Fußball-Sammelalben herausgeben. Dabei beginnt Harley ihr Zerstörungswerk nicht vorsätzlich, sondern indem sie einen Knopf in der Zeitmaschine drückt, die ihr ein unbekannter Professor Incredulous vererbt hat. Diese Zeitreise-Maschine, die Eggy von der Harley-Gang gleich ängstlich an H.G. Wells denken lässt, erinnert an die Telefonzelle von Dr. Who, ist aber innen weit weniger geräumig. Harley landet mitten in einer Zeit voller von Starros Alien-Seesternen fremdgesteuerten Leuten. (Starro, das ist der Extraterrestrische, der mit seinen Abkömmlingen ganze Welten zu versklaven sucht.) Zwei Harleys, eine aus unserer und eine aus jener Zeit, geben den Seesternen nun die Keule. – Es stellt sich heraus, dass Harley daran Schuld ist, dass Starro sich in jener Zeit ausbreiten konnte. Harley hat nämlich Superman, Wonder Woman, Flash, Batman und Co. bei ihren Zeitreisen nach Krypton, Themyscira, Central City und Gotham (versehentlich) ausgeschaltet. Die spaßige Erzählung zeigt uns, wie die beiden Harleys alles daran setzen, den Schaden wieder gutzumachen. (adi)

 
Rodolphe/Georges van Linthout: Privatdetektiv Brian Bones 3: Corvette 57 Brian Bones 3: Corvette 57 (Rodolphe/Georges van Linthout, Kult Comics 2023, 48 S., HC, farbig)
Im Jahr 1959, dem Jahr, in dem dieser neue Fall des Versicherungsdetektivs Brian Bones spielt, schließt man in den USA in weiten Kreisen der Bevölkerung nicht aus, dass es fliegende Untertassen gibt. Die US Air Force registriert nach dem Roswell-Zwischenfall seit 1951 sogar offiziell alle UFO-Sichtungen. Kein Wunder also, dass ein junger Mann namens Ryan das Verschwinden eines ihm anvertrauten Corvette 57 dadurch zu erklären hofft, dass ihm das Auto durch ein UFO gestohlen worden sei. Ein Raumschiff habe das Fahrzeug zu sich an Bord hochschweben lassen. Die Versicherung, für die Brian Bones arbeitet, müsste in diesem Fall für den Schaden sogar zahlen, da UFO-Diebstähle vertraglich als Leistungsfall nicht ausgeschlossen sind. Selbstredend setzt man Brian Bones auf diesen Fall an. Auf der Fahrt zum "Tatort" bittet eine junge Dame Brian darum, sie mitzunehmen. Diese Janet gibt zunächst vor, eine Studentin zu sein. Trotz seines Scharfsinns, ist Brian jetzt leider etwas zu leichtgläubig. – Wie schon bei der Erledigung der vorangegangenen Aufträge kommt Brian zur Aufklärung des UFO-Falls um die Hilfestellung durch den Automechaniker und Schamanen Flint und um die tatkräftige Unterstützung durch dessen Tochter Lisa nicht vorbei. Auf den erhofften Lohn wird Lisa aber wohl wieder verzichten müssen. (adi)

 
Jean-David Morvan/David Evrard/Ben BK: Die Freunde von Spirou 1: Ein Freund von Spirou ist offen und ehrlich... Die Freunde von Spirou 1: Ein Freund von Spirou ist offen und ehrlich... (Jean-David Morvan/David Evrard/Ben BK, Carlsen 2023, 216 S., HC, farbig)
Die unruhigen Konturlinien deuten es wohl an: dieses Album ist kein schlichter Funny. Auch wenn es wegen der spirougestaltigen, kindlichen Hauptfiguren äußerlich den Anschein erwecken mag, so beruht die Geschichte auf einer wahren Begebenheit aus der Besatzungszeit Belgiens, als die Schergen des NS-Staats die jüdischen Mitbürger deportierten oder sie gleich an Ort und Stelle umbrachten. Die Kinder sehen im August 1940 mit an, wie der fliehende Schlomo erschossen und seine jüdische Familie im Lastwagen abtransportiert wird. Nur Schlomos Cousine, die kleine Miche (aka Spirouette), kann sich zur Hintertreppe hinausretten. Dort wird sie von Jugendlichen gefunden, die dem Club "Die Freunde von Spirou" angehören, eine vom Comicmagazin "Spirou" organisierte Gemeinschaft von Kindern, die sich wie die Pfadfinder edle Verhaltensregeln auferlegen, zum Beispiel "Ein Freund von Spirou macht sich nützlich und kümmert sich um andere". So bringt man zunächst Miche in Sicherheit und beginnt mit gefährlichen Aktionen gegen die Besatzer. – Im Rückblick auf diese Zeit und ihre Opfer gibt der Comic einen Dialog zwischen einem Pfarrer und Jean Doisy (d.i. Jean-Georges Evrard) wieder, dem Verantwortlichen für das Magazin "Spirou" und für jenen Club. Die Tode von im Widerstand gegen den Faschismus tätigen Clubmitglieder belasten Doisys Gewissen. Hat er durch den Club Kinder zum aktiven Widerstandskampf gebracht? (adi)

 
René Sterne: Adler Integral 2: 1991-1996 Adler - Integral 2: 1991-1996 (René Sterne, Kult Comics 2023, 216 S., HC, farbig)
Mit der Erzählung "Das Flugzeug vom Nanga", die man im ersten Band dieser Gesamtausgabe der Abenteuer des Piloten Adler von Berg findet, stellte sich der Autor René Sterne (d.i. René Vanpijperzeele) 1985 beruflich entschlossen auf das Schreiben und Zeichnen dieser Serie um, die es bis 2003 auf zehn Alben brachte. Dass er 1990 auch einen Abenteuerroman veröffentlichte (s. Larousse 2010), in welchem Adler dem Präsidenten Guatemalas zur Flucht verhelfen soll, erfährt man in dem nun vorliegenden zweiten Band der Gesamtausgabe nicht nur. Diese Erzählung mit dem Titel "Rio Negro" ist hier sogar abgedruckt. So kann man sich von gebuchstabten Formulierungen wie "Von jedem Grashalm, jedem Dorn und jedem Sandkorn hallt die flötende Musik des trockenen Windes wider" erstaunen lassen, oder man liest lieber gleich die sich anschließenden drei spannenden Comics, die in Myanmar und im Südpazifik spielen. – Bei der ersten der drei überzeugend ins Bild gesetzten Abenteuer muss Helen Peach, Adlers Freundin, erstmals eigenständig landen, weil sich Adler schwer den Magen verrenkt hat. Dabei entdeckt Helen eine 1944 abgestürzte B-52. Das Schicksal von deren Besatzung soll geklärt werden, auch wenn das für Adler und Helen eine gefährliche Flussfahrt bedeutet. – Einige Zeit später nimmt ein verzweifelter Adler an einer Bootsfahrt in den Gewässern um Tahiti und Moorea teil. Helen hat ihn verlassen. Beim Klettern auf Moorea stößt Adler in einer Höhle auf Hinweise zu einem reichen Schatz von den Meuterern der "Bounty" auf Pitcairn. (adi)

 
James Tynion IV/Michael Dialynas: Wynd 1: Seltsames Blut Wynd 1: Seltsames Blut (James Tynion IV/Michael Dialynas, Carlsen 2023, 128 S., SC, farbig)
Der Mumienmann kann spüren, wenn einem Wesen etwas Magisches innewohnt, was als Bedrohung für die ummauerte Stadt gilt. In Pipetown sorgen strenge Gesetze dafür, dass dieser Ort als das "Letzte Reich der Menschen" erhalten bleibt. Man fürchtet Kreaturen wie die Wychteln, bei deren Berührung ein Mensch unrettbar von monströsen Wucherungen überzogen wird. Durch radikale Entfernung allen magie-verdächtigen Lebens aus Pipetown durch den mitleidlosen Mumienmann hat man sich dort bisher vor solchen vernichtenden Auswüchsen schützen können. Doch die Wirtin Molly hat ein Kind bei sich aufgenommen, Wynd, das sie an seinen spitzen Ohren zwar gleich als "verboten" erkannte, dessen Auslieferung an ein tödliches Schicksal sie aber nicht übers Herz brachte. Zusammen mit ihrer Tochter Oakley verbergen sie Wynd als Küchenjungen in ihrer Schänke. – Der sonst für seine Superhelden-Szenarien bekannte James Tynion IV ("Der Joker", "Punchline") schildert das Leben eines Jungen, der sich wegen eines vermeintlichen Makels als Außenseiter durchschlagen muss. Zugleich erzählt der Autor von der Beziehung des Gärtnersohns Thorn zum Thronfolger Yorik, bei dem es ebenfalls Geheimnisse zu bewahren gilt. Daraus wird eine spannende Geschichte, die in diesem ersten Band erst einmal mit einer Flucht endet. (adi)

 
René Lehner/Bernd Natke/Andreas Alt: Graphica 3 Graphica 3 (René Lehner/Bernd Natke/Andreas Alt/Timo Stoffregen, Wiele 2023, 32 S., Heft, farbig)
Pünktlich liegt das dritte Heft des neuen Comicmagazins aus Hamburg am Kiosk und lockt mit "Don Caneloni" von René Lehner. Cesare Caneloni, Mafioso in New York, will die mexikanische Konkurrenz vertreiben. Zwar bieten sich die Frauen der Familie an, diesen Job zu übernehmen, aber Cesare ist gegen diesen Ausbruch an Gleichberechtigung und lässt sich El Coltello als Attentäter vorschlagen (womit auf 'il coltello', also das Messer, mit dem der Mitarbeiter die Gegner lautlos auslöschen soll, angespielt wird). Doch es kommt ganz anders und gar nicht lautlos und ziemlich scharf. – Anschließend trabt der Stoiker Detlef mit seiner Kaffeetasse wie ein Beruhigungsmittel durch das Heft, bevor es MacRogers wieder mit seinem Zeitdilatationsproblem aufnimmt und bei Häuptling Schnatternde Bergkrähe (oder bei Schreiender Bergnatter?) nach einer Lösung sucht. – Ob Sabine oder Birgitta für Andreas Alt zu einer vielversprechenden Romanze wird, erfahren die LeserInnen in der mit dem rätselhaften Titel "Daphne erstarrt" überschriebenen Erzählung. Und zum Schluss kommt noch eine Art Weihnachtsmann, der bei Alpha Zentauri falsch abgebogen ist. Damit erfüllt sich die laut Vorwort des Heftes anzustrebende "Vielfalt und Abwechslung" mit einem extraterrestrisch-weihnachtlichen "Verstehe einer diese komischen Sitten und Gebräuche...". (adi)

 
Merwan: Mechanica Caelestium 2: Kwell Mechanica Caelestium 2: Kwell (Merwan, Schreiber & 2023, 168 S., HC, farbig)
Die reaktionsschnelle und selbstbewusste Aster hatte im letzten Band für die Bauern-Republik Pan in einem zunehmend ausufernden Ballspiel, das anfangs noch an Völkerball erinnerte, später aber zu einer grotesken und gefährlichen Auseinandersetzung zwischen den Wettkämpfern ausartete, die Entscheidung zu Gunsten der Unabhängigkeit vom Nachbarland Fortuna herbeigeführt. Ob sich Fortuna ans Wettkampfergebnis halten wird, wie es alte Regeln vorschreiben, erscheint aber fraglich. Also ist Aster mit dem Anführer von Pan, Eddy, und seinen Söhnen Wallis und Juba auf dem Weg, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch statt in Fortuna, landen sie in Kwell. Deren Oberverwalter Ohm nennt Kwell einen Zufluchtsort und tatsächlich werden die vier Reisenden dort sogar mit frischem Brot versorgt, was Aster noch gänzlich unbekannt ist. – Auf dem Titelbild klammert sich neben Aster eine weitere Hauptfigur dieser dystopischen Erzählung an ein marodes Gerüst. Diese zwielichtige Frau namens Nour Komanech trägt eine Information ganz nahe bei sich, mit der sich eine große Bedrohung durch hochenergetische P-50-Strahlen abwenden ließe. – Merwans Zeichnungen bestechen besonders dann, wenn die Geschichte Fahrt aufnimmt und die HeldInnen aus jeder Lage ihrem Schicksal entkommen müssen. (adi)

 
Neil Gaiman/Andy Kubert/Richard Isanove: Marvel Must Have 88: Marvel 1602 Marvel Must Have 88: Marvel 1602 (Neil Gaiman/Andy Kubert/Richard Isanove, Panini 2023, 252 S., HC, farbig)
Aus Peter Parker wird Peter Parquagh, aus Charles Xavier wird Carlos Javier, aus Nick Fury wird Sir Nicholas Fury u.a.m., als Neil Gaiman ein ganzes Ensemble aus etwa 30 Marvel-Figuren um 400 Jahre in die Vergangenheit zurückdenkt und ihre Entstehung also in die Zeit von Queen Elizabeth I verlegt. Er baute aus diesem kuriosen Ansatz eine Erzählung, die ohne Schusswaffen, Bomben, Flugzeuge und Hochhäuser auskommen sollte, da gerade die Anschläge vom 11. September 2001 geschehen waren. Dazu lässt er die erste in Nordamerika geborene Engländerin, Virginia Dare, zusammen mit ihrem uramerikanischen Beschützer Rojhaz von ihrer Roanoke Colony nach England segeln, um Unterstützung für ihre Kolonie zu erbitten. (Virginia Dare ist eine historische Figur, die Fahrt nach England unternahm allerdings ihr Großvater 1587). Virginia erreicht England zu einer Zeit, als Jacob VI., König von Schottland, die Queen beseitigen lassen möchte, um ihre Nachfolge anzutreten. Jakob VI. erließ strenge Hexengesetze, so dass es historisch dazu passend den bei Carlos Javier versammelten Mutanten an den Kragen gehen soll. Gaiman wählt für seine magiereiche Geschichte Mutanten aus den 1960er Jahren der "X-Men", also müssen das Beast, Cyclops, Angel, Jean Grey und Iceman zusammen mit Carlos Javier ihre Haut retten, natürlich nicht im Flugzeug, aber immerhin mit einem fliegenden Schiff. (adi)

 
Lauraine Meyer: Feminists in Progress Feminists in Progress (Lauraine Meyer, Carlsen 2023, 248 S., HC, farbig)
Der Untertitel dieses zum Nachschlagewerk taugenden Buches betont, auf welche aktuellen Themen des feministischen Spektrums die Autorin besonders Bezug nimmt: "Ein Comic-Guide für Empowerment, Body Positivity und Vielfalt". Mit "Vielfalt" ist wohl Diversity gemeint :). Doch die angesprochenen Themen reichen darüber hinaus von #MeToo bis zur inklusiven Sprache, von mentaler Belastung bis zur weiblichen Lust, von der Nicht-Binarität bis zur Behaarung. – Dieser Sachcomic nutzt zur Illustration der Inhalte comicartige Elemente, ist eigentlich kein Comic, aber ein Guide. An die Kapitel trennenden Seiten wird nicht gespart. – Selbst wenn in Gesetzen die Gleichberechtigung aller Menschen festgeschrieben ist, egal welchen Geschlechts und Geschlechtsempfindens, so treten in Arbeitswelt und Alltag Missstände zutage, die Lauraine Meyer in Bilder setzt und dabei stets vorbildlich auf ihre (meist französischsprachigen) Quellen verweist. Sie schließt ihre Ausführungen mit einer zusammenfassenden Übersicht darüber, womit Schluss sein sollte und was man als Frau in Beziehungen erwartet. Im Anhang des Buches listet sie deutschsprachige Fachliteratur und Materialien zu den vorgestellten Themenkreisen auf, worunter sogar "Buffy - Im Bann der Dämonen" ihren Platz findet. (adi)

 
Evers/Kerkeling/Waalkes/Bexte/Hurzlmeier/Kissel et al.: Er lebe hoch! Loriot zum 100. Geburtstag Er lebe hoch! Loriot zum 100. Geburtstag (Evers/Kerkeling/Waalkes/Bexte/Hurzlmeier/Kissel et al., Carlsen 2023, 112 S., HC, farbig)
Über sechzig Cartoonisten und Humoristen tragen zur Feier bei. Im November 2023 jährte sich der Geburtstag von Loriot (d. i. Vicco von Bülow) zum hundertsten Mal. Loriots Vornamen falsch zu schreiben, das wurde gerächt, berichtet Otto Waalkes. Als Otto dieser Fehler einmal passierte, wurde er von Loriot in Folge zur Strafe als Oto bezeichnet. Auch Hape Kerkeling erzählt von der humorvollen Art Loriots, wodurch ein Nilpferd den Namen von Hannileins Schwester bekommen sollte. Auf Loriots Comicschaffen spielt Ulf K. durch einen Strip an, der farblich an den Einband von "Reinhold das Nashorn" erinnert, der inhaltlich natürlich – wie die Cartoons der meisten KollegInnen – auf die berühmten Fernsehsketche des Tausendsassas gründet. Die Einfälle, aus denen sich diese Hommage zusammensetzt, sind treffsicher. So heißt es denn bei Til Mette: "Was ich an Loriot so mag, ist Evelyn Hamann". Und vor Lottemanns Herrenbutike sitzt laut Tetsche eine öde Pussi. Und der Mops von Hurzlmeier spielt Klavier, ein Klavier, ein Klavier! Bei Gymmick hat das schief hängende Bild erdballumfassende Folgen und bei Kim Schmidt gibt es zwei Wanderer mit etwas Gepäck. Dem Reigen geistreicher Sichten auf Loriots Werk ordnen sich Texte von Piet Klocke und Horst Evers ein, die dem hundertjährigen Meister sicherlich gefallen hätten. (adi)

 
Bernd Natke/René Lehner/Andreas Alt et al.: Graphica 1 René Lehner/Bernd Natke/Andreas Alt: Graphica 2 Graphica 1 (Bernd Natke/René Lehner/Andreas Alt et al., Wiele 2023, 32 S., Heft, farbig)
Graphica 2 (René Lehner/Bernd Natke/Andreas Alt, Wiele 2023, 32 S., Heft, farbig)
Die neue Comiczeitschrift "Graphica" veröffentlicht Comics deutschsprachiger Zeichner. Die aus Hamburg kommenden Ausgaben der Heftserie liegen zu einem günstigen Preis am Kiosk. Begonnen hat man mit Funnys von René Lehner und Bernd Natke und mit autobiographischen Szenen von Andreas "plop" Alt. Gleich die erste Erzählung von Fred Flamingo, der auf dem Planeten Syrina Tyrannus landen muss, wo er den Sängern des Tyrannen begegnet, macht Lust auf mehr. Auch wenn "Fred Flamingo" von René Lehner und "MacRogers" von Bernd Natke älteren Datums sind, so trägt der Humor noch immer. Die Ergänzung durch die, ab dem zweiten Heft dann auch kolorierte autobiographische Erzählung eines Comicbegeisterten, machen aus dem Heft eine runde Sache. Damit eröffnet sich nach dem Willen des Verlags für ZeichnerInnen eine neue papierene Veröffentlichungsmöglichkeit im deutschsprachigen Raum. Die anfänglichen Rechtschreibprobleme sind mittlerweile aus dem Weg geräumt, jetzt warten wir neugierig auf das Dezemberheft. (adi)

 
Jeff Lemire/Doug Mahnke: Swamp Thing - Die Hölle Swamp Thing - Grüne Hölle (Jeff Lemire/Doug Mahnke et al., Panini 2023, 164 S., HC, farbig)
Viele Menschen sind nicht mehr übrig. Drei potente Mächte, zu "Parlamenten" zusammengeschlossen, die Fäulnis in Blau, die Fauna in Rot und die Flora in Grün, sie wollen die im Müll lebenden, verschreckten Reste der Menschheit nun auch noch beseitigen, um einen Neuanfang des Lebens auf der Erde zu ermöglichen. Dem Grün fällt die Aufgabe zu, die letzten Menschen zu vernichten. Er schickt dazu ein mordendes Pflanzenwesen in den Zufluchtsort der Überlebenden, zu denen auch das Mädchen Veronica, genannt Ronnie, und ihr Vater Donald, genannt Donnie, gehören. Die beiden haben heute keinen einzigen Fisch gefangen, aber für den alten George zogen sie immerhin einen Golfschläger aus dem Wasser. Als das Pflanzenmonster angreift, fliehen George und Ronnie zum Leuchtturm, dem sich die Leute aus Angst vor dem Leuchtturmbewohner sonst nie nähern. In diesem Falle aber ist das gut, denn so wird tatsächlich Swamp Thing (d. i. Alec Holland) zu Hilfe gerufen. – Es ist klar, dass man es in einem solchen Endzeitcomic ausführlich mit Kämpfen zwischen Gut und Böse zu tun bekommt, obwohl man vom Autoren Jeff Lemire ("Sweet Tooth") durchaus auch ausgefeiltere, ideenreichere Szenarien kennt. Der Zeichner ist bemüht, die gängigen Horrorbilder im Kampfgetümmel unterzubringen. Das große, lesefreundliche Format des Buches schafft einen plakativen Eindruck vom Finale des Menschzeitalters. (adi)

 
Uli Oesterle: Vatermilch 2 Vatermilch 2: Unter der Oberfläche (Uli Oesterle, Carlsen 2023, 136 S., HC, zweifarbig)
Er nennt sich nicht mehr Rufus Himmelstoss. Seinem neuen Kumpel Börni von der Obdachlosenhilfe stellt er sich als Roland Herzig vor. Seine Vergangenheit und die Erinnerung an einen von ihm verschuldeten, furchtbaren Unfall (siehe Vatermilch 1) holen ihn immer wieder ein. Zu seinem Glück gibt es Börni, mit dem er sprechen kann. In einer Schlüsselszene dieser bedrückend nachfühlbaren Geschichte sitzen die beiden unter einer Brücke und Börni erwartet von Rufus, sich um die "Scherben" aus seiner Vergangenheit zu kümmern, sie nicht liegen zu lassen. Als Börni bei Rufus eine solche Absicht aber nicht erkennt, geht er weg. Warum auch sollte er dem Alkoholiker beistehen, wenn der aus seinem Sumpf gar nicht herauswill? Mit seinen Gedanken allein gelassen wird die folgende Nacht für Rufus zum Alptraum. Am nächsten Morgen rafft er sich auf, wirft die Enzianflasche wütend weg und beginnt ein neues Leben. Welche Rolle wird der Ex-Polizistin Harriet Möller dabei noch zukommen? – Bestünde diese Erzählung nur aus der Leidensgeschichte von Rufus, wäre das auch schon lesenswert, aber es geht in "Vatermilch" um mehr, wie schon der Buchtitel zum Ausdruck bringt. Die Zeichnung auf dem Titelbild dieses zweiten Bandes macht es deutlich: Rufus' Sohn Victor steht mit lädiertem Fuß neben seinem grünen Inneren Ulrich, augenscheinlich ein Abbild des Autors, und sieht in der Ferne seine schwangere Frau Franzi und seinen Sohn Bela an einem Gipfelkreuz stehen. Das lässt die LeserInnen hoffen, dass Victor für sich und seine Familie aus den Parallelitäten zum Leben seines Vaters lernt und einen Weg nach oben findet. (adi)

 
Jean-Yves Mitton/Scott Goodall/Norman Worker: Das Phantom 1 Das Phantom 1 (Jean-Yves Mitton/Scott Goodall/Norman Worker et al., Kult Comics 2023, 148 S., SC, schwarzweiß)
In den ersten vier Abenteuern des Phantom, die Jean-Yves Mitton ("Vae Victis", "Quetzalcoatl") um 1989 zeichnete, tritt der maskierte Dschungelheld zusammen mit seinem Hengst Hero und dem Wolfshund Devil gegen die Verursacher für eine vergiftete Umwelt, gegen Goldräuber, gegen illegale Baumfäller und gegen Orchideendiebe an. – Im nun vorliegenden ersten Band von "Das Phantom" wird zum Einstieg in die vier Phantom-Dschungelabenteuer der berufliche Werdegang des Zeichners Jean-Yves Mitton vorgestellt, der in Lyon begann. Bernd Frenz, der Autor der Biographie erwähnt, dass Jean-Yves Mittons erste Arbeit im Comicbereich darin bestand, die Comics von anderen zu retuschieren. In seinen drei Jahren als Retuscheur zeichnete Mitton selbst keine eigenen Comicseiten mehr. Frenz zeigt in seiner Einleitung Beispiele von dem, was in Frankreich damals alles zu retuschieren war. Sogar eine Mumie musste weg. Solche Überreaktionen der Zensurbehörden kennen wir auch aus Deutschland, zum Beispiel bei "Akim" oder "Sigurd". Der Verlag, für den Mitton in Lyon arbeitete, wurde an den schwedischen Verlag semic verkauft. Da dieser nach Zeichnern für "Phantom" suchte, kam Mitton an die Aufgabe, die nun vorliegenden Episoden über den "wandelnden Geist" aus der Totenkopfhöhle zu zeichnen. Und merke: "Wenn das Phantom sich bewegt, ist es schneller als der Blitz." (adi)

 
G. Willow Wilson/Marcio Takara/Atagun Ilhan: Poison Ivy - Metamorphose 2 Posion Ivy - Metamorphose 2 (G. Willow Wilson/Marcio Takara/Atagun Ilhan, Panini 2023, 156 S., SC, farbig)
"Wir sind Stecklinge vom selben Baum", verrät die neu aufgetauchte Gegnerin Beatrice Crawley einer kraftlosen Poison Ivy (d.i. Dr. Pamela Lillian Isley), die die in ihr wütenden Pilze Ophiocordyceps lamia kaum noch beherrschen kann. Worauf Beatrice anspielt, ist ihre gemeinsame Vergangenheit im Labor von Dr. Jason Woodrue ("Floronic Man"), den Pamela in Metamorphose 1 bereits beseitigen konnte. Aber nun ist da Beatrice mit ihrem Fracking-Unternehmen FutureGas, welches die Natur bedroht. Wie ein Günter Wallraff schleicht sich Pamela in diese Firma als Hilfskraft ein, um der Sache auf den Grund zu gehen. Sie stößt auf einen "Glibber voller Lamiasporen". Da droht etwas, völlig aus dem Ruder zu laufen. – Neben dem Problem mit dem FutureGas-Schleim treibt Pamela ihr Liebesverhältnis zu Harley Quinn um. Sie konnte sich nach der Trennung von der Clown-Prinzessin dazu entschließen, ihr dann doch wieder Briefe zu schreiben, die ihre unverstellten Gefühle zum Ausdruck bringen. Harley kommt vorbei. Sie schwärmt: "Ich will nur hier sein mit dir. Die gleiche Luft atmen." Wenn in dieser Luft aber einige Lamiasporen sind, dann dürfte dieser Wunsch zu einem farbenfrohen Trip werden. Und wenn ein Lamiastamm entkommt und wild wächst, dann wird Pamela mit vielen pilzigen Auswüchsen zu kämpfen haben. Der Zeichner und der Kolorierer lösen die Wechsel in die halluzinierenden Wahrnehmungen überzeugend. (adi)

 
Jinushi: Smoking behind the supermarket 1 Smoking behind the supermarket 1 (Jinushi, Carlsen 2023, 242 S., Tb., schwarzweiß)
Dass sich SchülerInnen hinter der Turnhalle verstecken, um heimlich zu rauchen, das hört man des Öfterern. Aber warum geht der 40-jährige Angestellte Herr Sasaki dazu immer wieder hinter einen Supermarkt? Man könnte denken, das läge an Frau Yamada, der Lichtblick seiner stressigen Arbeitstage und immerlächelnde Kassiererin an Kasse 2 seines Lieblingssupermarkts. Aber diese junge Frau raucht doch gar nicht!? – Ausgerechnet an einem Tag, an dem er seinen Lichtblick besonders nötig hat, ist Frau Yamada nicht da. Das drängt ihn, sich zur Entspannung umgehend eine Zigarette anzustecken. Der unbeholfene, schüchterne Mann gelangt auf der Suche nach einem Ort, wo hier das Rauchen erlaubt ist, in den Liefereingangsbereich, wo ihm Frau Tayama zuwinkt, die seine Absicht sogleich errät. – So beginnt eine Erzählung in einer mangatypischen Bildsprache, die Sasaki durch eine Folge von Peinlichkeiten führt, deren Umfang und Tiefe von seinem zwanghaften Wesenszug zu Rücksichtnahme und Zurückhaltung bestimmt ist. Auch wenn dieser Manga ganz überwiegend "nur" aus Dialogen besteht, so entwickelt sich doch eine den Lesenden fesselnde Spannung hinsichtlich der Entwicklung der Beziehung eines so schüchternen Menschen zu einer weitaus abgeklärteren jungen Dame... und zur Supermarktchefin. (adi)

 
André Franquin: Die Bravo Brothers Die Bravo Brothers (André Franquin, Carlsen 2023, 88 S., HC, farbig und schwarzweiß)
Die turbulente Geschichte um Gastons gut gemeintes und affenartiges Geburtstagsgeschenk für Fantasio erhält man in dieser "Deluxe-Ausgabe" gleich in zweierlei Weise: in Farbe und in Schwarzweiß. Frisch neu ins Deutsche übersetzt und neu koloriert lassen zunächst drei wohldressierte Primaten ihre Kunststücke auf den sedierten Redaktionsleiter Fantasio los. Daran schließt sich der kenntnisreich kommentierte Nachdruck der originalen Zeichnungen von Maître André Franquin an, also in Schwarzweiß mit französischem Text. In den die faksimilierten Originalzeichnungen begleitenden Texten erläutern die Autoren die Umstände und Details des Erscheinens dieses herausragenden Funnys. Isabelle, die Tochter Franquins, steuert Einzelheiten aus ihrem Erleben der väterlichen Tuns bei. – Der Vorabdruck von "Bravo les Brothers" startet am 14. Oktober 1965 in der belgischen Zeitschrift "Spirou" #1435. Es zeigt sich Franquins großes Können im Zeichnen von Tieren, wie wir es danach immer wieder zu sehen bekommen, seien es Kühe, Katzen, Marsupilamis oder Lachmöwen. – Herr Bruchmüller reagiert übrigens auf die Affenshow unverhofft begeistert. Kommt es also in diesem Fall endlich zu der von uns allen seit Jahren herbeigewünschten Vertragsunterzeichnung? (adi)

 
Mark Waid/Mahmud Asrar/Scott Godlewski: Batman vs. Robin 1 Mark Waid/Riccardo Federici/Mahmud Asrar: Batman vs. Robin 2 Batman vs. Robin 1 (Mark Waid/Mahmud Asrar/Scott Godlewsi, Panini 2023, 164 S., SC, farbig)
Batman vs. Robin 2 (Mark Waid/Riccardo Federici/Mahmud Asrar, Panini 2023, 140 S., SC, farbig)
Wer Prügel- und Schlachtencomics mit Superhelden und Supermagiern mag, dem kommt der abgestumpfte Autor offenbar gerne entgegen: "Es reicht nicht, die Rippen nur zu brechen. Ihre Splitter müssen die Lunge durchbohren", ruft Damian seinem Vater Batman zu, als er dabei ist, diesen final zu vermöbeln. Damian ist der Sohn von Batman und Talia Al Ghul. Den eigenen Vater zu Brei schlagen zu wollen, lässt für gewöhnlich annehmen, dass mit dem Sohnemann etwas nicht stimmt. Ja, es ist Magie im Spiel. Zwar stören Batman die ihm zugefügten Verwundungen und gebrochenen Knochen nicht entscheidend, doch Alfred Pennyworth, der ihn gelegentlich zusammgeflickt und unterstützt hat, kann ihm in dieser bedrohlichen Situation eigentlich nicht mehr helfen, da er 2019 von Bane getötet wurde. Und doch lässt der Autor den Alfred in einer besonderen Rolle auftreten, wie sich Waid überhaupt darin zu gefallen scheint, möglichst alle SuperheldInnen und MagierInnen des DC-Universums in diesem von Lazarus-Serum verseuchten Ambiente mitspielen zu lassen. Das reicht von Superman bis Poison Ivy, vom Affenkönig Sun Wukong (aus den chinesischen Sagen) bis zu Kain und Abel (aus "Sandman"). Aus dem Figurengewimmel ragen aber doch sehr deutlich die ganz Bösen hervor, das sind hier der Teufel Nezha mit seinem Sohn King Fire Bull, und Damians Großmutter, die Mother Soul. Zu den Guten könnte die Sympathieträgerin Black Alice (d. i. Lori Zechlin) zählen, die mit ihrer Fähigkeit, magische Kräfte von anderen einzusammeln, Entscheidendes zur Rettung der Erde beizutragen hätte. (adi)

 
Ram V/Filipe Andrade: Laila Starr The Many Deaths of Laila Starr (Ram V/Filipe Andrade, Cross Cult 2023, 144 S., HC, farbig)
Mehrarmige Gottheiten wie Shakti oder Shiva und die mehrköpfige Manifestation des Höchsten, Brahma, begegnen uns in hinduistischen Tempeln und in dieser Erzählung des aus Mumbai (vormals Bombay) stammenden Autors Ram V. Ihre sechs Arme, wie sie uns das Titelbild zeigen, verliert die hier als Tod fungierende Göttin jedoch wegen eines unumkehrbaren Verwaltungsaktes. Der höchste Gott (Brahma) erklärt ihr: "Ja, Tod, ich fürchte, wir müssen dich entlassen. – WAS?! – N... Na, na... Es ist nichts Persönliches! W... Wir strukturieren die gesamte Abteilung um." Grund für diese überraschende Abkehr von einer jahrtausendealten Praxis ist die Geburt von Darius Shah, einem Kind, "welches ewiges Leben bringt." Somit wird Tod entlassen und zum Abschied ein menschlicher Körper gegeben. Sie wird in diesem als Laila Starr etliche Male sterben, wie der Buchtitel verrät, wiederholt wiederbelebt von Pranah, dem Gott des Lebens, bevor den Lesenden der Clou der klugen Geschichte klar wird (und die Unsterblichkeit zum Glück den Bach runtergeht). – Zur grafischen Darstellung einer solchen Geschichte verbietet sich ein allzu realistischer Stil geradezu. Daher brachte die Wahl von Filipe Andrade als Zeichner mit dessen Gefühl für Atmosphäre und gekonnten manieristischen Übertreibungen den richtigen Künstler für dieses lebendige Buch. (adi)

 
Bart Proost/Verhast: Caspar David Friedrich - Der Maler der Stille Caspar David Friedrich: Der Maler der Stille (Bart Proost/Verhast, stainlessArt 2023, 76 S., SC, schwarzweiß)
Die großen Ausstellungen anlässlich des 250. Geburtstages von Caspar David Friedrich, deren erste am 15.12.2023 in der Hamburger Kunsthalle beginnt, werfen ihre Schatten voraus. Nach der Neufassung einer kleinen Comic-Biografie über diesen herausragenden Maler der Romantik, die am Anfang dieses Jahres unter der Überschrift "Allein" herauskam, ist nun eine deutlich längere Arbeit erschienen, die Leben und Werk des "Malers der Stille" in sechs Abschnitten erzählt. Zwischen diesen Abschnitten umschreiben "Tagebucheinträge" von Verhast (d. i. Stijn Verhaeghe) und Zitate aus den Schriften des Malers die jeweilige Gefühlswelt Caspars, zum Beispiel beim Rückblick auf den tödlichen Unfall von Caspars Bruder Johann beim Schlittschuhlaufen, der mit dem Werk "Das Eismeer" (1823/24) verknüpft wird, oder bei den Betrachtungen zur Natur in seinen Wanderungen durch das Elbsandsteingebirge ("Kreuz im Gebirge", 1807/08) oder durch das Riesengebirge ("Der Wanderer über dem Nebelmeer", um 1818). Der Zeichner schafft es, durch Auswahl und grafischer Gestaltung von sechs Lebensabschnitten und durch Beifügung eindrücklicher Texte sowohl die Stimmung einfühlsam zu vermitteln, die von Caspar David Friedrichs Gemälden ausgeht, als auch den vornehmlich leidvollen Verlauf seines Lebens "mit dem Auge des Geistes" betrachten zu können, wie es Caspar formuliert. (adi)

 
Roberto Saviano/Asaf Hanuka: I'm still alive - Im Fadenkreuz der Mafia I'm still alive - Im Fadenkreuz der Mafia (Roberto Saviano/Asaf Hanuka, Cross Cult 2023, 136 S., HC, farbig)
Immer vorsichtig sein, laufend den Aufenthaltsort wechseln, von Personenschützern abgeschirmt, an einem normalen Leben in der Öffentlichkeit gehindert, Roberto Saviano muss sich seit der Veröffentlichung von "Gomorrha", sein Buch gegen die organisierte Wirtschaftskriminalität durch die Camorra in Neapel, vor Anschlägen von Mafia-Killern schützen lassen. Das erinnert an Salman Rushdie, der sich lebenslang vor mordlüsternen Religionsfanatikern verstecken muss. Was ein solches Leben bedeutet, welchen Vorbehalten man ausgesetzt ist, welche Dinge man sich sehnsüchtig erhofft, zum Beispiel frei spazieren zu gehen oder mit dem Bruder unbeschwert Tischfußball zu spielen, das schildert Saviano in diesem Buch. Seine Motive, seine Erlebnisse, seine Gefühle werden von Asaf Hanuka gekonnt in Bilder gesetzt. Dass der Politiker Salvini daran gedacht hat, den Polizeischutz für Saviano zu beenden, wie hier im Buch zu lesen, mag man nicht glauben. Dem Einflussbereich von Camorra, 'Ndrangehtta, Sacra Corona Unita und Cosa Nostra kann man offenbar nur durch Flucht ins entfernte Ausland entkommen, falls sich eine Fluggesellschaft findet, die einen derart von der Mafia Bedrohten an Bord lässt. (adi)

 
Rafael Grampá/Matheus Lopes: Batman - Der Gargoyle von Gotham 1 Batman: Der Gargoyle von Gotham 1 (Rafael Grampá/Matheus Lopes, Panini 2023, 56 S., HC, farbig)
Mit so einem Gargoyle wie man ihn als das Böse abschreckende Figur außen an Kirchen als Wasserspeier zu sehen bekommt, hat es der technisch gepimpte Batman in diesem ersten von vier Bänden nicht zu tun. Übermäßig verzerrte Gesichtszüge könnten unseren Gothamer Verbrechensbekämpfer ohnehin nicht abschrecken, doch ein schwarzer Gegner mit von weißen Tränen durchzogenem Gesicht und einem blutigen, blitzschnell geschwungenen Zimmermannshammer verlangen Batman und Alfred Respekt ab. Detective Jim Gordon hat es in dieser Zeit mit einer mysteriösen Mordserie zu tun, zu deren Aufklärung er sich Batman herbeiwünscht. Aber Alfred muss diesen erst wieder zusammengeflicken. Batman plant, Bruce Wayne sterben zu lassen, um sich besser auf die Kriminalitätsbekämpfung konzentrieren zu können. Ein neues, sensationelles Fahrzeug, die "Blind Machine", steht bereit. Da muss nur noch das GPS richtig funktionieren. – Diese für sich allein stehende Serie erschien zum Batman-Tag 2023 und kommt in den USA offenbar zeitgleich heraus. In ihrer Unabhängigkeit von der Continuity, ihrer grafischen Ungebundenheit und in ihrem Format schließt sie an die Superschurken-Reihe an. (adi)

 
Mark Russell/Richard Pace/Leonard Kirk: Second Coming 1: Die Wiederkunft Second Coming 1: Die Wiederkunft (Mark Russell/Richard Pace/Leonard Kirk, Dantes 2023, 184 S., SC, farbig)
Jesus soll es ein zweites Mal versuchen. Nach der grausigen Erfahrung von vor zweitausend Jahren, schickt Gott ihn dieses Mal nicht nach Bethlehem in einen Stall, sondern nach Urban City in die WG vom superkräftigen Sunstar (d.i. Ken vom Planeten Zirkonia) und seiner Freundin Sheila Sharp. In dieser Umgebung wird Jesus sich nun hoffentlich ungefährdet unter den Menschen umsehen können und lernen, "die Sache wie ein wahrer Held anzugehen". Sunstar ist tatsächlich so etwas wie der allbekannte Superman, aber mit "Solanit" statt Kryptonit als Schwachpunkt, und Sheila ist die zugehörige Lois Lane, also Reporterin. Beide haben eigentlich das Problem, ihren Wunsch nach einem eigenen Kind erfüllt zu bekommen. Aber nun haben sie Jesus. Es beginnt eine Zeit, in der alle Seiten neue Erkenntnisse gewinnen müssen. – Diese Mischung aus Bibel- und Superheldencomic setzt keine der beiden Seiten einer bissigen Kritik aus, weder der göttlichen noch der superheldigen, falls es da überhaupt einen Unterschied gibt. Vielmehr erlaubt die eher humorvolle Darstellung der beiden Erzählwelten seitens der LeserInnen eine vergnügliche Zustimmung zu leisen Zweifeln und neuen Einsichten. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Vorwort des Autors, der sich wegen der Anfeindungen durch irgendwelche Verbiesterten hier erklären zu müssen glaubt. Das muss er gar nicht. (adi)

 
Stephanie Phillips/Flaviano: Grim 1: Fürchte nicht den Tod Grim 1: Fürchte nicht den Tod (Stephanie Phillips/Flaviano, Cross Cult 2023, 128 S., HC, farbig)
Jessica Harrow ist als "Reaper" tätig, also als Sensenfrau, die die Toten auf ihren Weg ins Jenseits begleitet und diese wie dermaleinst Charon mit einem Nachen ins Totenreich hinüberbringt. Erste Überraschung: Dort sieht es zunächst gar nicht so finster aus wie bei "Spawn" oder Dante, sondern eher wie auf einem riesigen Einwohnermeldeamt. Eine zweite Überraschung folgt, als Jessica feststellen muss, dass ihr der letzte Verstorbene die für ihre Tätigkeit so wichtige Sense gestohlen hat. Die muss sie zurückholen. Zusammen mit ihren Freunden und Kollegen Marcel und Eddie beginnt damit für sie ein totenweltliches Abenteuer, in der die Autorin auch einen Darth-Vader-Luke-Skywalker-Moment aufbietet, um die Auseinandersetzung zwischen Adira, der regierenden Jenseitschefin, und ihrem Vorgänger auf die Spitze zu treiben. – Die Erzählung wird noch dadurch komplizierter, dass eine ebenso finstere wie gewalttätige Figur namens End ihrem Auftrag gerecht werden muss und auch will, jegliche Ungleichgewichte zwischen den Lebenden und Toten aus der Welt zu schaffen. Jessica stellt für ihn eine solche Störung da. Die erfolgreiche Autorin Stephanie Phillips hält für den Lesenden einen überraschenden Ausgang aus dieser von mehreren gegenläufigen Interessen bestimmten Lage bereit. (adi)

 
Junji Ito: Tomie - Es gibt kein Entkommen Tomie - Es gibt kein Entkommen (Junji Ito, Carlsen 2023, 760 S., HC, schwarzweiß)
"Eine Schönheit, so zerstörerisch wie unzerstörbar!" Dieser Satz vom Backcover des weit über 700 Seiten dicken Horrormanga beschreibt dessen Hauptfigur bestens. Tomie Kawakamie wird in einer der zwanzig Episoden, aus denen dieser mächtige Band besteht, mit einem Plattwurm verglichen, den man in Einzelteile zerschneiden könne, aus all denen dann wieder neue Plattwürmer erwachsen. Es heißt beim DLF, "der spätere Nobelpreisträger Thomas Hunt Morgan [...] hatte den winzigen Wurm in über 200 Teile zerschnitten und ebenso viele neue Würmer erhalten". Man stelle sich also vor, dass die wunderschöne Tomie in Form von Hackfleich in einem Kübel Sake aufgelöst und so abgefüllt in Flaschen in ganz Japan verteilt wird. Junji Ito erlaubt sich diesen Gedanken und führt uns eine solche Vorstellung grafisch vor Augen. Nun wäre eine Welt voller wunderschöner Tomies mit ihrem Schönheitsfleck unterm rechten Auge ja eigentlich nichts Schlimmes. Aber zu ihren Eigenschaften kommt hinzu, dass etwas Dämonisches in ihr ist, das man höchstens in Fotografien oder Bildern von ihr erfassen kann, das dazu führt, dass ihr die Männer rettungslos verfallen und sich dann ihrem Los hingeben, Tomie zerstückeln zu wollen. Tomie ist leider nicht zu stoppen. (adi)

 
Tom King/David Marquez: Batman - Killing Time Batman: Killing Time (Tom King/David Marquez, Panini 2023, 152 S., SC, farbig)
Erstaunlich gebaut hat der Autor Tom King seine 2022 in sechs Kapiteln geschriebene Batman-Erzählung über ein begehrtes Artefakt aus uralten Zeiten. Jetzt liegt die Geschichte als Sammelband in Deutsch vor. Es ist, als wären die einzelnen Blätter eines Tagebuchs durcheinander geraten und lägen den LeserInnen jetzt bunt durchmischt vor, aber jedes mit einer Zeitangabe versehen und doch so wohlgeordnet, dass die Abfolge der Szenen trotz der Stückelung Spannung und Leselust bringt. – Die Hauptfiguren der Story erkennt man bereits auf dem Titelbild: Die Hände entschlossen zu Fäusten geballt erhebt sich Batman über seine schurkischen Gegenspieler Riddler (d.i. Edward Nigma), Catwoman (d.i. Selina Kyle), Killer Croc (d.i. Waylon Jones) und dem Pinguin (d.i. Oswald Cobblepot), denen es (selbstverständlich) um den Erwerb von Reichtümern geht. Im geöffneten Tresor, den das Cover unten links zeigt, sucht die kriminelle Crew nicht Geld oder Gold, sondern einen wertvollen Gegenstand, an dessen Erwerb die US-Agentin Nuri Espinoza großes Interesse zeigt und daher viel Geld bietet. Doch zunächst überfällt Killer Croc eine Bank und seine Freundin Vera Angleton erhält vom ominösen und kampfstarken Helfer eine Reisetasche voller Dollarscheine. (adi)

 
Ersin Karabulut: Das Tagebuch der Unruhe - Teil 1 Das Tagebuch der Unruhe - Teil 1 (Ersin Karabulut, Carlsen 2023, 152 S., HC, farbig)
Der Vater des Comiczeichners Ersin versuchte früher erfolglos, sich als Zeichner etwas Geld dazuzuverdienen. Kein Wunder also, dass er dem Wunsch seines Sohnes ablehnend gegenübersteht, den Beruf eines Zeichners zu ergreifen. Ersin soll Ingenieur werden, Ersin liebt aber das Comiczeichnen. Besonders heikel erscheint dem Vater die Mitarbeit seines Sohnes an Zeitschriften mit politischen Karikaturen, denn er musste in der Zeit der gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen linken und rechten Gruppierungen miterleben, wie fanatische Parteigänger seinen Freund erschossen. Mit Hilfe eines Schwindels schafft es Ersin, dass der Vater dann doch seinem Studium an der Kunsthochschule zustimmt. – Dieser autobiographische Comic gibt nicht nur (teilweise recht humorvolle) Einblicke in das Leben eines Jungen aus der bürgerlichen Mittelschicht in Istanbul, sondern auch in die politische Entwicklung des Landes nach dem Militärputsch von 1980 und in die spätere Hinwendung der Menschen zu Erdogans AKP. Besonders die Änderungen im Umgang mit der Freiheit der Presse und der Karikatur sind dabei eschreckend und lassen mit dem Zeichner fühlen, für den es sehr schwierig wird, als Erdogan auf dem Cover einer Zeitschrift als Tier gezeichnet wird. Das lässt sich ein Erdogan nicht gefallen. (adi)

 
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